'Die Frau in Weiß' - Seiten 287 - 402

  • Nun ja, ich habe Schwierigkeiten mit der Abschnittseinteilung meiner Ausgabe.


    Dieser Abschnitt endet vor der Aussage von Mr Fairlie. Es ist allerhand passiert.
    Allerdings wissen wir immer noch nicht, welches Geheimnis Sir Percival mit allen Mitteln, und wirklich mit allen, zu verbergen sucht.
    Anna Catherick nimmt mit Laura Kontakt auf und wird dabei fast geschnappt. Sie sagt, dass sie es tut WEIL diese den Baronet geheiratet hat. Zur Preisgabe des Geheimnisses kommt sie aber nicht mehr. Sir Percival zeigt immer mehr von seinem wahren Gesicht, fasst Laura brutal an, sperrt sie ein. Er ist jähzornig, und sollten noch ein paar Mäntelchen der Höflichkeit auf seinem Charakter gelegen haben - nun sind auch die gefallen. Nur Conte Fosco kann ihn scheinbar zur Vernunft bringen.


    Marianne hat als Einzige noch Kraft sich zu widersetzen. Sie klettert sogar aus ihrem Fenster nach Draußen, um Glyde und Fosco zu belauschen, was für eine Dame der damaligen Zeit schon ein mutiges Unterfangen gewesen sein muss. Alles findet sie bestätigt. Lauras Geld soll schnellstmöglich an Sir Percival Glyde gehen. Fosco zeigt dazu auch mehrere Varianten auf, und die Beiden schließen selbst Lauras Tod nicht aus.


    Marianne wird nach dieser Nacht draußen im Regen und der nervlichen Anspannung schwer krank.
    Was nun geschieht?

  • Zu diesem Teil fällt mir fast gar nichts ein, zu wütend bin ich über P. Jetzt lasse ich sogar das „Sir“ weg, den Titel erkenne ich ihm jetzt schlicht ab. So. :fetch
    „Ich bin dein Mann und nicht zu Erklärungen verpflichtet“ (Seite 290). Wie rechtlos ist eine Ehefrau damals wohl gewesen. Mich irritiert in diesem Zusammenhang immer noch, dass Laura über ihr Vermögen hätte verfügen können, wenn der Ehevertrag anders gestaltet worden wäre.


    Fosco – aus seinem Verhalten gerade in der Szene der verweigerten Unterschriftsleistung werde ich nicht recht schlau. Er tritt für Laura ein, aber mit welchem Hintergedanken wohl? Er taucht mir auch ein wenig zu oft genau dann auf, wenn man ihn so gar nicht gebrauchen kann.
    Von Laura wird er (Seite 352) als „niederträchtiges Geschöpf“ und „erbärmlicher Spion“ tituliert. Es wird wohl stimmen, nur leider hört Madame mit. Bisher hatte ich den Eindruck er sei nicht ausdrücklich ihr Feind, aber wohl ihr Gegner. Ob das wohl so bleiben wird?


    Laura lernt Anne kennen. Das Gespräch ist nicht unbedingt dazu angetan, einer angespannten Ehefrau Ruhe zu geben. Und wieder der Wunsch Annes, im Grab der Mutter von Laura begraben zu werden. Einmal eine solche Erwähnung ist eine Sache, aber beim zweiten Mal ist mein Misstrauen, Neugier oder was auch immer geweckt.


    Marian ist mutig. Das Gespräch zwischen P. und Fosco zu belauschen, dabei völlig still zu verharren, auch wenn die Worte sie treffen müssen, das ist schon eine Leistung. Schrecklich finde ich, was der gute oder nicht gute Conte über die Frauen („nur besonders groß gewachsene Kinder“, Seite 384), auch wenn er damals gängige Meinung reflektiert, und das Verhältnis zwischen Männern und Frauen zu sagen hat. Er ist ziemlich offen mit seinen Ansichten, auch in dem, wie er mit P. spricht, trotzdem glaube ich nicht, dass er schon seine Maske gänzlich gelüftet hätte.
    Das Postskript am Ende von Marians Tagebuch – man wünscht sich für den Mann einen Gegner, der ihm gewachsen ist. Einen zweiten Fosco, durch und durch gut – oder einen männlichen Marian.

