Die globale sexuelle Revolution - Gabriele Kuby

  • Zitat

    Original von SiCollier
    :gruebel Sind Geschwisterehe (bzw. Inzest allgemein) nicht in so gut wie allen Kulturen seit Jahrhunderten, wenn nicht Jahrtausenden, verboten?


    Bei weitem nicht. Die Regulierung unterliegt immer und überall den Zeitläuften. Erlaubt, verboten, geächtet, ignoriert, bestraft, gefördert. Alles möglich.
    Wesentlich ist die Frage im kanonischen Recht, das über die Jahrhunderte ein höchst verwickeltes System von Verwandtschaftsgraden entwickelt hat und damit Ehehindernisse aufgebaut, von denen man sich per Dispens befreien lassen mußte. Je nach Epoche war es nahezu unmöglich, sich ohne - kostenpflichtigen - Dispens trauen zu lassen.


    Aber Kubys Vorwurf an Pro Familia war der der rassistischen Eugenik. Als Gründe gegen Ehen unter nahen Verwandten werden heute tatsächlich Erkentnisse aus der Humangenetik angeführt. Das konnte man früher nicht. War nicht bekannt.
    Die Diskussion zur Zeit dreht sich um 'Schutz vor Erbschäden' versus 'sexuelle Selbstbestimmung'. Ein Schuß Eugenik ist nicht abzustreiten, aber eben nicht bei denen, die Kuby im Visier hat.



    Ich gestehe Dir zu, daß Familien aus Vater-Mutter-Kind ins Wanken geraten sind. Aber das liegt nicht an der Sexualisierung der Gesellschaft, sondern an unserer mörderischen Arbeitswelt.
    Mit einer Rückkehr zu einem Familienbild, das historisch gesehen zum einen recht jung ist - das Familienbild, das Du meinst, entstand nach 1800 - , und zum zweiten in den seltensten Fällen im ganz normalen Leben zu finden war, läßt sich das aber keineswegs ändern.


    Ebensowenig die penetrante Sexualisierung der Gesellschaft, die eine Folge davon ist, daß Sexualität zur Ware geworden ist.
    Dies wiederum können nur Menschen ändern, die frei und gleichberechtigt mit ihrer und der Sexualität anderer umzugehen gelernt haben.
    Weder eine neue Keuscheitswelle, noch ein wiederbelebtes Schamgefühl auf der Grundlage von Geboten metaphysischer Gesetzgeber können das leisten. Auch nicht die Berufung auf Gesetze der Biologie, von denen wir beim genaueren Hinsehen verflixt wenig wissen.


    Die Probleme, die Kuby beschreibt, sind nicht die Ursache der Veränderungen. Allen gleich einen Religionshaß zu unterstellen, ist auch übertrieben. Ein bißchen Beherrschung ihrer Affekte wäre angebracht.


    Eine Anmerkung zum Schluß: die von Kuby so verteufelte Geschichte von Harry Potter endet im letzten Band mit einem klassischen Familienidyll. Vater, Mutter, viele Kinder.
    Schöner geht es nicht.
    :grin



    Zum Buch:


    ich hätte zu gern eine Leseprobe gelesen, konnte aber keine finden.
    Die Website der Autorin ist sehr aufschlußreich.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von SiCollier


    Mir war bisher nicht bewußt, daß es in der kath. Kirche einen „Kirchenvorstand“ gibt?


    Sorry, mein Fehler. Eine katholische Kirchengemeinderätin.


    Erst gestern wurden ja die Ergebnisse einer Umfrage veröffentlicht, die zeigte, dass deutsche Katholiken und deutsche Gesamtbevölkerung sich in der Beurteilung der Themen: Abschaffung des Zölibats? Frauen als Priester? Wiederverheiratung Geschiedener? erstaunlich einig waren. Jeweils rund 80% dafür, unter 20% dagegen. Ich tue Frau Kuby bestimmt nicht unrecht, wenn ich meine, dass sie auch innerhalb der katholischen Kirche eher eine Minderheitenmeinung vertritt.


    Aber in einem Punkt stimme ich Dir absolut zu:

    Zitat

    Es gibt mehrere „Parallelgesellschaften“ mit teilweise nicht kompatiblen Grundeinstellungen und -überzeugungen, die im gleichen Land nebeneinander leben. ...
    Da es hier um Grundwerte geht, sind Kompromisse schlechterdings nicht möglich.

  • Ich kenne Frau Kuby bislang nur aus Talkshows, in denen sie einen Katholizismus vertritt, der nicht viel mit der Theologie zu tun hat, die ich (vor allerdings schon einem Vierteljahrhundert) studieren durfte.


