Kalte Stille - Wulf Dorn

  • Am 12. Januar 1985 starb der angesehene Psychiater Dr. Bernhard Forstner bei einem Autounfall. Wie es dazu kam, kann niemand mehr nachvollziehen, doch nach einem Anruf verlies er umgehend sein Haus und auf dem Weg zu seinem unbekannten Ziel verunglückte er tödlich. Starb er in Folge der Tragödie, die seine Familie nur einen Tag zuvor heimgesucht hat? In der vorangegangenen Nacht verschwand sein 6-jähriger Sohn Sven nachts aus einem Park im beschaulichen Städtchen Fahlenberg, dem Wohnsitz der Familie Fostner. War er auf dem Weg, um seinen Sohn zurück zu holen, aber zurück woher? Doch Forstner stirbt noch in seinem Auto und der Verbleib von Sven bleibt ungeklärt ...


    23 Jahre später kehrt der 35-jährige Dr. Jan Forstner zurück in seine Heimatstadt. Auch er ist, wie bereits sein Vater vor ihm, Psychiater, doch im Gegensatz zu diesem ist beruflich am Ende. Das Trauma um die Entführung und den Verbleib von Sven hat er nie verarbeitet, sodass er einmal die Kontrolle verloren hat - und damit seine berufliche Zukunft begraben hat. Doch er hat Glück im Unglück, Dr. Fleischer, der Klinikleiter der Psychiatrie von Fahlenberg bietet ihm, zum Großteil aus Gefälligkeit Jans Vater gegenüber, dessen Kollege er war, eine Stelle an. Nur ungern kehrt Jan nach Fahlenberg zurück, doch er weiß, woanders hat er keine Zukunft. Tatsächlich werden sich Fleischer und Jan einig und er tritt seine neue Stelle an, auch wenn er sich einer Bedingung beugen muss, vor dem ihm mehr graut als alles andere. Bedingung für seine Einstellung ist, dass er endlich das Trauma um Svens Verschwinden überwindet und eine Therapie macht und ausgerechnet bei Dr. Norbert Rauh, ein Mann, dem man nachsagt, direkt in die Seelen seiner Patienten zu schauen.


    Doch noch ehe Jan Zeit hat, sich einzuleben, muss er mit ansehen, wie eine junge Frau Selbstmord begeht. Erschreckenderweise handelt es sich um ehemalige Patientin der Klinik und als Jan ein Foto von ihr sieht fühlt er sich in die Vergangenheit zurück gesetzt, denn als 12-jähriger hat er mit angesehen, wie eine junge Frau Selbstmord beging - und die Frauen ähneln einander wie Schwestern. Als Carla Weller, die beste Freundin der jungen Frau, auf Jan zutritt und Zweifel an dem freiwilligen Selbstmord äußert, lehnt Jan kategorisch jede Hilfestellung ab. Es dauert jedoch nicht lange und ihn befallen Zweifel und er beginnt zu hinterfragen, was die zwei Frauen, die einander sosehr ähnelten, dazu gebracht hat, Selbstmord zu begehen ...


    Welch tödliche Obsession!!! Der Plot des Buches wurde sehr detailliert und ausgesprochen fesselnd ausgearbeitet, doch leider fand ich es etwas zu leicht zu erahnen, wie sich die Geschichte auflöst. Die Figuren, allen voran natürlich Protagonist Jan wurden sehr facettenreich und ausgesprochen tiefgründig in Szene gesetzt, sodass ich sofort in die Geschichte einsteigen konnte. Den Schreibstil empfand ich angenehm und spannend zu lesen, sodass ich das Buch am liebsten gar nicht mehr aus der Hand gelegt hätte. Als Fazit kann ich nur sagen, das mir dieses Buch wirklich schöne Lesestunden bereitet hat und ich den Schreib- und Erzählstil des Autors sehr ansprechend finde. Weitere Bücher werden mir Garantie folgen!

  • Ohne jetzt die Rezis gelesen zu haben ( hab Angst, dass ich zuviel erfahre :grin ) kann ich bis Seite 100 sagen, dass sich das Buch sehr spannend liest. 4 Tote und jede Menge Rätsel. Ich bin gespannt, wie es weitergeht. :-)

  • Fahlenberg ist ein unwirtlicher Ort, man mag da nicht wohnen und irgendwie fröstelt man beim Lesen des Buches. Das mag vielleicht auch ein bisschen daran liegen, dass ich das Buch an grauen Oktobertagen gelesen habe, aber zumindest hat die Geschichte die dunkle Herbststimmung noch verstärkt.


