Highschool-Jahr hat jemand Erfahrungen?

  • Der Mini-Idgie möchte nächstes Jahr ein Austauschjahr in Amerika verbringen. Mal ganz davon abgesehen, dass ich mich mit dem Gedanken generell noch anfreunden muss, erschlägt mich grad die Vielzahl der unterschiedlichen Angebote unzähliger Vermittlungsagenturen. :help


    Woran erkenne ich eine gute Austauschorganisation und wer kann mir ein paar hilfreiche Tipps geben?

  • Hallo Idgie,
    da Minisally derzeit in den USA ihr Highschoolyear macht, teile ich dir gerne sämtliche Erfahrungen mit, die ich bisher gemacht habe. Ich habe mir letztes Jahr von allen möglichen Organisationen die Informationen schicken lassen. Wer ungefähr den gleichen Service anbietet, nimmt auch ähnlich viel Gebühr. Wir haben uns für eine Organisation entschieden, deren Betreuung hier vor Ort und mit einer Partnerorganisation in den USA vertreten ist.


    Vielleicht telefonieren wir einfach mal.

  • YFU! :grin


    Ich selbst bin letztes Jahr mit der oben verlinkten Organisation weggegangen. YFU ist gemeinnützig, und die meisten Leute, die dort arbeiten, sind Ehrenamtliche (ich bin auch eine ;-)). Die einzigen Menschen, die dies hauptberuflich machen, befinden sich in der Geschäftsstelle in Hamburg.


    Es gibt jedoch auch andere gute Austauschorganisationen (z.B. diese), wobei ich besonders darauf achten würde, da sie nicht kommerziell sind (wie z.B. EF).
    Natürlich kann man auch mit ihnen ein gutes Jahr erleben... Aber das gleicht oft eher einem Glücksspiel.


    Was aber auch noch besonders wichtig ist: Eine sehr gute Vorbereitung. Teilweise haben manche Organisationen nur zweitägige Vorbereitungstagungen und da frage ich mich manchmal wirklich, ob man dort etwas lernt.
    Bei YFU zum Beispiel ist eine einwöchige Vorbereitungstagung verpflichtend (und im Preis inbegriffen).
    Bei dieser VBT habe ich damals so viel gelernt, auch über den alltäglichen Umgang mit Menschen. Außerdem habe ich Leute kennengelernt, mit denen ich immer noch Kontakt habe und die teilweise echt tolle Freunde sind.


    Eigentlich müsstet ihr festlegen, was ihr persönlich als wichtig erachtet. Ich kann YFU, wie gesagt, einfach nur empfehlen. Nein, mein Austauschjahr war nicht das "Beste Jahr meines Lebens." (Und glaubt BITTE keiner Organisation, die damit wirbt! Das ist purer Schwachsinn.) Aber ich habe so verdammt viel gelernt, auch über mich selbst. Ich habe Freunde gefunden, die über den ganzen Globus verteilt sind (in Amerika ist man selten man der einzige Austauschschüler).


    Was mir eben noch einfällt: YFU (aber auch einige andere Organisationen) hat begleitete Flüge, was mich damals einfach wahnsinnig beruhigt hat. Es war mein erster Flug in die USA und ich war froh, dass ich nicht alleine durch die Immigration musste. Das wirkte alles so einschüchternd.


    Frag mich einfach, wenn du noch mehr wissen möchtest. Ich weiß genau, wie erschlagend das alles am Anfang ist. :rolleyes
    YFU... ist aber wirklich einfach nur zu empfehlen. Als ich so große Probleme im Februar hatte, hat mir vor allem YFU Deutschland sehr, sehr, sehr geholfen. Bei solchen Fällen wie meinem wird einem auch ein ganz persönlicher Betreuer aus Hamburg zugeteilt. Zu meinem habe ich immer noch Kontakt.
    Ich liebe Youth For Understanding. Man fühlt sich wie in einer großen Austauschfamilie (vor allem nach der VBT) und ich habe mich immer bestens betreut gefühlt.


    Was ich aber noch kurz anmerken muss: Möchte dein Sohn also nächstes Schuljahr weggehen? Wenn ja, dann ist er relativ spät dran mit der Bewerbung und sollte das am besten sehr bald erledigen.

