'Elf ist freundlich und Fünf ist laut' - Kapitel 10 - Ende

  • Kapitel 10 umfasst Daniels Pi-Rekord. Sehr interessant fand ich dabei die Art und Weise wie er sich die Zahlen merkt, als eine Art Landschaft, die im Buch auch zeichnerisch dargestellt wurde. Innerhalb von 5 Stunden und 9 Minuten hat er 22514 Ziffern von Pi fehlerfrei rezitiert und somit den britischen und europäischen Rekord gebrochen. Eine phantastische Leistung! Schön fand ich seine Erklärung auf die Frage, wie man darauf komme, Pi bis auf soviele Dezimalstellen auswendig zu lernen - er sagte, dass Pi für ihn etwas ungeheuer Schönes und absolut Einmaliges sei und er vergeicht Pi mit der Mona Lisa oder einer Mozart-Symphonie.

  • Die Leistung, über 22.000 Stellen von Pi korrekt aus dem Gedächtnis wiederzugeben, ist für mich als Durchschnittsmenschen nach wie vor unfaßbar. Sehr interessant fand ich die Zeichnung der nummerischen Landschaft, als die sich diese Zahlenkolonnen Daniel präsentieren.


    Die Begegnung mit Kim Peek im Rahmen der Doku-Erstellung fand ich sehr beeindruckend; ich habe vor vielen Jahren mal den Film "Rain Man" gesehen, von der realen Vorlage für die Filmfigur bislang allerdings überhaupt nichts gewußt. Sehr schön die Worte, die Daniel am Ende des Kapitels über Kim schreibt: "Kims herausragende Begabung ist nicht auf seinen außergewöhnlichen Verstand beschränkt, sondern erstreckt sich auch auf sein großes Herz, seine Menschlichkeit und seine Fähigkeit, das Leben anderer auf wahrhaft einzigartige Weise zu berühren."


    Das abschließende Kapitel lehrte mich einiges über Island, was mir bislang unbekannt war. Die Leistung, eine solch schwierige Sprache binnen weniger Tage so gut zu erlernen, ist nicht nur sensationell, sondern auch richtiggehend beneidenswert. Daniel ist auch zu Gast in der David Letterman-Show und meistert diese kurzfristige Herausforderung souverän.
    Auf den letzten Seiten wird deutlich, daß Daniel Tammet trotz des gigantischen Medieninteresses nach dem Dokumentarfilm und seiner außergewöhnlichen Begabungen ein sehr bodenständiger Mensch ist, der sich Gedanken macht über Gott und die Welt.


    Für mich waren die letzten 4 Kapitel des Buches zugleich die ansprechendsten, nachdem es in der Mitte doch einige Hänger hatte.

  • Zitat

    Original von mankell
    Die Begegnung mit Kim Peek im Rahmen der Doku-Erstellung fand ich sehr beeindruckend; ich habe vor vielen Jahren mal den Film "Rain Man" gesehen, von der realen Vorlage für die Filmfigur bislang allerdings überhaupt nichts gewußt.


    Ich habe gerade auf Tammets Blog gelesen, daß Kim Peek im Dezember 2009 im Alter von 58 Jahren verstorben ist. Dies als Ergänzungsinformation.

  • Ich habe den Film "Rain Man" schon öfter gesehen und wusste auch nicht, dass Kim Peek sozusagen die Vorlage für den Film war. Damals hat der Film mich schon sehr beeindruckt. Schon allein, wie gut Dustin Hofmann den autistischen Mann spielt.
    Ich habe gerade Kim Peek gegoogelt und habe dabei einen Bericht in Wikipedia gefunden.


    Die Beschreibung, wie sich Daniel die Nachkommastellen merkt, fand ich sehr interessant. Ich kann mir zwar nicht annähernd vorstellen, wie das ausssehen soll, stelle mir aber schwierig vor, die Zahlen für andere zu "übersetzen".
    Es muss sehr beeindruckend gewesen sein, dabei zu sein.


    Isländisch lernen ist anscheinend gar nicht einfach. Daniel hat es zwar in einer Woche geschafft, aber wenn ich mir seine Beschreibung der Sprache angucke, glaube ich, dass man das nicht mal in Jahren schaffen kann.


    Kennt jemand von euch den Film "Brainman"? Ich glaube, ich habe ihn hier gefunden. Ich hoffe, ich darf den Link posten, er verweist auf Google.

  • Ich habe mir den Film gerade angesehen und es war im Grunde eine Zusammenfassung des Buches. Daniel kommt total sympatisch rüber und man hat überhaupt nicht den Eindruck, als wenn er Autist wäre.


    [SIZE=7]Der Film ist übrigens synchronisiert von Joachim Kerzel und Simon Jäger :-) Musste ich mal am Rande erwähnen... [/SIZE]

  • Kapitel 11 war ein schöner Abschluss des Buches. Es ist sicher schwer für jemanden der denkt/weiss, dass er anders ist als die Anderen, niemanden zu haben der sein Denken nachvollziehen kann. In Kim Peek hat er diesen Anderen gefunden.


