Die Sprache der Schatten - Susanne Goga

  • So ein tolles Buch (eins meiner Highlights 2011) und trotzdem habe ich vergessen, eine Rezi dazu einzustellen. :bonk


    „Die Sprache der Schatten“ ist ein sehr schöner Roman, der nicht nur durch eine wirklich lesenswerte ungewöhnliche Geschichte punktet, sondern auch durch gut ausgearbeitete Charaktere und eine gelungene Beschreibung der Handlungszeit besticht. Meinen Vorschreibern kann ich also voll und ganz in ihrer Einschätzung zustimmen. :fingerhoch


    Herausheben möchte ich noch einmal die wirklich gelungene Einbettung der fiktiven Handlung in das Berlin des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Als Leser bekam ich (ganz nebenbei und eigentlich unbemerkt) viel über das Leben der damaligen Zeit mit. Schön ist, dass Goga dabei nicht nur das klassische Mittelschichtmilieu im Blick hat, sondern auch Außenseiter der Gesellschaft porträtiert. Einbezüge der damaligen Mode und Malerei geben dem ganzen Drumherum noch einmal eine ganz individuelle Note.


    Die Wahl der Hauptprotagonistin hat mich sehr gefreut. Mit Rika als Witwe im besten Alter erleben wir eine sehr glaubwürdige starke Frau, der man ihren Lebensstil abnimmt. Genau wie sie sind auch die anderen Personen in unterschiedlichen Grauschattierungen gezeichnet und nicht in einem starren Schwarz-Weiß-Denken.


    Fazit: Ein sehr empfehlenswertes Buch, nicht nur für Liebhaber historischer Romane.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Super, ich gratuliere sehr herzlich! :anbet Vor allem, da die Zahl der Einsendungen ja wirklich groß war und "Sprache der Schatten" kein typischer Liebesroman ist.


    Jetzt heißt es Daumen drücken für die Endauswahl! :fingerhoch Meinen hast du auf alle Fälle!

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Wieder ein Roman, der dem Klappentext nicht gerecht wird.
    Überhaupt hatte mich dieser besagte Klappentext eher vom Lesen abgehalten, wirkte er auf mich düster und bedrückend. Und über einen Maler wollte ich eigentlich nicht schon wieder etwas lesen!
    Doch was für ein tolles Buch :anbet Wie gut, dass es die WB Eulen gibt.
    Einmal mit Lesen angefangen, konnte ich nicht mehr aufhören, und habe die Seiten an nur einem Tag regelrecht verschlungen.
    Ich bin geradezu begeistert von der allvorherrschenden Stimmung im Roman und von dem flüssigen und spannenden Schreibstil.


    Die Sprache der Schatten wird garantiert mein März 2012 Monatshighlight :anbet
    und bekommt von mir 10 Eulenpunkte (mehr geht ja leider nicht!)


    Zitat

    Original von Büchersally
    Das Lesen war wie ein Spaziergang im vergangenen Berlin.


    :write

    Zitat

    Original von Lese-rina
    „Die Sprache der Schatten“ ist ein sehr schöner Roman, der nicht nur durch eine wirklich lesenswerte ungewöhnliche Geschichte punktet, sondern auch durch gut ausgearbeitete Charaktere und eine gelungene Beschreibung der Handlungszeit besticht. Meinen Vorschreibern kann ich also voll und ganz in ihrer Einschätzung zustimmen :fingerhoch
    Mit Rika als Witwe im besten Alter erleben wir eine sehr glaubwürdige starke Frau, der man ihren Lebensstil abnimmt. Genau wie sie sind auch die anderen Personen in unterschiedlichen Grauschattierungen gezeichnet und nicht in einem starren Schwarz-Weiß-Denken.


    Hätte mir eigentlich zu denken geben müssen, wenn Du so lobend über den Roman sprichst. Dann ist es das perfekte Buch für mich :-]


    Zitat

    Original von Lese-rina
    Jetzt heißt es Daumen drücken für die Endauswahl! :fingerhoch Meinen hast du auf alle Fälle!


    Auch ich drücke alle Daumen die ich habe :fingerhoch
    Können die Büchereulen eigentlich auch dafür abstimmen, oder nur die Delia Jury?


