Winter in Maine - Gerard Donovan

  • Zitat

    Original von uert


    Hatte ich auch nicht behauptet :gruebel Aber wer Donovan's Stil mochte und des Englischen mächtig ist, kann sich ja mit seinen bisher erschienenen Werken austoben :zwinker


    .


    Schade, dass mein Englisch katastrophal ist.. :-(
    Aber ich kann mich gedulden.. :grin

  • Ich habe es heute Morgen ausgelesen und war im großen und ganzen zufrieden damit.


    Einzelne Sätze würde ich gerne behalten und sie für später in meinem Leben aufbewahren. Jedoch habe ich das noch nie gemacht und ausgerechnet mit diesem Buch damit anfangen?


    Das Tun und Denken von Julius ist sehr rational. Ich hätte mir vom Autor gewünscht, dass er mehr in die Tiefe seiner Seele und Gedanken eindringt und es mir vermittelt. Es hat mich berührt, keine Frage, aber nicht so intensiv, wie ich es in vergangen Büchern erfahren habe. Man hätte noch mehr daraus heraus holen können.


    Mitleid mit Julius habe ich nicht. Dafür waren seine Morde zu abgebrüht. Weniger seine Gefühle haben ihn geleitet, sondern einfach nur die blanke Rache, die Hoffnung, denjenigen zu erwischen, der seinen Hund getötet hat. Es waren reine Vergeltungstaten. Ohne Plan und Ziel.


    Das er im letzten Abschnitt doch noch zur Besinnung kommt und weiß, dass er zu weit gegangen ist und unschuldigen Menschen das Leben genommen hat, versöhnt mich einigermaßen.


    Die Einsamkeit und das Alleinsein treibt mitunter seltsame Dinge mit den Menschen. Ich weiß, wovon ich schreibe.
    Aber die wenigstens Menschen dürften so weit gehen, wie Julius.
    Ich bin selbst Haustierbesitzer und habe schon von einem Mordversuch an meinem Kater geträumt und kenne das Gefühl des Verlustes, wenn auch nur aus dem Traum heraus.
    Aber Frauen gehen mit ihrem Schmerz eh anders um, als Männer. Da steht die Trauer im Vordergrund und nicht die Rache und Vergeltung.


    Ein nachdenkliches Buch, was aber besser hätte ausgearbeitet werden können.


    Und es hat mir Shakespeare näher gebracht. Dafür danke ich diesem Buch.


    :wave Ruhrmaus

  • Bin gerade noch am lesen aber schon jetzt hat mich die poetische Sprache und auch die ATmosphäre der Einsamkeit und des Winters gefangen genommen. Mal sehn, wie es weitergeht. Allerdings hat diese Julius für mich leicht psychotische Züge, kommt wohl doch von zuviel Natur.

  • Die letzten beiden Abende habe ich mit Julius Winsome in Maine verbracht.
    Ich saß in seiner Hütte, deren Wände er gegen die Kälte mit Regalen voller Büchern isoliert hatte. Der Wind peitschte ums Haus, draußen begann es zu schneien und ab und zu krachte ein Schuss. Vom Fenster aus sah ich das frische Grab seines Hundes. In dem einzigen beheizten Raum hatte ich es mir in dem Stuhl neben dem Holzofen bequem gemacht. Hier hatte schon sein Vater gerne gesessen, Pfeife geraucht und gelesen – ich konnte sogar noch einen leichten Geruch des Pfeifenrauchs wahrnehmen. Wir tranken Tee und Julius Winsome hat mir seine Geschichte erzählt …


    Endlich mal wieder ein 10-Punkte-Buch! :freude
    Ein großes Kompliment und :blume an den Autor!

  • Ich habe das Buch in den letzten Tage gelesen und ich habe mir mehr davon versprochen. Das man in der Einsamkeit vieleicht etwas merkwürdig wird ok. Das er den Mörder seines Hundes finden will kann ich auch nachvollziehen. Das man dann aber wahllos auf jeden schießt der einem im Wald vor die Füße läuft und behauptet er wäre der Hundemörder kann ich nicht verstehen. Mir hat am besten gefallen das das HAus von innen mit vielen Büchern "gedämmt" wurde.
    Schade und nur gut das es aus der Bücherei war.

  • Titel: Winter in Maine
    OT: Julius Winsome
    Autor: Gerard Donovan
    Übersetzt aus dem Englischen von: Thomas Gunkel
    Verlag: Luchterhand
    Erschienen: September 2009
    Seitenzahl: 208
    ISBN-10: 3630872727
    ISBN-13: 978-3630872728
    Preis: 17.95 EUR


    Das sagt der Klappentext:
    Der Winter in den Wäldern von Maine ist kalt und einsam. Bisher hat das Julius Winsome nicht gestört, er lebt schon lange allein, und er hat einen treuen Gefährten, seinen Pitbullterrier Hobbes. Als sein Hund eines Nachmittags offenbar absichtlich erschossen wird, bricht Julius Welt zusammen. Und er fasst einen erschreckenden Entschluss ...