    Der Protagonist Jan kann einem leid tun. Als ob der nicht schon mit seiner eigenen Familiengeschichte gebeutelt genug wäre, pflastern gleich nach seiner Ankunft schon Leichen seinen Weg in den ersehnten Neuanfang. Das kann ja nicht gutgehen. In dieser düsteren Stimmung begleiten ihn obendrein noch Menschen, die selbst ihre mehr oder weniger ausgeprägten psychischen Probleme haben. Bis zum Ende des Buches wird man den Gedanken nicht los, dass Jan Forster in ständiger Gefahr schwebt. Das Ende ist erschreckend, ich muss zugeben, dass ich damit nicht wirklich gerechnet habe, bis auf das kleine Detail, wie genau Jan Forster zu seinem Beweis kommt. ;-) Alles andere hätte mich an dieser Stelle enttäuscht.


    Ein richtig gut geschriebener Thriller, den man nur aus der Hand legt, wenn es unbedingt sein muss.

  • Ich kann nur sagen, ich bin absolut begeistert von diesem Buch!
    Ich kannte Wulf Dorn bisher nur von einem Hörbuch her, was mich seinerzeit schon schwer begeistert hatte.
    "Kalte Stille" ist von Anfang an hochspannend geschrieben, und diese Spannung zieht sich konsequent bis zum Ende der Geschichte durch. Desweiteren fesselt einen die Art des Erzählens, man mag gar nicht mehr raus aus der Geschichte, muss unbedingt wissen wie es weiter geht und wie alles zusammen hängt. Am Ende wähnte ich mich schon auf der sicheren Seite, meinte genau zu wissen wie alles zusammenhängt und wer der Täter war, aber nichts da! Auch hier wieder eine Überraschung.
    Sehr gekonnt erzählter, hochspannender Thriller! Wulf Dorn bleibt ganz sicher auf meiner Liste der zu lesenden Krimi - und Thrillerautoren!

  • Nach "Phobia" ist "Kalte Stille" für mich das 2. Buch von Wulf Dorn und es hat mich nicht enttäuscht. Von Anfang an spannend geschrieben wurde ich von Seite zu Seite mehr hineingezogen in Jan Forstners Suche nach der Wahrheit. Was ist damals wirklich passiert, in der Nacht, als sein kleiner Bruder spurlos verschwand? Und was hat seine Nachbarin Alexandra wirklich in den Tod getrieben, genauso wie Nathalie, die Alexandra so ähnlich sah? Die Stimmung im Buch ist durchweg düster und bedrückend, jede Anwort, die Jan bekommt, wirft neue Fragen auf und man mag das Buch gar nicht aus der Hand legen.
    Die Auflösung war für mich überraschend und plausibel und ich fand auch die Charaktere nicht wirklich farblos.


    Für mich war "Kalte Stille" ein großes Lesevergnügen und ich gebe 9 Eulenpunkte! :-)


    LG, Bella

  • Am Anfang gefiel mir die Geschichte sehr gut.
    Mir wurden es gegen Ende hin dann langsam zu viele Tote für den kleinen Ort. Daneben kann ich mich Anica im folgenden Punkt nur anschließen:


    Zitat

    Original von Anica
    Ich muss aber auch sagen, bei aller Spannung, zwischendrin fand ich, dass Dorn die Sache mit Sven und dem Tonband etwas außen vor gelassen hat, weil er sich eben Nathalie widmete. Trotzdem werden am Ende alle Fäden aufgelöst und das Ende ist versöhnlich und äußerst passend.


    :write
    Ich hätte mir auch wesentlich mehr zu Sven gewünscht, obwohl es ja bis zur Auflösung durchgehalten wird, dass man sich fragt, ob er vielleicht noch lebt oder tot ist und was genau passiert ist...


    Bei den Verdächtigen hatte ich mich allerdings auch schnell in die richtige Richtung eingeschossen, was der Spannung allerdings keinen Abbruch getan hat.


    8 Punkte.

  • Titel: Kalte Stille
    Autor: Wulf Dorn
    Verlag: Heyne
    Erschienen als TB: März 2012
    Seitenzahl: 445
    ISBN-10: 345343403X
    ISBN-13: 978-3453434035
    Preis: 8.99 EUR


    Das sagt der Klappentext:
    Wenn die Stille zum Alptraum wird. Eine Tonbandaufzeichnung, die in abrupter Stille endet - unerträglicher Stille. Mehr ist Jan Forstner von seinem kleinen Bruder Sven nicht geblieben. Vor dreiundzwanzig Jahren ist Sven spurlos verschwunden. In derselben Nacht verunglückte auch sein Vater. Beide Fälle konnten nie aufgeklärt werden. Als Jan gezwungen ist, an den Ort seiner Kindheit zurückzukehren, holt ihn die Vergangenheit wieder ein. Ein mysteriöser Selbstmord führt ihn zu einem schrecklichen Geheimnis.


    Der Autor:
    Wulf Dorn, Jahrgang 1969, schreibt seit seinem zwölften Lebensjahr. Seine Kurzgeschichten erschienen in Anthologien und Zeitschriften und wurden mehrfach ausgezeichnet. Seit 1994 ist er in einer psychiatrischen Klinik tätig, wo er in der beruflichen Rehabilitation psychisch kranke Menschen beim Wiedereinstieg ins Arbeitsleben unterstützt. Mit seiner Frau und einer Glückskatze lebt er in der Nähe von Ulm.


    Meine Meinung:
    Ansprechende Thrillerunterhaltung. Wulf Dorn hat einen unterhaltsamen Thriller geschrieben. Auch wenn relativ schnell klar wird wohin der Hase läuft – so enttäuscht das Buch aber trotzdem an keiner Stelle. Flüssig geschrieben – so das man als Leser sich nicht über sprachliche Unebenheiten ärgern muss.
    Sicher bedient sich auch Wulf Dorn einiger hinreichend bekannter Klischees, aber das Lesevergnügen wird dadurch nicht geschmälert. Die Geschichte ist trotz einiger weniger kleinerer Logikfehlerchen in sich stimmig.
    Ein lesenswerter Thriller der sicher auch den hardcore Thrillerfan gut unterhält. Geeignet für den Urlaub oder auch für geruhsame Lesestunden auf Balkonien oder auf der Terrasse. 7 Eulenpunkte für unterhaltende Lesestunden.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Es war mein erstes Buch des Autors und ich muß sagen, es hat mich überzeugt, so daß ich mich schon nach weiteren Thrillern von ihm umgeguckt habe.


    Er schreibt von Beginn an spannend und unterhaltsam, der Schreibstil ist flüssig, die Personen werden gut beschrieben und er lädt zum Rätseln ein - also alles genau wie es mir gefällt :)

  • Beim Regalausräumen für die nächste Bücherspende ist mir vor einer Woche dieses Buch in die Hände gefallen, und ich konnte mich nicht erinnern, es je gelesen zu haben. Also tat ich das jetzt - hätte ich es doch besser gelassen!


    Abgesehen davon, dass es eine Menge schlecht geschriebener Krimis und Thriller gibt und ihre Zahl stetig wächst, seit immer mehr Leute glauben, nahezu jeder, der ein Tastenfeld bedienen könne, sei auch in der Lage "mal eben" einen Spannungsroman zu schreiben, gibt es auch die wirklich miesen Bücher.

    "Kalte Stille" von Wulf Dorn ist ein solches, denn es gelingt dem Autor, dem Leser zunächst vorzugaukeln, er habe hier einen gekonnt konstruierten und gut geschriebenen Thriller vor sich. Spätestens aber ab der Mitte der Lektüre wird offenkundig, dass dies eine abstrus konstruierte Geschichte voller ärgerlicher Klischees und nerviger Redundanzen ist, die allein auf Effekthascherei abgestellt ist. Keine der Hauptpersonen bekommt Tiefe, und der Ort der Handlung, eine Kleinstadt, wird auf über vierhundert Seiten mit einer absolut grotesken Menge an unwahrscheinlichen, aber stets blutig ausgemalten Todesfällen aller Art vollgestopft, dass es an Lächerlichkeit grenzt.


    Wie gesagt, ein richtig mieses Buch, weil der Autor seinen LeserInnen damit wertvolle Lebenszeit stielt.