'Das Salz der Erde' - Seiten 742 - 820

  • Zitat

    Michel war vielleicht nicht streng gläubig, aber an das Seelenheil glaubte in der Zeit eigentlich jeder.


    Das zweifle ich ja gar nicht an. Ich meine auch nicht, dass er ungläubig war und sicherlich hat es ihm die Grundstimmung von damals leichter gemacht.
    Aber ich finde dennoch, es hätte nicht zu ihm gepasst, wenn er Geroux die Bitte um Verzeihung ausgeschlagen hätte. Zu seinem ganzen gefestigten Charkter.
    Und mit guter Kerl meinte ich scherzhaft, dass ich nichts durchtriebenes, nachtragendes, garstiges an ihm entdecken kann. Im ganzen Buch hat er bis jetzt nur einmal etwas getan, wo ich kurz mal hoppala gedacht habe... Als er Jean so angeblafft hat, weil er in den Krieg wollte. Das ist für mich schon ziemlich gut - bei bis jetzt über 800 Seiten.

    Hollundergrüße :wave




    :lesend








    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, daß er tun kann, was er will, sondern daß er nicht tun muß, was er nicht will - Jean Rousseau)

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  • Ich denke, wir können davon ausgehen, dass im Hochmittelalter nahezu jeder gläubig und religiös im christlichen Sinn war. Agnostiker und Atheisten dürfte es nur ganz, ganz wenige gegeben haben. Aber Abstufungen in der Intensität des Glaubens gab es ganz sicher. Für einige war die Religion der einzige Lebensinhalt, für andere hat er eine nicht ganz so große Rolle gespielt. So habe ich Michel zu zeichnen versucht: Er ist ein Mann seiner Zeit, religiös und gläubig, der niemals ernsthaft an der Existenz Gottes und der jenseitigen Welt zweifeln würde, obwohl er in anderen Bereichen sicher fortschrittlicher ist als die meisten seiner Mitmenschen. Trotzdem ist ihm das Konzept des Seelenheils sehr wichtig, was man zum Beispiel daran sieht, dass er Schwüre und Eide sehr ernst nimmt. Unter diesem Gesichtspunkt ist die Vergebungsszene mit Géroux zu sehen.

  • Ich fand - ganz ehrlich - dass Michel ihm nicht hätte vergeben sollen. Was bringt es ihm denn dann schon wieder... nichts :-(
    Aber das sage ich halt jetzt aus einer ganz anderen Zeit heraus.


    Das Jean tatsächlich tot ist, finde ich ziemlich sch.... . Jawohl! :lache Aber für den weiteren Verlauf der Geschichte sicherlich notwendig, denn sonst wäre ja wohl alles so weitergelaufen wie bisher und warum sollte sonst Michel sich aufmachen nach Metz. Von daher verzeihe ich dieses Opfer zumindest halb :-)


    Ich hoffe sehr, dass der Satz, dass Michel nie erfahren wird, warum Jean gestorben ist, nicht stimmt, sondern dass das nur sein Gedankengang an dieser STelle war (Seite 815). Sonst würde mir das doch ziemlich viel von dem Buch "versauen", denn seit der ersten Erwähnung, dass Aristide ein dunkles oder wie auch immer geartetes Geheimnis hat, warte ich auf die Auflösung :chen

  • Zitat

    Original von dschaenna
    Ich fand - ganz ehrlich - dass Michel ihm nicht hätte vergeben sollen. Was bringt es ihm denn dann schon wieder... nichts :-(


    Ich denke mal, Michel hat das vor allem wegen dem Pfarrer gemacht. Der wollte, dass sein Schäfchen in Frieden sterben kann und Michel hat eh nichts davon, ob er ihm nun vergibt oder nicht. So hat er sich als guter Christ bewiesen.



    Jean wird ermordet :yikes. ... Das musste doch nun nicht sein :-( Arme Adéle!


    Das dunkle Geheimnis von Aristide interessiert mich. Um was es sich wohl handelt? Ich habe da schon einen Verdacht .... :gruebel

  • Ich glaube, dass Michel es weder des Pfarrers wegen gemacht hat, noch, dass er überlegte, ob es ihm irgendetwas "bringt". Vielmehr denke ich, dass er, obwohl er sich gelegentlich über gewisse Ehr(lichkeits)begriffe hinwegsetzt (Ehebruch und etwas im letzten Teil zB), eine gewisse Grundeinstellung hat, die es ihm nicht gestattete, die Seele eines Sterbenden, mag der ihm auch noch soviel angetan haben, in Unfrieden ziehen zu lassen. Klingt vielleicht doof, aber besser kann ich das nicht formulieren.