    Ein herzliches Dankeschön an Geli73 :knuddel1
    Ohne Dich hätte ich das Buch nie in die Hand genommen und gelesen.

    to handle yourself, use your head, to handle others, use your heart
    SUB 15
    _______________________________________________________
    :kuh:lesend

  • Ich traue mich jetzt ja kaum, etwas zu sagen, und möchte auch keine Rezi im eigentlichen Sinn verfassen. Ehrlich gesagt, wüßte ich auch kaum, was ich großartig zu kritisieren hätte, trotzdem war ich nach dem Ende des Romans ein bißchen enttäuscht. Vermutlich war es ein Fehler, daß ich vorher all die überschwenglichen Rezensionen hier gelesen hatte - ich hatte mir wohl deshalb zuviel erwartet.


    Bitte nicht falsch verstehen; das Buch hat mir großen Spaß gemacht. Es ist ein sehr gut gemachter historischer Roman mit gut entworfenen Figuren, schönen Beschreibungen und meistens recht geschickt eingebauten orts- und zeitspezifischen Details. Eigentlich alles wunderbar zusammengestellt (eine Frau auf dem Weg zu sich selbst, die Problematik Homosexualität, die Entstehung der Arbeiterorganisationen, Judenfeindlichkeit - alles typische Dinge, wie man sie im Kaiserreich Ende des 19ten Jahrhunderts erwarten kann). Trotzdem habe ich nach den großartigen Besprechungen hier beim Lesen immer darauf gewartet, daß da "noch was kommt". Was mit Anthonis nicht stimmt und wer die Rolle des Bösewichts einnehmen darf, wird ja ziemlich schnell klar; insofern fehlte mir etwas die Spannung. Auch die Rolle der handelnden Figuren fand ich, mit der einen Ausnahme von Stephan Rungrath, für meinen Geschmack zu eindeutig. Die einzige wirklich verblüffende Charakterwandlung macht Anna mit, und die findet sozusagen "off-screen" statt, worüber Rika sogar einen Kommentar fallen läßt.


    Was sich an Handlung abspielt, entwickelt sich logisch und ist schön erzählt, aber ich fand's eben doch ziemlich vorhersehbar. Nichtsdestotrotz ein guter historischer Roman. Ich würde acht Punkte geben.

    Meine Bewertungsskala: 1-4 Punkte: Mehr oder minder gravierende formale Mängel (Grammatik, Rechtschreibung, Handlung). 5/6 Punkte: lesbar. 7/8 Punkte: gut. 9/10 Punkte: sehr gut. Details und Begründung in der Rezi.

  • Die junge Witwe Rika Hesse bekommt von ihrem Stiefsohn Alexander ein Gemälde geschenkt, auf dem der Maler alle Gesichter verdeckt gemalt hat. Trotzdem hat das Bild auf Rika eine starke Ausstrahlung, so dass sie unbedingt mehr über den Maler erfahren möchte.


    Ich möchte nicht allzuviel über den Inhalt des Buches verraten. Es ist eine vielschichtige Geschichte einer Unternehmerfamilie, die im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts in Berlin spielt. Rika, die junge Witwe, hat nach dem Tod ihres Mannes eine gewisse Unabhängigkeit erlangt, Alexander, der Stiefsohn, möchte sowohl der Familie als auch der Firma einen gesellschaftlichen Aufstieg ermöglichen, Anna, seine Schwester, soll sich den Konventionen beugen. Und dann sind da noch der Maler Anthonis, der ein Geheimnis birgt und der Fabrikantensohn Stephan, der Männer liebt.


    Die damalige Zeit ist , mit allen ihren Schattenseiten, wunderbar eingefangen, sowohl gesellschaftlich als auch politisch kann man daran teilhaben. Ebenso erfährt man viel über die damalige Mode- und Textilindusrie. Da die Autorin aus Mönchengladbach stammt, nimmt sie den Leser/die Leserin auch mit zu einem Abstecher dorthin, denn diese Stadt war einmal führend in der Textilbranche. Das fand ich richtig gut, so konnte ich noch etwas Neues lernen.


    Die Sprache ist der Zeit angepasst, was ich immer besonders mag. So fühlt sich das Ganze noch authentischer an. Die Geschichte selbst ist nie vorhersehbar und bietet einige Überraschungen. Ich mochte das Buch kaum aus der Hand legen.


    Mir ist das Ende einer Geschichte immer sehr wichtig. Hier hätte ich mir alles vorstellen können, ein gutes Ende, ein schlechtes Ende und ein offenes Ende. Die Lösung der Autorin hat mir sehr gut gefallen.


    Mein erstes Buch von Susanne Goga wird nicht mein letztes gewesen sein. Es hat mir sehr gut gefallen. Es wird nicht mein letztes von dieser Autorin gewesen sein.



    Ich vergebe volle Punktzahl.