Kreative Gedanken festhalten

  • Hallo,


    ich finde einen kleinen Notizblock äußerst nützlich und trage immer einen mit mir herum.
    Aus 2 Gründen:


    1. um Eindrücke festzuhalten, vor allem wenn ich auf Reisen bin. Sinneseindrücke, die weit über ein Photo hinausgehen - wie ein Ort riecht, wie er sich anfühlt, wie der Wind an Deinen Haaren zerrt, ob es kalt oder warm ist, wie die Leute sich bewegen, Dich anschauen ... ich bin der festen Überzeugung, nur diese Details machen eine Beschreibung später im Roman authentisch und echt.
    Ich reise oft an Orte, die vielleicht nicht unmittelbar in meinem aktuellen Projekt auftauchen, die ich aber später brauchen kann, für einen anderen Roman. Dann blättere ich in meinen Notizbüchern (bzw. den Dateien - ich tippe das später immer auch in digitale Form) und suche mir eine passende Sequenz, von der ich genau diese Eindrücke übernehmen kann.


    2. um Warte- und Leerlaufzeiten zum Arbeiten zu nutzen
    Wenn ich nicht gerade einen Laptop mit mir herumschleppe, kann ich auf diese Weise Leerlaufzeiten schnell mal nutzen, um grob ein Romankapitel herunterzuschreiben (das natürlich später am Computer noch mal in Form gebracht wird, auf diese Weise aber 10x schneller geht).



    LG, Andrea

  • ...na ja...alle schleppen kein Notizbuch mit sich herum.


    Ich habe nie eines dabei. Meine Sauklaue könnte ich eh nicht mehr entziffern und die Eindrücke hole ich mir mit allen Sinnen und die bleiben ein für allemal gespeichert.
    Ich finde mich heute noch an jedem Ort der Welt zurecht, wenn man ihn nicht abgerissen hat, an dem ich jemals gewesen bin. Rieche, höre, schmecke und erinnere mich. Mehr brauche ich nicht, als einen bleibenden Eindruck...


    euer hef

  • Ich habe schon x tolle Ideen für das Füllen von Plotlöchern vergessen, weil ich sie nicht gleich aufgeschrieben habe. Neid für alle, die das nicht brauchen, die sich sowas immer auch stundenlang merken können. Aber eben auch die Frage: Wie macht man sowas? Ich muss so viele Bälle gleichzeitig durch die Luft jonglieren, ich KANN mir das nicht merken, der nächste Gedanke an etwas vom Schreiben völlig unabhängiges verdrängt es innerhalb weniger Minuten.


    Deshalb: Ja, Notizblock und Handy mit Aufnahmefunktion. Unbedingt.

  • Ist auch nur ein Vorurteil, dass alle Autoren ständig einen Notizblock mit sich rumschleppen, aber klar, gibt schon einige, die dies tun.
    Ich mache es auch nicht. Bin einfach nicht der große Notierer und ich hatte schon mehr als genug Gelegenheit, mich in allen Formen des Notate-Verfassens auszuprobieren, über Peter K. Wehrlis Webcam zu Zolas wahnsinnigen, manieristischen Aufzeichnungen von Les Halles.

  • Papier in jedem Zimmer der Wohnung, Notizbuch und Kuli, die in jede Handtasche passen.
    Mein Tagebuch ist auch voll von Textfetzen, weil mir oft vor dem Einschlafen Dinge einfallen und das gute Buch schön unter meinem Kopfkissen ruht(aber psst, nicht verraten!!).
    Ich schreibe mir alles gleich auf, auch, wenn ich einige dieser Ideen schnell wieder verwerfe.

  • Um auf CorinnaV`s Beitrag einzugehen, so denke ich, wenn sich die spontane "gute" Idee relativ schnell wieder verflüchtigt, war es auch keine richtig gute, denn die wäre doch haften geblieben... Oder? Zumindest werte ich die meinen Gedankenblitze so, wenn sie entweder hängen bleiben, oder im gedanklichen Nirvana verpuffen...
    Und, klar, habe auch ich den obligatorischen Notizblock an meinem Arbeitsplatz neben mir liegen. DIN A 6, damit es auch schön handlich bleibt! ;) Aber ich schleppe ihn nicht den ganzen Tag mit mir herum.