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Zitat

    Ich glaube, dass Michel es weder des Pfarrers wegen gemacht hat, noch, dass er überlegte, ob es ihm irgendetwas "bringt". Vielmehr denke ich, dass er, obwohl er sich gelegentlich über gewisse Ehr(lichkeits)begriffe hinwegsetzt (Ehebruch und etwas im letzten Teil zB), eine gewisse Grundeinstellung hat, die es ihm nicht gestattete, die Seele eines Sterbenden, mag der ihm auch noch soviel angetan haben, in Unfrieden ziehen zu lassen. Klingt vielleicht doof, aber besser kann ich das nicht formulieren.


    :write
    perfekt ausgedrückt, maikaefer

    Hollundergrüße :wave




    :lesend








    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, daß er tun kann, was er will, sondern daß er nicht tun muß, was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Zitat

    Original von maikaefer
    Ich glaube, dass Michel es weder des Pfarrers wegen gemacht hat, noch, dass er überlegte, ob es ihm irgendetwas "bringt". Vielmehr denke ich, dass er, obwohl er sich gelegentlich über gewisse Ehr(lichkeits)begriffe hinwegsetzt (Ehebruch und etwas im letzten Teil zB), eine gewisse Grundeinstellung hat, die es ihm nicht gestattete, die Seele eines Sterbenden, mag der ihm auch noch soviel angetan haben, in Unfrieden ziehen zu lassen. Klingt vielleicht doof, aber besser kann ich das nicht formulieren.


    Signed. :write

  • Zitat

    Original von JaneDoe
    Ein Abschnitt, in dem viele Hoffnungen sterben.
    Isabelle und Michel schaffen es aber immerhin, in eine freundschaftliche Beziehung überzuwechseln, schon allein wegen Remy finde ich das gut. Und wer weiß, was die Zukunft für die beiden noch bringt. Isabelle hat sich mit Thomasin nicht nur arrangiert, sie sind auch richtig gute Freunde geworden. Schön, dass sie ihm das Lesen und Schreiben beibringt.


    Dem kann ich nur zustimmen. Ich hatte zuerst nicht damit gerechnet, dass Isabelle und Thomasin Freunde werden. Aber nach der Hochzeitsnacht war ja klar, dass Thomasin ein Geheimnis hat und Isabelle sich nicht vor einem gewaltätigen Ehemann fürchten muss. Schön ist auch, dass sich Thomasin im Rémy kümmert und ihn nicht verstößt, weil er das Kind eines anderen ist.


    Zitat

    Original von JaneDoe
    Yolande ist eine echte Strafe für Guillory. Von mir aus kann sie ihm noch viel mehr zusetzen :grin


    Es ist gut, dass Aristide endlich auch einmal eine andere Sorte Frau kennenlernt. Er ist die Sorte Mann, die auch heute gerne belächelt wird. Außerhalb des Hauses spielt er sich groß auf und daheim muss er vor seiner Frau kuschen. :lache


    Zitat

    Original von JaneDoe
    Nach Jeans Tod beschließt Michel nun doch, nach Metz zu ziehen. Ob er hier endlich Ruhe findet und vielleicht auch eine Frau? Ich würde es ihm gönnen.


    Jeans Tod hat mich auch sehr getroffen. Ich hatte gehofft, dass er es vielleicht noch schafft und "nur" sehr schwer verletzt wird. Leider konnte er auch nicht mehr den Namen seines Mörder sagen. Hoffentlich hat Michel eine Chance Jeans Tod zu rächen.

  • Das war ein böses Kapitel! So viele sympathische Gesichter sind gestorben :( Um Jean tut es mir wirklich leid, obwohl seine Nachforschungen wirklich dämlich waren!
    Aber wenigstens sieht Michel es jetzt endlich ein und zieht weg aus der Stadt, in der er einfach zu viele Feinde hat, auch noch nach Geroux Tod.


    Ich fand übrigens gut, dass er ihm verziehen hat. Auch wenn Geroux es sicherlich nicht verdient hat, aber warum sollte Michel sich vielleicht irgendwann einmal Vorwürfe machen sollen, dass er einen Menschen so hat sterben lassen. Nee, nee, das war schon okay so.


    Ich muss sagen, dass ich jetzt ja wirklich sehr neugierig auf Aristides Geheimnis bin. Ich habe zwar viele Ideen, aber eine wirklich plausible noch nicht :gruebel

  • ;-( Oh ja, das hat ja so kommen müssen... Jean wurde ermordet, sehr traurig.


    Auch viele der liebgewonnen Freunde Michels hat die rote Rhur heimgesucht und da ihm der erneute Eintritt in die Gilde wieder verwährt wird, wird Michel endlich klar, daß er einen Neuanfang in Metz wagen muß um überleben zu können.


    Die Entscheidung Michels, nicht mehr an eine Zukunft mit Isabelle zu glauben macht mich ein wenig traurig, hingegen Isabelle wohl gar nicht so :wow
    Sie nähert sich Thomasin immer mehr an, bringt im jetzt sogar Lesen und Schreiben bei.


    Auch ich bin sehr auf Aristides Geheimnis gespannt... ;-)


    Yolande finde ich einfach nur grandios, bietet sie doch Guillory die Stirn. Im Inneren kocht er sicher vor Wut, ich denke aber die "Angst" vor möglichen Konsequenzen (sollte er Yolande für ihre Taten bestrafen) gebietet ihm wohl Einheit...

  • Zitat

    Die Entscheidung Michels, nicht mehr an eine Zukunft mit Isabelle zu glauben macht mich ein wenig traurig, hingegen Isabelle wohl gar nicht so Wow Sie nähert sich Thomasin immer mehr an, bringt im jetzt sogar Lesen und Schreiben bei.


    Ich glaube, Isabelle ist im Augenblick ihr Sohn und sein Glück am wichtigsten. Was ich auch okay finde. Außerdem ist sie ja verheiratet und an dem Zustand lässt sich nicht viel ändern. Und ihr Leben lang auf der Flucht mit Kind und Kegel ist nicht jedermans Sache. Da Thomasin sie respektiert und kein schlechter Mensch ist, kann sie sich gut mit dem Leben abfinden. Glück ist vielleicht was anderes aber Frauen tendieren schnell mal zur Genügsamkeit und zum Realismus. Zur damaligen Zeit sicherlich nicht das Falscheste.

    Hollundergrüße :wave




    :lesend








    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, daß er tun kann, was er will, sondern daß er nicht tun muß, was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Zitat

    Original von hollyhollunder
    Ich glaube, Isabelle ist im Augenblick ihr Sohn und sein Glück am wichtigsten. Was ich auch okay finde. Außerdem ist sie ja verheiratet und an dem Zustand lässt sich nicht viel ändern.
    *Und ihr Leben lang auf der Flucht mit Kind und Kegel ist nicht jedermans Sache. *
    Da Thomasin sie respektiert und kein schlechter Mensch ist, kann sie sich gut mit dem Leben abfinden. Glück ist vielleicht was anderes aber Frauen tendieren schnell mal zur Genügsamkeit und zum Realismus. Zur damaligen Zeit sicherlich nicht das Falscheste.


    :write
    Wobei der Kegel und das Kind in Michels Falle identisch sind :grin
    Kind und Kegel
    :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Das war nun wieder ein trauriger Abschnitt.


    Michel zieht nach Metz, und hier stösst Jean auf ein Geheimnis, das ihm das Leben kostet.


    Varennes wird von der Ruhr heimgesucht, und Michel verliert viele Freunde.


    Gut, wenigstens zeigt Yolante ihre Zähne und macht Aristide das Leben schwer....

    Gruss Hoffis :taenzchen
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    :lesend Der fünfte Tag - Jake Woodhouse
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  • Dieser Abschnitt war wirklich schlimm. Nicht nur Catherine sondern auch Jean werde ich sehr vermissen....


    Als Michel und Isabelle beschließen das ihre Lieber keine Zukunft hat ging mir das auch sehr nahe. Aber natürlich ist es die einzig richtige Entscheidung in dieser Situation. Ich bin auch froh das Isabelle lernt zu schätzen was sie an Thomasin hat. Sie hätte es wirklich sehr viel schlechter treffen können....