    Sie ist sicherlich eine radikale Vertreterin von Positionen, die zumindest in Deutschland nur von einer kleinen Minderheit der Katholiken geteilt werden. Nun ist die Kirche keine demokratische Institution, in der die Mehrheit die Richtung vorgibt. Das ist durchaus gut so. Frau Kuby allerdings vertritt eine Kirche, die nicht "Volkskirche" sein will, sondern einen "heiligen Rest" widerspiegelt. Das hat schon sektenhafte Züge.


    Insofern werde ich dieses Buch mit einer gewissen Voreingenommenheit lesen. Wenn ich es denn lese ...

    „Streite niemals mit dummen Leuten. Sie werden dich auf ihr Level runterziehen und dich dort mit Erfahrung schlagen.“ (Mark Twain)

  • Zitat

    Original von SiCollier


    Ich hoffe nicht, diesen Tag erleben zu müssen. Es wäre ein schwarzer Tag für Deutschland. Das hat im Grundgesetz nichts, aber auch gar nichts zu suchen.


    Was wäre für Dich so schlimm daran, wenn sexuelle Orientierung mit in das Grundgesetz aufgenommen werden würde?


    Zitat

    Original von SiCollier
    Es gibt auch und vor allem Heilung für Homosexualität.


    Vielleicht interessiert Dich die Meinung von Alan Chambers, dem Präsidenten von Exodus International.


    "I do not believe that cure is a word that is applicable to really any struggle, homosexuality included.... For someone to put out a shingle and say, 'I can cure homosexuality' — that to me is as bizarre as someone saying they can cure any other common temptation or struggle that anyone faces on Planet Earth. [...] For someone to put out a shingle and say 'I can cure homosexuality,' that to me is as bizarre as someone saying they can cure any other common temptation or struggle that anyone faces on Planet Earth. [...] 99.9 per cent" of people he had encountered in two decades with Exodus were not able to completely rid themselves of same-sex attraction." [Quelle: "US Christian group renounces homosexuailty 'cure' campaign"]


    Dr. Robert Spitzer, der von der Ex-Gay-Bewegung immer gern als wissenschaftlicher Beleg herangezogen wird, dass die sexuelle Orientierung veränderbar ist, hat sich im letzten Jahr von seiner ursprünglichen Interpretation seiner Studie distanziert und sich "bei bei allen schwulen Menschen [entschuldigt], die ihre Zeit und Energie für irgendeine Form der reparativen Therapie verschwendet haben, weil sie glaubten ich habe bewiesen, dass [diese] bei einigen ‚hochmotivierten Personen‘ wirksam sei.“


    Zitat

    Original von SiCollier
    Ich vermag absolut nichts Krankhaftes daran zu entdecken, wenn man als Familie das von der Natur (um hier den Begriff „Gott“ zu vermeiden) Vorgegebene als normal und gesund akzeptiert. Eher im Gegenteil.


    Offenbar hat die Natur (oder auch Gott ;-)) vorgesehen, dass ein Teil der Menschen (und auch der Tiere) homosexuell sind.


    Selbst wenn wir davon ausgehen würden, dass Homosexualität oder homosexuelle Partnerschaften unnatürlich sind, was beides ja nicht ist, denn sie kommen ja in der Natur vor, heisst das noch lange nicht, dass sie unmoralisch sind. Was sagt Jesus eigentlich dazu?


    Hier ist ein gutes (englischsprachiges) Video von John Corvino ("andere Seite", er ist ein schwuler Philosophie-Professor ;-)), in dem eine ganze Reihe von Argumenten recht humorvoll thematisiert werden:


    Ach Mist, ich kann YouTube ja nicht verlinken:


    YouTube: "What's morally wrong with homosexuality?" (vierter Link von oben)

  • Zitat

    Original von buchdoktor
    In welcher Form genau vertritt die IPPF diese Vorstellung einer 1879 geborenen Aktivistin denn heute noch?


    Das wirst Du sicher bei einem Blick auf die von Dir verlinkte Website feststellen können.



    @ LeSeebär


    Sorry, aber ich werde jetzt nicht das ganze Buch nochmals im Hinblick auf Deine Fragen lesen bzw. durchsuchen.
    Ein Hinweis: Bücher, die ich lesen, aber nicht kaufen wollte, habe ich mir über die hiesige Bibliothek (die ein im Hinblick auf meine Interessen einen eher eingeschränkten Bestand hat) per Fernleihe besorgt. Vielleicht gibt es so etwas in Bremen auch? :wave



    @ magali


    Danke für Deine Erklärung.