    LG
    Dirk



    www.dirkradtke.com


  • Mir kommen eben wirklich viele Ideen, während ich schon halb im Traumland bin. Wenn ich die nicht sofort aufschreibe, wache ich am nächsten Morgen mit dem Wissen auf, DIE Idee "verschlafen" zu haben. Ob diese Idee wirklich so genial ist, lässt sich allerdings mitten in der Nacht auch nicht sagen. Also schreib ich sie auf.
    Und was das Mitschleppen angeht: Ich habe a) immer große(wirklich große) Taschen mit und gehe b) noch zur Schule, weshalb mein kleines Notizbuch immer irgendwie einen Platz finden kann. Da bin ich sogesehen im Vorteil;) Ich schleppe eh kiloweise unnützen Kram mit mir durch die Gegend. Da machen meine Notizen keinen Unterschied=)

  • Ich hatte mal so ein Notizbüchlein, nur leider hatte ich es nie dabei, wenn die zündende Idee kam :-(
    Inzwischen mache ich es so, dass ich Ideen auf irgendwelche Schmierzettel kritzel und hoffe, dass sie nicht verloren gehen. Oder wenn sie mir beim Sport oder so kommen, dann wälze ich sie solange, bis ich sie ganz sicher nicht mehr vergesse.


    Leider ist trotzdem schon so einiges, was ich richtig genial fand, später einfach weggewesen.


    Viele Grüße :wave
    Heike

    Der Bernsteinbund - Historischer Roman - Juni 2010 im Aufbau-Verlag
    Die Tote im Nebel - Historischer Kriminalroman - März 2013 im Gmeiner-Verlag

    Rabenerbe/ Rabenbund - DSA-Fantasyromane - 2017/2018 bei Ulisses

  • Zitat

    Original von Dirk Radtke
    Um auf CorinnaV`s Beitrag einzugehen, so denke ich, wenn sich die spontane "gute" Idee relativ schnell wieder verflüchtigt, war es auch keine richtig gute, denn die wäre doch haften geblieben... Oder? Zumindest werte ich die meinen Gedankenblitze so, wenn sie entweder hängen bleiben, oder im gedanklichen Nirvana verpuffen...


    Nicht unbedingt. Es gibt manchmal so viele Gedanken, resp. einer ergibt sich aus dem anderen, dass an sich nur noch aufschreiben hilft, weil sonst zu viel verschütt geht.


    Ein Freund von mir ist Musiker, während er von einem Konzert nach Hause fuhr, fielen ihm der Text und Fragmente einer Melodie ein. Er war mit dem Auto unterwegs, nichts zu schreiben dabei, kein Handy... Er hat während knapp zwei Stunden immer diesen Text mit den Bruchstücken der Melodie vor sich hingesungen. ;-)
    Auch eine Möglichkeit, geht aber nur, wenn man wirklich alleine unterwegs ist und sich nebenbei auch noch auf alles andere rundherum konzentrieren kann.

  • Für mich sind Notizen notwendig, in jedem Bereich, nicht nur beim Schreiben. Ich bin immer ein bisschen verstreut, wenn ich ohne Einkaufszettel einkaufen gehe, und wenn es bloß zwei drei Teile sind, dann kommt es schon mal vor, dass ich im Supermarkt stehe und keine Ahnung habe warum. Manchmal glaube ich, ich habe eine Art angeborenes Alzheimer :D


    Vorteile hat das ganze aber auch. Da ich mir grundsätzlich immer viele Notizen mache sind darunter eben auch oft diese kurzen Geistesblitze, die man hat, aber schnell wieder vergisst.


    Notizbücher schleppe ich übrigens eigentlich nicht mit mir rum, da ich für gewöhnlich keine HAndtasche trage sind diese für mich immer etwas hinderlich, Zettel und Stift tuns da auch. Aber ich habe neulich beim stöbern bei Amazon so kleine Moleskine-Notizbücher mit nur 64 Seiten entdeckt und mir die einfach mal bestellt, vielleicht sind die ja das Richtige für mich.


    Übrigens kann ich mir, trotz meines fehlenden Kurzzeitgedächtnisses Telefonnummern (und ZAhlen überhaupt) hervorragend merken. Blöd nur, wenn man dann zwar noch die Nummer im Kopf hat, den Namen der zugehörigen Person aber schon wieder vergessen hat... :pille


    Aber um zum Thema zurückzukommen: Zum Schreiben bieten sich Notizbücher mE an, wenn man eben jene besagten Geistesblitze hat, aber auch, wenn man vielleicht einfach nur eine grobe Struktur einer Story aufschreiben oder verändern will. Natürlich kann man dazu auch einfach einen Briefumschlag, eine alte ZEitung oder meinetwegen auch die Schreibtischplatte missbrauchen, sofern man eines davon zur Hand hat ;)

  • Zitat

    Original von Dirk Radtke
    so denke ich, wenn sich die spontane "gute" Idee relativ schnell wieder verflüchtigt, war es auch keine richtig gute, denn die wäre doch haften geblieben... Oder?