    "Erfahrungen vererben sich nicht-jeder muss sie allein machen."
    - Kurt Tucholsky

    :lesend J.K. Rowling: Harry Potter and the Goblet of Fire
    :lesend Jennifer Benkau: Es war einmal Aleppo

  • Vielen Dank für diese ersten Infos. :anbet Im Moment erschlägt mich das Ganze wirklich sehr. Und Mr. Idgie ist auch sehr besorgt, ob das wirklich eine gute Idee ist. Er befürchtet, dass da bei den meisten Organisationen viele schöne Worte gemacht werden, aber in Wirklichkeit keine adäquate Betreuung dahinter steckt. Ich bin da ehrlich gesagt zwiegestalten: einerseits ist es bestimmt eine wertvolle Erfahrung und da er seit Jahren bilingualen Unterricht hat, wird sich das auf seine Englischkenntnisse sicher sehr positiv auswirken. Andererseits sorge ich mich schon noch um ihn. Mütter halt. :grin Und dann ist da ja noch die Schule. Ich hab ein bisschen Angst, dass er dann den Anschluss verpasst. Hmm, alles Dinge, die ich auch noch mit seinen Lehrern besprechen würde.


    YFU sagt mir immerhin schon mal was, da hat mein Sohn auch eine Infobroschüre angefordert. Er war auch schon in USA allerdings mit uns im Urlaub und kennt daher schon mal das Prozedere an der Immigration.

  • Meine Mutter hat sich auch Sorgen um mich gemacht. Mein Vater war da aber schlimmer. Wenn ich mich einmal zwei Tage lang nicht meldete, bekam ich schon stündliche "Ist alles in Ordnung?"-Emails. Das ging soweit, dass ich einmal meine Schwester (scherzhaft, natürlich ;-)) darum gebeten habe, Papas Blackberry zu verstecken.


    Mr. Idgie hat Recht, dass viele Organisationen nur schöne Werbung machen. Wie gesagt: Haltet euch am besten von allem fern, wo dick und fett der Satz "Das beste Jahr meines Lebens!" drauf prangt.


    Möchtet ihr noch ein paar Infos zu YFU? Im Zweifelsfall kann ich euch auch jemanden besorgen, der schon länger dabei ist als ich und sich deswegen auch noch besser auskennt :-).


    In welcher Klasse ist dein Sohn denn? Ganz ehrlich, wenn er nicht gerade große Probleme hat, würde ich mir darüber am wenigsten Sorgen machen. Sehr viele ehemalige Austauschschüler verbessern sich nach dem Austauschjahr. Man wird einfach... erwachsener.
    Ich persönlich habe die elfte Klasse "übersprungen", wobei ich für ein Jahr beurlaubt wurde (war kein Spaß, das damals zu klären, vor allem, da ich aufgrund mangelnder Infos jetzt kein Latinum habe :rolleyes).
    Meine schlimmste Note bis jetzt in diesem Schuljahr waren 12 Punkte (2+). Selbst Mathe, das vorher mein einziges Problemfach war (bis auf Physik, doch das habe ich einfach generell abgelehnt nach der 10, keine Ahnung, ob ich jetzt besser wäre :grin), fällt mir jetzt einfach.
    Nachgeholt habe ich übrigens aus purer Faulheit beinahe gar nichts, nur einen Nachmittag lang habe ich mich notgedrungen mit Ableitungen und Kurvendiskussion befasst.
    Mir fiel die Schule schon immer relativ leicht, aber, wie gesagt, ich kenne mittlerweile sehr viele Austauschschüler und so ziemlich alle haben sich verbessert.


