'Der Ball spielende Hund' - Kapitel 24 - Ende

  • Es wird immer wieder erwähnt, dass Bella eine billige Kopie von Theresa ist. Irgendwann dachte ich mir auch schon, dass sie die Person auf der Treppe gewesen sein könnte, als Minnie Lawson darauf beharrt, dass es Theresa war und ich dachte „... oder ihre kleine Kopie Bella“. Auf der Brosche stand nicht T.A., sondern A.T. - Annabella Tanios. Fies ist natürlich, dass Bella im Buch nie Annabella genannt wird, obwohl durchaus bekannt war, dass ihre Mutter Annabella genannt wurde. Auf die Initialen kam ich nicht, aber zumindest wurde mein Verdacht bestätigt, dass es Bella war.


    Zu dem Zeitpunkt war mir nur noch nicht klar, ob sie dies „für sich“ begangen hat oder im Auftrag ihres Mannes. Wobei sich ihr Verhalten weiter hinten im Abschnitt für mich so verdächtig anfühlte, dass ich mir dachte, sie spielt das Theater Poirot nur vor.


    Wobei ich zu dem Zeitpunkt eher noch davon ausging, dass sie sich aus einer unglücklichen Ehe und womöglich von ihrem dominanten Mann lösen möchte – aber nicht, dass sie ihn so hasst. Es kommt ja heraus, dass sie so der Typus Mensch ist, der im Leben immer irgendwie zu kurz gekommen ist und nur 2. Wahl ist. :gruebel


    Mit dem Verweis auf die Serumtherapie schiebt Theresa subtil einen Verdacht auf Rex. Dennoch glaubte ich hier nicht (mehr) an einer der beiden als Täter.


    Als Bella behauptet, ihr Mann hätte Emily getötet, ist sie so aufgebracht, dass ich spätestens hier das Gefühl hatte, sie spielt Poirot ein Theaterstück vor und in Wirklichkeit hat Dr Tanios nichts mit dem Verbrechen zu tun.


    Poirot erwähnt irgendwann in diesem Abschnitt zu Hastings „bei Ihnen ist wahrscheinlich jeder mal dran (als Verdächtiger)“. Da habe ich herzlich gelacht, mir ging es ja nicht anders. :lache


    In dem Moment, in dem Poirot die Verabredung mit Bella für den nächsten Morgen um 10 getroffen hat, wußte ich, dass dieser Termin nicht zustande kommen wird. Irritiert hat mich hier, dass er ihr das verschlossene Kuvert mit seinem Tathergang mitgibt. Auch wer die Person war, die die Kinder abgeholt war, hat mich irritiert. Aber ich bin davon ausgegangen, dass es sich möglicherweise um einen Vertrauten von Poirot handelte, der wohl bereits ahnte, wie Bella mit Poirots Wissen um den Tathergang umgehen wird. :gruebel


    Im Nachhinein war mir natürlich klar, dass dies erfolgte, um die anderen – allen voran ihren Mann – zu schützen, in dem er ihr quasi schrieb: Ich weiß, dass Du es warst. Untersteh Dich, noch etwas zu tun. Und ja, es ist nicht untypisch für AC, dass sich ein Mörder durch Suizid seiner gerechten Strafe entzieht. Poirot hatte ja zu dem Zeitpunkt immer noch keine handfesten Beweise im Spiel, auch eine Obduktion hätte diese nicht zwingend ergeben. Daher dachte ich mir, er nimmt in ihrem Fall billigend in Kauf, dass sie sich der Justiz entziehen könnte nach dem Motto: „Besser sie als ihr Mann. Da trifft es wenigstens niemand Unschuldigen“.


    Spannend fand ich aber das „Drumherum“, das hier aufgeklärt wurde und mit dem AC natürlich ordentlich falsche Spuren gelegt hat:


    Charles hatte sich nach Arsen erkundigt, aber ihm fehlt es an Schneid für einen Mord, er begeht nur „Verbrechen der Schwäche“.


    Theresa hat das Unkrautvertilgungsmittel an sich genommen – aber da sie selbst das Leben so sehr liebt, könnte sie niemand anderem das Seine nehmen.


    Auch die Todesursache Phosphorvergiftung fand ich sehr spannend: sie passte zu gut zu Emilys Leberleiden. Der phosphoreszierende Atem erklärt natürlich auch Emilys „Aura“. Und dummerweise konnte Dr Grainger den typischen Knoblauchatem wegen seines fehlenden Geruchssinnes nicht bemerken. Dass ihr das Gift über ihre Leberkapseln zugeführt wurde, war mir schon lange klar. Die Frage war nur: wer war es und welches Gift wurde verwendet?


    Es freut mich, dass alle meine Annahmen bezüglich Miss Lawsons und des Testaments – sie kannte den Inhalt und hat verhindert, dass Emily das neue Testament vernichten lässt – sich bewahrheitet haben.


    Das Nachwort hat für mich den Krimi noch einmal abgerundet: dass Purvis eine Vereinbarung aufsetzte, in der Miss Lawson, Charles, Theresa und Bellas Kinder gleichermassen vom Vermögen profitieren. Dass Theresa und Rex glücklich zusammen sind. Dass Charles seinen Anteil bereits innerhalb nur eines Jahres durchgebracht hat. Und dass Bob nun ein neues Zuhause bei Poirot und Hastings gefunden hat.


    Das war auf jeden Fall einer der Krimis von AC, die ich mal wieder richtig gut fand – und das, obwohl ich doch üblicherweise Miss Marple viel lieber mag als Hercule Poirot.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • In dem Augenblick, als die Broschen-Geschichte mit dem Spiegel erörtert wurde, fiel bei mir der Groschen, wenn ich auch dachte, der volle Name von Bella sei Annabell und nicht Arabella. Aber ich hatte eher gedacht, dass sie nur für den Treppensturz verantwortlich sei und nicht für den eigentlichen Mord. Da hat Christie viele von uns mal wieder schön an der Nase herumgeführt. Und Dr. Tanios wurde auch noch entlastet, wenn ich auch glaube, dass seine Art der Eheführung ziemlich chauvinistisch war.

