"Ein Krokodil für Mma Ramotswe" - Alexander McCall Smith

  • So richtig gut aufgehoben ist dieses Buch unter "Krimis" nicht. Aber immerhin handelt es von der "No. 1 Ladies' Detective Agency", die unsere Heldin Precious Ramotswe, eine gemütlich-dicke Frau im besten Alter, mit dem väterlichen Erbe in Botswana eröffnet.


    Lest die Rezensionen bei Amazon, sie entsprechen gut meinem Eindruck von dem Buch. Es enthält liebevolle Schilderungen aus dem Leben von Mma Ramotswe. "Mma" und "Rra" ist "Frau" bzw. "Herr" auf Setswana, der Sprache Botswanas. Man lernt auf sanfte, humorvolle Weise etliches über die Kultur und das Alltagsleben dort im südlichen Afrika. Zwischen den Zeilen ist sehr viel Augenzwinkern... und ein paar unerklärliche Fälle werden auch gelöst, aber sie spielen nicht die Hauptrolle.


    Ich habe das Buch nur auf Englisch gelesen, kann daher zur Qualität der deutschen Übersetzung nichts sagen. Ich bin aber mittlerweile beim zweiten Band ("Tears of the giraffe" ) , der mindestens genauso genial ist, und ich freue mich auf die weiteren Bücher des Autors - der übrigens selbst in Botswana gelebt hat und viele seiner Figuren aus eigenem Erleben gezeichnet haben dürfte.

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • Meine Kollegin findet die Serie auch total klasse!


    Und der erste Teil ist bereits im TB erschienen, allerdings unter anderem Titel, warum auch immer....


    P.S.: Ist ja witzig, nachdem ich mir den Beitrag angeschaut habe, hab ich festgestellt, daß hier ein falsches Bild abgebildet wird... Also: das Cover vom TB sind anders aus!!

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT

  • Jetzt müßt ihr hier auch noch dieses Buch empfehlen... och nööööö... wo ich das doch auch schon seit Urzeiten auf meiner Amazon Wunschliste habe. Am Ende muß ich es mir tatsächlich noch kaufen! *grummel* ;)

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Zitat

    Original von Fritzi
    P.S.: Ist ja witzig, nachdem ich mir den Beitrag angeschaut habe, hab ich festgestellt, daß hier ein falsches Bild abgebildet wird... Also: das Cover vom TB sind anders aus!!


    Stimmt, ich habe das Buch auch überall im Netz gesucht und bin nun endlich fündig geworden. (Selbst bei Lübbe ist noch das alte Cover gelistet.) Das Buch sieht jetzt wie folgt aus:


  • Eine afrikanische Miss Marple ;) - obwohl ihre Fälle nicht das Hauptthema sind. Wer Mord ,Blut und Aktion erwartet, der wird enttäuscht werden. Der Humor wird auch nicht vernachlässigt. Aber der Zauber des Buches liegt in der Beschreibung des Landes und der Leute. Es ist ohne Frage ein nettes Buch! Man merkt, dass der Autor dort gelebt hat.

  • Originaltitel: The No.1 Ladies' Detective Agency


    Lese ich gerade in der Originalsprache und kann es jedem nur empfehlen, dies auch zu tun.


    In German it is nowhere near as humorous and enjoyable as in English, even for beginners. :-)




    :wave
    Ikarus

  • Zitat

    Original von Ikarus
    Originaltitel: The No.1 Ladies' Detective Agency


    Lese ich gerade in der Originalsprache...


    Ich auch! :-) Ist ein wirklich schönes Buch. Ob es auf Englisch besser ist, kann ich nicht beurteilen, da ich die deutsche Übersetzung nicht kenne. Auf jeden Fall kann man das Englisch sehr gut verstehen.

  • Zitat

    Original von MaryRead
    Inzwischen ist übrigens schon Band 7 erschienen! :hop


    Allerdings erst als HC, da warte ich noch.


    Hab ich auch schon gesehen. Ich muss mich ja erst durch die ersten sechs arbeiten. Bei meinem derzeitigen Lesetempo gibt es Band 7 bestimmt schon als Paperback bis ich das geschafft habe.

  • Mir gefällt die Reihe auch sehr gut. Bisher habe ich aber nur die ersten drei Bücher gelesen, weil es die auch schon als Taschenbuch auf deutsch gibt.
    Weiss jemand etwas über den vierten Band?


    Das der Zauber der Bücher vorallem in der Beschreibung des Alltags und der Natur liegt kann ich nur voll und ganz bestätigen. Die Bücher aus der Reihe sind auf jeden Fall lesens-, und empfehlenswert.