    Zitat

    Original von magali
    Ich gestehe Dir zu, daß Familien aus Vater-Mutter-Kind ins Wanken geraten sind. Aber das liegt nicht an der Sexualisierung der Gesellschaft, sondern an unserer mörderischen Arbeitswelt.
    Mit einer Rückkehr zu einem Familienbild, das historisch gesehen zum einen recht jung ist - das Familienbild, das Du meinst, entstand nach 1800 - , und zum zweiten in den seltensten Fällen im ganz normalen Leben zu finden war, läßt sich das aber keineswegs ändern.


    Darin, daß die heutige Arbeitswelt (ich würde sogar sagen „Wirtschaftswelt“) mörderisch ist stimme ich Dir zu. Daß „Familie“ nicht immer so gesehen wurde wie heute, ist mir auch bewußt. Desgleichen daß die Kindheit eine relativ junge „Erfindung“ ist.


    Zum Ende von Harry Potter kann ich nichts sagen; so weit bin ich nicht gekommen. Ich habe im 4. (oder 5.?) Band abgebrochen und nie mehr das Bedürfnis verspürt, da auch nur einen Blick hinein zu werfen. Den Hype um diese Bücher [sp]denen ich durchaus das Prädikat „langweilig“ geben würde[/sp] konnte ich noch nie nachvollziehen. Nicht mal die Filme konnten mich fesseln; gesehen habe ich den ersten ohne Bedarf, den ein zweites Mal oder die nachfolgenden überhaupt gucken zu wollen.



    @ Katerina


    Als ich in meiner Jugend noch politisch aktiv war, habe ich selbst Umfragen gemacht. Es kommt immer auf die Fragestellung an. Wir haben nur unverfälschte Fakten präsentiert (mittels offiziellen, unveränderten Zeichnungen und Unterlagen) - und dennoch haben alle so geantwortet, wie wir wollten. Wenn ich den Auftraggeber einer Umfrage/Studie kenne, kenne ich das Ergebnis. Verwunderlich wird es erst dann, wenn das Ergebnis nicht zum Auftraggeber paßt.


    Im Übrigen sind diese Fragen nicht so leicht mit „ja/nein“ zu beantworten. Als wiederverheirateter Geschiedener, der dennoch im Einklang mit dem kath. Kirchenrecht lebt, verfüge ich über gewisse eigene Erfahrungen und weiß, wovon ich schreibe.


    Es mag (bzw. dürfte so) sein, daß die Autorin eine Minderheitenmeinung vertritt. Diese Situation ist mir ein Leben lang selbst durchaus bekannt, hat sich gerade hier im Thread wieder bestätigt. Und bei den von mir genannten „Parallelgesellschaften“ rechne ich mich auch nicht zu der/den größeren.


    Insofern - alles wie gehabt.



    @ Delphin


    Danke für die Links und Zitat.


    Zitat

    Original von Delphin
    Was wäre für Dich so schlimm daran, wenn sexuelle Orientierung mit in das Grundgesetz aufgenommen werden würde?


    Weil das mMn dort nichts hingehört.



    Zitat

    Original von Delphin
    Offenbar hat die Natur (oder auch Gott ;-) ) vorgesehen, dass ein Teil der Menschen (und auch der Tiere) homosexuell sind.


    [sp]Aber offensichtlich nicht vorgesehen, daß diese Kinder bekommen.[/sp]



    Zitat

    Original von Delphin
    Was sagt Jesus eigentlich dazu?


    Das müßten Theologen beantworten. Mir ist keine Bibelstelle bekannt, in der eine andere Verbindung als die von Mann und Frau gutgeheißen wird. Von der Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen ist dort aber auch die Rede (nennt man heute, denke ich, Zölibat).



    Heute traf das neue Heft von „pro. Christliches Medienmagazin“ bei mir ein. Sinnigerweise mit dem Titelthema: „Jädchen und Mungen. Aufstieg und Fall der Gender-Lüge.“ Die Beiträge „Die Gender-Blender“ und „Uns wird eine Ideologie übergestülpt“ sind in gekürzter Form auch online zu lesen. Allerdings kann ich die nicht direkt verlinken, weil die Büchereulensoftware die Links mit eckigen Klammern nicht verarbeiten kann. Derzeit sind die noch auf der Startseite. Ansonsten sollten die über die dortige Suchfunktion zu finden sein. (Anm: Das Heft kam heute, ich bin bisher noch nicht zum Lesen gekommen, wohl morgen oder übermorgen.)

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ich habe das Buch nicht gelesen, vielleicht lese ich es noch.