    EDIT: Ach, und analysieren und interpretieren in Deutsch und Englisch fällt mir jetzt auch viel leichter. Früher habe ich teilweise im Unterricht gesessen und dachte einfach nur "Wie zur Hölle kann dieser Typ da vorne das aus diesem völlig normal klingendem Satz herauslesen?" :yikes
    Jetzt kann ich das selber. :chen

    "Erfahrungen vererben sich nicht-jeder muss sie allein machen."
    - Kurt Tucholsky

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  • Jaaaaa, da liegt das nächste Problemchen. Er ist zwar ein ziemlich guter Schüler, aber nächstes Jahr steht für ihn auch ein Wechsel aufs Gymnasium an. Im Moment ist er in der 10 auf der Realschule und wird laut Aussage seiner Lehrer spielend das Abitur schaffen. Aber mir gibt das schon zu denken. Ok, im schlimmsten Fall fängt er halt im übernächsten Jahr im Gymnasium an, aber dann hätte er definitiv ein Jahr verloren. :gruebel


    Seine Sprachkenntnisse sind das kleinste Problem, er kann jetzt schon relativ gut frei sprechen.


    edit: grad überlegt: wir sprechen jetzt erst mal mit den Lehrern

    Lieben Gruß Idgie



    Erst wenn man viel gelesen hat, lernt man wenig Bücher schätzen.

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  • Soweit ich weiss, machen die Rotarier auch solche Austauschprogramme.


    Ich würde als Austauschort auf jeden Fall keine Stadt im Mittleren Westen nehmen (Bible belt oder Rednecks!) und auch keinen zu kleinen Ort. Dort ist nämlich der Kulturschock besonders gross.
    CA, OR, WA, FL und New England im allgemeinen sind wesentlich weltoffener.


    Edit: Er soll sich mal so zur Einstimmung "Suburgatory" im TV ansehen.

  • Meine Töchter waren beide mit EF im Ausland. Die Große in Amerika, die Jüngere in Australien. Grundsätzlich war alles OK, die Betreuung etc. war in Ordnung.


    Bei EF mußte man die Staatenauswahl extra bezahlen. Und da die Kosten ja sowieso recht üppig sind, haben wir das gelassen. Meine Tochter war somit in Kansas, wirklich in einem Kaff, aber das hat ihr nicht geschadet. Sie hat viele Freunde gefunden und die kleine High School war völlig OK.


    Leider hatten meine beiden Mädels beide Pech/Probleme mit den Familien. Aber das ist nunmal eine sehr persönliche Sache und hat auch nichts mit dem Austauschland zu tun.


    Meine beiden Töchtern hat es auf jeden Fall in Sachen Selbständigkeit viel gebracht. Zudem sprechen beide fließend Englisch dadurch. Ich würde es auf jeden Fall empfehlen. Das ist eine Erfahrung fürs Leben, auch wenn einiges nicht so optimal gelaufen ist. Auch an nicht so guten Erfahrungen lernt man.


    Als Mutter überlegt man sich natürlich die tollsten Horrorszenarien, aber beim 2. Mal war es schon nicht mehr ganz so schlimm.


    Ich finde auch nicht, das das ein verlorenes Jahr ist. Die Kids haben ja etwas gemacht und können das vorweisen. Meiner Tochter, die inzwischen in der Lehre ist, hat es jedenfalls nicht geschadet, es wurde bei Vorstellungsterminen sogar positiv aufgenommen. Und auch meiner jüngeren Tochter hat dieses Zusatzjahr im Lebenslauf bisher nicht geschadet bei der Lehrstellensuche.

  • Danke für eure Rückmeldungen. :wave Das hilft sehr, etwas Licht ins Dunkel zu bringen. Wir werden jetzt mal einen Gesprächstermin mit den Lehrern vereinbaren, da zusätzlich zum Austauschjahr ja noch ein Schulwechsel ansteht.


    Oryx, dass die Rotarier das auch anbieten, wusste ich noch nicht, hab's aber im Internet inzwischen gefunden. :-)

    Lieben Gruß Idgie



    Erst wenn man viel gelesen hat, lernt man wenig Bücher schätzen.

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  • Zitat

    Original von Oryx


    CA, OR, WA, FL und New England im allgemeinen sind wesentlich weltoffener.


    Was man von dir nicht gerade sagen kann :yikes :pille Ich war uebrigens im Biblebelt bei den Rednecks und hatte die Zeit meines Lebens, in der ich einige sehr offene, an fremden Kulturen und vor allem unglaublich gastfreundliche Menschen kennen gelernt habe :-]


    Idgie du kriegst eine PN. :-)

  • @Scooby Doo: Hast Du schon mal in Miami gewohnt? Vergleiche das bitte mit Columbus, Ohio oder Prairie Village, Kansas.
    Es macht schon einen Unterschied, besonders wenn man aus einer völlig anderen Kultur kommt, was einem Deutschen nicht so auffällig ist.
    Ich möchte meine Töchter ungern ein Jahr bei sehr religiösen Menschen wohnen lassen, weil ich weiss, dass es dann zu Konflikten kommen wird.