  • Zitat

    Original von rennilady
    Mir gefällt die Reihe auch sehr gut. Bisher habe ich aber nur die ersten drei Bücher gelesen, weil es die auch schon als Taschenbuch auf deutsch gibt.
    Weiss jemand etwas über den vierten Band?


    Das der Zauber der Bücher vorallem in der Beschreibung des Alltags und der Natur liegt kann ich nur voll und ganz bestätigen. Die Bücher aus der Reihe sind auf jeden Fall lesens-, und empfehlenswert.


    rennilady :


    Der vierte Band ist m.E. der hier:


    Guckst Du:


    So, wie es aussieht, gibt es den aber wohl bisher nur als HC.


    :wave
    Ikarus

  • Oh, es gibt schon den 7. Band. Da hinke ich ja etwas hinterher. Die Bücher, die ich bis jetzt gelesen habe, fand ich alle sehr gut, so menschlich. Es sind zwar keine richtigen Krimis, aber ich habe mich nach dem Lesen irgendwie immer so richtig gut gefühlt.

  • Inhalt
    Am Anfang lernen wir Mma Ramotswe kennen und erfahren viel über die Vergangenheit ihres Vaters und ihr nicht immer einfaches Leben bis zur Eröffnung des Detektivbüros. Dadurch versteht man, wie Mma Ramotswe zu der Frau wurde, die sie in der Gegenwart ist.
    Sie eröffnet "The No. 1 Ladies' Detective Agency" und als ob Botswana nur darauf gewartet hätte, erhält sie nach und nach die unterschiedlichsten Aufträge, die sie mit viel Herz und Verstand löst.


    Meine Meinung
    Ein wirklich schönes Buch mit einer sehr sympathischen Protagonistin. Man hat das Gefühl, das einen aus jeder Seite der Atem Botswanas anhaucht. Wir lernen viele Facetten des afrikanischen Lebens kennen und was die Menschen dort bewegt, was ihnen wichtig ist und vor was sie Angst haben. Tragödien werden nie reißerisch dargestellt oder breitgetreten. Sie werden einfach als Tatsache geschildert, wenn es z.B. darum geht, wie manche afrikanische Männer ihre Frauen behandeln.
    Überraschend fand ich, dass das Buch sich nicht nur auf einen Fall konzentriert, sondern eine Sammlung von vielen verschiedenen Aufträgen der Detektivin ist. Das macht es so vielseitig, bunt und lebendig.
    Es war ein tolles und unterhaltsames Leseerlebnis und ich freue mich schon auf die Folgebände!


    LG, Aurian

  • Hallo Eulen,


    zu diesem Buch wollte ich eine Vorstellung schreiben - und zu meiner Freude finde ich es bereits hier! :-) Aber da ich so begeistert von der Reihe bin, hier auch noch mein Eindruck:


    Inhalt:
    Precious Ramotswe ist stolz darauf, eine "traditionell gebaute afrikanische Frau" zu sein und auch selbstbewusst genug, nach dem Tod ihres Vaters die "No. 1 Ladies' Detective Agency" zu eröffnen – die erste und einzige von einer Frau geführte Detektei in Botswana. Mit viel Mut und einigen Fachbüchern über professionelle Ermittlung im Gepäck bearbeitet sie schon bald ihre ersten Fälle. Natürlich sind es zu Beginn noch keine großen Fische, es geht um verschwundene Ehemänner, Versicherungsbetrug und Eifersucht. Beherzt geht Mma Ramotswe ("Mma" steht für die Anrede "Frau") zur Sache und erlegt, wenn es dem Fall nützt, auch mal ein verdächtiges Krokodil. Richtig ernst wird es, als sie herausfinden soll, ob der Knochen im Täschchen eines Medizinmanns von einem kürzlich entführten Jungen stammt.


