Maria Gräfin von Maltzan: Schlage die Trommel und fürchte dich nicht

  • Maria Gräfin von Maltzan: Schlage die Trommel und fürchte dich nicht


    "Die Geschichte der Gräfin von Maltzan ist vieles zugleich: Zeitdokument über die Lebensart hochherrschaftlicher Familien, Zeugnis für die Möglichkeiten des alltäglichen Widerstands im Nationalsozialismus und Abenteuerbericht eines weiblichen Menschen, dem vornehme Geburt, Konventionen und äusserlich feines Benehmen nichts galten, alles aber Übereinstimmung mit sich selbst und Handeln nach eigenem Wissen und Gewissen ... Erinnerungen einer Widerspenstigen, keine Dichtung, sondern widerspruchsvoll erzähltes Leben." (Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt)


    ISBN: 3 548 20941 6


    da lief einmal ein film im TV. ein film über eine mutige frau, die sich über viele grenzen hinwegsetzte, um das zu tun, was viele andere leider damals nicht taten: zivilcourage beweisen.
    sie unterstützte heimlich menschen, die aus furcht vor dem nazi-regime flüchten mussten und sie versteckte einen unter massivster gefahr für ihr eigenes leben.
    darüber mehr zu erfahren, bewog mich, dieses buch zu kaufen. und meine erwartungen wurden nicht enttäuscht.
    ich glaube - auch dieser gedanke kommt einem beim lesen - keiner von uns kann mit gewissheit sagen, wie er selbst unter denselben umständen reagiert hätte. als verbale trockenübung kann jeder leicht ein held sein. frau maltzan aber war eine reale tatsächliche heldin.
    und hier erzählt sie ganz bescheiden davon.
    das hat mich beeindruckt:-)

    "Ein Buch ist wie ein Spiegel: Wenn ein Affe hineinschaut, kann kein Weiser herausschauen."(Lichtenberg)

  • Ja, 'ne interessante Dame. Adlig, verdient sich im Veterinärstudium(!) was dazu, indem sie für einen Juwelier Perlenketten 'glänzend' trägt. (Perlen verlieren ihren Glanz, wenn sie nicht auf der Haut getragen werden). Tja, so Jobs gab es früher. Und wie sie das erzählt!
    Die Familie hält sich ab den 30ern in Richtung Nazis, sie nicht. Enregische Frau.
    Tierärztin. Manno, die Szene, '45, als sie kurz nach der Befreiung grad ein Pferd behandelt, den Arm tief im Pferdea... und ein vorbeikommender russischer Soldat ihr auf den Hintern klopft. Die Gräfin fährt herum und knallt dem Kerl eine, mit der besagten Hand voll frischer Pferdesch...
    Hab selten so gelacht.
    Tolle Tante, die.
    Ach, ja, Verfolgten hat sie auch geholfen;-)
    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von magali
    ...
    Tierärztin. Manno, die Szene, '45, als sie kurz nach der Befreiung grad ein Pferd behandelt, den Arm tief im Pferdea... und ein vorbeikommender russischer Soldat ihr auf den Hintern klopft. Die Gräfin fährt herum und knallt dem Kerl eine, mit der besagten Hand voll frischer Pferdesch...
    Hab selten so gelacht.
    ...magali


    *lach*
    das war mir ganz entfallen :wave

    "Ein Buch ist wie ein Spiegel: Wenn ein Affe hineinschaut, kann kein Weiser herausschauen."(Lichtenberg)

  • Diesen beeindruckenden Lebensbericht habe ich vor über einem Jahrzehnt gelesen, das Buch ist mir noch sehr lebendig in Erinnerung geblieben.


    Eine aussergewöhnliche, eine starke, eine bewunderungswürdige Frau die sich in den Zeiten der Nazis mutig für die Verfolgten dieser braunen Pest einsetzte....deren Widerstand gegen die Nazis sich in ihren entschlossenen Taten manifestierte.