    Kuby kritisiert wohl Ansätze wie den von Judith Butler. Butler bestreitet, dass es überhaupt ein biologisches Geschlecht gibt.
    Alles sei nur Erziehung (was ich für Unsinn halte).


    Und Kuby tut gut daran, manche Dinge zu kritisieren. Nur muss ich sagen, dass Kuby für mich die typische Konvertitin ist, die über das Ziel hinausschiesst.
    Und deshalb tut sie der Katholischen Kirche keinen Gefallen.

    "Literatur ist die Verteidigung gegen die Angriffe des Lebens."


    "...if you don't know who I am - then maybe your best course would be to tread lightly."

  • Zitat

    Original von SiCollier


    Weil das mMn dort nichts hingehört.


    Das Du das nicht möchtest, habe ich verstanden. Wenn Du sagst "Ich möchte das nicht, weil das nicht dort hingehört" fällt es mir schwer, Deine Befürchtungen zu verstehen. Was sind Deine Meinung nach die Konsequenzen für Dich als Mensch, Ehemann und Vater wenn Artikel 3 GG lauten würde:


    (1) Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.
    (2) Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.
    (3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner sexuellen Orientierung [oder Identität], seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.



    Zitat

    Original von Delphin
    Offenbar hat die Natur (oder auch Gott ;-) ) vorgesehen, dass ein Teil der Menschen (und auch der Tiere) homosexuell sind.


    [sp]Aber offensichtlich nicht vorgesehen, daß diese Kinder bekommen.[/sp]


    Die Natur hat auch nicht vorgesehen, dass Menschen fliegen können. Sind deshalb Flugzeuge verwerflich? ;-)

  • @ Delphin


    Ich habe lange nachgedacht, was ich auf Deine Frage antworten soll und verschiedene mögliche „Antwortszenarien“ durchgespielt. Meine Meinung steht fest und bisher habe ich keinerlei Gründe/Argumente (weder im Buch, noch in diesem Thread noch sonstwo anders) gefunden, diese zu ändern. Diese Meinung entspricht jedoch nicht der heute veröffentlichten sowie schon gar nicht der „political correctness“. Wenn ich die äußere, bricht hier also möglicherweise ein Sturm der Entrüstung los.


    Wenn ich so antworte, wie ich es gleich tun werde, habe ich (wie magali schon schrieb, man kennt sich inzwischen ;-) ) relativ genaue Vorstellungen, was an Antworten kommen wird. Also (möglicherweise) auch ein Sturm.


    Da es im Ergebnis also egal ist, was ich schreibe, dieses: ich habe auf Grund diverser Erfahrungen und vieler Eulendiskussionen (die ich meist nur still mitgelesen habe) vor längerer Zeit beschlossen, mich aus Diskussionen, die zur Richtung „Weltgeschehen“ gehören, herauszuhalten, und mich aus Diskussionen, die in diese Richtung gehen, zu verabschieden. Die Frage, die Du stellst, führt genau in diese Richtung, und damit ist klar, wie ich reagiere. Nicht.


    Es sei denn, Dir genügt diese Antwort: es widerspricht zutiefst meinen Grundüberzeugungen. Ich sehe die Gefahr, daß mich der Staat dazu zwingen will, etwas gut und richtig zu finden, was ich so nicht finden kann.
    Es ist zudem ein Widerspruch zu den „religiösen Anschauungen“. Und wie solches in diesem Staat ausgeht, Voltaire hat das mit seinem Seitenhieb auf die kath. Kirche früher hier im Thread angedeutet, kann ich mir relativ gut vorstellen.


    Mehr gedenke ich dazu nicht zu äußern.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • In der Vorstellung der Autorin im Klappentext ist es zu lesen: Sie sei „eine Stimme, die sagt, was sie für wahr hält“. Und das ist es wohl, um was es in diesem Buch eigentlich geht, um eine der größten Fragen, die zu stellen die Menschheit nicht müde wird und werden darf, nämlich: Was ist Wahrheit? Kuby kommt aus ihrer sich für mich sehr strikten katholischen Identität zu dem im Grunde wenig überraschenden Fazit, dass diese Wahrheit nicht nur biblisch, sondern ganz im Wesentlichen durch Tradition und Lehre der katholischen Kirche begründet sei – in diesem Zusammenhang spricht sie vom „ungehobenen“ (Seite 296) und anderen „Schätzen“.