    Über den Autor/mein Eindruck:
    Sympathisch, tatkräftig und warmherzig ist die "afrikanische Miss Marple", die Alexander McCall Smith ins Leben gerufen hat. Seine Kindheit hat der britische Autor in Simbabwe verbracht und später in Botswana als Dozent Jura unterrichtet. Seine Detektivromane sind Liebeserklärungen an Afrika: Land, Leute und Lebensart schildert er mit viel Respekt und Humor. Schon im ersten Buch "Ein Krokodil für Mma Ramotswe" habe ich die rührige Dame ins Herz geschlossen! Absolut lesenswert! :-)


    Liebe Grüße
    Nina


    PS: Als kleiner Ausblick: In den Folgebänden geht es genausogut weiter:
    Im zweiten Roman "Ein Gentleman für Mma Ramotswe" begibt sich die Detektivin auf die Spur eines verschwundenen Amerikaners. In "Ein Koch für Mama Ramotswe" tritt erstmals Mma Makutsi als Hilfsdetektivin in Aktion, während Mma Ramotswe ein Vergiftungskomplott aufklärt. In "Keine Konkurrenz für Mma Ramotswe" schließlich macht ein Ex-Polizist ihr den Platz als beste Detektivin streitig. Zumindest versucht er es, aber wer Mma Ramotswe kennt und liebt, der weiß, dass der Herr keine Chance haben kann. Zum Glück!

  • Ich bin ein bisschen hin und her gerissen. Das afrikanische Flair mit seiner Gemütlichkeit, das durch McCall Smith Schreibstil wirklich gut rübergebracht wird, hat mir wirklich gut gefallen. Ich würde das Buch auch als Wohlfühlkrimi einordnen, eine Art Afrikanische Tante Dimity (ohne Tante Dimity ;-)
    Mma Ramotswe löst ihre Fälle mit Herz und Köpfchen, das fand ich sehr nett. Es sind keine dramatischen Fälle sondern Alltagssorgen, um die sie sich mit der ihr ganz eigenen Art kümmert.


    Was mir nicht gefallen hat, war die Sprunghaftigkeit und das ständige Abdriften vom jeweiligen Fall. Da wird eine Handlung erzählt, dann erinnert sich die Protagonistin durch eine Kleinigkeit an etwas völlig anderes, über das sie sinniert und irgendwann gehts dann zum Fall zurück. Oder zum nächsten, der dazwischen kommt. Der Fall des Jungen aus der Inhaltsbeschreibung z. B. wird angerissen, es schieben sich zig Sachen dazwischen und am Ende wird er wieder aufgegriffen.


    Nichts desto trotz werde ich mir wohl nach und nach auch die anderen Bände der Reihe zulegen. Wenn man einfach mal abschalten möchte, sind diese Bücher wirklich das richtige.

  • Dieses Buch komme erstmal recht klein und unscheinbar daher. Grosse und schwierige Kriminalfaelle gibt es auch nicht. Nichtmal einen Mord bekommt unsere Detektivin hier zu loesen.


    Dennoch hat sich Alexander McCall Smith mit diesem leisen Buch sehr schnell in mein Herz geschlichen. Seine Charaktere sind aeusserst liebenswert, seine Liebe fuer Afrika spricht deutlich aus den Zeilen und zwischen den Zeilen hervor. Dazu gehoert durchaus auch Sozialkritik doch ohne damit gleich den Leser zu erschlagen. Sehr leicht lesbar (auch auf englisch) heisst hier nicht gleichzeitig leichte Kost. Auch wenn der Unterhaltungswert im Vordergrund stehen mag, so gibt es mir doch auch viele Gedankenanstoesse.


    Mir gefaellt es sehr gut wie Precious Ramotswe ihre Faelle im Alltag loest. Und so sind sie eben nicht alle gradlinig. Was von Bouquineur als "Sprunghaftigkeit" empfunden wird, spiegelt fuer mich einfach die Realitaet des Lebens wieder. Verwirrend fand ich es dabei allerdings ueberhaupt nicht.


    Fazit: Eines meiner schoensten Neuentdeckungen des Jahres, das ich sicherlich vielfach weiter empfehlen werde.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Vorbemerkung: auch ich habe das Buch auf Englisch gelesen. Ich würde die Originalfassung wirklich jedem empfehlen - die Sprache ist einfach, und so kommt die afrikanische Mentalität noch viel besser rüber. Englisch IST ja eine der Amtssprachen in Botswana. Hier nun die Rezi.


    ***
    Auf dieses Buchreihe aufmerksam geworden bin ich durch Diskussionen unter Leseratten, die ich immer mal wieder mitbekam. Und nicht zuletzt durch die herrliche und absolut liebenswerte Verfilmung, die erst kürzlich auf Arte gesendet wurde! Ich wusste, was auf dem Bildschirm derart fesselt, kann als Buch nicht schlecht sein. Und da ich ein systematischer Mensch bin, habe ich mir gleich den ersten Band der Reihe im Original besorgt. Nach nicht einmal zwei Tagen hatte ich das Buch "eingeatmet", und mag mich noch gar nicht so recht davon trennen.


