Robert Enke ist tot

  • Ich glaube, das "Erschreckende" an diesem Tod ist, dass ein junger, erfolgreicher Sportler, von dem es niemand gedacht hat, eine Krankheit hatte, die er meinte verstecken zu müsen und die ihn nun das Leben gekostet hat. Der ständige Leistungsdruck, dem er sich wahrscheinlich selbst unterzogen hat, kam noch dazu.


    Robert Enke ist ein Beispiel, und ich finde es okay, dass man heute darüer diskutiert. Für die Fans ist das heute eben DAS Thema, genau wie für seine Sportkollegen. Morgen wird es dann wieder Karstadt, Quelle, Opel usw. sein.


    Sollte man so etwas, weil es so oder anders auch Erna Meier treffen könnte, verschweigen? Oder als Mini-Schlagzeile bringen?


    Ich erinnere mal an Jörg Haider und den Medienrummel darum.


    So ist es halt bei "Promis", die unerwartet sterben. Robert Enke war für viele ein Idol, er hat Massen bewegt und nicht nur durch seinen Sport.

  • Mir war der Begriff Robert Enke bis eben kein Begriff und ich hab mich gewundert, wer er Großes gewesen sein soll, weil "jeder" von ihm spricht.


    Es ist immer traurig, wenn jemand keinen anderen Weg mehr sieht, aber das trifft auch bei allen anderen zu, die keinen anderen Ausweg mehr sahen und sich deswegen umgebracht haben. Ich schließe mich Katja vollinhaltlich an.


    edit:
    Jetzt hab ich erst das von geli gelesen:

    Zitat

    Sollte man so etwas, weil es so oder anders auch Erna Meier treffen könnte, verschweigen?


    Da er für mich bis jetzt kein Begriff war, ist es für mich derselbe Fall, als wäre es Erna Meier gewesen. Die Familie und Freunde von Erna hätte es sicher nicht weniger getroffen und insofern versteh ich alle, die darum jetzt leiden.

    Ein Mädchen sollte zwei Sachen sein: Elegant und fabulös.

    (Coco Chanel)


    #proannika

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  • Idol oder nicht Idol, ich finde es immer erschreckend, wenn jemand auf solche Weise sein Leben beendet.


    Ich oute mich als Robert Enke-Fan und wünsche seiner Familie Trost und Kraft.

    [SIZE=7]. [/SIZE] Lg, Ann O'Nym [SIZE=7] ........................ ..............:spinne.............. .[/SIZE]

  • Hart nicht, ich sehe es nur realistisch.


    Ich bin kein Fußballfan, habe aber damals sehr mitgelitten als er seine süße kleine Tochter verlor. Diese Grausamkeit des Schicksals hätte jede/n in die Knie gezwungen.


    Warum er die Krankheit für sich behielt geht nur seine Familie etwas an.
    Es muss ihn sehr zerissen haben, wenn noch nicht mal sein Vater (der Psychologe sein soll) ihm helfen konnte.


    Ich wollte mit meiner Aussage in keinster Weise einen Fan beleidigen oder ähnliches.


    Ich persönlich denke nur, dass er sein Schicksal selber entschieden hat und jetzt hoffentlich seinen Frieden gefunden hat.


    Außerdem fand ich es heute sehr sehr erschreckend, wie sehr sich viele Fans über ihn irgendwo definierten die im Radio oder Fernsehen bittere Tränen weinten. Im Radio war sogar die Überlegung einen Kindergeburtstag abzusagen, weil dieses Kind (ich meine 11 Jahre) Fan ist. Dieses extreme trauern nachzuvollziehen fällt mir in diesem Fall schwer, gebe ich zu.


    Sebastian Deissler tut mir in der aktuellen Situation leid. Denn ich könnte mir vorstellen, dass die Presse nun auch verstärkt ein Augenmerk auf ihn hat und seine (überstandene?) psychische Erkrankung wieder hervor kramt- statt ihn einfach sein Privatleben privat leben zu lassen.

    LG Katja :wave


    "Die reinste Form des Wahnsinns ist es ,
    alles beim alten zu lassen .
    Und gleichzeitig zu hoffen , das sich etwas ändert."-Albert Einstein ."


    :lesend "FÜNF "- Ursula Poznanski

  • Ich denke, dass viel zusammenkommt, was die Reaktionen gestern und heute erklären lässt.