  • Zitat

    Original von Lipperin
    Zu diesem Teil fällt mir fast gar nichts ein, zu wütend bin ich über P. Jetzt lasse ich sogar das „Sir“ weg, den Titel erkenne ich ihm jetzt schlicht ab. So. :fetch
    „Ich bin dein Mann und nicht zu Erklärungen verpflichtet“ (Seite 290). Wie rechtlos ist eine Ehefrau damals wohl gewesen. Mich irritiert in diesem Zusammenhang immer noch, dass Laura über ihr Vermögen hätte verfügen können, wenn der Ehevertrag anders gestaltet worden wäre.


    In diesem Abschnitt fällt P. (du hast Recht, der "Sir" steht ihm nicht zu :grin) komplett aus seiner Rolle, und wenn Fosco nicht immer wieder interveniert hätte, dann wäre sein Geldbeschaffungs-Kartenhaus schon längst zusammengebrochen.
    Mich würde interessieren, ob Gilmore eigentlich wenigstens Lauras Testament aufgesetzt hat. Davon war nicht mehr die Rede, obwohl darüber gesprochen worden war. Sie wollte Marian und Walter alles vermachen, falls sie sterbe. Habe ich da etwas überlesen?


    Zitat


    Das Postskript am Ende von Marians Tagebuch – man wünscht sich für den Mann einen Gegner, der ihm gewachsen ist. Einen zweiten Fosco, durch und durch gut – oder einen männlichen Marian.


    Marian ist für mich DAS Original in diesem Roman bisher. Sie verhält sich so untypisch für eine Frau dieser Zeit.
    Das erkennt auch Fosco an, auch wenn er auf der Gegenseite steht.

  • Zitat

    Original von Clare
    Mich würde interessieren, ob Gilmore eigentlich wenigstens Lauras Testament aufgesetzt hat. Davon war nicht mehr die Rede, obwohl darüber gesprochen worden war. Sie wollte Marian und Walter alles vermachen, falls sie sterbe. Habe ich da etwas überlesen?


    Wenn P. ihr vorher alles Geld abnimmt, hat ihr Testament ja eh keinen Sinn mehr, nehme ich an.


    Zitat


    Marian ist für mich DAS Original in diesem Roman bisher. Sie verhält sich so untypisch für eine Frau dieser Zeit.
    Das erkennt auch Fosco an, auch wenn er auf der Gegenseite steht.


    Für mich ist sie die Hauptperson des Romans.

  • Zitat

    Original von Lipperin
    Fosco – aus seinem Verhalten gerade in der Szene der verweigerten Unterschriftsleistung werde ich nicht recht schlau. Er tritt für Laura ein, aber mit welchem Hintergedanken wohl? Er taucht mir auch ein wenig zu oft genau dann auf, wenn man ihn so gar nicht gebrauchen kann.
    Von Laura wird er (Seite 352) als „niederträchtiges Geschöpf“ und „erbärmlicher Spion“ tituliert. Es wird wohl stimmen, nur leider hört Madame mit. Bisher hatte ich den Eindruck er sei nicht ausdrücklich ihr Feind, aber wohl ihr Gegner. Ob das wohl so bleiben wird?


    Als es zu der ersten Vertragsunterzeichnung kam und Fosco dies damit verhinderte, daß er seine Frau nicht als Zeugin zuließ, dachte ich wirklich noch an das Gute in ihm. Der Conte hat allerdings selbst Schulden und kann diese nur mit Hilfe Percivals bzw. Lauras bezahlen. Er ist sogar derjenige, der das Gespräch auf Lauras Tod bringt. Und nach seinem Eintrag in Lauras Tagebuch ( mir blieb fast das Herz stehen ) weiß ich nun überhaupt nicht mehr, was ich von ihm halten soll. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie mag ich nicht als reinen Bösewicht von ihm denken. Aber wahrscheinlich irre ich mich da völlig.


    Obwohl ich Foscos Frau überhaupt nicht mag, finde ich die Beziehung zwischen den beiden irgendwie faszinierend. Die zwei kommunizieren auf eine Art und Weise, die einem Angst und Bange macht. Ständig habe ich das Gefühl, daß die zwei etwas aushecken, nur komme ich nie dahinter, was es ist. Auch, daß einer von beiden immer irgendwo plötzlich auftaucht, finde ich etwas unheimlich. Ich fürchtel, in diesem Haus geschieht nichts, ohne das die beiden davon wissen.