    Schauplatz und Autor sprechen ja schon für sich. Alexander McCall Smith ist hauptberuflich eigentlich kein Autor, sondern Akademiker - ein in Afrika geborener Schotte, der als Professor für Medizinrecht und Bioethik gearbeitet hat. Außerdem hat er etliche Jahre in Afrika gelebt, unter anderem eben auch in Botswana. Was schließen wir daraus? Der Mann hatte es durchaus nicht nötig, Krimis zu schreiben. Aber er wollte es offenbar, und hat es als Hobby betrieben. Und seine Liebe zu Afrika spürt man auf jeder Seite, aus jeder einzelnen Zeile heraus!


    Das Resultat nun mit anderen Krimis auf eine Stufe zu stellen, und die Heldin, die liebenswerte und dickliche Mma Ramotswe gar mit einer Miss Marple zu vergleichen - nein, dabei ist mir trotz allem nicht recht wohl. Ich habe das Buch geliebt, aber nicht als handelsübliche Spannungslektüre empfunden. Vielmehr ist es ein leicht schrulliges Porträt von Land und Leuten in Botswana, das eben mehr oder weniger zufällig an der Lebensgeschichte einer Privatdetektivin aufgehängt wurde.


    Erstens einmal wird die Geschichte durchaus nicht geradlinig erzählt. Nicht wie andere Krimis, von der Idee der Gründung der Detektivagentur über den ersten Fall bis hin zum spannenden Höhepunkt. Oh nein, so einfach macht es der Autor dem Leser nicht. Er zwingt ihn geradezu, sich mit dem Land Botswana und der Mentalität afrikanischer Menschen auseinanderzusetzen. Und genau zu diesem Zweck benutzt er seine Figur Mma Ramotswe, eigentlich Precious Ramotswe, als Spiegel und Leitmotiv.


    In den ersten Kapiteln geht es um diese Frau und ihre Geschichte. In mehreren Kapiteln voller Rückblicke geht es zunächst um das Verhältnis zu ihrem Vater, und wie sie an die Erbschaft gelangte. Ferner erfahren wir viel über ihr Verhältnis zu Männern, insbesondere ihre desaströse kurze Ehe mit dem Egomanen und Musiker Note Mokoti. Die Gründung der Agentur geschieht fast nebenbei. Die "Fälle" werden eher episodisch erzählt, wobei immer wieder Zwischenkapitel auftauchen, in denen Mma Ramotswe z.B. einfach durch die Landschaft fährt, sich Gedanken über das Verhältnis von Männern und Frauen macht, ihre Freundschaft zu einem etwas tumben, aber herzensguten Mechaniker überdenkt, und so weiter. Das ganze sprüht dabei vor sehr leisem, aber dennoch deutlichem Witz. Die schnörkellose und einfache Sprache unterstreicht diesen Eindruck noch. Auch mit ein wenig verblasstem Schulenglisch ist dieses Buch noch wunderbar zu lesen!


    Ich bin mir nicht einmal sicher, ob der Autor nicht ursprünglich eine Krimi-Parodie beabsichtigt hat. Denn Mma Ramotswes Herangehensweise an ihre Fälle ist dermaßen eigen und ungewöhnlich, dass man aus dem Schmunzeln nicht mehr herauskommt. Sie hat durchaus keine Ausbildung als Detektivin, und hält sich viel lieber an ihren gesunden Menschenverstand, und - ein Handbuch! Einen Schnorrer überführt sie beispielsweise dadurch, dass sie sich als Krankenschwester verkleidet und einen medizinischen Notfall vortäuscht. Den Fall eines geklauten Autos löst sie, indem sie den ursprünglichen Besitzer ermitteln lässt, und das Gefährt schlicht und ergreifend selber zurück klaut! Und so geht das in einem fort. Sie ähnelt insofern ein wenig "Pater Brown" von G. K. Chesterton, der ja auch immer eher versucht hat, die Menschen zu läutern und mit ihnen ins Gespräch zu kommen.


    Wer also ein Fan von spannenden Fällen und logischer Ermittlung ist, der sollte wohl lieber nicht zu dieser Reihe greifen. Mma Ramotswe ist eine Figur, die mitten aus dem Leben in Afrika gegriffen scheint, und die uns als Lesern doch so manches Mal den Spiegel vorhält, was unsere Leidenschaften und Besorgnisse angeht. Für mich ist sie zu einer Art Freundin geworden, deren weiteren Weg in den Folgebänden ich gespannt erwarte.