  • Zitat

    Original von Oryx
    @Scooby Doo: Hast Du schon mal in Miami gewohnt? Vergleiche das bitte mit Columbus, Ohio oder Prairie Village, Kansas.


    Ich habe an keinem der 3 Orte gewohnt. Du? Wenn ja, dann weisst du ja bestimmt auch, dass
    1. in den USA auch in Grossstaedten sehr religioese Menschen gibt
    2. an der Westkueste und Florida 'Kaeffer' gibt.



    Zitat

    Es macht schon einen Unterschied, besonders wenn man aus einer völlig anderen Kultur kommt, was einem Deutschen nicht so auffällig ist.Ich möchte meine Töchter ungern ein Jahr bei sehr religiösen Menschen wohnen lassen, weil ich weiss, dass es dann zu Konflikten kommen wird.


    Viel Glueck dabei in den USA eine Gegend zu finden, in der wenige religioese Menschen leben. Ja prinzipiell ist California liberaler, aber Austauschschueler werden nun mal selten in LA oder San Francisco - oder Grossstaedten generell - platziert sondern eher auf dem Land.


    Das Austauschjahr ist ja eben ein Kulturaustausch, und zum Austauschjahr gehoert es auch, dass man so viel Selbstdiszplin besitzt Kommentare ueber Religion hinunterzuschlucken, und mag es einem noch so albern vorkommen. Das man als Austauschschueler mit in die Kirche gehen muss ist natuerlich selbstverstaendlich, alles andere ist unglaublich naiv. ;-) Ich bin selber kein Stueck religioes, hatte trotzdem eine tolle Zeit bei meiner sehr religioesen Gastmutter und meinem republikanischen Gastvater. Es gehoert aber sicher ein Stueck Reife dazu, in diesen Dingen diplomatisch zu sein.


    Ich finde es vollkommen in Ordnung wenn du glaubst, dass das nicht das Richtige fuer deine Toechter ist, ich kenne viele die dazu nicht bereit sind, und das nicht mit 16 sondern auch aeltere. Allerdings wuerde ich dann von einem Austausch in die USA abraten, sondern stattdessen mal andere Austauschlaender in Betracht ziehen. :-) Wer in die USA will, der muss auch mit einem Alltag rechnen, der von Religion und (das zweite leidige Thema) Patriotismus gepraegt ist - und da ist es egal ob man im Norden, Sueden, Westen, Osten, in der Grossstadt oder auf dem Land ist. ;-)

  • ScoobyDoo : Ich habe Freunde und Bekannte in den letztgenannten Orten und es sind liebe Menschen, keine Frage, aber für ein Jahr würde ich denen nicht meine Kinder zumuten und umgekehrt.
    In South Beach habe ich eine nette Wohnung, aber das ist dort sehr cosmopolitisch und ich muss nicht immer erklären wo Namibia liegt und dass wir tatsächlich über fliessendes Wasser verfügen.
    Ich bin sehr streng und konservativ erzogen worden und mir fällt es schwer über fehlende Manieren (Aufstehen der Kinder beim Eintreten des Besuches, Händeschütteln, etc.) und Esskultur hinwegzusehen. Ich würde mir als Austauschelternteil gerne Eltern aussuchen, die das ähnlich sehen.
    Für meinen Teil würde ich daher eher Verwandte ansuchen meine kleinen Raubtiere aufzunehmen und ihnen die Prepschool oder was auch immer bezahlen, aber das gehört hier ja nicht her.


    Mein kleiner Cousin (damals 16) hat vor etwa 10 Jahren einen sechsmonatigen Austausch mit der Schule seiner Wahl selbst organisiert und zwar indem er erst mit seiner Schule klärte, ob es ginge und dann die gewünschte Schule anschrieb. Die suchten ihm einen Schüler, der Interesse hatte nach Frankreich zu gehen und dessen Eltern weiter das Schulgeld bezahlen würden.
    Für ihn war es eine tolle Zeit, obwohl er bei mir jedes WE hungrig auftauchte und den Kühlschrank leerte.