    Du brauchst ja nicht nur die große überragende zündende Idee, um die herum sich dann magisch der gesamte Roman oder die KG verdichtet.
    (diese Vorstellung DER EINEN grandiosen Idee, die dann ein ganzes Werk durchdringt, halte ich ohnehin eher für eine Legende - natürlich sollte es eine starke Prämisse geben, aber die macht es nicht allein).


    Ein Roman besteht aus tausenden Momenten, die originell, einzigartig, gelungen, an dieser Stelle passend, den Leser berührend oder sonst irgendwie besonders sein sollten.
    Das sind Ortsbeschreibungen, Personen, die Art, wie eine Szene aufgebaut ist, ein Geräusch, eine einzelne Dialogzeile, eine Geste...
    Jedes dieser Elemente beginnt mit einer Idee. Die für sich genommen banal sein kann, nicht gerade weltbewegend. Wenn man solche Momente irgendwo festhalten kann, ist das mitunter hilfreich und bietet eine Art Bibliothek, aus der man sich später bedienen kann.

  • Ich habe für jedes meiner MSe ein eigenes Ringbuch. Hinein kommen hübsche Formulierungen, die mir über'n Weg laufen, Dialoge, Plottwist- und Zwistigkeiten, da mir all das seltenst in der Reihenfolge einfällt, wie es geschrieben werden muss. Und in aller Regel kommen mir Ideen, wenn ich keine Zeit zum Schreiben habe. Diese Büchlein sind das reinste Chaos.


    Ich trage diese - momentan vier - Bücher aber nicht ständig mit mir herum. Meist schreibe ich abends auf, was mir tagsüber so einfällt. Nur Ideen, die vor dem Schlafen oder im Traum kamen, muss ich sofort notieren. Außerdem brauche ich etwas zu Schreiben, wenn ich gerade massiv unter Beschuss der Muse stehe, denn all zu viel kann ich mirt auch nicht merken. Dazu reichen dann aber auch Busfahrkarten, Servietten, Einkaufszettel sowie ein Kajalstift (den ich immer bei mir habe, weil ich Kulis und Bleistifte verlege ...) Wenn ich mal einen Kuli habe, tuts auch der Unterarm.

  • Zitat

    Original von Dirk Radtke
    Um auf CorinnaV`s Beitrag einzugehen, so denke ich, wenn sich die spontane "gute" Idee relativ schnell wieder verflüchtigt, war es auch keine richtig gute, denn die wäre doch haften geblieben... Oder? Zumindest werte ich die meinen Gedankenblitze so, wenn sie entweder hängen bleiben, oder im gedanklichen Nirvana verpuffen...


    Bei mir ist das komischerweise meistens ganz genau anders herum!
    Die großen, grandiosen Ideen, die haften bleiben auch über Tage hinweg, ohne dass ich ein einziges Stichwort dazu aufgeschrieben habe, stellen sich nachher meistens als Schaumschlagideen heraus - sehen für ein paar Schreibtage lang verdammt gut aus, wenn ich sie eingearbeitet habe, sind aber die, an denen die Schlüssigkeit der Erzählung am schnellsten zerbricht.


    Es sind die kleinen, die, die man schnell vergisst, die in der Erzählung drin bleiben (wenn man sie denn eingefangen hat, was oft genug mit Glück verbunden ist). Das Leben ist eine Aneinanderreihung von Momentaufnahmen. Um eine Geschichte zu erzählen, die aus dem Leben gegriffen wirkt, braucht es diese Momentaufnahmen ebenso wie die großen Augenblicke.


    Und allzu oft liegt der Schlüssel für die Lösung eines Problems in einem kleinen, leicht zu ignorierenden Augenblick und nicht in einem großen Kracher.


    Das ist der Grund, warum ich Gedankenfetzen, die ignorierbar scheinen, notiere. So zusammenhanglos sie scheinen mögen - sie sind die Bausteine.