    Eine Frage: Warum schreibt Daniel er hat ein autistisches Spektrum anstatt zu schreiben, dass er Autist ist?

  • Ich glaube, er hat nur autistische Züge.
    In dem Film kommt das gut rüber, weil er einfach auf Leute zugeht und nicht direkt in seiner eigenen Welt lebt. Jedenfalls hab ich das so verstanden.
    Ich hoffe, du verstehst, was ich meine.

  • Alles in allem ein interessantes Buch, das mich aber trotz des interessanten Themas nicht gefesselt hat. Dafür waren es mir teilweise zu viele Details und gleichzeitig fehlten für mich wesentliche Dinge, wie z. B. mehr über die Rolle der Eltern und Geschwister und auch mehr über seinen Partner.


    Zitat

    Original von Booklooker
    Ich glaube, er hat nur autistische Züge.


    Das glaube ich auch. Ich finde er wirkt - besonders in den Kapiteln nach der Schulzeit - nicht viel anders als Nicht-Autististen, mal abgesehen von seinen besonderen Begabungen.

  • In diesem Abschnitt hat mich vor allem Island und das erlernen der Sprache fasziniert, muss aber dazu sagen das ich Island einfach generell sehr faszinierend finde und ein Islandpferd habe :lache Wir haben schon Schwierigkeiten die isländischen Pferdenamen richtig auszusprechen und sie werden dann doch so wie sie geschrieben sind oft deutsch runtergelesen :rolleyes


    Schön fand ich das Kapitel mit Kim Peek und das Daniel Kontakt zu jemanden hat, der so ist wie er. Die Gespräche zwischen den beiden muss für Außenstehende ja alleine schon wie Kommunikation aus einer anderen Welt vorgekommen sein.


    Daniel erklärt zum Schluss ja auch das er über sich selbst überrascht ist und gewachsen ist, das er Dinge geschafft hat, die er nie für möglich gehalten hätte. Und das zollt ohnehin großen Respekt, das für ihn sicher nicht einfache Allein verreisen und die Kommunikation mit fremden Menschen, der Dreh, dann Las Vegas kann ich mir gut vorstellen das für ihn sicher nicht einfach war. Dort wimmelt es ja wirklich nur so von Menschen und alles ist grell wenn auch für mich persönlich jetzt auch wiederum schön. Für jemanden wie Daniel muss das aber einfach Stress pur bedeutet haben.


    Die Zahl Pi und wie er die Landschaft sieht waren auch sehr interessant. Ich hab bei seinen Zeichnungen grade mal die 6 erkannt :lache Es ist schon sehr faszinierend aber für ihn eben einfach total normal.


    War mal ein anderes Buch was ich gerne mit euch in der Leserunde gelesen habe. Danke :-)

    Man kann im Leben auf vieles verzichten, aber nicht auf Katzen und Literatur! :-]


    :lesend Sophie Kinsella - Kein Kuss unter dieser Nummer

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Skvisa ()

  • Zitat

    Original von Skvisa


    Schön fand ich das Kapitel mit Kim Peek und das Daniel Kontakt zu jemanden hat, der so ist wie er. Die Gespräche zwischen den beiden muss für Außenstehende ja alleine schon wie Kommunikation aus einer anderen Welt vorgekommen sein.


    In dem Film sehen die beiden zusammen total süss aus. Obwohl Daniel Kim sehr überlegen ist - so sieht es zumindest aus. Und Daniel bewundert Kim. Sehr seltsam :-)

  • Zitat

    Original von Booklooker


    In dem Film sehen die beiden zusammen total süss aus. Obwohl Daniel Kim sehr überlegen ist - so sieht es zumindest aus. Und Daniel bewundert Kim. Sehr seltsam :-)


    Ja das war auch mein Eindruck das Daniel ihm überlegen ist, aber ich glaub das weiß er zum Teil auch weil er ja dann auch anmerkt das er alleine leben kann und Kim doch auf seinen Vater angewiesen war. Aber die Bewunderung kam trotzdem auch bei mir an :-)

    Man kann im Leben auf vieles verzichten, aber nicht auf Katzen und Literatur! :-]


    :lesend Sophie Kinsella - Kein Kuss unter dieser Nummer

  • Ich habe mir den Film heute auch angesehen. Ich fand es schön auch mal ein paar Bilder von den im Buch vorgestellten Leuten zu sehen, ansonsten war mir durch das Buch ja schon vieles bekannt.


    Die letzten Kapitel des Buches haben mir gut gefallen. Die Leistungen, die Daniels Gehirn vollbringt, haben mich noch einmal sehr beeindruckt.

  • Zitat

    Original von Vivian
    Die letzten Kapitel waren mir teilweise auch zu detailliert beschrieben.


    :write Manche Sachen habe ich einfach in dem letzten Kapitel überflogen...


    Der Pi-Rekord ist Wahnsinn! Genauso das er eine Fremdsprache innerhalb von einer Woche lernen kann.


    Es ist ein interessantes Buch, jedoch habe ich mir mehr davon versprochen... es war wirklich teilweise zu detailliert beschrieben, mich hätte noch mehr sein Leben in der Gesellschaft interessiert.

    "If you wanna make the world a better place
    Take a look at yourself and then make a change" - Man In The Mirror

  • Zitat

    Original von Lilli
    Eine Frage: Warum schreibt Daniel er hat ein autistisches Spektrum anstatt zu schreiben, dass er Autist ist?


    Das ist eine Definitionsfrage, bei der auch die Wissenschaft noch keine entgueltige Antwort kennt. Aus wikipedia:


    "autistische Spektrum bzw. die Autismusspektrumstörung (ASS). Dies ist ein Konzept eines fließenden Überganges zwischen den verschiedenen Formen, eine insbesondere im englischsprachigen Raum zunehmende Sicht eines solchen Kontinuums verschiedener Ausprägungen."


    Eine Diagnose ist nicht immer leicht zu stellen. Die Auspraegungen/Symptome sind eben individuel so verschieden. Und koennen sich in einer Person je nach Alter unterscheiden.


    Mich wundert, dass hier soviele bezweifeln, dass Tammet ueberhaupt ASS hat oder es einschraenken, dass er "nur autistische Zuege" haette. Wie koennt ihr aus dem Lesen dieses Buches eine solche Diagnose stellen, die selbst Aerzte mit Erfahrung auf diesem Gebiet nur bedingt mit Sicherheit geben koennen? Nur weil die Symptome heute und in der Oeffentlichkeit schwerer fuer den Laien ersichtlich sind?


    Der Unterschied zu einem "normalen" Menschen ist fuer ihn, dass Verhalten, die fuer uns "normal" sind und ohne nachzudenken einfach so kommen, von ihm erst muehsam erlernt werden muessen. Wir wissen z.B. wieviel Abstand wir vom Gesicht eines anderen Menschen halten muessen ohne darueber nachzudenken. Tammet musste das erst erlernen und trainieren. Sich immer und immer wieder dran erinnern, dass (als Beispiel) ein 5cm Abstand fuer die Person gegenueber unangenehm ist, auch wenn es ihm selber absolut nichts ausmacht. Oder er beschreibt, wieviele Jahre er brauchte um sich dazu durchzuringen und anzutrainieren Augenkontakt mit Gespraechspartnern zu halten. Andere Patienten mit einer Stoerung auf einem anderen Punkt des Autismusspektrums haben z.B. wesentlich groessere Schwierigkeiten dieses Abstandhalten zu lernen und schaffen es vielleicht nie.


    Ich hab es bei unserem Nachbarsjungen gelernt. Als er noch im Kindergartenalter war, ist er mir praktisch bei jeder Begegnung ins Gesicht gesprungen, dass ich immer automatisch zurueckweichen musste. Und alle 30 Sekunden fragte er mich "Mrs. D. what time is it?". Ich antworte und bekomme 30 Sekunden spaeter die gleiche Frage zu hoeren. Mit den Jahren LERNTE er aber sein Verhalten den Erwartungen "normaler" Menschen anzupassen. Gegen Ende der Grundschule konnte ich mehrere Minuten mit ihm verbringen ohne eine Frage nach der Zeit zu bekommen. Und er ist mir schon seit Jahren nicht mehr "zu nahe" gekommen. Er hat aber immer noch ASS - das ist nicht einfach so verschwunden auch wenn normale Menschen es nun nicht mehr in den ersten Minuten einer Begegnung mit ihm erkennen. Es braucht etwas laenger um zu merken, das "etwas" nicht "normal" ist. Und er musste inzwischen von einer regulaeren Grundschule auf eine weiterfuehrende Schule fuer Schueler mit "Behinderungen" wechseln - auch wenn er akademisch mitkommt, in einem normalen Klassenraum kann er von einem Lehrer, der 30 andere Schueler betreuen muss, nicht die Unterstuetzung bekommen, die er braucht um weiterhin zu lernen sein Sozialverhalten den Erwartungen unserer Gesellschaft anzupassen.


    Zum Vergleich: auch bei einer medizinisch klar zu beweisenden Stoerung wie dem Down-Symdrom/Trisomie 21 gibt es grosse Unterschiede bei den Symptomen. Es gibt Patienten, die schwere Entwicklungsstoerungen haben und kaum irgendwas selbstaendig machen koennen. Und es gibt Patienten, die durchaus lesen und schreiben lernen und sogar einen Schulabschluss schaffen. Diese Patienten haben aber auch das Down-Syndrom und nicht "nur Zuege eines Down-Syndroms".


    Oder um es anders auszudruecken:


    Eine Autismusspektrumstörung wie Tammet sie hat ist unheilbar. Aber sie ist behandelbar. So wie Diabetis 1 unheilbar ist - und behandelbar. Wir sehen einem Menschen nicht gleich an ob er Diabetis 1 hat. Hat er aber und wird es nie loswerden. Wieweit es behandelbar ist, liegt z.T. an der Auspraegung und z.T. am medizinischen Fortschritt.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Beatrix ()