  • Das ist deine Sache. Meiner Meinung nach, und damit stehe ich sicherlich nicht alleine, verfehlt es den Sinn des Austauschjahres. Es geht ja gerade darum, dass man sich die Familie nicht aussuchen kann und lernt sich anzupassen, auch wenn es komplett anders ist und nicht immer eine 100%ig spassige Erfahrung.


    Was deine Kritikpunkte - von Essmanieren, ueber Diskussionen ueber Religion bis zur Kenntnis der Lage von Namibia - betrifft bezweifele ich nun mal nach wie vor, dass es in den von dir genannten Staaten 'besser' ist als anderswo. Wenn ueberhaupt kann man diese Unterscheidung nur zwischen Metropolen und laendlichen Gegenden machen. Ich eben im Sueden, aber eben auch in einer Metropole und dort war es nicht so 'schlimm', waehren Freunde und bekannte in eben diesen Staaten in einem 'Kaff' untergekommen sind, und die Situation da sehr viel mehr so war, wie von dir beschrieben. Darueber hinaus gibt es auch in grossen Staedten Erzkonservative. Und in Frage stellen von Religion ist ueberall in den USA erst mal tabu. Man kann vorsichtig bei der Gastfamilie antesten, aber da muss man wirklich sehr, sehr diplomatisch vorgehen. ;-)


    Eltern sind in den USA uebrigens tendenziell sehr streng, also was die Manieren betrifft, habe ich dort, ausser am Tisch :grin, tendenziell eher dazu gelernt, und das nicht, weil meine Eltern mir in Deutschland alles durchgelassen haben. Darueber hinaus wird man dort mit 16 auch noch viel kindlicher behandelt als hierzulande.


    Schueleraustausch in die USA komplett organisieren ist zumindest fuer Deutsche wegen dem Visum leider nicht so einfach. Man kann aber, wenn man schon eine Familie hat, das bei der Organisation angeben und es so ueber den offiziellen Weg machen,

  • Ich finde es gar nicht so schlimm, wenn den Schülern auch der ein oder andere Zahn gezogen wird und nicht alles so idealisiert mehr ist. Meine Tochter möchte zwar immer noch mal gerne in die USA zum Arbeiten oder so, aber sie ist sich schon klarer jetzt darüber, das dort die Menschen, genau wie hier, nicht alle nur cool drauf und easy sind sondern z.T. die Benimm- und Moralvorstellungen stark voneinander abweichen.


    Viele der Mädels, die mit ihr in der High School waren, sind sehr rasch, z.T. noch vor Ende der Schulzeit schwanger geworden und wollten bald heiraten. Und das mal gerade mit 16, 17 Jahren. Berufsausbildung wurde zumindest in Kansas nicht sehr groß geschrieben. Mike, der US-Freund meiner Tochter, hat uns 2x besucht, er konnte mit unserer Idee, das man eine Lehre machen sollte, nicht sehr viel anfangen. Meine Tochter fand es schockierend, das die Mädels direkt nach der Schule zu Hausfrau und Mutter wurden, und das gleich reihenweise, während ihre Freunde/Männer einfach jobbten. Aber auch das gehört zu den Dingen, die einfach anders sind in den USA.
    Die Familie in Kansas war auch sehr gläubig, aber sie hat es akzeptiert, das meine Tochter nach einem Neugierbesuch nicht mehr mitwollte.


    Interessant fand sie das Erlebnis, das im Winter für 2 Wochen der Strom ausfiel und sie nur im Wohnzimmer vor dem Kamin kampierten und das essen konnten, was sie darüber aufwärmen konnten und sich mit eiskaltem Wasser gewaschen haben. Das ist in Deutschland ja unvorstellbar, hier regen wir uns auf, wenn mal für ein paar Stunden Strom oder Wasser abgestellt werden :grin. Auch das Einkaufen zu diesem Zeitpunkt in einem stockfinsteren Walmart mit Taschenlampen hat sie sehr amüsiert.


    Meine jünger Tochter, die, die in Australien war, möchte z.B. nur noch zum Urlaub dort hin. Leben möchte sie dort nicht mehr.