    Zitat

    Original von Clare
    Mich würde interessieren, ob Gilmore eigentlich wenigstens Lauras Testament aufgesetzt hat. Davon war nicht mehr die Rede, obwohl darüber gesprochen worden war. Sie wollte Marian und Walter alles vermachen, falls sie sterbe. Habe ich da etwas überlesen?


    Ich bin mir nicht sicher, aber wurde der Vertrag nicht dahingehend geändert, daß im Falle Lauras Tod das Vermögen an ihren Mann fällt ? Und würde damit nicht automatisch das Testament, wenn es denn geschrieben worden wäre, hinfällig ?


    Was mir an diesem Buch so gut gefällt ist, daß nun selbst nach der Hälfte ich immer noch nicht weiß, wo die Reise hingehen soll. Worin besteht das Geheimnis Percivals ? Was geschah damals mit Anne Catherick ? Wie weit werden Percival und Fosco gehen, um an Lauras Vermögen zu kommen ? Ist Fosco wirklich der Bösewicht in der ganzen Geschichte ?

  • Zitat

    Original von -Christine-
    ...
    Was mir an diesem Buch so gut gefällt ist, daß nun selbst nach der Hälfte ich immer noch nicht weiß, wo die Reise hingehen soll. Worin besteht das Geheimnis Percivals ? Was geschah damals mit Anne Catherick ? Wie weit werden Percival und Fosco gehen, um an Lauras Vermögen zu kommen ? Ist Fosco wirklich der Bösewicht in der ganzen Geschichte ?


    Das stimmt, die Geschichte lässt sich angenehmerweise überhaupt nicht festmachen und bleibt spannend bis fast zum Schluss :-]

  • Zitat

    Original von -Christine-
    Als es zu der ersten Vertragsunterzeichnung kam und Fosco dies damit verhinderte, daß er seine Frau nicht als Zeugin zuließ, dachte ich wirklich noch an das Gute in ihm.


    An der Stelle haben bei mir alle Alarmglocken geläutet. Es scheint zwar im ersten Moment so zu sein, als sei es für Laura von Vorteil, wenn ihre Schwester eine der Zeugen ist, letzten Endes wollte ja Fosco damit aber nur sicherstellen, dass rechtlich nicht an den Unterschriften zu rütteln sei, weil sie von einem Ehepaar stammen. Marian hätte, wenn sie befragt worden wäre, zugeben müssen dass sie Zeugin war und Laura im vollen Besitz ihrer geistigen Kräfte. Das wäre der Genickbruch für jedweden Versuch den Vertrag annullieren zu lassen. Der Count weiß ganz genau was er tut. Nicht die kleinste Geste oder der unerheblichste Satz scheinen ohne geheimen Hintersinn zu sein. Ich muss sagen, im Vergleich zu ihm finde ich Percival schon fast wieder wohltuend ehrlich. Bei dem weiß man wenigstens, worauf man sich einstellen muss. Er ist ein brutaler, jähzorniger (und abgebrannter *g*) Typ. Aber der Count ist undurchsichtig. Man weiß nie genau ob er einem was vorspielt oder ausnahmsweise mal ehrlich ist. Wie Marian schon sagt, den sollte man sich nicht zum Feind machen.
    Als er dann in dem Gespräch allen Ernstes Lauras Tod als Option erwähnt war ich schon fast wieder geneigt Percival ein paar Pluspunkte zuzusprechen, weil er das sofort abblockt und nichts davon hören will. Ganz so skrupellos ist er dann wohl doch nicht?


    Warum sagt Percival zu Laura sie hätte "aus der Not eine Tugend gemacht", als sie ihn geheiratet hat? Sie erzählt zwar davon, wie er erfuhr, dass der Zeichenlehrer ihr Liebster ist, aber mir fehlt da ein bisschen der Zusammenhang. :gruebel Man hätte ja meinen können, sie wäre schwanger gewesen und hätte dringend einen Vater fürs Kind gebraucht, aber das war doch nicht so. Oder dachte Percival das eben einfach weil er automatisch davon ausgegangen ist, dass die Beziehung bei weitem nicht so züchtig geblieben ist, wie Laura ihm glauben machen wollte?


