'Sturmhöhe' - Buch I: Kapitel 08 - 14

  • Zitat

    Original von Zwergin


    Nelly wurde mir im laufe der Geschichte auch immer unsympathischer, ohne dass ich genau sagen kann warum :gruebel
    Irgendwie kam sie stellenweise sehr überheblich vor, wenn sie die Charakterschwächen der anderen beschrieben hat, als würde sie sich für perfekt halten.


    Mir kam es immer so vor, als würde sie ihre Rolle in der Geschichte immer wieder mal beschönigen oder wichtiger machen, als sie wirklich war.

  • ...hm, also was die figur der Nelly betrifft, halte ich es grundsätzlich für eine gelungene entscheidung, ihr ein gewisses maß an "macht" zu geben. schon allein, um glaubwürdig 'rüberzubringen, mit wieviel emotionalem engagement sie die geschichte erzählt - hätte Frau Bronte eine der "herrschaftlichen" hauptfiguren erzählen lassen, wäre ihr roman wohl wesentlich parteiischer ausgefallen und hätte somit zu einer ganz anderen gesamtaussage geführt.


    ob mir nelly sympathisch oder unsympathisch ist, kann ich noch gar nicht sagen, ich starte gerade kapitel 8 und bisher fand ich sie völlig okay.


    grundsätzlich finde ich das buch nach wie vor toll, auch wenn mir sensiblem wesen auch schon eine kalte hand nach dem herzen greift, da man ja spätestens nach cathy's aufenthalt bei den lintons ahnt, dass die gesellschaftliche kluft zwischen ihr und heathcliff für die beziehung der beiden nicht ohne folgen bleiben wird ... auch dies finde ich spannend angekündigt*)


    ich lese trotzdem tapfer weiter :lesend


    beste grüße ~ Ibu


    PS: *) ... und wenn ich mir bewusst mache, dass dies von einer zurückgezogen lebenden pfarrerstochter geschrieben wurde - alle achtung! davon kann manch studiertes neuzeittalent noch 'was lernen.
    (aber gut: warum auch nicht? ;-))

    ~ go where you can shine ~ john lennon ~

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Ibu72 ()

  • Zitat

    Original von Clare


    Mir kam es immer so vor, als würde sie ihre Rolle in der Geschichte immer wieder mal beschönigen oder wichtiger machen, als sie wirklich war.


    So empfinde ich es auch. Sie sieht sich irgendwie über den anderen. Gut sie erzählt die Geschichte aus ihrer Sicht sozusagen, aber manchmal übertreibt sie :rolleyes


    @ Lumos
    Vielleicht ist das Buch einfach nicht für jeden :knuddel1

    Und manchmal ist ein Buch die Welt für mich!


    Mein Blog



    :lesend Laini Taylor - Daughter of Smoke and Bone - Zwischen den Welten



    Langzeitprojekte:
    Margaret George - Maria Stuart LR

  • Zitat

    Original von Minny
    Vielleicht ist das Buch einfach nicht für jeden


    Ganz bestimmt! Aber ehrlich gesagt wundert es mich schon, dass ich so gar nicht damit klar komme. Ich lese z. B. sehr gerne Jane Austen, mit ihrem viktorianischen Schreibstil komme ich wunderbar klar.


    Hier empfinde ich den Stil als sehr mühsam zu lesen. Probleme bereitet mir aber auch die Geschichte als solche. Alles ist so ausschließlich tragisch, düster und schwermütig, dabei total konstruiert. Wenn ich das Buch lese meine ich irgendwie zu ersticken. Das ist jetzt auch sehr pathetisch ausgedrückt, spiegelt aber vielleicht am ehesten mein fast körperliches Unwohlsein wider, wenn ich mich auf die Sturmhöhe begebe :-(.

  • Zitat

    Original von Ibu72
    ...hm, also was die figur der Nelly betrifft, halte ich es grundsätzlich für eine gelungene entscheidung, ihr ein gewisses maß an "macht" zu geben. schon allein, um glaubwürdig 'rüberzubringen, mit wieviel emotionalem engagement sie die geschichte erzählt - hätte Frau Bronte eine der "herrschaftlichen" hauptfiguren erzählen lassen, wäre ihr roman wohl wesentlich parteiischer ausgefallen und hätte somit zu einer ganz anderen gesamtaussage geführt.