    Ein empfehlenswertes Buch. Der oft auch bedrückende Inhalt wird durch den speziellen Humor der Autorin etwas aufgegelockert. Ein Buch, welches unbedingt verdient, dass man es wieder einmal aus den Tiefen des Forums heraufholt.

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

  • Ich glaube, das könnte mich auch interessieren.


    Witzig ist ja, dass jemand eine von Maltzan gerade bei uns in der Firma angefangen hat. Allerdings ist dieser Name ja anscheinend recht weit verstreut. Ich muss sie mal fragen, ob und wie sie mit der Autorin verwandt ist.

  • Kurzbeschreibung
    "In meiner schlesischen Heimat gibt es das schöne Wort besser kurz gelebt und gut. Dem habe ich nicht entsprochen, aber eins kann ich sagen: Ich habe mich keine Minute gelangweilt."
    Die Geschichte der Gräfin von Maltzan ist vieles zugleich: Zeitdokument über die Lebensart adliger Familien, Zeugnis für die Möglichkeiten des alltäglichen Widerstands im Nationalsozialismus und Abenteuerbericht einer Frau, der vornehme Geburt und Konventionen nichts galten, alles aber Übereinstimmung mit sich selbst und Handeln nach eigenem Wissen und Gewissen.


    Über die Autorin
    Maria Gräfin von Maltzan wurde als jüngstes von sieben Kindern in der schlesischen Herrschaft Militsch geboren. Sie studierte 1928 in München Naturwissenschaften und promovierte 1933 zum Dr. rer. nat. und studierte während des Krieges Tiermedizin in Berlin. 1939 lernte sie den jüdischen Schriftsteller Hans Hirschel kennen, von 1942 an versteckte sie ihn in ihrer kleinen Ladenwohnung und verhalf weiteren untergetauchten Juden mit tollkühnen Aktionen zur Flucht. Die Ehe, die sie nach Kriegsende mit Hans Hirschel schließen konnte, zerbrach allerdings bald. Die Gräfin reiste als Tierärztin mit diversen Zirkusunternehmen durch die Lande, bis sie eine eigene Praxis in Berlin-Kreuzberg eröffnete. Maria Gräfin von Maltzan starb 1997 in Berlin.


    Eigene Meinung
    Das Buch ist in einem sehr flotten und vergnüglichen Stil geschrieben. Insbesondere bei den Kindheitsschilderungen konnte ich manchmal nur laut rauslachen. Die Autorin scheint schon als Kind ein Wildfang gewesen zu sein, den Konventionen wenig kümmerten. Bereits in der Kindheit hat sie ihren eigenen Kopf durchgesetzt (das sind die tw. sehr amüsanten Schilderungen) und sich in kritischen Situationen schlagfertig zur Wehr gesetzt.
    In dem Buch wird das Leben der Gräfin, die sich die höhere Schule, ihr Studium und die Rückkehr in ein geordnetes Leben (nach einer Medikamentenabhängigkeit nach dem Krieg) hart erkämpft hat, sehr eindrucksvoll und kurzweilig geschildert. Nebenbei erfährt man noch einiges über die Lebensweise auf dem schlesischen Schloß, erlebt die ersten Anzeichen des bevorstehenden Krieges mit und erhält einen tiefen Einblick in die Probleme, die der Krieg für eine offiziell alleinstehende Frau mit sich bringt und wie sich die Autorin selbst und ihre Freunde aufgrund ihres Mutes und ihrer Schlitzohrigkeit immer wieder vor den Denunziationen und Repressalien zu schützen wußte.
    Ich gebe dem Buch volle 10 Punkte

  • Hallo Idgie,


    es wird auch das weitere Leben der Autorin beschrieben (sie ist als Praxisvertreterin deutschlandweit und in der Schweiz als Tierärztin tätig gewesen und kehrte schließlich nach Berlin zurück, um wieder eine eigene Praxis zu eröffnen.


    Wollte noch etwas hinzufügen zu meiner Rezi: mir hat es gut gefallen, dass sich die Gräfin über viele Konventionen hinweg gesetzt hat und z. B. mit einem Bekannten zusammen mit dem Auto nach Afrika gefahren ist (war noch zu Kriegszeiten). Scheint wirklich eine bemerkenswerte Frau gewesen zu sein, wenngleich ich mir vorstellen kann, dass sie auch nicht einfach war.

  • upps, dabei hatte ich mehrmals die Suche bemüht (über Autor / Titel / ISBN) und nichts gefunden ;-( Auch wenn mein Laptop momentan einen Riesenknall hat und ihm die Abschiebung droht kann ich die Schuld wohl trotzdem nicht dem PC zuschieben, oder? :gruebel
    Also wenn das vllt jm in den alten Thread verschieben möchte...?

  • calliopi


    bei mir klappt die Suche oft auch nicht, ich arbeite nicht mit einem Laptop, mein PC ist 1a in Ordnung und wenn jemand einen Knall hat, dann in der Regel ich. Mein PC kann's beweisen, seufz.


    :lache


    Ich bin nur darauf gekommen, weil ich damals bei dem Buch mitdiskutiert habe und daher habe ich gleich bei den Rezensionen, AutorInnen und unter dem Buchstaben 'M' nachgeguckt. Diese Suche klappt immer.
    Ich hab den Thread zum Verschieben gemeldet.




    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • magali
    ich habe die Foren- Verzeichnissuche auch noch mal bemüht und beide Beiträge wenigstens unter dem Titel gefunden, merke es mir für die nächste Rezi


    :lache ja, hast Recht, meistens ist man ja (leider) selbst schuld bei PC-Probl (wobei der Laptop bereits die 3. neue Festplatte und diverse Reparaturen hinter sich hat, ständig der Monitor einfriert und abstürzt und ich nur meinen freien Tag abwarten muß, um den 3. Schaden zu melden... daher wäre das nicht ganz unwahrscheinlich.

  • Zitat

    Original von Findus
    solche Biographien lese ich auch gerne. Mein Geldbeutel hält das nicht aus, schon wieder ein interessantes Buch


    Hab das auf irgendeinem Flohmarkt erstanden und schließe mich den Vorlesern an. Ein wirklich interessanter Lebensbericht ohne Schnörkel, geradeheraus, preußisch nüchtern.
    Vielleicht ist es gerade das, was das Buch so lesenswert macht.


    Nicht nur die Chuzpe mit der die Gräfin sich und andere durch viele gefährliche Situationen bringt macht Spaß, auch ihre durchaus amüsanten Erlebnisse sind einige Lacher wert.



    Gerade noch gefunden: Yad Vashem erkannte Maria Gräfin von Maltzan als "Gerechte unter den Völkern" an. Ihre Tätigkeit im Untergrund wurde also anerkannt. Worauf sie es aber sicher nicht angelegt hat.

    "Leute die Bücher lesen, sind einfach unberechenbar." Spruch aus "Wilsberg "
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  • Ich bin vor einigen Jahren durch einen Bericht im "Deutschen Tierärzteblatt" auf die Autorin und den Titel aufmerksam geworden und habe auch bald das Buch ins Regal gestellt. Da steht es nun als Hardcover und auch Taschenbuch :-) und ich habe es immer noch nicht gelesen, dabei interessieren mich berufsbedingt auch gerade ihre tierärztlichen Schilderungen sehr. Ich nehme jetzt mal gleich das Taschenbuch aus dem Regal und lege es auf einen anderen Stapel. Muss mir das wirklich mal vorknöpfen!

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Ich habe zwar keine Ahnung von Tiermedizin, aber die Schilderungen, gerade auch über ihre verschiedenen Vertretungsstellen, waren sehr plastisch und interessant. Ja und auch wie mir schien, kompetent.