Es wird immer wieder erwähnt, dass Bella eine billige Kopie von Theresa ist. Irgendwann dachte ich mir auch schon, dass sie die Person auf der Treppe gewesen sein könnte, als Minnie Lawson darauf beharrt, dass es Theresa war und ich dachte „... oder ihre kleine Kopie Bella“. Auf der Brosche stand nicht T.A., sondern A.T. - Annabella Tanios. Fies ist natürlich, dass Bella im Buch nie Annabella genannt wird, obwohl durchaus bekannt war, dass ihre Mutter Annabella genannt wurde. Auf die Initialen kam ich nicht, aber zumindest wurde mein Verdacht bestätigt, dass es Bella war.
Zu dem Zeitpunkt war mir nur noch nicht klar, ob sie dies „für sich“ begangen hat oder im Auftrag ihres Mannes. Wobei sich ihr Verhalten weiter hinten im Abschnitt für mich so verdächtig anfühlte, dass ich mir dachte, sie spielt das Theater Poirot nur vor.
Wobei ich zu dem
Zeitpunkt eher noch davon ausging, dass sie sich aus einer
unglücklichen Ehe und womöglich von ihrem dominanten Mann lösen
möchte – aber nicht, dass sie ihn so hasst. Es kommt ja heraus, dass sie so der Typus Mensch ist, der im Leben immer irgendwie zu kurz gekommen ist und nur 2. Wahl ist.
Mit dem Verweis auf die Serumtherapie schiebt Theresa subtil einen Verdacht auf Rex. Dennoch glaubte ich hier nicht (mehr) an einer der beiden als Täter.
Als Bella behauptet, ihr Mann hätte Emily getötet, ist sie so aufgebracht, dass ich spätestens hier das Gefühl hatte, sie spielt Poirot ein Theaterstück vor und in Wirklichkeit hat Dr Tanios nichts mit dem Verbrechen zu tun.
Poirot erwähnt
irgendwann in diesem Abschnitt zu Hastings „bei Ihnen ist
wahrscheinlich jeder mal dran (als Verdächtiger)“. Da habe ich
herzlich gelacht, mir ging es ja nicht anders.
In dem Moment, in
dem Poirot die Verabredung mit Bella für den nächsten Morgen um 10
getroffen hat, wußte ich, dass dieser Termin nicht zustande kommen
wird. Irritiert hat mich hier, dass er ihr das verschlossene Kuvert
mit seinem Tathergang mitgibt. Auch wer die Person war, die die
Kinder abgeholt war, hat mich irritiert. Aber ich bin davon
ausgegangen, dass es sich möglicherweise um einen Vertrauten von
Poirot handelte, der wohl bereits ahnte, wie Bella mit Poirots Wissen
um den Tathergang umgehen wird.
Im Nachhinein war mir natürlich klar, dass dies erfolgte, um die anderen – allen voran ihren Mann – zu schützen, in dem er ihr quasi schrieb: Ich weiß, dass Du es warst. Untersteh Dich, noch etwas zu tun. Und ja, es ist nicht untypisch für AC, dass sich ein Mörder durch Suizid seiner gerechten Strafe entzieht. Poirot hatte ja zu dem Zeitpunkt immer noch keine handfesten Beweise im Spiel, auch eine Obduktion hätte diese nicht zwingend ergeben. Daher dachte ich mir, er nimmt in ihrem Fall billigend in Kauf, dass sie sich der Justiz entziehen könnte nach dem Motto: „Besser sie als ihr Mann. Da trifft es wenigstens niemand Unschuldigen“.
Spannend fand ich aber das „Drumherum“, das hier aufgeklärt wurde und mit dem AC natürlich ordentlich falsche Spuren gelegt hat:
Charles hatte sich nach Arsen erkundigt, aber ihm fehlt es an Schneid für einen Mord, er begeht nur „Verbrechen der Schwäche“.
Theresa hat das Unkrautvertilgungsmittel an sich genommen – aber da sie selbst das Leben so sehr liebt, könnte sie niemand anderem das Seine nehmen.
Auch die Todesursache Phosphorvergiftung fand ich sehr spannend: sie passte zu gut zu Emilys Leberleiden. Der phosphoreszierende Atem erklärt natürlich auch Emilys „Aura“. Und dummerweise konnte Dr Grainger den typischen Knoblauchatem wegen seines fehlenden Geruchssinnes nicht bemerken. Dass ihr das Gift über ihre Leberkapseln zugeführt wurde, war mir schon lange klar. Die Frage war nur: wer war es und welches Gift wurde verwendet?
Es freut mich, dass alle meine Annahmen bezüglich Miss Lawsons und des Testaments – sie kannte den Inhalt und hat verhindert, dass Emily das neue Testament vernichten lässt – sich bewahrheitet haben.
Das Nachwort hat für mich den Krimi noch einmal abgerundet: dass Purvis eine Vereinbarung aufsetzte, in der Miss Lawson, Charles, Theresa und Bellas Kinder gleichermassen vom Vermögen profitieren. Dass Theresa und Rex glücklich zusammen sind. Dass Charles seinen Anteil bereits innerhalb nur eines Jahres durchgebracht hat. Und dass Bob nun ein neues Zuhause bei Poirot und Hastings gefunden hat.
Das war auf jeden Fall einer der Krimis von AC, die ich mal wieder richtig gut fand – und das, obwohl ich doch üblicherweise Miss Marple viel lieber mag als Hercule Poirot.