    Ich finde die Figur Nelly auch absolut gelungen umgesetzt, sie ist die ideale Erzählerin für diese Geschichte, auch wenn sie mir unsympathisch ist.

  • Zitat

    Original von Zwergin


    Ich finde die Figur Nelly auch absolut gelungen umgesetzt, sie ist die ideale Erzählerin für diese Geschichte, auch wenn sie mir unsympathisch ist.


    Nelly ist mir leider auch sehr unsympathisch - irgendwie verschlimmert sie die Lage immer nur.


    Isabella tut mir richtig leid - bei Heathcliff ist sie wirklich an den Falschen geraten. Und Cathy kommt mir (leider) sehr verwöhnt vor... Irgendwie fehlt mir ein Sympathieträger in dem Buch... Mal sehen, wie es weitergeht! :wave

  • @ zwergin:



    das geht mir genauso: sympathisch ist sie mir auch nicht.


    andererseits kann ich sie und ihr verhalten auch gut nachvollziehen:
    welche alternativen gäbe es denn für sie?
    stepstone? 'ne selbsthilfegruppe? ;-)
    es waren eben andere zeiten ... und letztendlich geht es ja in einem gelungenen buch nicht nur darum, lauter sympathieträger aneinanderzureihen.


    leider lässt mir mein derzeitiger arbeitsstress nicht viel zeit zum lesen: wenn ich den ganzen tag auf den pc schaue, möchte ich in der freizeit lieber in den himmel gucken als auf kleine buchstaben, schade!


    natürlich vermisse ich heathcliff. finsterer typ, bestimmt seeeeehr gutaussehend. und leidenschaftlich! wenn auch für meinen geschmack zu viel selbstzerstörerisches potential.


    bin gespannt auf kapitel XII ...


  • :write
    Bei Büchern wie diesem hier, macht gerade das Fehlen eines Sympathieträgers einen Teil des Reizes für mich aus.

  • bibliocat :


    hm, ... wenn ich so drüber nachdenke: einen eindeutigen sympathieträger finde ich unter den figuren auch (noch) nicht. cathy kommt dem schon am nächsten, dieses unkonventionelle klassenlose sympathisieren finde ich gut.
    andererseits lebt sie dies zu launisch, zu unreif aus, stimmt schon.


    irgendetwas hat dieses buch trotzdem, was mich in seinen bann zieht:
    vielleicht ist meine favoritin die schreiberin selbst und ihre art, ihren blick auf die gesellschaftlichen grenzen (und demzufolge: intrigen, machtspielchen) ihrer zeit in diesem drama umzusetzen. mich erinnert das ganze von der dynamik her eher an ein theaterstück: herrlich übertrieben, ...


    wobei: findet ihr es wirklich übertrieben oder könnt ihr euch vorstellen, dass ein szenario wie dieses in der damaligen zeit, die ja weder psychotherapie noch fitnesscenter zum abreagieren oder bewältigen hatte, durchaus denkbar wäre?


    beste grüße ~ Ibu

    ~ go where you can shine ~ john lennon ~

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Ibu72 ()

  • Zitat

    :write
    Bei Büchern wie diesem hier, macht gerade das Fehlen eines Sympathieträgers einen Teil des Reizes für mich aus.



    ... yesss!



    klingt, als hättest du erfahrung mit "büchern wie diesem" - kannst du noch andere empfehlen?

    ~ go where you can shine ~ john lennon ~

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von Ibu72 ()

  • Zitat

    Original von Ibu72
    bibliocat :


    hm, ... wenn ich so drüber nachdenke: einen eindeutigen sympathieträger finde ich unter den figuren auch (noch) nicht. cathy kommt dem schon am nächsten, dieses unkonventionelle klassenlose sympathisieren finde ich gut.
    andererseits lebt sie dies zu launisch, zu unreif aus, stimmt schon.


    irgendetwas hat dieses buch trotzdem, was mich in seinen bann zieht:
    vielleicht ist meine favoritin die schreiberin selbst und ihre art, ihren blick auf die gesellschaftlichen grenzen (und demzufolge: intrigen, machtspielchen) ihrer zeit in diesem drama umzusetzen. mich erinnert das ganze von der dynamik her eher an ein theaterstück: herrlich übertrieben, ...


    Ich bin auch einfach zu neugierig, wie das Buch weitergeht. Die Erzählerin finde ich auch nicht ohne. Wobei ich Dir recht geben muß, es wird teilweise schon sehr übertrieben.... :gruebel

  • danke für den tipp!


    davon habe ich schon gehört, allerdings in meiner eigenschaft als cineastin ;-)


    hab's mal schnell gegoogelt und auch hier wie so oft bekomme ich gänsehaut, wenn ich bei wiki lese:


    "Geschichtlicher Hintergrund des Dramas ist der Untergang des alten Südstaaten-Geldadels und der gleichzeitige Aufstieg der durch Einwanderer geprägten Industrienation, wie sie die Nordstaaten verkörperten."


    ... und weiß, dass hinter diesem sachlichen, mal eben so lapidar dahingeschriebenem, satz ganze schicksale stecken, menschen, deren lebensglück von historisch notwendigen umwälzungen zerstört wurde ...


    gut, vielleicht sehe ich's ein bisschen zu fatalistisch, es mag der späten uhrzeit geschuldet sein. außerdem schweife ich gerade vom thema ab,


    so good night for now!

  • Bin jetzt mit dem 2. Abschnitt durch und komme auf Grund der Erzählung nun schon besser mit den einzelnen Personen klar bzw. kann sie auseinander halten.


    Aber so richtig warm werde ich mit keiner der Personen. Im Gegenteil. Ich kann mich an kein Buch erinnern, in dem mich die Protagonisten so wütend gemacht haben.
    Besonders Catherine und Heathcliff haben es mir da angetan.
    Wenn ich da an die Szene denke, in der Catherine sich vor Heathcliff über Isabelles Schwärmerei lustig gemacht hat und sie dabei noch festgehalten hat, damit die Arme nicht gehen kann - wie peinlich ist das denn für Isabelle. Ich wäre da am liebsten ins Buch gesprungen und hätte Catherine die Hammelbeine langgezogen.


    Oder wie Heathcliff mit Isabella abhaut, ihren Hund aufhängt ( spätestens da wäre es bei mir mit der Schwärmerei vorbei gewesen ) und wie er seine Frau nachher behandelt - wie den letzten Dreck. Sicherlich hatte er es als Findelkind auch nicht einfach, aber das entschuldigt noch lange nicht sein Verhalten.


    Und irgendwie wird mir auch Nelly immer unsympathischer. Sie meint es vielleicht auch nur gut, aber oftmals verschlimmert sie durch ihr Verhalten auch manche Situationen. Und irgendwie wundert mich, das eine einfache Angestellte Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist. Gut, vielleicht kommt es daher, da sie die Geschichte ja aus ihrer Sicht erzählt.


    Mir tut nach diesem Abschnitt nur Edward ( oder Edgar? Jedenfalls Catherines Mann ) leid. Er scheint seine Frau abgöttisch zu lieben, während sie noch an Heathcliff denkt und ihren Mann ja auch wie den letzten Deppen behandelt. Man könnte ja sagen, selbst Schuld wenn er es mit sich machen läßt. Aber sie droht ja gleich mit Krankheit und Tod, wenn man Widerworte gibt. Also bleibt ihm ja um des Friedens willen gar nichts anderes übrig als zu kuschen und ihr ihren Willen zu lassen. :rolleyes

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • Ja, sympathisch ist da wirklich keiner. Allerdings finde ich die Figuren, ihre Handlungen und Motivationen in sich stimmig und schlüssig. Ich bewundere schon, was die Autorin da geschaffen hat.


    Die Wahl einer Angestellten als Erzählerin finde ich eigentlich ziemlich genial, sie ist zwar Teil des Geschehens und ziemlich parteiisch, hat aber trotzdem mehr Abstand als jedes Familienmitglied.

  • Zitat

    Original von Ellemir
    Ja, sympathisch ist da wirklich keiner. Allerdings finde ich die Figuren, ihre Handlungen und Motivationen in sich stimmig und schlüssig. Ich bewundere schon, was die Autorin da geschaffen hat.


    Die Wahl einer Angestellten als Erzählerin finde ich eigentlich ziemlich genial, sie ist zwar Teil des Geschehens und ziemlich parteiisch, hat aber trotzdem mehr Abstand als jedes Familienmitglied.


    :write

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)