    Dem mag man zustimmen oder auch nicht, es mag auch dahingestellt sein, ob ihre – und die ihrer „Kronzeugen“ (von denen eine Christa Meves ist) – Ansichten zu Gender-Mainstreaming, Geschlechteridentität etc. dieser von ihr erkennbar erhobene „Absolutheitsanspruch“ zusteht, ob Homosexualität … sagen wir – wie behauptet - „wandelbar“ ist. Letztlich ist dem Buch nicht viel Neues zu entnehmen, wer sich für die Thematik interessiert, wird viel Bekanntem begegnen.


    Kubys Text liest sich im Grunde recht flüssig, gleichwohl ist mir die Lektüre sauer geworden. Das liegt nicht nur an mehrfachen Wiederholungen, an ihrer eindeutig zu erkennenden politischen Haltung, auch nicht an den immer wieder gestellten Suggestivfragen, oder an der immer mal wieder durchbrechenden Empörung, die sie äußert, sondern vor allen Dingen an ihrer mir oftmals befremdlich erscheinenden Wortwahl: Es wird mir ein wenig zu oft von „Kampf“ gesprochen, von „totalitärem Geist“ und Anverwandtem, da muss man gar einen „Dolchstoß“ (Seite 261) bemühen. Mehr als diskussionswürdig scheint mir auch ihre Behauptung zu sein, „Schulversager, … Anarchisten, Terroristen, Hooligans, Drogensüchtige, Gewalttäter“ würden nicht aus „intakten Familien“ zu kommen pflegen, „in denen der Vater präsent ist“ (Seite 356). Ebenso diskussionswürdig erscheint mir, wenn sie – und nicht nur einmal, aber beispielsweise auf Seite 170 – davon spricht, dass „Kinder zu gesunden und leistungsfähigen Menschen“ erzogen werden sollen. Sollte es der Autorin, die erkennbar so sehr auf Minderheiten abstellt und offensichtlich gut zu recherchieren weiß, entgangen sein, dass es auch andere Minderheiten als die von ihr so bezeichneten gibt, nämlich Kinder, die durch geistige und/oder körperliche Behinderung nicht ihren – Kubys – Ansprüchen werden genügen können, wenn sie denn überhaupt „heranwachsen können“ (Seite 170)? Ich habe mir irgendwann verboten zu hinterfragen, warum diese mehrfache Betonung des „leistungsfähigen Menschen“ ihr denn so angebracht erscheint.


    Die Rolle der Frau, in der Kuby sie gerne sehen würde, erscheint mir freundlich gesagt rückwärtsgewandt. Abgesehen von allen zeitlichen Belangen ist es allerdings nicht jeder Frau gegeben, sich auf ihre biblisch und katholisch festgelegte Rolle zu „besinnen“ (und auch da müsste man wieder erwähnen, dass es auch hier Minderheiten gibt, die dieser Rolle – Erfüllung im Muttersein – nicht genügen können, weil ihre körperlichen Voraussetzung dies nicht vorsehen). Es wäre sicherlich auch wünschenswert, sich nicht an einem durch Tradition herausgebildeten Bild von „Frau“ festzuhalten. Tradition, so scheint mir, hat sich entwickelt, über lange Jahre, Jahrzehnte, Jahrhunderte. Heute nun zu verlangen, nun sei aber Schluss mit einer Weiterentwicklung, sonst könne man ja nicht mehr von Tradition sprechen, finde ich mehr als bedauerlich.


    Vieles könnte ich noch zur Sprache bringen, möchte aber mit meiner mehr als distanzierten Sicht auf dieses Buch nicht von vornherein davon abhalten, im Interessensfall sich damit zu beschäftigen. Den Blick schärft es, so oder so.


    Erwähnung soll jedoch finden, dass ich – als Protestantin sowieso schon sensibilisiert und den Text mit zunehmend „durchgedrücktem Rücken“ lesend – mit Erleichterung zur Kenntnis habe nehmen können, dass Kubys katholische Position auch innerhalb ihrer eigenen Kirche nicht unumstritten ist.



    Edit möchte noch hinzufügen, dass ich eine Bewertung für das Buch nicht abgeben werde.

  • Lipperin


    Herzlichen Dank für deine Meinung zu diesem Buch. Und als ich las, dass die Autorin Christa Meves, die Ewiggestrige, als Kronzeugin auftreten lässt, da wusste ich: Dieses Buch muss ich nicht lesen.


    Die Meves gehörte ja mal zu dem Herausgebergremium des RHEINISCHEN MERKUR (diese Wochenzeitung gibt es mittlerweile nicht mehr)


    Und irgendwie dachte ich, dieses No-Go Meves weilt gar nicht mehr unter uns...... :gruebel


    Naja - Gift und Galle werden augenscheinlich uralt..... :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

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