  • Moin zusammen! :wave


    Ich habe eigentlich oder besser so gut wie immer ein Notizbuch dabei. Früher hatte ich ein Collegeblock dabei, aber das war dann doch ein wenig umständlich zumal man den nicht so gut überall hin mitnehmen kann... :gruebel Aber jetzt habe ich ein kleines und das nehme ich jetzt immer überall hin mit ;-)


    Manchmal bin ich sogar bin sogar so bekloppt, das ich mir sogar Gedanken die mir Nachts einfallen sofort aufschreibe. Also einfach ausm Bett springe und mir dann notiere... :lache Das ist wieder ein weiterer meiner Ticks.... :wow


    LG
    büchergirl90

  • Bei mir ist es auch eher so, dass ich die kleinen Dinge notiere, die ich beim Schreiben aus Betriebsblindheit übersehen habe oder zumindest vermute, dass sie nicht klar genug dort stehen.


    Die richtig großen Dinger, die bleiben miest über Tage hinweg auf der Herdolatte meiner Fantasie und köcheln bei kleiner Flamme ein. Kurz vor dem Anbrennen (verblassen und / oder geschmacksneutral werdend), tippe ich sie in das MS, egal ob gerade die aktuelle Stelle passend ist oder nicht. Beim Weiterschreiben schiebt sich das schon ein ;-)


    Trotzdem bin ich NIE ohne Notizbuch, Stift und Lesefutter unterwegs.
    Man weiß ja nie, wie Tom Hanks in Cast away so treffend darstellt :grin


    LG


    Dirk67

  • Ich habe in den meisten Fällen einen DIN A5-Notizblock bei mir. Inzwischen sieht er ziemlich zerrupft aus, aber ich schreibe immer noch hinein. Nicht jeden Gedanken, den ich so habe, aber viele Dinge, von denen ich vorher schon ahne, dass ich sie mir vermutlich nicht merken werde. Da ist es ganz nützlich, wenn ich es gleich notieren kann. Oft genug kam es bei mir schon vor, dass ich später zu Hause war und ganz genau wusste, dass es vorhin einen wichtigen Gedanken gab - aber ich kann mich nicht erinnern. :rolleyes Das ärgert mich besonders, auch wenn es manchmal nur ein einziger kleiner Punkt gewesen ist, aber genau der fehlt mir dann.


    Manchmal bin ich auch ohne Notizblock anzutreffen, auf Spaziergängen oder bei schnellen Erledigungen in der Stadt. Ersteres ist ganz besonders gemein, weil mir da tatsächlich meistens die besten Einfälle kommen - ich trete dann möglichst schnell den Rückweg an und denke an nichts anderes mehr, um die Ideen nicht zu vergessen. Im zweiten Fall finde ich normalerweise irgendwo einen alten Parkschein, ein Zettelchen oder auch mal ein Taschentuch. :grin




    @ büchergirl90


    Ich springe nachts auch mal auf, wenn ich ahne, dass ich mich morgens nicht mehr an die schöne Idee erinnern kann. Wenn ich es mir notiere, kann ich es getrost vergessen, ich habe es dann ja schriftlich. :grin

  • Hallo Miteinander.


    Ich führe ebenfalls ein Notizbuch. Allerdings liegt das Problem nach meiner Meinung nicht beim Notieren der Gedanken, sondern bei dem "Sichzurechtfinden" in den Notizen, wenn man erst einmal zehn Notizbücher gefüllt hat. Wie organisiert man seine Notizen, die man sich nicht projektbezogen sondern "nur mal so für alle Fälle" notiert hat?


    James Butler (der mit den berühmten Notizbüchern) hat sich schon vor 100 Jahren oder so darüber beklagt. Sicher könnte man heute sagen, man nutzt "AskSam" oder irgendeine andere Datenbank. Nur wer tippt sich schon alle Notizen in eine Datenbank ein?


    Mittlerweile notiere ich mir nur noch das, was ich im Falle eines Falles nicht im Internet finden kann: Ideen und Zusammenhänge, die mir irgendwie wichtig erscheinen. Außerdem führe ich ein projektbezogenes Notizbuch.


    Viele Grüße,


    Dieter.


    PS: Des nachts aufspringen kenne ich auch :-)

  • Man korrigiere mich, wenn ich folgendes zusammenfasse...
    Trotz digitalem Zeitalter, und der damit verbundenen Möglichkeit, Ideen, Bilder oder Gedanken auf eine Festplatte zu stampfen, neigt der kreative Schriftsteller dazu Notizblock, Zettel oder ähnliches zu benutzen, um seine Innovationen nachhaltig zu hinterlassen. Sozusagen analog...
    Das beruhigt mich, während ich auf meinen abgegriffenen Füller und den damit vollgekritzelten Notizblock blicke...


    LG
    Dirk



    www.dirkradtke.com