Stephen King - Die Arena

  • Die Arena (orig. "Under the Dome") - Stephen King


    Klappentext:
    Urplötzlich stülpt sich eines Tages eine unsichtbare Kuppel über Chester's Mill. Die Einwohner der neuenglischen Kleinstadt sind komplett von ihrer Umwelt abgeschnitten. Und auf einmal gibt es kein herkömmliches Gesetz mehr...


    Stephen King hat sich in seinen letzten Werken immer mehr vom Horror entfernt, in "Wahn" machte dieses Element nur noch einen Bruchteil des Buches aus. Ich finde es gut, dass er in ihn in diesem Buch fast ganz weggelassen hat, anstatt krampfhaft nach schaurigen Momenten zu suchen, denen man auch allzu deutlich anmerkt, dass sie krampfhaft gesucht sind.
    Keine Angst, es gibt genug Blut zu bewundern, das an Wände spritzt, nur fehlt diesem Buch das Phantastische fast ganz - aber halt: Da gibt es doch diese Kuppel, die am Anfang des Buches einfach vorausgesetzt ist. Sie ist einfach da, baut sich aus dem Nichts auf. Was nun den allergrössten Teil des Buches ausmacht, sind die Folgen dieser Isolierung. Der Präsident der Vereingten Staaten von Amerika befiehlt etwas; muss man dem Befehl nun folgen oder nicht? Oder anders ausgedrückt: Hat die Machtelite der Stadt genug Loyalität, um den Befehlen eines Menschen zu folgen, der nur noch nochde facto ihr Anführer ist, zu dem sie keine direkte Verbindung mehr haben?
    Verfolgt sie ihre eigenen Interessen? Wer leidet darunter, wer profitiert, wer gibt auf? Alle diese Probleme beleuchtet King, natürlich aber auch, was ökologisch unter der Kuppel geschieht, ob Menschen überhaupt leben könnten, was die Kuppel für ihre Gewohnheiten bedeutet (Immer noch Auto fahren, wenn man sieht, wie sich Russ und Feistaub an der Kuppel ablagern?)
    Und ja, ganz am Schluss wird auch die Kuppel noch erklärt, diese Erklärung mag einigen ein wenig zu kurz oder zu dürftig erscheinen, mir hat sie jedoch gereicht.
    Das King-typische Inferno am Ende gibt es hier auch, es fällt jedoch nicht ganz so üppig aus wie erhofft.
    Zu seinem Schreibstil: Er hat ihn einer ziemlichen Abspeckungskur unterzogen. Was in den vorherigen Bücher geschwätzig und überflüssig war, ist einfach weg, er konzentriert sich auf das Wesentliche, setzt Pointen meistens an der richtigen Stelle (ein paar unrühmliche Ausnahmen inbegriffen: Der offene Hosenschlitz eines Polizisten nach der Befragung eines Vergewaltigungsopfers hätte jetzt wirklich nicht sein müssen), ansonsten aber sehr flüssig zu lesen.
    Das Buch hat mich wirklich überrascht, ich hätte nicht geglaubt, dass Stephen King noch solche Bücher schreiben kann. Klar, es reicht nicht an "es" heran, ganz zu schweigen von "The Stand", dafür besitzt es nicht genügend Tiefe und Epik, aber als kurzweiliges und spannendes Buch durchaus zu empfehlen.


    lg, buchi

  • :wave Danke für deine Rezi, ich denke, ich habe noch einige Kings in meinem RUB stehen. Wenn ich die Roland-Reihe durch habe, dann könnte dieses Buch schon als TB erschienen sein.
    Die Beschreibung der Handlung klingt für mich so, als habe King sich durch World of Warcraft inspirieren lassen. Es gab dort eine Kuppel über einem Ort namens Dalaran, und an die fühlte ich mich sofort erinnert, als ich den Klappentext las... :gruebel