    Das war wieder ein ziemlich guter Christie und hat viel Lese- und Diskussionsspaß gemacht.

    Ich freu mich schon auf die nächste Leserunde!

    Und ein großes Lob an Batcat : Deine Motiv-Überblicke und Zeitleisten haben die Lektüre sehr gut strukturiert. :bluemchen

  • In dem Augenblick, als die Broschen-Geschichte mit dem Spiegel erörtert wurde, fiel bei mir der Groschen, wenn ich auch dachte, der volle Name von Bella sei Annabell und nicht Arabella.


    ...

    Und ein großes Lob an Batcat : Deine Motiv-Überblicke und Zeitleisten haben die Lektüre sehr gut strukturiert. :bluemchen

    Ups, ich habe vorhin oben Annabella geschrieben, wußte aber, dass die Mutter Arabella hieß. Naja, Bellas kompletter Name wurde ja nie erwähnt. Ich lass das Posting jetzt so mit Annabella.


    Bei Krimis mache ich mir ja immer besonders ausführliche Notizen - sonst blicke ich irgendwann nicht mehr durch. Und bei AC, der gewieften alten Fintenlegerin schon gleich gar nicht. :lache

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Ich habe den Rest des Buches jetzt in einem Rutsch durchgelesen. (Fast) sturmfrei sei Dank. :)


    Auf die Lösung wäre ich nicht gekommen. Ich hatte zwischendrin alle mal im Verdacht.

    Das war auf jeden Fall einer der Krimis von AC, die ich mal wieder richtig gut fand – und das, obwohl ich doch üblicherweise Miss Marple viel lieber mag als Hercule Poirot.

    Und das kann ich genau so unterschreiben. :thumbup:

  • Auch mir hat dieser Roman richtig gut gefallen.

    In dem Moment, in dem Poirot mit der Brosche in Theresas Wohnung vor dem Spiegel stand, habe ich die Sache mit dem Namen kapiert. Der Name Arabella als Name ihrer Mutter wurde ja öfter erwähnt. Ab diesem Moment hatte ich sie in Verdacht und habe auch Zweifel bezüglich meiner Vermutung mit dem gewalttätigen Ehemann bekommen, war aber bis zum Schluss hin- und hergerissen.

    Schließlich bin ich durch die Beschreibung am Ende des zweiten Kapitels auf diese Idee gekommen. Da war Poirot überhaupt noch nicht involviert. Dieses Detail treibt mich gerade deutlich mehr um, als die Frage, wer die Kinder aus dem Hotel abgeholt hat.

    Ich kann mit dem Ende gut leben. Bei Dorothy L. Sayers gibt es am Ende auch mindestens einmal einen Selbstmord des Täters. Da wurde das ganz gut erklärt, weil Mörderr sowieso zum Tode verurteilt werden, aber die restliche Familie gesellschaftlich unter Prozess, Urteil und dessen Vollstreckung für immer leiden. Bei Selbstmord gibt es keinen öffentlichwirksamen Prozess, so dass diese Lösung der restlichen Familie zu Gute kommt. Allerdings finde ich es auch seltsam, dass der hochmoralische Poirot diese Lösung praktisch vorschlägt.

    Außerdem bekommt die Familie nun etwas vom Erbe und Bob ein neues Zuhause.

    Alles ist gut :)

  • Kapitel 24: Erneutes Gespräch mit Theresa. Beim Anblick der Brosche hat Poirot eine Erleuchtung. Ich leider nicht. :lache

    Mir war sofort klar, dass es mit den Buchstaben im Spiegel zu tun hatte, die ja eben spiegelverkehrt angezeigt werden und so, wie es Miss Lawson gesehen hatte, nicht stimmen konnte.

    Den Hinweis auf Bella hab ich aber nicht kapiert, man denkt ja nicht an den vollen Namen und dass die Initialen auch auf sie zutreffen.


    Das war auch für mich ein Rätsel, das ich gerne gelöst gesehen hätte. Also das mit den Kindern.


    Für Bella und die Familie aber sah er es als bessere Lösung an, sie das Schlafmittel nehmen zu lassen und so einen Skandal zu vermeiden. Es wird ja als Unfall deklariert, alle sind aus dem Schneider und das Erbe wird auch noch aufgeteilt.

    Seine Besorgnis, dass Bella immer weiter getötet hätte hat ihn sicher dazu bewogen ihr die Chance für den Suizid zu geben.


    Ich muss sagen, dieses Buch war wieder richtig gut. Es hatte durchaus skurrile Momente, aber man tappte ja ständig von einem Verdächtigen in den Nächsten. Motive und mögliche Täter gab es zuhauf, aber es war eine zufriedenstellende Lösung. Ohne Poirot wären wir einfach aufgeschmissen.

  • Mir hat das Buch auch gut gefallen. Es hat herrlich viel Spaß gemacht, mit euch zu rätseln und zu spekulieren.

    Allein die Auflösung fand ich etwas gemein. Dass Bella ihren Mann so sehr hasst, kam nie richtig raus. Auch dass sie Kenntnisse im Chemielabor gewonnen hatte, wurde erst bei der Auflösung erwähnt. Also dachte ich auch, dass sie nur für die Hausfrauen-Mord-Methode mit der Schnur in Frage kommt.

    Auf Phosphor wäre ich auch nicht gekommen.

    Bob und Hastings passen sehr gut zusammen. Happy end!:heisseliebe

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin