'Kains Erben' - Seiten 001 - 138

  • Charlie - Glencoe :cry
    Ich verstehe die Kritik wirklich nicht. Ich habe es schon mehrmals verschenkt und es kam immer gut an. Auch bei Menschen, die eigentlich recht wenig lesen. Mehr möchte ich dazu gar nicht mehr sagen, hab ich nämlich schon :-)


    Und seicht finde ich "Kains Erben" nicht. Es ist leichter zu lesen, ja, aber seicht ist was ganz anderes.

  • Ich kann für mich sagen das ich die etwas melancholischere Grundstimmung aus Glencoe etwas lieber mochte. Sandy Ogg und Sarah waren einfach so schön schrullig, das ich sie sofort lieben musste...
    Das heißt aber nicht das ich Kains Erben nicht toll finde. Beide Bücher haben es geschafft mich von der ersten Seite an zu fesseln, und das ist mir eigentlich an einer Geschichte das Wichtigste. :) Seicht ist dieses hier sicherlich nicht. Die Geschichte ist genau so tiefgründig, schön und mitreißend. Nur eben auf etwas andere Art :-]

  • Ich kann nichts zu der Motivation sagen, die Verleger, Lektoren und professionelle Autoren antreibt, weil ich davon keine Ahnung habe. Wie wahrscheinlich die meisten Nur-Leser.


    Was ich sagen kann und ausdrücklich sagen möchte: diese Geschichte ist nicht seicht. Ganz bestimmt nicht. Eine Sache, die ich unheimlich bewundere: wie weit du dich auf deine Figuren einläßt, Charlie. Da, wo du anfängst, über sie nachzudenken und mit ihnen mitzuempfinden, hätte ich schon zehnmal aufgehört und wäre zurückgeschreckt, weil es mir zu weh täte. Und das ist bei "Kains Erben" nicht anders als bei den Glocken von Vineta oder bei Glencoe.


    Was tatsächlich anders ist, ist die Sprache. Es gab ein paar Stellen (nicht unbedingt in diesem Abschnitt, sondern im nächsten - da bin ich aber noch nicht ganz durch), an denen ich mir gedacht habe: da wird mir jetzt wirklich etwas vorgekaut. Also, etwas wird in sehr klaren und deutlichen Worten gesagt, ohne daß ich es mir erarbeiten muß. Nun bin ich jemand, der gerade diese Sogwirkung deiner Sprache (ich weiß nicht, wie ich das sonst ausdrücken soll) und die Bildmalerei darin sehr mag. Ich trau's mich gar nicht laut sagen, aber ab und zu mag ich es sogar, wenn ich mein Hirn bemühen muß :grin. Insofern: ja, da habe ich wirklich etwas vermißt. Aber natürlich, wenn du für einen Leser, der etwas vermißt, fünf andere gewinnst, die das Buch sonst womöglich weggelegt hätten, dann ist klar, wie die Entscheidung lauten muß.


    In jedem Fall hoffe ich sehr, daß die Geschichte dadurch sehr viele neue Leser gewinnt. Verdient hat sie es auf alle Fälle.


    Mit dem Namen "Vyves" habe ich übrigens auch ein Problem, allerdings ein ganz anderes: ich will es immer "wief" aussprechen. Und "wief" bedeutet hier im Dialekt soviel wie "abgefeimt", "ausgefuchst", "durchtrieben". Das paßt so gar nicht zu dem demütigen Vyves ...

    Meine Bewertungsskala: 1-4 Punkte: Mehr oder minder gravierende formale Mängel (Grammatik, Rechtschreibung, Handlung). 5/6 Punkte: lesbar. 7/8 Punkte: gut. 9/10 Punkte: sehr gut. Details und Begründung in der Rezi.



  • :write :write


    Wenn ich versuchen würde das mit heutigem Englisch auszusprechen käme was ähnliches wie wive raus, kann ich mir kaum vorstellen. So was wie Jiddisch gab es doch noch nicht? Y wurde ja viel wie Ü ausgesprochen aber Vüves in England?

  • Besser als Josefa hätte man es nicht ausdrücken können - weit genug, um in die Figuren einzutauchen, bin ich ja noch gar nicht gekommen (ich weiß noch, dass mich Aimery bei seinem allerersten Auftritt - nicht im Prolog, sondern in der Story selbst, als er vor der Hochzeitsgesellschaft flieht - in seinem Bann hatte, bei Sandy Og hatte es einen Tick länger gedauert). Es ist eher die Sprache, der Stil, die hier irgendwie ... anders gestrickt sind. Was ich zumindest in der Leseprobe sehr schade fand und was mir den Zugang erschwert.


    Vyves? Ich würde es aussprechen wie "why-vies" ... liege aber wahrscheinlich falsch damit ...

  • Zitat

    Original von Josefa


    Was tatsächlich anders ist, ist die Sprache. Es gab ein paar Stellen (nicht unbedingt in diesem Abschnitt, sondern im nächsten - da bin ich aber noch nicht ganz durch), an denen ich mir gedacht habe: da wird mir jetzt wirklich etwas vorgekaut. Also, etwas wird in sehr klaren und deutlichen Worten gesagt, ohne daß ich es mir erarbeiten muß. Nun bin ich jemand, der gerade diese Sogwirkung deiner Sprache (ich weiß nicht, wie ich das sonst ausdrücken soll) und die Bildmalerei darin sehr mag. Ich trau's mich gar nicht laut sagen, aber ab und zu mag ich es sogar, wenn ich mein Hirn bemühen muß :grin. Insofern: ja, da habe ich wirklich etwas vermißt. Aber natürlich, wenn du für einen Leser, der etwas vermißt, fünf andere gewinnst, die das Buch sonst womöglich weggelegt hätten, dann ist klar, wie die Entscheidung lauten muß.


    In jedem Fall hoffe ich sehr, daß die Geschichte dadurch sehr viele neue Leser gewinnt. Verdient hat sie es auf alle Fälle.


    Vielen Dank, Josefa.


    Ich kann das, was Du schreibst, unbedingt nachvollziehen. Und ich gehoere selbst zu den Lesern, die im einst sehr geliebten Genre des historischen Romans immer weniger fuer sich selbst finden.
    Zumindest in den Programmen der ganz grossen Verlage. Bei den etwas (!) kleineren werde ich immer wieder mal fuendig. (Zuletzt "Anima" von Juergen-Thomas Zerbst - extrem empfehlenswert!) Fuer die zu schreiben - d.h. Recherche und tausend Arbeitsstunden praktisch allein zu finanzieren - koennen sich aber nur wenige leisten. Ich kann's nicht.


    Als Leser, nicht als Autor habe ich in den letzten Jahren Autoren, die ich in diesem Genre heiss geliebt habe, verschwinden sehen und bedaure das sehr. Wo ist Viola Alvarez? Wo ist Iris Kammerer, die fuer mich so etwas wie die Koenigin des Genres war/ist? Von anderen Kollegen weiss ich, dass sie - genau wie ich - nach dem naechsten Flop auf der Abschussliste stehen. Ich bewundere die Kollegen, die sich ganz und gar treu bleiben. Aber sie fehlen mir! Wuerden sie jetzt Buecher vorlegen, die versuchen, zwischen dem ganz Eigenen, das ich an ihnen liebe, und einer etwas groesseren Verkaeuflichkeit (Achtung: Es geht NICHT darum, vom Schreiben zu leben, was, soweit ich weiss, niemand von uns tut, sondern darum, dass sich fuer Verlag und Autor der Aufwand soweit rechnen muss, dass er vertretbar bleibt.) einen Kompromiss einzugehen, dann waere ich zumindest froh.


    Ich habe Glueck. Mein Verlag gibt mir noch eine Chance. Ich will die nutzen.


    Und ganz davon abgesehen: Ich mag Kains Erben gern. Meine extrem ueberladene, extrem bildreiche, haeufig Pathos und Kitsch streifende Sprache geht mir nicht selten selbst auf den Senkel. Als Leser mag ich Trockenes, Direktes, Punktgenaues lieber.
    Und was mir noch viel mehr zugesetzt hat, ist der immer wiederkehrende Vorwurf, meine Romane seien duester, humorlos und lebensverneinend. Das will ich einfach nicht! Denn das bin ich nicht. Ich moechte weiter ueber Liebe und Tod schreiben, ueber Krieg und ueber historische Wendepunkte und fatale Irrtuemer, ueber Krisen in der Menschheitsgeschichte, die das Gebaeude ins Wanken brachten, denn das interessiert mich. Aber ich wollte immer von Menschen schreiben, die sich davon ihren Lebensmut nicht rauben lassen, die mit Chuzpe, Humor, Zaehlebigkeit und Fantasie diese Krisen meistern und uns weiter tragen. Das war nie anders, und daran hat sich nichts geaendert. Geschichten, die den Leser niederschmettern und entmutigen, wollte ich nie schreiben. Ganz im Gegenteil.
    Und wenn ich ueber meine Buecher immer wieder lese: Hach, ein Glueck, dass ich in dieser schrecklichen Zeit nicht gelebt habe, dann tut mir das auch leid. Ich bin auch froh, dass ich heute lebe, denn ich denke, wir haben nur fuer unsere eigene Zeit die entsprechende Ausruestung mitbekommen. Aber meine Romane waren alle (ausser Glencoe natuerlich - DAS ist fuer mich wirklich eine schreckliche Zeit) als Hohelieder an Hoch/Spaetmittelalter und Renaissance gedacht! Wenn ich nicht rueberbringe, wie intensiv mich die Arbeit und Begegnung mit diesen Epochen immer bereichert hat, dann mache ich eindeutig etwas falsch.
    Und daran arbeite ich.


    Viele Gruesse von Charlie

  • Danach, wie Namen des Mittelalters ausgesprochen werden, werde ich immer wieder gefragt.
    Fakt ist: Wir wissen es nicht.
    Wer behauptet, wir wuessten ist, sagt schlicht die Unwahrheit. Nicht einmal ueber Shakespeare's English sind wir uns da so sicher, wie wir gern waeren - und dazwischen liegen Welten! Wenn man den Namen Vyves "gerade noch englisch, aber deutlich franzoesischer als heute" ausspricht, duerfte man jedenfalls nicht ganz falsch liegen. Wir haben uns fuer ein weiches Weiwes entschieden. Wiwes ist genauso denkbar. Und wenn euch eine andere Aussprache besser gefaellt - nur zu, beweisen, dass die falsch ist, kann euch kein Mensch, zumal wenn man die enormen regionalen Unterschiede bedenkt, die die Verstaendigung zwischen Bewohnern der einzelnen Regionen teilweise so gut wie unmoeglich machte.


    Viele Gruesse von Charlie

  • Nur noch ein schneller Nachtrag zum ersten Abschnitt: Ich mußte danach richtig über mich selbst lachen. Da kamen ja gleich zwei als Jungen verkleidete Mädchen drin vor - normalerweise etwas, das ich in historischen Romanen hasse. Aber mit dieser Darstellung konnte ich wirklich leben: Natürlich sind auch die Leute im Mittelalter nicht blind. Klar wissen sie, das das eigentlich ein Mädel ist. Aber es hat kurze Haare und Hosen an. Offiziell ist's ein Junge, und wenn mich einer fragt, kann ich immer noch behaupten, ich hätte nix gemerkt, also bin ich aus dem Schneider.

    Meine Bewertungsskala: 1-4 Punkte: Mehr oder minder gravierende formale Mängel (Grammatik, Rechtschreibung, Handlung). 5/6 Punkte: lesbar. 7/8 Punkte: gut. 9/10 Punkte: sehr gut. Details und Begründung in der Rezi.

  • Zitat

    Original von Josefa
    Nur noch ein schneller Nachtrag zum ersten Abschnitt: Ich mußte danach richtig über mich selbst lachen. Da kamen ja gleich zwei als Jungen verkleidete Mädchen drin vor - normalerweise etwas, das ich in historischen Romanen hasse. Aber mit dieser Darstellung konnte ich wirklich leben: Natürlich sind auch die Leute im Mittelalter nicht blind. Klar wissen sie, das das eigentlich ein Mädel ist. Aber es hat kurze Haare und Hosen an. Offiziell ist's ein Junge, und wenn mich einer fragt, kann ich immer noch behaupten, ich hätte nix gemerkt, also bin ich aus dem Schneider.


    Deswegen schrieb ich ja weiter vorn bereits:
    "Achja: Falls jemand eine Abneigung gegen "Mädchen in Hosen"-Geschichten haben sollte und Charlotte Lynes Bücher noch nicht kennt: Dieses Buch erfüllt nicht die üblichen negativen Klischees!"

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Mein Gedanke war:
    Der schneidet der die Haare ab und steckt die in Hosen, damit sie unattraktiv wird und vor Avancen sicher ist.
    Und bei der anderen natuerlich: Die muss ganz geschlechtsneutral ausgestattet werden, damit die so wenig wie moeglich aneckt, denn eine Unmoeglichkeit ist sie in dem Kloster sowieso. Ich habe wegen dieses Problems extra einen Benediktiner, der in Quarr lebt und zur Zisterzienser-Vergangenheit forscht, gefragt: Was haetten die gemacht, in solcher Situation, wenn man ihnen ein Maedchen gebracht haette, das in echte Not steckte. Er hat mir bestaetigt: Hilfe haetten sie ihr nicht verweigern koennen, sie haetten sie eben so weit wie moeglich als "Nicht-Maedchen" aufbewahren muessen.
    Meine kluge Lektorin hat's dann bemerkt: Vorsicht! Wir haben hier zwei Hosenrollen, das wollen Sie nicht. Wir haben's so weit wie moeglich "neutralisiert", aber dass es den findigen Eulen trotzdem aufstoesst, freut mich ja auch irgendwie ...


    Kann mich nur entschuldigen/rausreden: War SO nicht gedacht!


    Alles Liebe von Charlie,
    Hosenrollenhasser (Le Nozze di Figaro sind davon natuerlich ausgenommen)

  • Ganz ehrlich?
    Bei der Problematik, die es damals mit sich zog, eine Frau zu sein, kann ich mir nicht vorstellen, dass es nicht zumindest jede dritte mal in Hosen versucht hat :grin
    Ich habe für Hosenfrauen daher größtes Verständnis, für mich ist das so selbstverständlich wie dass man nach zu viel Kaffee zur Toilette muss. Mir ist das ehrlich gesagt noch nicht mal aufgefallen.


    Den "klassischen historischen Lesern" mag das in den letzten Jahren zu viel geworden sein, aber man kann als Autor/in doch auch nicht naheliegende, logische Lösungen ignorieren, weil andere es übertrieben und zum Klischee geritten haben.

  • Zitat

    Original von maikaefer


    Deswegen schrieb ich ja weiter vorn bereits:
    "Achja: Falls jemand eine Abneigung gegen "Mädchen in Hosen"-Geschichten haben sollte und Charlotte Lynes Bücher noch nicht kennt: Dieses Buch erfüllt nicht die üblichen negativen Klischees!"


    maikaefer : :write


    Ich habe das beim Lesen auch so empfunden. Das sind beides keine typsichen "Mädchen-in-Hosen"-Figuren. Abgesehen davon wird ja auch nicht zu sehr darauf "herumgeritten".


    Mir gefällt der Spitzname "Amsel" übrigens sehr. Ich hatte u. a. auch dadurch ein sehr gutes Bild von Amicia beim Lesen. :-)

  • So, mittlerweile habe ich diesen Abschnitt auch gelesen. Das es so lange gedauert hat, lag nicht etwa an dem Buch - sondern einfach nur an der fehlenden Zeit und einer Erkältung, die nicht gehen will.


    Amsel muß nun also das Kloster verlassen, indem sie eine Zuflucht gefunden hatte... und dabei fehlt ihr immer noch ihr Gedächtnis.


    Cyprian, Adam und Isabell kann ich, genau wie den Ritter Matthew noch nicht einschätzen... - nur das es zwischen ihm und Amsel knistert...:gruebel


    Ach ja - der Name Vyves gefällt mir sehr gut! Und auch die zwei jungen Damen in Hosen - die ja wirklich unterschiedlicher nicht sein könnten! :wave

  • Wenigstens einer, der sich fuer "Vyves" erwaermt ... ich hatte ja meine Tochter sowie den Schwiegersohn, die waehrend der Entstehungszeit mit dem Enkel schwanger gingen, zu bequatschen versucht, blieb aber leider ohne Erfolg ... (auch mit "Henry" konnte ich leider nicht landen.)

  • Da kann ich Deine Tochter allerdings verstehen - Henry hätte ich auch nicht als Namen genommen.... (Außerdem fängt mein Nachname mit H an - und HH als Anfangsbuchstaben sind nicht so toll - gibt es nicht sogar HH Brause in Norddeutschland....) :rofl

  • Zitat

    Original von Charlie
    Wenigstens einer, der sich fuer "Vyves" erwaermt ... ich hatte ja meine Tochter sowie den Schwiegersohn, die waehrend der Entstehungszeit mit dem Enkel schwanger gingen, zu bequatschen versucht, blieb aber leider ohne Erfolg ... (auch mit "Henry" konnte ich leider nicht landen.)


    Mir gefällt Vyves als Name durchaus. Ich hab einfach nur darüber hinweg gelesen, das zweite V also schlichtweg nicht wahrgenommen ;)


    Henry ist im Moment ein In-Name, zumindest hier in LU....

  • Das faende ich groovy - all die kleinen Henrys herumlaufen zu sehen.


    Ich habe gerade fuer meinen Enkel FABIAN eine Stiftkiste mit Namen machen lassen, und vor mir liess eine andere Omi eine Stiftkiste fuer ihren Enkel HENRY machen. Ich muss zugeben, ich war ein bisschen neidisch. Aber ich kann ja unserem Fabian schlecht eine schenken, auf der Henry steht ...


    Sorry fuer dieses wenig sachliche Off-topic.


    Alles Liebe von Henry, nee, Charlie

  • Zitat

    Original von Maharet


    Mir gefällt Vyves als Name durchaus. Ich hab einfach nur darüber hinweg gelesen, das zweite V also schlichtweg nicht wahrgenommen ;)


    Henry ist im Moment ein In-Name, zumindest hier in LU....


    :write


    Kleine Henrys gibt es hier im Pott auch ganz viele.