  • Eskalina : Ganz zu schweigen vom Simpsons- Film, auch wenn ich den nicht gesehen habe...muss dort ziemlich ähnlich sein. Man kann ganz generell natürlich schon sagen, dass King bei sich selber abguckt, Isolation war bei ihm schon immer ein Thema und Kleinstädte liebt er ganz offensichtlich. Von dem her nichts neues. Ich fand es einfach schön, dass er seine Beschreibungswut mal in den Griff bekommen hat. Es wird aber nie so mainstreamhaft, dass man es nicht mehr als Kingggeschreibsel erkennen könnte.
    Ach ja, etwas fällt mir gerade noch ein: Ich habe glaub ich während des Lesens fortwährend geschmunzelt, weil es in dem Buch ziemlich viel (schwarzen) Humor gibt, nur ist der manchmal ein wenig unpassend, aber lustig zu lesen auf jeden Fall :-)

  • Leider kann ich mich deiner begeisterten Rezension nicht anschließen. Die ersten 150 Seiten der "Arena" waren wirklich spannend, aber dann ufert die Geschichte aus und zerfranst in zu viele Nebenstorys, die nur noch dahinplätschern. Vom "Fuß auf dem Gaspedal" kann leider keine Rede sein. Man merkt, dass Stephen King eine tolle Grundidee hatte, sich dann aber ohne Plan hingesetzt und aus dem Bauch heraus drauflos geschrieben hat.


    Das Kleinstadtflair ist auf jeden Fall wieder sehr gut getroffen. Einige "Rosinen" in der Geschichte, wie die originellen Todesszenen oder die Verbeugung vor Jack Ketchum und seinem "Army-Ermittler", halten einen auch ein Stück weit bei der Stange, aber um so einen dicken Wälzer durchweg spannend zu halten, reicht es einfach nicht. Die letzten zwei Drittel habe ich nur noch gelangweilt durchgeblättert.

  • Ich hab den Brummer auch endlich beendet und ich gehöre ja bekanntlich zur Fan-Fraktion. Auch "Die Arena" fand ich ganz toll und mich haben die vielen kleinen Geschichten total begeistert. Ich fand es äußerst interessant, wie unterschiedlich die Menschen reagiert haben und mit welchen Problemen sie zu kämpfen hatten.


    Anfangs hatte ich aber doch Probleme, alle Leute auseinander zu halten, aber mit der Zeit hat sich das dann gelegt. King hat ja die meisten Beziehungen immer wieder wiederholt. Da ging das dann schon.


    King hat einfach die Gabe, seine Leser zu fesseln. Auch wenn nicht wirklich sehr viel passiert ist auf den fast 1.300 Seiten, war es mir nie langweilig.


    Der Schluss war zwar nicht ganz nach meinem Geschmack, aber das ist er selten bei King. Trotzdem kann ich damit leben und kann das Buch ruhigen Gewissens an King-Fans weiterempfehlen.


    Von mir gibt es 9 Punkte.

    Ein Raum ohne Bücher ist ein Körper ohne Seele.
    - Cicero


    :lesend Harlan Coben - Ich vermisse dich

  • Vielen Dank buchi für die Rezi!


    Hört sich wirklich interessant und durchaus spannend an. Dann werde ich nach Jahren mich mal wieder an Stephan heranwagen!


    Mit "Es" hast Du natürlich Recht. Der ist so schnell nicht zu toppen!

  • Hallo,


    S.King legt hier ein Erzähltempo vor, wie man es von ihm kaum kennt. Keine tiefen philosophischen Betrachtungen, kein Abdriften in die typische "King-Fantasy-Welt" und Horrorszenarien. Die Vielfalt an Personen, die gleich zu Beginn auftreten, verwirren etwas, aber im nachhinein werden die Beziehungen untereinander klar und logisch. Besonders gefallen hat mir die Aufstellung der Personen auf den ersten Seiten sowie die Karte der betroffenen Region unter der Kuppel. Mir hat es geholfen, die Geografie der Region noch bildlicher vorstellen zu können.


    Endlich wieder ein Buch vom S.King, was ich gern und zügig gelesen habe.