    Der Autor:
    Gerard Donovan wurde 1959 in Wexford, Irland, geboren und lebt heute im Staat New York. Er studierte Philosophie und Germanistik in Irland, arbeitete in einer bayerischen Käsefabrik, studierte klassische Gitarre in Dublin und trat als Musiker mit Schwerpunkt J. S. Bach auf. Er veröffentlichte Gedichtbände, Shortstorys und Romane und wurde mit dem "Kerry Group Irish Fiction Award" ausgezeichnet.


    Meine Meinung:
    Ein Thriller ist es nicht – ein Krimi ist ganz und gar nicht. Was ist es aber dann? Es ist in jedem Fall ein beeindruckender Roman, eine beklemmende Reise in die Psyche eines Menschen, der eine Grenze überschreitet. Gerard Donovan ist ein außergewöhnlicher Erzähler, er schreibt sehr distanziert, wirkt mehr wie ein unbeteiligter Beobachter der lediglich über die Fakten berichtet – und dabei schafft er es aber auch – und das ist wirklich bemerkenswert – auch emotional zu schreiben bzw. so zu schreiben, dass die Leserschaft emotional berührt und angerührt wird. Und irgendwann fragt man sich als Leser, ob man für den „Helden“ dieser Geschichte überhaupt Sympathie empfinden darf, für einen Menschen der sich über fast alle Konventionen hinwegsetzt und der irgendwann nur noch seiner Rache lebt und dabei nicht einmalmehr die Frage stellt, ob seine Rache überhaupt die „richtigen“ Personen trifft. In seinem Handeln wirkt er rational und schafft es dadurch Sympathien zu erwecken, die bei näherem Hinsehen wohl auch ein bezeichnendes Bild auf den jeweiligen Leser wirft. Donovan hat ein sehr interessantes, ein sicher nicht gewöhnliches Buch geschrieben, ein Buch das sehr lesenswert ist und das die Verhaltensweisen von Menschen so beleuchtet, dass man ggf. in seinem eigenen Urteil was gut oder schlecht ist eventuell sogar schwankend werden kann.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Ich kann mich den positiven Stimmen hier nur anschließen. M.M.n. hat das Buch nur einen Fehler, es ist zu kurz :cry.


    Hier herrscht Hochsommer und ich fühle mich inmitten von Schnee und Kälte gefangen. Dem Autor ist es wunderbar gelungen, die herrschende Stimmung auf den Leser zu übertragen.


    Traurig war natürlich, dass Julius‘ Begleiter solch ein tragisches Ende fand. Mitgelitten habe ich und das war sicher auch der Grund, warum ich „akzeptieren“ konnte, dass er sich auf diese Weise rächt. Trotzdem mochte ich ihn, was ich letztendlich von Claire nicht behaupten konnte.


    Ein außergewöhnliches Buch – 9 Punkte.

  • Julius Winsome lebt allein in den Wäldern von Maine, umgeben von den über dreitausend Büchern seines verstorbenen Vaters und zusammen mit seinem Pitbullterrier Hobbes als einzigen Gefährten.
    Eines kalten Winternachmittags hört er einen Schuss und findet daraufhin seinen geliebten Hund angeschossen vor seiner Haustüre – offensichtlich wurde Hobbes mit Absicht erschossen.
    Mit Hobbes verlor er den einzigen Freund, den er neben seiner Liebe zu Shakespeare besaß. Julius fasst daraufhin einen Entschluss, der weitreichende Folgen hat.
    Gerard Donovan hat mit „Winter in Maine“ ein wunderschönes und vor allem hoch emotionales Buch geschrieben.
    Ganz besonders der Anfang des Buches hat mich zu Tränen gerührt und sehr bewegt. Das liegt auch besonders an der wunderschönen und außergewöhnlichen Sprache, die Donovan benutzt. Das Buch wird dadurch erst richtig lebendig, außergewöhnlich und sorgt dafür, dass sich der Leser ganz in der Handlung fallen lassen und seinen Gedanken freien Lauf setzen kann. Durch den flüssigen Erzählstil war ich von Beginn an in der Geschichte gefangen und merkte gar nicht wie schnell die Zeit beim Lesen verging. Die dichte Atmosphäre zog mich so richtig tief in die Handlung und es war als ob ich selbst ein Teil davon war.
    „Winter in Maine“ ist ein so wunderschönes Buch, das sich wie eine Hommage an Shakespeare und die Liebe zur Literatur liest.
    Julius Winsome ist ein sehr eigensinniger und besonderer Charakter für den ich im Verlauf der Handlung groteskerweise Mitgefühl und Sympathie aufbaute. Ich fieberte und litt mit Julius und das ging so weit, dass ich das Ende als sehr unbefriedigend und fast schon enttäuschend fand. Der einzige Kritikpunkt an einem thematisch sehr guten und sprachlich sehr gewaltigen Buch.
    Wenn das Ende anders gewesen wäre, wäre es für mich eines der besten Bücher überhaupt. Sprachlich gesehen ist „Winter in Maine“ das definitiv.
    Ein Buch, das einen besonders im Winter schöne und bewegende Lesestunden beschert.


    4 von 5 Sternen!

  • Das Buch polarisiert sicher, wenn man die Amazon Rezis liest ist da vom größten Schwachsinn bis zum größten Jubel alles zu finden.


    Ein Buch in dem es m.E. nicht um Rache geht, Rache und Hass sind starke Gefühle und genau solche entwickelt der Protagonist eigentlich nicht. Erst ganz allmählich merkt er selbst- und zu diesem Zeitpunkt hat er mindestens schon drei Menschen getötet, wenn auch sicher nicht auf dem Gewissen- dass er zu seinem Hund so etwas wie Liebe empfunden hat. Er tötet auch Menschen, weil er sie in die Rolle des Wildes setzt. Sie töten wahllos und genauso werden sie getötet. In erster Linie geht es nicht um den Hund und die Rache wegen seines Todes, dieser Tod löst nur eine Sicherung an einer explosiven Mischung, die sich über Jahre, wenn nicht Jahrzehnte angestaut hat.


    Das Buch ist verstörend geschrieben, da es sehr einseitig aus der Sicht des Erzählers daherkommt und die Sprache den Leser so mitzieht, dass die Gefahr besteht, den Wahn des Erzählers mitzuerleben, sein Verhalten positiv besetzt zu erleben.


    Eines ist aber auf jeden Fall sicher- für mich lieber Winter in Florida statt in Maine.

  • Ein sehr interessantes Buch, das vom Lesegefühl her auch schon vor Jahrzehnten erschienen sein könnte.
    Man fühlt mit dem Erzähler und distanziert sich zugleich zu einem gewissen Grad, weil er doch etwas "schrullig" ist.


    Interessant finde ich auch, dass der Autor Ire ist, denn Handeln und Denken der Hauptfigur wirkten auf mich überzeugend amerikanisch.


    Sprache und Stil fand ich zum Niederknien. Auch der Aufbau der Geschichte mit den ständigen Rückblicken und das Eintauchen in die Psychologie des Erzählers ist meisterhaft.


    Allerdings sollte man in der richtigen Stimmung für das Buch sein und bereit, sich darauf einzulassen. Sonst könnte es vielleicht zu schwerer Tobak sein.

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Mir hat´s ebenfalls sehr gut gefallen, vor allem sprachlich und stilistisch. Immerhin konnte mich dieser Roman bis Mitternacht bei Laune halten, ist also durchaus fesselnd, aber auch sehr ungewöhnlich bis irritierend.
    Die Rückblenden sind geschickt eingearbeitet und stören den Lesefluß nicht im geringsten, die überbordende Einsamkeit der Hauptfigur wird beklemmend nachvollziehbar dargestellt und am Ende merkte ich, daß ich trotz allem Sympathien für Julius empfand.

  • Zitat

    Mein Fazit: Den Titel „Buch des Jahres“ der englischen Tageszeitung „The Guardian“ hat dieses Meisterwerk meiner Meinung nach uneingeschränkt verdient. Ich konnte einfach nicht genug bekommen von der Sprache in diesem Buch, die einen einwickelt und überwältigt, die den Leser nachdenklich zurück lässt – so schön, so schmerzlich und so nah geht sie. Ich habe schon lange kein Buch mehr gelesen, dass so unter die Haut geht, dessen Stimmung mich so einfangen konnte, wie dieses kleine Juwel.


    Eskalina - das stimme ich Dir uneingeschränkt zu! Das war eines der schönsten Bücher, die ich dieses Jahr gelesen habe.


    LG Helmut

  • Ein großer Fan bin und werde ich wohl nicht vom "Winter in Maine". Ich kann gar nicht genau sagen, woran es hapert.
    Anfangs hat mich der Stil auch begeistert, die weiter oben zitierten Sätze sind mir auch aufgefallen und ich mochte sie gern.
    Dann natürlich der Umstand, dass sich in der Waldhütte 3282 Bücher befinden; das dürfte in etwa die Summe sein, die auch bei mir hier herumsteht und abgestaubt werden möchte.


    Vielleicht weiß ich jetzt ein bisschen zu viel, mehr als ich je wissen wollte, über Waffen und Schießtaktiken. Dann das Abknallen von Jägern, was in mir so gar keine Emotionen wachgerufen hat, muss ich gestehen. Das hat es für mich ziemlich zäh gemacht.


    Gern hätte das vorhersehbare Ende etwas früher kommen dürfen, Überraschungen gab es auf den letzten 50-100 Seiten eigentlich nicht mehr.


    Fazit und Einsicht: Einsamkeit im Schnee, gepaart mit großen Verlusten und zu viele Bücher rauben dir den Verstand.


    Gerade noch 7 Punkte möchte ich geben.

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“