    Ich frage mich, woran Anne leidet, dass sie glaubt bald sterben zu müssen. Ist sie wirklich krank, oder ist das nur Einbildung durch ihre nervöse Verfassung? Oder hat sie vielleicht etwas in einem Traum vorausgeahnt?
    Apropos Traum, der von Marian über Walter ist auch irgendwie unheimlich. Alle möglichen Katastrophen brechen herein, Krankheit, Schiffbruch, aber immer sagt Walter er werde verschont. Da an anderer Stelle mal erwähnt wurde, dass Wilkie Collins durchaus ein Anhänger der Theorie von "Prophetischen Träumen" war, bin ich gespannt was wir von Walter zu hören kriegen wenn er wieder in England ist, ob sich das deckt mit dem Traum.


    Bei dem Postscriptum zu diesem Abschnitt bin ich auch sehr erschrocken. Das Tagebuch in Foscos Händen, schlimmer hätte es ja gar nicht kommen können! :yikes Immerhin scheint seine Bewunderung für Marian aufrichtig zu sein. Und er schreibt ja, dass er sich durch das Tagebuch keinen Vorteil verschafft, es ihn lediglich in seinen bereits gefassten Plänen bestärke.
    Erzähltechnisch finde ich es schlicht brillant diesen Abschnitt so enden zu lassen. Man weiß nicht was mit Marian ist, wie es mit ihr und Laura weitergeht und ihre intimsten Geheimnisse in den Händen der Gegner. Extrem spannend!


    Zitat

    Original von -Christine-
    Ich bin mir nicht sicher, aber wurde der Vertrag nicht dahingehend geändert, daß im Falle Lauras Tod das Vermögen an ihren Mann fällt ? Und würde damit nicht automatisch das Testament, wenn es denn geschrieben worden wäre, hinfällig ?


    Ja, das hab ich auch so im Kopf. Percival hat ja explizit darauf bestanden alles von Laura zu erben. Das war einer der Punkte wegen denen Mr. Gilmore mit Mr. Fairlie sprechen wollte, der hat aber nur gemeint "Ist doch völlig unwahrscheinlich, dass sie vor ihm stirbt, gesunde junge Frau die sie ist, machen sie es so wie er will".


    Edit: Verdammte Tippfehler. :rolleyes

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

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  • Marian ist für mich auch die Hauptperson des Buches und ihre Tagebucheinträge zu lesen macht richtig Spaß.
    Sie ist auch wirklich eine sehr ungewöhnliche Frau für diese Zeit und mutig dazu.


    Jetzt ist das Tagebuch doch noch, trotz aller Vorsichtsmaßnahmen in den falschen Händen gelandet. :wow mal sehen, was Fosco jetzt plant, etwas Gutes für die beiden Schwestern wird es mit Sicherheit nicht sein.


    Jetzt bin ich mal gespannt, was unser Hypochonder Herr Fairlie so zur Geschichte beitragen kann...

  • Zitat

    Original von Paradise Lost
    Warum sagt Percival zu Laura sie hätte "aus der Not eine Tugend gemacht", als sie ihn geheiratet hat? Sie erzählt zwar davon, wie er erfuhr, dass der Zeichenlehrer ihr Liebster ist, aber mir fehlt da ein bisschen der Zusammenhang. :gruebel Man hätte ja meinen können, sie wäre schwanger gewesen und hätte dringend einen Vater fürs Kind gebraucht, aber das war doch nicht so. Oder dachte Percival das eben einfach weil er automatisch davon ausgegangen ist, dass die Beziehung bei weitem nicht so züchtig geblieben ist, wie Laura ihm glauben machen wollte?


    Wenn ich es richtig verstanden habe, ging es wohl wirklich nur um ihre Verliebtheit in Walter. Ich habe mich auch etwas über diese Aussage Percivals gewundert, da ich mir sicher war, daß es zu keiner richtigen Liebschaft zwischen Laura und Walter kam. Aber wahrscheinlich betrachte ich das einfach aus heutiger Sicht. Vielleicht empfand man damals schon eine kleine Verliebtheit als Schande.

  • Zitat

    Original von -Christine-
    Vielleicht empfand man damals schon eine kleine Verliebtheit als Schande.


    Das vermute ich allmählich auch, sonst hätte die Aussage ja eigentlich keinen Sinn. Ich denke auch, wenn die Sache öffentlich bekannt geworden wäre, hätte vermutlich niemand geglaubt, dass diese Liebe nur platonisch war und beide Seiten sich geradezu vorbildlich beherrscht haben (für ihr Weltbild).