    9 von 10 Punkten


    René

  • heut hab ich mal nen Stadtbummel wieder gemacht, endlich wo wieder die Läden offen haben. *smile* Und da ich es schon länger vor hatte, mir "Die Arena" auch zu kaufen, hab ich es heut gemacht. *fiep* Jetzt wo ich endlich ein schönes großes Wandbücherschrankregal hab, und noch viele Bücher fehlen,die da Platz finden dürfen, musste auch dieses King Buch zu mir finden. :grin Ich hoff, das mir das Buch dann auch gut gefallen wird?!
    Sobald ich das Buch les bzw. es gelesen habe, werd ich euch meine Meinung dazu mitteilen.


    bis später :wave

  • Hier meine Rezension. Ich halte es nicht für möglich, sich diesem Buch zu entziehen und wenn dann nur, weil man es nicht mögen will. Es gibt wenige Bücher, bei denen ich diese Behauptung aufstelle. Und was genau mainstreamig ist, hab ich nie verstanden. Vielleicht lerne ich es irgendwann.


    Meine Meinung:
    It's a small town, son and we all support the team.
    Dieses Songzitat ist der rote Faden, der durch dieses unglaubliche, faszinierende Buch führt. Obwohl er mein Held und Schreibvorbild ist, hätte ich es nicht für môglich gehalten, dass Stephen King sich derart laut zurück meldet. Seine letzten Romane waren zweifellos gut, aber weit von seinen "Klassikern" entfernt. Nun werde ich der "Arena" einen Platz zwischen "The Stand" und "In einer kleinen Stadt" frei räumen, denn dort platziert das Buch sich für mich. Meisterhaft wie in früheren Epen entwirft King das Horrorszenario einer neuenglischen Kleinstadt. Es sind die Menschen selbst, die zu Tätern und Opfern werden und ich liebe die Lösung am Ende, die wiederum den nachdenklicheren, tiefgründigeren King von "Love" durchschimmern lassen. Dass man "Die Arena" mit ihren 1277 Seiten förmlich auffrisst, das ist gute alte King'sche Schreibkunst und würde 11 von 10 Sternen verdienen. Spannung zum Quadrat. Aber dass es einen auch nachdenklich macht, hochpolitisch ist und feinste Charakterpsychologie, das ist das eigentlich Geniale!


    Lg :wave Claudia

  • Ich habe gestern die letzten knapp 300 Seiten von "Die Arena" in einem Rutsch durchgelesen. Das buch ist einfach genial. Extrem spannend, ich konnte es kaum aus den Händen legen und insgesamt 4 Tage für die 1280 Seiten gebraucht. Besonders die Hauptfigur (Barbie) ist sehr detailliert dargestellt, man kann ihn sich als richtigen Menschen vorstellen (und nicht nur als Figur in einem Buch). Die anderen Charaktere stehen zwar ein wenig hinter ihm zurück, aber sind ingesamt auch sehr lebendig gezeichnet.
    Ich habe definitiv ein neues Lieblingsbuch! Das Ende ist zwar wieder etwas abgespaced (ziemlich ähnlich zu "ES", aber dann auch wieder ganz anders... wer es gelesen hat, weiss hoffentlich, was ich meine), aber passt zum restlichen Buch. Besonders die Figur des Ollie Dinsmore hat mich zu Tränen gerührt... ach, was soll ich noch sagen, lesen!


    Leseschildkröte : Gerade diese parallel verlaufenden Geschichten haben mir sehr gefallen, dadurch wirkt alles irgendwie 3dimensionaler.
    Verbeugung vor Ketchum? Das hab ich nicht mitgekriegt, wo war das denn? :help


    Was mich jedoch schon ein wenig schockiert hat:


    Das Ende ging mir richtig unter die Haut:


    Auf jedenfall 10 Punkte von mir!

    Schliesslich, morgen ist auch ein Tag. (Scarlett O'Hara)

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  • Oh manno! Und ich hatte es schon in der Hand und habe es nicht gekauft. Blöder Fehler, der unbedingt behoben werden muss! Ihr habt mich jetzt ganz wild drauf gemacht.... :grin

  • Mein Papa liest "Die Arena" derzeit und ist sehr begeistert ... Er meint, das ist mal wieder ein richtiger King - dieses Aufbauen einer Kleinstadtatmosphäre, ehe er sie Stück für Stück wieder zertrümmert. (Ich glaube, das hat sogar mal jemand hier im Forum ähnlich formuliert. :gruebel)


    Er ist jetzt etwa bei der Hälfte - und der einzige Nachteil des Buches ist das Gewicht ... :lache Er muss den Wälzer auf seinem Buch abstützen, damit ihm nicht die Arme abfallen.