    Ich finde, das auch die schlechten Erfahrunge meinen beiden Töchtern etwas gebracht haben. Das idealiesiert Bild des Traumlandes ist einfach ein wenig in das reale Licht gerückt worden.

  • Hm, hierzulange steht bei einem Auslandsjahr eher der "Lebenserfahrungs"-Aspekt im Vordergrund. Natürlich soll das Kind im Ausland auch zur Schule gehen und möglichst ohne Probleme anschließend hier damit weitermachen können.


    Aber noch wichtiger ist es, andere Länder, Menschen und Kulturen kennenzulernen und vor allem auch die entsprechende Landessprache (meist geht es um Englisch, seltener um Französisch) erheblich zu verbessern und durch den täglichen Gebrauch zu etwas Selbstverständlichem zu machen.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Ich habe mit 15 ein Auslandjahr in Dänemark gemacht. Ich war damals mit AFS unterwegs und habe wirklich viel gelernt.


    Primär ging es mir bei diesem Jahr nicht um die Sprache. Jeder fragt mich, warum ich Dänemark ausgewählt habe und nicht ein "nützlicheres" Land. In Gedanken muss ich immer mit den Augen rollen, aber es stimmt ja schon, dass ich jetzt nicht mit meinen Dänischkenntnissen unbedingt eine bessere Chance auf dem Arbeitsmarkt habe. Für mich war wichtig, dass ich einmal eine Zeit anderswo leben konnte. Dänemark ist zwar auf den ersten Blick nicht so anders als die Schweiz, aber schon Kleinigkeiten können viel ausmachen.
    Ich habe da auch bei einer religiösen Familie gewohnt und habe mit ihnen einen Kompromiss ausgearbeitet, dass ich immer an besonderen religiösen Festlichkeiten in der Kirche teilnahm.
    Zudem habe ich auch wegen ihnen begonnen Volkstanz zu tanzen, obwohl mir das nicht zusagt. Aber ich habe es einfach genossen, mal etwas neues und ungewohntes auszuprobieren und auch irgendwie mal die Möglichkeit haben, ein Leben "bei Null anzufangen".
    Zu guter Letzt habe ich aber auch in Dänemark meine Englischkenntnisse verbessert, da 1. die Dänen sehr früh Englisch lernen und 2. ich sehr viel Kontakt mit anderen Austauschschülern hatte, mit denen einfach Englisch gesprochen wurde.
    Da ich nach der 9. Klasse verreiste, war von Anfang an klar, dass ich nicht eine Klasse überspringen konnte. Aber ich sehe dies nicht als verlorenes Jahr dar, sondern eher ein Jahr der Bereicherung, damit ich mich nachher voll und ganz auf das Gymnasium konzentrieren konnte.


    Nun zu der Organisation: AFS ist vergleichbar mit YFU. In der Schweiz arbeiten diese beiden Organisationen sehr eng zusammen und "schieben" dann auch Austauschschüler hin und her, da sie teilweise unterschiedliche Platzkapazitäten in den verschiedenen Ländern haben. Unter den Freiwilligen gibt es zwar immer Differenzen... ;-)
    Ich muss zugeben, dass ich nicht immer sehr zufrieden war mit meiner Organisation, aber da praktisch alles auf Freiwilligenarbeit basiert, ist es auch schwieriger immer den "vollen Service" zu bieten. Im Notfall (als ich meine Familie wechseln musste) haben sie aber schnell gehandelt und ich konnte innerhalb einer Woche zu einer neuen Familie wechseln.
    Ich muss auch noch sagen, dass vor 2-3 Jahren AFS USA kurz davor stand sich aufzulösen und weiss nicht, wie es jetzt da aussieht.


    Ich persönlich würde AFS oder YFU empfehlen. Rotary kenne ich nicht so gut. Ich weiss nur, dass man alle 3-4 Monate die Familie wechselt, was Vor- und Nachteile haben kann...


    So ich hoffe, ich konnte einigermassen hilfreich sein...


    Edit: Ich wollte hier nicht für Dänemark werben. Ich wollte nur zeigen, worum es mir hauptsächlich beim Auslandjahr ging.