Katerina Timm - Hexenschwester

  • So, nachdem ich ja einen verspäteten Start aber dafür einen schnellen Lauf hingelegt habe, hier auch meine Rezension:


    Ich habe das Buch beinahe innerhalb eines Abends "inhaliert"!
    Die Geschichte um Lene und Clara, die Zwillingsschwestern zu Zeiten der Hexenverfolgung ist nicht nur von der Idee originell, sondern geht auch von der Umsetzung nicht immer die typischen und leider zu oft ausgelatschten Wege einer Frauengeschichte.
    Besonders schön beschrieben ist das Verhältnis der beiden Schwestern zueinander. Clara, die beinahe mit Glück überhäuft wird und Lene, die nur Pech zu haben scheint. Trotzdem verbittert Lene nicht daran, und die enge Bindung zu ihrer Schwester besteht weiter (auch sehr nachvollziehbar für mich als Leser dargestellt).
    Oftmals fängt man ja gerade als Leser, der die Protagonistin ins Herz geschlossen hat, damit an, diejenigen Charaktere im Buch zu hassen, denen sie ihr Unglück zu verdanken hat.
    Das geschieht hier nicht - denn es gibt keine Schwarz/Weiß Zeichnungen zwischen den beiden Schwestern, sondern innige echte "Zwillings"Verbundenheit, ohne dass die beiden auf eine eigene Persönlichkeit verzichten müssten.


    Die Hintergründe des Romans sind ausgezeichnet recherchiert. Die ganze Geschichte ist gespickt mit nachvollziehbarem aber auch unglaublich skurillem Aberglauben, der zur damaligen Zeit herrschte. Die Verwicklungen darum, wie schnell man unschuldig als Hexe angeklagt wurde und die Kettenreaktion von Anklagen, die dies alles auslöste ist absolut nachvollziehbar dargestellt.


    Gerade die Dialoge der Personen sind sprachlich an die Mundart der Zeit angepasst, aber immer so, dass es nicht altbacken wirkt, sondern die Atmosphäre wunderschön unterstützt.


    Ein Buch, dem man anmerkt, dass viel Liebe, viel Zeit, viel Recherche und viel Arbeit drin steckt ... viel Inhalt, der sich so flüssig lesen und verdauen lässt - in solchen Texten steckt in der Regel die größte Arbeit!


    10 absolut verdiente Punkte von mir!

    Meine neuen Histo-Romane Der Gesang des Satyrn sowie Hatschepsut. Die schwarze Löwin gibt es bei Amazon oder Beam-Ebooks - außerdem meinen Mystery Thriller Fonthill Abbey

  • Zitat

    Original von Katerina


    Seid ihr sicher, dass ihr im richtigen Thread seid? Ein 19-Jähriger wünscht sich mein Buch zu Weihnachten? :wow Wow. (Man denke sich an dieser Stelle einen Smilie, der vor Begeisterung einen Schwächeanfall erleidet! :-]) Wow.


    Mein Sohn liest sehr gern historische Romane, insbesondere alles, was mit dem Thema der Hexenverfolgung zu tun hat. Das "Hexengen" hat er wohl von mir. :grin
    Ich habe ihm den aktuellen Weltbild-Prospekt mitgebracht mit der Bitte, mir ein oder zwei Wunschbücher zu nennen (Weihnachten naht...).
    Er hat sich sofort für "Hexenschwester" entschieden, ohne zu wissen, dass das Buch auch schon auf meiner Wunschliste steht.
    Ich freue mich auch schon sehr auf das Buch.

  • Zum Inhalt muss ich wohl nichts mehr sagen ...


    Nachdem ich das Buch gestern Abend beendet habe, stelle ich heute fest, dass mir noch immer die Worte fehlen. Lenes Geschichte im Dreißjährigen Krieg mag nur eine von vielen gewesen sein. Aber ihre Geschichte ist gewaltig, durchzogen von nur wenig Glück, dafür umso mehr von Schrecken, Fassunglosigkeit, Trauer und Wut.


    Im Laufe der "Hexenschwester" sind mir immer mehr Menschen ans Herz gewachsen, Lene allen voran. Es ist toll, dass es in historischen Romanen noch ganz normale Mädchen gibt, die ein für die damalige Zeit ganz normales Leben führt, und dennoch eine so starke Heldin ist.


    "Hexenschwester" war mein erstes Buch von Katerina Timm, aber mit ihrer Erzählweise, die so lebendig und eindringlich ist, hat sie mich sofort in das Geschehen hineingerissen, und es war ein ewiges Hoffen und Bangen mit Lene. Besonders die Dialoge haben es mir angetan.


    Mir ist ein wenig so, als sei es lange her, dass ich ein Buch gelesen habe, das mir mit Leichtigkeit Bilder in den Kopf gepflanzt hat, das ich nicht mehr aus der Hand legen wollte - die "Hexenschwester" war ein reines Lesevergnügen, mit allen Höhen und Tiefen. Lene und ihre Familie wandern noch immer in meinem Kopf herum ...


    Und trotz allen Schrecken, die mich durch dieses Buch begleitet haben - es lässt mich mit einem wohligen Gefühl zurück, einem Gefühl der Familie und der Heimat, die wohl das Wichtigste für einen Menschen sind.


    Ich denke angestrengt nach, ob mir nicht noch etwas Negatives einfällt - vielleicht die Länge des Buches? Vielleicht hätte es länger sein können ... Nein. Definitiv nicht. Die "Hexenschwester" ist perfekt, so wie sie ist.


    Gäbe es mehr als zehn Punkte zu vergeben, würde ich diese ohne Wenn und Aber vergeben - so bleiben mir aber nur die zehn Punkte und die Feststellung: Nicht Lieblingsbuch, sondern Heiligtum.


    Danke auch an die Autorin für die Begleitung der Leserunde, es hat mir so viel Freude bereitet!

  • Zitat

    Original von Iszla
    Zum Inhalt muss ich wohl nichts mehr sagen ...
    Nachdem ich das Buch gestern Abend beendet habe, stelle ich heute fest, dass mir noch immer die Worte fehlen. Lenes Geschichte im Dreißjährigen Krieg mag nur eine von vielen gewesen sein. Aber ihre Geschichte ist gewaltig, durchzogen von nur wenig Glück, dafür umso mehr von Schrecken, Fassunglosigkeit, Trauer und Wut.


    :write


    Bei mir ist es zwar schon eine Weile her, dass ich das Buch beendet habe, aber noch immer finde ich kaum die richtigen Worte, um meinen Eindruck hinreichend zu beschreiben.


    Ein wenig "widerstrebend" habe ich mich zur Leserunde angemeldet, weil mein Bedarf an Romanen über Hexenverbrennungen seit langem gedeckt ist. Glücklicherweise habe ich es doch getan!


    Die einfühlsame und eindringliche Art und Weise, wie die Autorin mit diesem Thema umgeht, dem Leser die Schrecken und Greuel dieser Zeit nahebringt ohne in detaillierten Schilderungen der Grausamkeiten zu schwelgen, war für mich bislang einzigartig. Es ist wirklich genial, wie einem die Bilder von den Geschehnissen im Kopf entstehen, gerade weil nicht viel im Detail beschrieben wird, auch Lene manches erst im Nachhinein erfährt... Dadurch wird alles so dicht und eindringlich :anbet!


    10 Punkte für ein ganz besonderes, absolut eindrucksvolles und feselndes Buch.


    Edit: Schreibt man nach der neuen Rechtschreibung "Gräuel"? Zu faul zum Nachschlagen ;-).

  • Also.


    Eigentlich war ich ja zur Leserunde angemeldet. Hab mich da aber nicht gerührt. Mea Culpa.


    Der Grund: ich konnte das Buch, sobald es bei mir eintrudelte, nicht bis zur Leserunde liegen lassen. (das ist schlimm mit mir, wenn mich ein Buch reizt, darf es nicht in den Stapeln verschwinden und auf den rechten Zeitpunkt warten, sondern es muss sofort gelesen werden, schnellstens.) Und dann bescherte mir dieser Roman, über den hier schon so viele Leute so viel Wahres gesagt haben, zwei wunderbare Nachmittage/Abende, in denen ich einfach ins Buch fiel.


    Katerina ist eine wunderbare Erzählerin. Überraschend. Zauberhaft. Und was ich am meisten an ihren Büchern liebe (auch bei der Kosakenbraut, aber besonders bei der Hexenschwester) ist die Lebendigkeit ihrer Figuren, denn: es sind keine Figuren. Es sind Menschen, die leben, atmen, leiden, lieben und ganz und gar Kind ihrer Zeit sind - zumindest so, wie man es sich von unserem kulturellen Horizont aus vorstellen kann. Das und vor allem auch die klare Sprache macht "Hexenschwester" für mich zu einem meiner absoluten Jahreshighlights. (außerdem hat dieses Buch mich aus einem kleinen Lesetief nach dem Umzugsstress herausgeholt. Herz, was willst du mehr?)


    LG, Juliane

  • Mein 20-jähriger Sohn hat "Hexenschwester" mittlerweile in einem beachtlichen Tempo verschlungen und war total begeistert: "eins der besten Bücher, die ich je gelesen habe". (Er hat schon eine Menge Bücher gelesen. :-])
    Er bedankt sich bei der Autorin für die schönen Lesestunden.


    Ich werde mich auch demnächst über dieses Buch hermachen.

  • Zitat

    Original von Katerina


    Ich hoffe, dass mein Lenchen auch Dir ein paar spannende Stunden bereiten wird!


    Leider waren es viel zu wenige spannende Stunden, die schon vorüber sind...


    Ich muss meinem Sohn zustimmen, dieses Buch hat mich ausgezeichnet unterhalten, bzw. mehr als das: ich fühlte mich direkt ins 17. Jahrhundert versetzt und begann mich schon selbst vor einer Besagung zu fürchten, zumal eine Namensschwester von mir auf den Scheiterhaufen kam... :-]
    Dieser Roman kann sich mit "Die Seelen im Feuer" von Sabine Weigand, einem meiner Favoriten, messen.
    Zusätzlich zu den mir schon bekannten und hier sehr faktengetreu dargestellten Vorgehensweisen bei den Hexenverfolgungen/-prozessen hatte dieses Buch für mich auch zum Ende hin noch allerhand überraschende Wendungen zu bieten.
    Ich würde mir sehr wünschen, noch zu erfahren, wie es mit Lenchen und der nächsten Generation der Ecksteins weitergeht. Ist vielleicht eine Fortsetzung geplant?
    :dafuer

  • Hallo €nigma,


    hach, das freut mich, dass Dir die Hexenschwester auch so gut gefallen hat wie Deinem Sohn! :-]
    (Und der Vergleich mit Sabine Weigand ist überaus schmeichelhaft für mich!)
    Nein, eine Fortsetzung ist nicht geplant. Dabei möchte ich irgendwann gern mal etwas mit einer Fortsetzung schreiben. Schon allein deshalb, weil ich einmal den Luxus genießen möchte, bei der Recherche nicht immer praktisch bei Null anfangen zu müssen. Aber dieses Mal wird's noch nichts damit, und von Lenchen müssen wir uns erstmal verabschieden ...

  • Mit diesem Buch hat Katerina Timm mir persönlich ein Geschenk gemacht. Es war ab der ersten Seite packend und ich konnte es nur schwerlich zur Seite legen.


    Die Geschichte der "Hexenschwester" spielt in einem hessischen Dorf, zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Stadtplünderungen und Hexenverbrennungen sind an der Tagesordnung.
    In diesen Rahmen hinein webt Katerina Timm mit sehr viel Gefühl das Leben und Leiden der Zwillingsschwestern Lene und Clara und ihrer Familien.
    Beide Frauen sind verliebt in den gleichen Mann, Velten. Velten allerdings erwählt Clara zu seiner Frau.
    Lene heiratet aus Vernunft einen anderen Mann, kann ihre Liebe zu dem Manne ihrer Schwester aber nicht vergessen.
    Mehr möchte ich zum Inhalt einfach nicht erzählen, weil ich niemandem die Spannung nehmen möchte.


    Beim Lesen war meine gemütliche Couch vergessen, stattdessen stand ich währenddessen immer neben Lene und habe ihre Geschichte beobachtet. Frau Timm gelingt es mit sehr viel Liebe zum Detail die Charaktere zum Leben zu erwecken. Man freut sich mit ihnen, man fürchtet sich mit ihnen, man leidet mit ihnen.


    Eine meiner Lieblingspersonen ist der Vater von Lene und Clara, man spürt förmlich die grenzenlose Liebe zu seinen Töchtern, seinen Wunsch, ihnen das bestmögliche Leben darzureichen und dies zu einer Zeit, in der Ehen nur selten aus Liebe geschlossen wurden, sondern einem Geschäftsvertrag glichen und das Brautpaar selbst wohl nur sehr selten ein Wort mitreden durfte.


    Auch der Schrecken und die Panik, die sowohl die Hexenprozesse, als auch die Plünderungen hervorgerufen haben, sind meisterhaft beschrieben, auch wenn die Foltermethoden nicht bis ins klitzekleinste Detail beschrieben sind (was ich sehr erfreulich fand) wird man doch von diesen Gefühlen gepackt.


    Das Städtchen Büdingen habe ich bildhaft vor Augen stehen, Katerina Timm malt es förmlich mit ihren Worten auf eine imaginäre Leinwand.


    Letztendlich bleibt mir nur zu sagen: "Vielen Dank für die wirklich spannenden Lesestunden und eine Reise in eine Zeit, die zum Glück sehr lange hinter uns liegt, liebe Katerina!"

  • Obwohl ich, von Ausnahmen wie dem großen Feuchtwanger abgesehen, eigentlich kein übermäßiger Fan historischer Romane bin, habe ich die "Hexenschwester" mit einiger Neugier aufgeschlagen. Zum einen, weil meine Frau mir das Buch dringend ans Herz gelegt hat, zum anderen, weil Katerina mir so sympathisch ist und uns ja auch etwas verbindet. :knuddel1


    Der Versuch hat sich gelohnt, allemal. Geschichte, Protagonisten, Setting und Sprache - hier stimmte für mich alles. Im Gegensatz zu manch anderem HR wurde in der "Hexenschwester" nicht nur eine möglichst bunte Kulisse herumgeschoben, vor der sich eine - bestenfalls - zeitlose Geschichte entwickelt, sondern ich hatte wirklich das Gefühl, in die dunklen Tage des Dreißigjährigen Krieges einzutauchen und Menschen zu erleben, die dieser Zeit gemäß denken und handeln. Endlich einmal! Auf den ersten fünfzig Seiten hatte ich noch kleinere Schwierigkeiten, in die Geschichte hineinzukommen, danach umso größere, den Weg hinaus wieder zu finden.


    Um nicht vorangegangene Eulen zu wiederholen, möchte ich stellvertretend nur einen Punkt herausgreifen, der mir gut gefallen hat: In der Beschreibung einer wahrlich gewalttätigen Zeit verzichtet Katerina auf detaillierte Darstellungen von Vergewaltigungen, Folter und herausgerissenem Gedärm, ohne deshalb zu verharmlosen. Das Grauen ist da, nur lauert es mehr als sonst üblich im Hintergrund und erzielt dadurch - zumindest bei mir - eine weitaus stärkere Wirkung als schnell abstumpfende Gewaltexzesse.


    Ich fand das Buch richtig klasse und freue mich schon auf das nächste Werk von Katerina Timm. Jawoll! 10 Punkte.


    LG harimau