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Zitat

    Original von -Christine-


    Wenn ich es richtig verstanden habe, ging es wohl wirklich nur um ihre Verliebtheit in Walter. Ich habe mich auch etwas über diese Aussage Percivals gewundert, da ich mir sicher war, daß es zu keiner richtigen Liebschaft zwischen Laura und Walter kam. Aber wahrscheinlich betrachte ich das einfach aus heutiger Sicht. Vielleicht empfand man damals schon eine kleine Verliebtheit als Schande.


    Ich glaube auch, dass sie ihrer Verliebtheit entkommen wollte, die ja keine Zukunft hatte, denn sie war nun mal mit Sir Percival verlobt. Sie meinte sicherlich, dass sie nicht das Recht habe, sich zu verlieben.

  • Zitat

    Original von Paradise Lost


    Das vermute ich allmählich auch, sonst hätte die Aussage ja eigentlich keinen Sinn. Ich denke auch, wenn die Sache öffentlich bekannt geworden wäre, hätte vermutlich niemand geglaubt, dass diese Liebe nur platonisch war und beide Seiten sich geradezu vorbildlich beherrscht haben (für ihr Weltbild).


    Und galt nicht sowieso zu der Zeit Liebe und Heirat in den adeligen Kreisen (und vermutlich auch sonstwo) als unvereinbar?
    Den Spruch von P. empfand ich demgemäß fast schon als Frechheit sondergleichen, weil er eben den unangenehmen Beigeschmack von Gedanken an
    a. nicht nur eine eventuelle Schwangerschaft (nicht nur einer vorehelichen, sondern auch einer mit ungeklärter Vaterschaft), sondern auch,
    b. dass die jungen Damen unter ständiger männlicher Aufsicht zu stehen hätten, um a. stets ausschließen zu können,
    und
    c. dass P. an der Treue seiner Gattin Zweifel hatte (wobei ich mich immer mal wieder gefragt habe, ob er wohl von sich auf andere schloss).


    Hm ... hoffentlich versteht man das jetzt.

  • Zitat

    Original von Lipperin
    Und galt nicht sowieso zu der Zeit Liebe und Heirat in den adeligen Kreisen (und vermutlich auch sonstwo) als unvereinbar?


    Hm, also da bin ich doch sehr unsicher. In der einige Jahre später entstandenen "Lorna Doone" ging es sehr wohl um eine Liebesheirat, desgleichen spielt das eine Rolle in dem etwas früher entstandenen "North And South" von Elizabeth Gaskell. Für Deutschland fallen mir aus dem Stegreif die kürzlich gelesenen Romane von Gustav Freytag (ähnliche Entstehungszeit) ein, wo ebenfalls Liebe und Heirat sehr wohl vereinbar waren.


    Sicher waren (vermute ich mal) arrangierte Ehen häufig, aber (so vermute ich desgleichen) Liebe und Ehe nicht grundsätzlich unvereinbar.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Diesen Abschnitt habe ich, als vorerst letzten, heute morgen durchgelesen.


    Auf Seite 395 wird meine Vermutung, daß mit dem seinerzeitigen Brief bezüglich der Internierung von Anne etwas nicht so ganz korrekt lief, bestätigt.


    Zitat

    Original von -Christine-
    Was mir an diesem Buch so gut gefällt ist, daß nun selbst nach der Hälfte ich immer noch nicht weiß, wo die Reise hingehen soll.


    Das ist wiederum genau etwas, was mir an Büchern nicht gefällt, so es so ist.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier


    Hm, also da bin ich doch sehr unsicher. In der einige Jahre später entstandenen "Lorna Doone" ging es sehr wohl um eine Liebesheirat, desgleichen spielt das eine Rolle in dem etwas früher entstandenen "North And South" von Elizabeth Gaskell. Für Deutschland fallen mir aus dem Stegreif die kürzlich gelesenen Romane von Gustav Freytag (ähnliche Entstehungszeit) ein, wo ebenfalls Liebe und Heirat sehr wohl vereinbar waren.


    Sicher waren (vermute ich mal) arrangierte Ehen häufig, aber (so vermute ich desgleichen) Liebe und Ehe nicht grundsätzlich unvereinbar.


    Umso besser für die Ehepartner, wenn beides zusammentraf. Aber die Regel war das zumindest anfangs (der Ehe) nicht; da konnte man froh sein, wenn wenigstens Respekt bzw. Sympathie bestand. Es kam wohl mehr darauf an, dass der Ehepartner zur Familie des anderen Ehepartners passte; was zählte, war die Familie und deren Fortbestand.
    Mir macht es immer wieder das eine oder andere Problem, mich daran zu erinnern, dass Ehe früher einen anderen Stellenwert und letzten Endes einen anderen Zweck hatte. (D. h., so weit braucht man gar nicht zurückgehen, die Ehe meiner Großeltern war mehr als nur arrangiert - und wir sind vom sogenannten Adel dermaßen weit entfernt ...)

  • Zitat

    Original von Lipperin


    Umso besser für die Ehepartner, wenn beides zusammentraf. Aber die Regel war das zumindest anfangs (der Ehe) nicht; da konnte man froh sein, wenn wenigstens Respekt bzw. Sympathie bestand. Es kam wohl mehr darauf an, dass der Ehepartner zur Familie des anderen Ehepartners passte; was zählte, war die Familie und deren Fortbestand.


    Das Thema habe ich in meiner Eulenfrühzeit schon mal mit beowulf in irgendeiner Leserunde gehabt. Ich bin mir nicht so sicher, ob wir heutigen das wirklich mit dieser Bestimmtheit sagen können. Wenn ich da an die "Jugenderinnerungen eines alten Mannes" denke, oder die Briefausgabe des Herrn von Kügelgen (im Rezithread dort mit angegeben), die sprechen irgendwie eine andere Sprache.


    Was ich meine ist, man sagt heute "das war damals so und so". Ich bin der Überzeugung, wir können das in dieser absoluten Bestimmtheit nicht wissen. Es war oft so, ja vermutlich. Aber die Regel?

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ein sehr spannener Teil!
    Lauras Ehemann ist einfach nur furchtbar! Wie er sie behandelt (ja sogar einsperrt!) ist das Letzte! Ich schließ mich Lipperin an - das "Sir" hat er auf keinen Fall verdient! :nono


    Fosco ist aber auch nicht ohne! Er tut so scheinheilig - ist aber noch schlimmer als Percival (wie er im Gespräch Lauras Tod erwähnt :fetch).


    Laura ist echt nicht zu beneiden. Bei dem Ehemann braucht sie wirklich keine weiteren Feinde mehr. Und das Treffen mit Anna macht ihr Leben auch nicht wirklich einfacher. Nur noch mehr Andeutungen - und die Bestrafung durch ihren Ehemann!


    Marian ist der einzigste Lichtblick in diesem Roman. Sie ist tatkräftig und mutig. Wie sie da auf dem Dach gesessen habe muss um zu lauschen.. :rofl


    Leider wird sie krank! :-( Der Tagebucheintrag von Fosco hat mich richtig erschrocken! Wie geht es jetzt bloß weiter? Ich hege die Befürchtung, daß Fosco die Briefe irgendwie aufgehalten hat.. :gruebel


    Zitat

    Original von -Christine-
    Was mir an diesem Buch so gut gefällt ist, daß nun selbst nach der Hälfte ich immer noch nicht weiß, wo die Reise hingehen soll. Worin besteht das Geheimnis Percivals ? Was geschah damals mit Anne Catherick ? Wie weit werden Percival und Fosco gehen, um an Lauras Vermögen zu kommen ? Ist Fosco wirklich der Bösewicht in der ganzen Geschichte ?


    Das gefällt mir auch so gut. Ein Buch, in dem man nicht weiß, was im nächsten Abschnitt wohl passieren wird! Und das, obwohl die Handlung eher beschaulich ist. :wave

  • Zitat

    Original von Lipperin
    .......
    Marian ist mutig. Das Gespräch zwischen P. und Fosco zu belauschen, dabei völlig still zu verharren, auch wenn die Worte sie treffen müssen, das ist schon eine Leistung. ....


    Ich bin wie immer spät dran mit meinem Kommentar zu diesem Teil, aber erstens habe ich auch so meine Schwierigkeiten mit der Seiteneinteilung und zweitens im Moment etwas wenig Zeit zum lesen.


    Ich stimme Dir voll zu Lipperin, ich finde es auch mutig - obwohl es ja bei uns ein Sprichwort gibt ...der Lauscher an der Wand hört seine eigene Schand - trifft dies in diesem Fall hier nicht zu. Ich weiß nicht ob ich mich da so ruhig hätte verhalten können wie Marian.


    Jetzt mache ich mal weiter.


    Viele Grüße :wave