    Zunächst einmal, und das mag für viele jetzt erst recht wieder absolut unsinnig klingen: Fußball ist mehr als Geschäft und mehr als ein Spiel anonymer 44 Beine. Die Identifikation, die zwischen Vereinen und ihren Anhängern, die zwischen bestimmten Spielern und den Fans aufgebaut wird, ist immens. Der Musikgeschmack, auch der Büchergeschmack mag wechseln. Dem Fußball als Spiel (und dem Verein, dessen Fan man ist) bleibt man in der Regel treu.


    Dies als Vorbemerkung. Nun zum Fall "Robert Enke". Es gibt wenige Fußballspieler, die vereinsübergreifend so hohes Ansehen bei Spielern und Fans genießen, wie es bei ihm der Fall war. In einem Business, das offenbar für Großmäuler und Selbstdarsteller gebacken scheint, hob er sich durch seine sachliche Freundlichkeit und freundliche Sachlichkeit wohltuend ab. So war auch sein Torwartspiel. Da gab es keine Flugeinlagen für die Galerie. Er lieferte tolle Arbeit ab. Die Bundesligaprofis wählten ihn mehrere Jahre zum besten Torwart der Liga (zu Zeiten, als auch ein Kahn noch aktiv war).


    Zum Respekt vor einer großen sportlichen Leistung über 14 Jahre, zum Mitfühlen bei unverschuldeten sportlichen Rückschlägen kommt die Seite der Privatperson Robert Enke, die die Öffentlichkeit kannte: Das herzkranke Kind, dessen Tod, die Adoption eines kleinen Mädchens, zahlreiche caritative Aktivitäten Enkes.


    Das sind alles nur Randnotizen. Aber diese Randnotizen erklären vielleicht manche Reaktionen von heute.


    Ich bin beeindruckt, dass der DFB das Länderspiel am Samstag abgesagt hat. Vor allem die Begründung des Präsidenten ist beachtlich: Es ist Zeit, inne zu halten.


    Das gilt natürlich nur für den Fußball, seine Akteure und Fans. Aber dass in diesem Geschäft (und das ist es eben auch) auf Millionen verzichtet wird, um in der Phase der Trauer um einen besonderen Spieler der Nationalmannschaft innezuhalten, gibt mir Hoffnung. Gerade als Fußballfan.

    „Streite niemals mit dummen Leuten. Sie werden dich auf ihr Level runterziehen und dich dort mit Erfahrung schlagen.“ (Mark Twain)

  • Zitat

    Sebastian Deissler tut mir in der aktuellen Situation leid. Denn ich könnte mir vorstellen, dass die Presse nun auch verstärkt ein Augenmerk auf ihn hat und seine (überstandene?) psychische Erkrankung wieder hervor kramt- statt ihn einfach sein Privatleben privat leben zu lassen.


    Ja, der tut mir auch leid.
    Ich habe einen Artikel über ihn gelesen, in der Zeit oder im Süddeutschmagazin und habe mir auch viele Gedanken darüber gemacht ... Aber ich denke er wollte / will es auch ein wenig an die Öffentlichkeit geben lassen ... ?!

  • Zitat

    Original von Katja
    Ich habe das Gefühl Deutschland steht still am Tag nach seinem Suizid. Keine Schweinegrippe ist mehr wirklich erwähnenswert, keine Quellemitarbeiter die vor Weihnachten wahrscheinlich auf der Straße stehen usw. usw.


    Das Gefühl hab ich auch, aber ich finde das nicht schlimm. Nach Winnenden stand Deutschland auch still. Selbst nach dem Halbfinale 2006 stand Deutschland (zum Teil) still. Ich möchte damit keineswegs sagen, dass das verlorene Halbfinale so schlimm war wie der Tod von Robert Enke, das sicher nicht. Ich möchte nur sagen, dass es nun mal Tage gibt, an denen die Welt oder Deutschland oder ein anderes Land still steht. Und die Schweinegrippe für einen Tag "zu vergessen" und an Robert Enke denken, das find ich nun wirklich nicht schlimm.


    Zitat

    Robert Enke hat einen Freitod gewählt. Dies sollte und muss man akzeptieren. Viele Menschen die ihr Leben hergeben hatten aber nicht die Wahl.


    Da hast du recht, aber es fällt einfach schwer es zu akzeptieren (vor allem für Menschen, die im nahe standen), weil man sich sicher fragt "Hätte ich etwas tun können?"
    Oliver Bierhoff hat auf der PK gesagt, dass es keiner im Team gemerkt hat. Für Robert Enke ist es zu spät, aber es bleibt zu hoffen, dass man zwischenmenschlich etwas draus lernt.


    churchill : Das hast du sehr schön geschrieben. Die Erklärung für die Absage finde ich auch sehr bewundernswert.

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  • Zitat

    Original von Churchill:


    Dies als Vorbemerkung. Nun zum Fall "Robert Enke". Es gibt wenige Fußballspieler, die vereinsübergreifend so hohes Ansehen bei Spielern und Fans genießen, wie es bei ihm der Fall war. In einem Business, das offenbar für Großmäuler und Selbstdarsteller gebacken scheint, hob er sich durch seine sachliche Freundlichkeit und freundliche Sachlichkeit wohltuend ab. So war auch sein Torwartspiel. Da gab es keine Flugeinlagen für die Galerie. Er lieferte tolle Arbeit ab. Die Bundesligaprofis wählten ihn mehrere Jahre zum besten Torwart der Liga (zu Zeiten, als auch ein Kahn noch aktiv war).


    sehr schön geschrieben. Mir fällt kein Spieler ein der so sehr die uneingeschränkte Sympathie aller (oder zumindest sehr vieler) deutschen Fussballfans genossen hat. Vereinsübergreifend!

  • ICH bin gerade geschockt, weil ich eben den TV angemacht habe, auf Pro sieben gelandet bin und dort überrumpelt wurde mit der Aufnahme in der die Frau von Enke auf den Bahnsteig zu den Feuerwehrleuten rennt und sagt: "...sagen sie mir was mit meinem Mann ist."


    Wie kann man sowas ausstrahlen??

  • Zitat

    Original von Foer
    ICH bin gerade geschockt, weil ich eben den TV angemacht habe, auf Pro sieben gelandet bin und dort überrumpelt wurde mit der Aufnahme in der die Frau von Enke auf den Bahnsteig zu den Feuerwehrleuten rennt und sagt: "...sagen sie mir was mit meinem Mann ist."


    Wie kann man sowas ausstrahlen??


    Wie kann man sowas überhaupt aufnehmen? Har man nicht mal den Anstand, dass man da die Kamera mal weghält? :rolleyes :-(

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  • Ich verstehe nicht, wieso so viele hier Probleme mit dem Wort "geschockt" haben.
    Als ich die Nachricht im Internet gelesen habe, war ich geschockt und mir sind die Tränen gekommen.
    Natürlich ist das ein anderer Schock, als wenn ein guter Freund, Familienangehöriger, usw. stirbt aber es hat doch niemand damit gerechnet und niemand wusste von seinen Depression (außer seine Familie).


    Wie Churchill schon geschrieben hat: Robert Enke hatte auch außerhalb von Hannover ein großes Ansehen bei den Fußball-Fans!


    Ich hoffe, das ist jetzt... wie soll ich sagen... nicht unter der Gürtellinie aber ich habe mir heute vorgestellt, wie verzweifelt Robert Enke gewesen sein musste.
    Er hat seinen eigenen Tod geplant, ist mit dem Auto zu dieser Stelle gefahren, hat auf den Gleisen gestanden und auf den Zug gewartet.
    Vielleicht waren die Lichter des Zuges das Letzte, was er gesehen hat.
    Es ist einfach nur traurig und mir tut es unendlich leid.

  • Daß niemand davon wusste, wundert mich nicht, denn die Krankheit ist immer noch ein absolutes Tabu in der Gesellschaft.


    Möge R.Enke nun endlich den Frieden finden, der ihm auf Erden verwehrt blieb. :-(

    "Literatur ist die Verteidigung gegen die Angriffe des Lebens."


    "...if you don't know who I am - then maybe your best course would be to tread lightly."

  • Vielleicht muss man sich ein wenig mit dem Phänomen „Fußball in Deutschland“ beschäftigen um die Anteilnahme, Betroffenheit der Menschen am Tode von Robert Enke zu verstehen.


    Der Fußball hat in dieser Gesellschaft einen riesigen Stellenwert und so richtet sich beispielsweise die Gesamtstimmung des Landes sehr oft nach Erfolg und Misserfolg im Fußball. Nach einer gelungenen Europa- oder Weltmeisterschaft gibt es in diesem Land sofort eine positivere Stimmung, unabhängig davon wie die wirtschaftlichen Verhältnisse beispielsweise auch sein mögen. Gibt es aber einen Misserfolgt, sinkt auch sofort die Gesamtstimmungslage der Nation. Meines Wissens gibt es über dieses Phänomen auch soziologische Untersuchungen.


    Fußball ist nicht nur ein Sport, Fußball ist auch eine Lebenseinstellung, wenn nicht sogar eine Weltanschauung, ansonsten ließe sich die Faszination dieses Sportes kaum erklären.


    Robert Enke war ein allseits beliebter und geachteter Vertreter dieser Sportart. Er war auch als Mensch in Fußball-Deutschland sehr beliebt. Stets fair und sachlich, nie großsprecherisch war er in jedem Fußballstadions immer willkommen. Er spielte nie für die Galerie, er spielte immer für seine Mannschaft, in deren Dienst er sich bedingungslos stellte. Sein Auftreten war immer untadelig.


    Viele Menschen in diesem Lande „fühlen“ auch Fußball und für sie ist Robert Enke eben nicht „nur“ ein Spieler, für sie ist Robert Enke ganz einfach mehr. Und wer einmal so richtig mit dem Virus „Fußball“ infiziert ist, der wird dieses Virus unter Garantie nicht mehr los.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Katja


    Sebastian Deissler tut mir in der aktuellen Situation leid. Denn ich könnte mir vorstellen, dass die Presse nun auch verstärkt ein Augenmerk auf ihn hat und seine (überstandene?) psychische Erkrankung wieder hervor kramt- statt ihn einfach sein Privatleben privat leben zu lassen.


    Daran hab ich ja noch gar nicht gedacht. Ich hoffe, dass die Medien wenigstens ihn in Ruhe lassen. Aber ich glaube, da braucht man sich keine Hoffnung machen....


    Ich kann auch nicht nachvollziehen, wie man um einen Menschen weinen kann, den man nicht kennt. Ich selbst war auch geschockt gestern abend, aber deswegen Veranstaltungen abzusagen oder gar in Tränen ausbrechen - nee, das kann ich nicht nachvollziehen.


    Das einzige, was mich mitnimmt, ist die Trauer, die seine Frau ausstrahlt. Aber da ist es eher Mitgefühl für die Frau als die Trauer um ihn.

  • Zitat

    Original von Foer
    ICH bin gerade geschockt, weil ich eben den TV angemacht habe, auf Pro sieben gelandet bin und dort überrumpelt wurde mit der Aufnahme in der die Frau von Enke auf den Bahnsteig zu den Feuerwehrleuten rennt und sagt: "...sagen sie mir was mit meinem Mann ist."


    Wie kann man sowas ausstrahlen??


    Wie gut, dass ich das nicht gesehen habe.... :-(

  • Zitat

    Original von newmoon
    Daß niemand davon wusste, wundert mich nicht, denn die Krankheit ist immer noch ein absolutes Tabu in der Gesellschaft.


    Wir sind sicher noch nicht so weit, wie wir sein sollten und in Fussball gilt das vielleicht noch weniger, aber Depressionen sind jetzt nicht unbedingt ein Tabu heutzutage, find ich.


    Voltaire : Schöne Worte.

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  • Zitat

    Original von Gummibärchen


    Wir sind sicher noch nicht so weit, wie wir sein sollten und in Fussball gilt das vielleicht noch weniger, aber Depressionen sind jetzt nicht unbedingt ein Tabu heutzutage, find ich.


    Da kann ich dir leider nicht zustimmen. Ich habe es sowohl direkt als indirekt erlebt, wie Menschen auf so eine Krankheit reagieren. Als betroffener hat man kaum eine Chance, von der gesellschaft akzeptiert zub werden. Auch wenn immer alle so weltoffenn und verständnisvoll tun.


    Ich wünsche der Familie viel Kraft, aber ich bin mir sicher, da wo Robert Enke jetzt ist, geht es ihm gut.