    Das Yolande unserem Aristide das Leben so schwer macht finde ich irgendwie genial. Als sie ihn so abkanzelt und einfach stehen lässt nachdem sie alle seine Mägde entlassen hat war genial. Mit der wird er noch viel Freude haben :lache

  • Oh, Daniel, jetzt hast du dir mit dieser Leserunde schon ein rotes Eulensternchen erschrieben. :-)


    Ja, der Abschnitt war zwar traurig, doch es ist immer was los um Michel und es wird nie langweilig. Schade, dass Jean sterben musste, da hat er also, als er den roten Schnee als böses Vorzeichen deutete, sogar Recht gehabt. Was Aristide wohl in Metz zu verbergen hat? Ich bin sicher, Michel wird es herausfinden. Vorerst gönne ich MIchels ewigem Widersacher seine Yolande von Herzen, und eigentlich haben sich da zwei vom selben Kaliber gefunden...


    Dass Isabelle erst einmal ihr Leben leben muss, scheint nicht anders zu gehen und wenigstens fühlt sie sich bei ihrem Mann wohl.
    Ich bin gespannt, ob die beiden dann doch noch zueinander finden.

  • Und nun verlässt Michel doch Varennes und geht nach Metz. Der Arme, musste er erst noch so viel durchmachen. Jeans Tod fand ich sehr traurig, aber ich fand es trotzdem stimmig, dass er nicht schwerverletzt nach Hause gekarrt wurde um sich dort langsam zu erholen.
    Auch Catherines Tod fand ich sehr traurig.


    Isabelle scheint sich ganz gut arrangiert zu haben.


    Aristide gönne ich seine Yolanda. :lache Vor seinem Schwanger scheint er wirklich Respekt zu haben, zumindest kann Yolanda bisher schalten und walten wie sie mag. Und ich bin sehr gespannt, was er für ein Geheimnis hat. Wenn er dafür sogar Jean umbringt...
    Erschütternd fand ich, wie wenig so ein Mord damals untersucht wurde.....


    Zitat

    Original von hollyhollunder


    Ich denke mal, Plündern hat er nicht zugelassen, da man nachher ja erfährt, dass er sehr viel erbt von den Toten oder zumindest Erbschaftssteuer dafür kriegt. Und dass er Wucherpreise nicht zulässt, na ja, wenn er schon keine Wucherpreise an der Brücke machen darf, dann sollen dass auch andere nicht dürfen, so hab ich mir das erklärt. Gebe zu, ich trau ihm nur miese Beweggründe zu. Eigennützige wollte ich sagen. :grin


    Stimmt, das ist eine gute Erklärung. Ich hatte mich ein wenig gewundert über sein untypisches Verhalten.


    Was mich noch interessieren würde: was hat es denn mit Friedhof, Gruft und Beinhaus auf sich? Welche Toten kommen wohin?

  • Zitat

    Original von JaneDoe


    Ich habe mir gar nichts dabei gedacht, mußte nur schmunzeln wegen des angeblichen Orakels. Auf so was gebe ich nichts und im Nachhinein läßt es sich natürlich immer prima deuten.


    :write
    Da war mir Michels rationale Sichtweise auch näher... :grin
    Wobei er ja auch immer mal wieder in Träumen irgendwelche Ahnungen hat, wie auch Isabelle.

  • Zitat

    Original von chiclana
    Was mich noch interessieren würde: was hat es denn mit Friedhof, Gruft und Beinhaus auf sich? Welche Toten kommen wohin?


    Eine aufwändig gestaltete Gruft konnten sich nur reiche Bürger und Adlige leisten. Alle anderen hatten "normale" Gräber auf dem Friedhof ihres Pfarrsprengels, in Zeiten großer Not, Seuchen etc., wurden die Leute mitunter auch in Massengräbern verscharrt.


    Was ein "Beinhaus" ist, erklärt dieser kurze Artikel ganz gut.

  • :schlaeger
    Erst lässt Daniel Jean den Kreuzzug überleben, um ihn so sterben zu lassen! Ich bin entsetzt! Die 3 Geschwister hätten das Buch doch überleben müssen!


    Was mich aber auch wundert, dass Jean ewig in Metz geblieben ist und ihm keiner vermisste. Er ist doch mit den Söldnern alleine gefahren, weil Michel krank war und die Sache eilig war. Hätte Michel sich nicht wundern müssen, dass Jean fortbleibt? Wäre es nicht eher so, dass Jean - nachdem er Berengar gefolgt war und die Geldübergabe gesehen hatte - am nächsten Tag vereinbarungsgemäß die Waren abgeliefert hätte und anschließend, evtl. mit Hilfe von Knechten des Herzogs die Sache weiterverfolgt?

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein