Schreibwettbewerb September/Oktober 2013 - Kommentare

  • In diesem Thread könnt Ihr in der Zeit vom 11. - 15.10.2013 Eure Kommentare und Meinungen zu den Beiträgen des Schreibwettbewerbs September/Oktober 2013 schreiben.


    Hier geht es noch einmal zu den Beiträgen des Schreibwettbewerbs: klick


    Die Punkte und Autoren werden dann am 16.10.2013 bekannt gegeben! :wave

  • ABSCHIED
    Helga und ihr Peter mit dem stattlichen Männerbauch :rofl Ich hätte Peter gar nicht zugetraut, dass er so melodramatisch veranlagt ist. Die Hochzeit als traumhaft schönster Tag im Leben, so etwas mutet eher weiblich an, auch der Schritt an den Abgrund und das Wegwerfen der beiden Eheringe. Dieses Verhalten ist eher passend für eine Petra und deswegen gehe ich von einer Verfasserin aus. Leider funktioniert die Geschichte für mich deswegen nicht so richtig. Auch sprachlich gibt es ein paar Unrundheiten zu bemerken, wenn man pingelig sein will, z.B. in den Zeilen mit der Antwort/Frage im mittleren Abschnitt, auf der unnötig herum geritten wird. Was ich gut fand, ist das Bestreben den Leser auf eine falsche Fährte zu locken und dann eine andere Lösung als die offensichtliche zu präsentieren. Im Schreibwettbewerb sind wir aber schon auf solche Überraschungen geimpft und deswegen hätte ich gerne ein absurderes Ende gelesen, wo nochmal so richtig die Emotionen hochkochen.


    AUFBRUCH INS UNGEWISSE
    Das ist eine meiner favorisierten Geschichten. Die Story ist gut aufgebaut und hat eine solide Struktur. Obwohl die Ereignisse wohl bekannt sind, wird einem beim Lesen nicht langweilig. Im Gegenteil, die beschriebenen Gefühle und Emotionen berühren mich. Trotz der langen Zeit, die seitdem vergangen ist, färbt durch die gewählten Formulierungen die Faszination wieder auf mich ab. Einziger Kritikpunkt für mich ist, dass die Gefühle etwas zu naiv für einen Astronautenprofi dargestellt sind, wie z.B. ein mulmiges Gefühl drängt hoch. Auch die „gewonnene“ Mission hat mich kurz inne halten lassen, gelungene Mission wäre vielleicht treffender gewesen, aber das sind Kleinigkeiten, die den gelungenen Eindruck nicht schmälern.


    FN 9.3
    Eine interessante Vision einer Zukunft, in denen der Anteil der pflegebedürftigen Alten so groß geworden ist, dass man sich alternative Wege für die Betreuung suchen muss. Unterhaltsam geschrieben. Kein falsch gewähltes Wort lässt meinen Lesefluss stolpern. Trotzdem ist die Geschichte für mich nicht ganz stimmig. 7 Todesfälle in einer Woche und niemand interessiert das? Glaube ich nicht! Ein Roboter der sich für schlechte Behandlung rächt? Das nehme ich dem Schreiber nicht ab! Trotzdem steckt sehr viel Potential in dieser Geschichte und das gefällt mir. Mit nochmal 500 Wörtern hätte man mehr über FN 9.3 und diese futuristische Pflegeeinrichtung schreiben und Zweifel ausräumen können.


    AM TISCH
    „Der Neid auf das Gegenüber ist ihnen wie fest gemeißelt in die Stirn gefräst.“ Das ist mein Lieblingssatz in dieser Geschichte, der mich erstmal amüsiert zum Schmunzeln gebracht hat. Das würde ich gerne mal sehen, Neid, der fest gemeißelt gefräst ist. Da wollte der Urheber zu viel auf einmal ausdrücken. Die obsessive Galle war der zweite Schmunzler. Die Geschichte ist wohl eher unfreiwillig komisch. Etwas weniger, wäre da mehr gewesen, weil ich die Idee eigentlich sehr gut finde. Gelungen sind die Verletzungen, die sich eingraben und die geschlagenen Wortwunden. Danach wird es wieder absurd. Der Moderator schüttet heiße Getränke in verzerrte Fratzen und geht breitbeinig in den Sonnenuntergang. Jetzt fühle ich mich als Leser verarscht. Das kann doch nicht dein Ernst sein, oder?


    ES BLEIBT, WAS WAR
    Jemand verliert einen geliebten Menschen und textet den Leser mit seinen Gefühlen über wütende Trauer zu. Dieses Bombardement lässt mich aber größtenteils kalt. Interessanter als diese monotonen inneren Betrachtungen wären die äußeren Zeichen der Trauer, die nach außen gerichteten Emotionen gewesen. Was geht kaputt aufgrund der Wut des Trauernden, wie äußert sich seine Trauer? Der Protagonist ist in meinen Augen eher emotionslos und so ist es einfach eine ziemlich traurige Angelegenheit. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Die Sternenanalogie am Schluss fand ich allerdings sehr schön. Dieses Bild hat es mir schon lange angetan.
    Nachtrag: Trailer, bei dem ich an diese Geschichte denken musste. Passt auch gut zum RISS-Gedicht und deswegen behaupte ich jetzt mal, dass beowulf RISS geschrieben hat. :anbet


    SEIN SYSTEM
    „Die Geschichte vom Traurigsein wird für mich zur Geschichte des Glücks.“ Was für ein schöner Satz, sehr berührend. Darin zeigt sich die Liebe des Vaters zu seinem besonderen Kind. Ich vermute, es leidet an irgendeiner Krankheit wie Autismus oder das Asperger Syndrom. Der schwierige Alltag mit Tobias wird unaufdringlich und gekonnt erzählt und was mir gefällt, ist dass die Liebe der Eltern durchscheint, bedingungslos und immer auf ein Zeichen von Tobias wartend, dass er diese Liebe annimmt. Wunderschön!


    RISS IN MEINEM HERZEN
    Mit wenigen passenden Worten so viel ausgedrückt, das direkt mein Herz erreicht, sogar ohne Riss :heisseliebe Wie man das schafft, ist mir ein Rätsel. Ein schönes Bild, das nicht abgedroschen, sondern ehrlich wirkt. Eventuell ist ein Pünktchen dafür abgefallen?


    DER WEG
    So eine Weggabelungsgeschichte hatten wir schon mal in diesem Wettbewerb, oder? Die zugehörigen Zeilen zaubern mir aber trotzdem nur zwei große Fragenzeichen in die Pupillen. Um was geht es da, um Gottes Willen ?( Ich blicke nicht durch und ich weiß auch nicht, was das Ganze mit Emotionen zu tun haben soll. Sorry, aber zu dieser Geschichte finde ich keinen Draht. An einer Erklärung wäre ich sehr interessiert.


    VERMISSEN
    Dieses Gedicht reimt sich im Gegensatz zu seinem Konkurrenten „Riss…“, aber es hat bei weitem nicht dessen emotionale Aussagekraft. Es ist ein gutes Beispiel dafür, dass die "Qualität" (mir fällt gerade kein passenderer Begriff ein) einer Geschichte nicht automatisch mit der Anzahl der Wörter steigt. Mutterliebe ist ein schönes Gefühl und es ist schade, wenn man es erst zu schätzen weiß, wenn die Mama tot ist, aber die richtigen Emotionen fehlen mir hier irgendwie.


    DER GANZ NORMALE WAHNSINN
    Eine Piratengeschichte! Von Johanna? Nein das wäre zu einfach. Diese Geschichte outet sich erst am Ende. Ich bin unentschlossen, ob mir diese Pointe gefällt oder nicht. Auf jeden Fall wirkt sie auf mich, als hätte ihr noch die ein oder andere Überarbeitung gut getan. Ich tippe auf einen Schnellschuss kurz vor Abgabeschluss. Zu überdreht und wirr. Sorry.

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

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  • Abschied
    Die Idee und die kleine Wendung am Ende hat mir gut gefallen. Leider finden sich in dem Text ein paar hakelige Formulierungen und vermeidbare Wiederholungen ("gewesen" und "Antwort" in zwei Sätzen nacheinander). "Als Peters Gedanken in die Vergangenheit abschweiften, pressten sich sofort die Kiefer aufeinander und die Zähne knirschten" - finde ich persönlich ein wenig befremdlich. Hört sich so an, als hätten die Zähne ein Eigenleben. ;-)
    Ich weiß ja, wie es gemeint ist, aber mich hat es rausgebracht. Schade.



    Aufbruch ins Ungewisse
    Diese Geschichte hat mir gut gefallen. Die Beschreibung der Emotionen, die Michael Collins wohl durchlebt haben mag, ist sehr gut gelungen und es lässt sich flüssig lesen.



    FN 9.3
    In so einem Pflegeloch will ich nie landen. Gruselig. Guter Schreibstil, faszinierende Idee.



    Am Tisch
    Da hat jemand seinen ganzen Frust über Autorinnen und das Verlagswesen auf übelste Weise rausgelassen. Nichts für mich.



    Es bleibt, was war
    Ich denke, die meisten haben sowas schon einmal mitgemacht. Wenn nicht, hatten sie sehr viel Glück bisher. Der Schreibstil ist okay.



    Vermissen
    Kleines Gedicht mit ein paar Schwachstellen. Spätestens nach dem "ersetzen" ist man raus.



    Sein System
    Gute Geschichte, die unter die Haut geht. Die kurzen Sätze bringen gut die gestörten Gefühle rüber, die auch der Vater zu haben scheint. Beide entwickeln ihr eigenes System im täglichen Beisammensein. Würde mich nicht wundern, wenn der Junge spätestens in der Pubertät verloren geht.



    Riss in meinem Herzen
    Poetisch. Regenbogenfarbene Gefühle. Zum Glück habe ich noch nie das Ende einer Beziehung erlebt. Das Fremdwort hat mich aus dem Lesefluss gebracht.



    Der Weg
    … der nirgends hinführt.
    Es fängt ja spannend an. Man möchte wissen, was das für zwei Menschen sind, die sich da treffen. Wieso sie nicht wirklich kommunizieren und warum sie ihm beistehen möchte. Aber am Ende vom Weg ist nur eine weitere Gabelung und keine Antwort. Schade, wenn es meine Neugier gestillt hätte, wären Punkte draus geworden. Denn der Schreibstil hat Potential. Klar, man soll dem Leser nicht alles vorkauen, aber Spannung aufzubauen und ihn dann hängenlassen ist unfair. ;-)



    Der ganz normale Wahnsinn
    Lustiges Geschichtchen mit einem kleinen Fehler.
    Der Beitrag hat mich sehr gut unterhalten und ich kann mit der Frau mitfühlen. Ich hoffe, sie macht ihm am Abend nochmal RICHTIG die Hölle heiß!




    Danke an alle, die mitgemacht haben. :roeslein

  • Meine Kommentare sind nicht so wortreich geraten. :-)


    Abschied


    Sprachlich in Ordnung. Gute Bemühung, eine Wendung in die Andeutungen zu bekommen. Emotional dabei war ich leider nicht. Vielleicht hätten ein paar Wörter mehr geholfen?

    Aufbruch ins Ungewisse

    Schöne Sprache und interessante Idee, die Mondlandung zu nehmen. Leider waren dadurch Verlauf und Ende ein wenig durchscheinend. Ich meine, dass mich ein paar vergessene Kommata traurig von der Seite angesehen haben.


    FN 9.3

    Wow. Beide Daumen hoch. Die Idee fand ich richtig, richtig gut. Die Umsetzung steht dem in Nichts nach. Sprache super, Inhalt super. Von mir zwei Punkte. Ich habe sehr geschwankt, sie hätte auch drei Punkte verdient, denn von der Idee her fand ich sie am kreativsten.


    Am Tisch

    An sich habe ich nichts gegen die Gedankenfetzen einzuwenden. Kopfkratzend bleibe ich trotzdem zurück. Eine richtige Geschichte wird nicht daraus.


    Es bleibt, was war

    Es liest sich wie ein Tagebucheintrag, aber ihm fehlt für mich die Poesie.


    Vermissen

    Hm … ich bleibe ratlos zurück. Der Reim war in meinen Augen nicht so gut gelungen.


    Sein System

    So viel Gefühl in so wenig Worten, wie wunderschön! Hier wurden „Emotionen“ wörtlich genommen und beschrieben und es wirkte trotzdem weder klischeehaft noch platt oder schnulzig. Autistisch oder bindungsgestört? Man kann sich seine eigenen Gedanken machen.


    Riss in meinem Herzen

    Hat mir sprachlich und von der Idee gut gefallen, war mir in der Ausführung aber am Ende zu wenig. Hier hätten mehr der 500 erlaubten Worte ausgeschöpft werden können.


    Der Weg

    Hier hat die Kommasetzung bedauerlicherweise gar nicht geklappt, das hat mein Lesevergnügen schon gehemmt. Inhaltlich hat mich der Text leider auch nicht mitgenommen.


    Der ganz normale Wahnsinn

    Witzige Pointe, hat mir gut gefallen.

  • ABSCHIED
    Die Geschichte fängt sehr gut an, ich konnte mich auch gut an Peter oben am Wasserfall reinversetzen, aber dass es dann unbedingt der Küchentisch ein musste, war für mich irgendwie ein Absturz. Vielleicht ist die Begrenzung auf 500 Wörter schuld, dass es kein phantasievolleres Ende gab?


    AUFBRUCH INS UNGEWISSE
    Die Geschichte hat mich leider gar nicht berührt und hat mich auch nicht in die Situation des Raumfahrers hineingezogen. Schade eigentlich.


    FN 9.3
    Auf jeden Fall einer meiner Favoriten! Die Idee ist klasse, dass Roboter Patienten, die ihnen nicht genehm sind, einfach über den Jordan schicken... Am Schluss hatte ich echt ein etwas beklemmendes Gefühl und ich hoffe sehr, dass ich nicht irgendwann in so einer Anstalt lande...


    AM TISCH
    An dieser Stelle habe ich mich auch gefragt, wer da wohl mal seinen Frust über die Autoren- und Verlagsszene abladen musste!


    ES BLEIBT, WAS WAR
    Schöner Text über den Verlust eines geliebten Menschen - hat mir gut gefallen.


    SEIN SYSTEM
    Dies war einer der Texte, die mich wirklich berührt haben in dieser Runde. Das "besondere" Kind, die uneingeschränkte Liebe seiner Eltern - einer meiner Favoriten!



    RISS IN MEINEM HERZEN
    Auch dieses Gedicht gehört zu meinen Favoriten - schöne Bilder und endlich mal ein Gedicht ohne "Reim dich oder ich fress dich!"


    DER WEG
    Die Geschichte von der Weggabelgung war mir zu abgedroschen und kitschig - sorry, nix für mich.


    VERMISSEN
    Dieses Gedicht kam leider gar nicht an mich ran, die Reime und die Wortwahl waren mir zu unbeholfen und auch mit dem Inhalt konnte ich nicht so recht was anfangen.



    DER GANZ NORMALE WAHNSINN
    Die Geschichte fand ich ganz witzig, wenn auch unrealistisch. Außerdem war mir das kleingeschriebene "sie" am Schluss zu missverständlich - erst dachte ich, die Frau wäre gemeint, aber anscheinend ist es ja doch der Mann, mitkommen soll. Das war ein bisschen schade und hat mein Lesevergnügen etwas getrübt.


    Soweit meine laienhaften Kommentare,


    LG, Bella

  • Abschied
    Gefällt mir sehr gut. Der Stil ist flüssig und man kann sich Peter vom windeverzaust am Wasserfall vorstellen. Die Frage, ob es sich hier um einen männlichen oder weiblichen Autor handelt :gruebel Könnte sowohl als Schaauch seinTraur. Wenn man jetzt wüßte, hat er wirklich Tränen in den Augen oder ist es die Gicht vom Wasserfall?


    Aufbruch ins Ungewisse
    Hier war ich eine zeitlang am überlegen - fliegt er eine Weltraumfähre oder doch nur in einem normalen Flieger. :lache Aber welcher Adler/Eagle war schon im Weltall :gruebel


    FN 9.3
    Leider kann man sich das in Zukunft sehr gut vorstellen. :yikes Leider stimmt die Kommasetzung nicht so ganz. Gelegentlich hätte auch ein Doppelpunkt besser gepasst.


    Am Tisch
    Oh je, wer hat sich da über den oder die Autoren geärgert?


    Es bleibt, was war
    Hier wurde das Thema gut umgesetzt. Emotionen pur - Gänsehautfeeling.


    Vermissen
    Es war die Mutter. Traurig aber gut geschrieben.


    Sein System
    Eine gutgeschriebene Geschichte über ein behindertes Kind. Es hätten ruhig 100 oder 200 Worte am Ende mehr sein können.


    Riss in meinem Herzen.
    Ein Gedicht für das ich bei jedem Lesen anders empfinde.


    Der Weg
    Auch ich wurde hier an die Weggabelung eines anderen Wettbewerbs erinnert.
    Wobei dieser Text ist geheimnisvoll Mit wem geht sie des Weges? Kennt sie ihn überhaupt? Ist es ein Fremder? Ist es ein heimlich Verehrter? Gefällt mir.


    Der ganz normale Wahnsinn


    Wie meine Vorschreiber bin auch ich über das kleine sie gestolpert. Ranghöchste und Ehefrau würden ja auch passen :lache Die Frage ist auch wo der Abend unangenehmer endet - bei der Ehefrau oder beim Befehlhaber der geenterten Fregatte :lache
    Ja, Johanna - das hätte ich gerne noch gewußt. :wave

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Ich missbrauche den Kommentar-Thread einfach mal für ein paar Gedanken, die mir so durch den Kopf gingen.


    Entgegen meiner Ankündigung, dieses Mal nicht zu kommentieren, hatte ich mich dann doch an den PC gesetzt um diese Ankündigung („Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern!“) dann ad absurdum zu führen.


    Ich habe dann die Geschichten noch einmal gelesen und wollte gerade beginnen meine „Meinung“ zur ersten Geschichte aufzuschreiben, als mir dann doch Zweifel kamen; Zweifel die nicht mal so einfach beiseite gewischt werden konnten. Zweifel die schon sehr lange in meinen Gedankengängen herumlungern.


    Dieser Schreibwettbewerb atmet für mich das Flair des Aufsatzschreibens in meiner Zeit in der Obertertia in den Sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Da ging es ähnlich zu. Die abgegebenen Texte waren vorhersehbar, jegliche Originalität und Kreativität suchte man vergeblich. Und so ist es leider auch hier beim Schreibwettbewerb in der Büchereule. Man weiß schon im Vorwege was einen textmässig erwartet.
    Da finden sich dann die unvermeidlichen Betroffenheitsbeiträge, gefolgt von den „Friede-Freude-Eierkuchen-Schreibversuchen“ und natürlich dürfen auch Texte nicht fehlen, die sich mühsam damit abquälen in Gedichtform gezwängt zu werden.


    Und immer wieder fällt mir auf, dass den Schreiberinnen und Schreibern der Mut fehlt auch mal etwas anderes versuchen, auch mal ein Wagnis einzugehen, auch auf die Gefahr hin auf „die Schnauze zu fallen“. Experimentierfreude ist leider total Fehlanzeige. Aber was wäre die Literatur ohne Experimente? Langweilig und irgendwie doch leblos.


    Ich persönlich erwartete immer wieder neu den „anderen Beitrag“, den Beitrag der es wirklich wert ist, dass man sich mit ihm beschäftigt. Doch alle Warterei war bisher vergeblich.


    Wir sind hier in einem Bücherforum und die Grundlage jedes Buches ist das Wort. Und das Wort ist etwas mit dem man unendlich jonglieren kann, mit dem man etwas darstellen kann. Und da fragt man sich als Schreibwettbewerbsbeitragsleser einfach nur: Warum wird das Wort hier immer so stiefmütterlich behandelt? Warum wird nicht geschrieben, geformt und modeliert. Warum nicht einfach mal das Neue, vielleicht auch Unbekannte versuchen?


    Wäre es nicht es nicht zu begrüssen, wenn die Autorinnen und Autoren einfach mal ihre Schreibhemmungen fallen ließen, wenn sie ihren eventuellen Frust rausließen, wenn sie authentisch wären, wenn sie einfach auch mal das schreiben würden, was sie vielleicht gern schreiben würden, zu dem sie sich aber bisher nicht getraut haben? So sucht man beispielsweise erotische Beiträge vergeblich. Und wenn dann doch mal in einem Text ein erotischer Hauch auftaucht, dann atmet dieser das Credo der Verklemmtheit der Fünfziger Jahre des vorigen Jahrhunderts als schon der Begriff „weibliche Brust“ die Katholische Bischofskonferenz auf den Plan rief.


    Ich wünsche mir einfach mutige Texte, Texte die es wert sind sich mit ihnen zu befassen. Texte, die nicht einfach nur darauf schielen, „punktewürdig“ zu sein. Texte die ehrlich sind, Texte die mit ein klein wenig Herzblut geschrieben wurden.


    Dann würde es auch wieder Freude machen sich mit diesen Beiträgen zu befassen und sie ehrlich zu kommentieren. Denn zu irgendwelchen weiteren „prolig-negativen-dümmlichen“ Kommentare fehlt mir einfach die Lust und würde kostbare Lebenszeit verschwenden.


    Zu dieser Ausgabe des Schreibwettbewerbs kann ich leider nur sagen: Alles mehr oder weniger wie immer. Nichts besonders Lesenswertes dabei, dabei hätten einige Beiträge es von der Idee her verdient, ausgebaut und überarbeitet zu werden.


    Meine Punkte habe ich übrigens eher widerwillig verteilt. Und wenn sich das Niveau nicht deutlich steigert, wenn weiter Originalität und Kreativität auf der Strecke bleiben, dann war es das für mich – mit dem „punkten“.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Voltaire - ich denke, du erwartest ein bisschen viel. Wenn du dich auf dem Buchmarkt umschaust - Durchschnittskost. Von vereinzelten Ausnahmen abgesehen. Wann habe ich das letztemal etwas gelesen, zu dem mir "Experimentierfreude" eingefallen wäre? Stimmt, gerade erst. Der Jirgl - Nichts von euch auf Erden. Aber sonst?
    Und hier? Ich oute mich hiermit als Schreiberin eines Beitrags ( Welcher war das bloß??) und verrate: ich schreibe für mich. Ganz selten erblickt ein Text mal das Licht einer wie auch immer gearteten Öffentlichkeit.
    Mir geht es meistens um Klarheit, um Einkreisung eines Themas. Verarbeitung von Erlebnissen. Meine Gedichte verschließe ich - genug, dass ich die Worte für mich aufschreibe, mir dadurch selber eingestehe, was ich da gerade denke.
    Nie im Leben, würde ich das irgendwo veröffentlichen - auch nicht unter Pseudonym.
    Natürlich habe ich keine Ahnung, warum andere Menschen hier etwas einstellen - ob da jemand etwas schreibt, nur um Punkte zu bekommen?
    Ich habe das erstemal hier mitgemacht, weil mir zum Thema einiges eingefallen ist. Einiges gern aufgeschrieben sein wollte und siehe da, ich fand eine Geschichte "öffentlichkeitsfähig". Ob sie gefällt, anregt, zerrissen wird? Ich bin gespannt, lese interessiert die Kommentare. Und wenn jemand meint, es ist für sie oder ihn nicht lesenswert? Na gut - trotzdem: siehe oben: du erwartest zu viel.

  • Ich möchte den Wettbewerb dieses Monats nicht so pauschal in die Tonne treten wie Voltaire, sondern mache mir dann doch die Mühe, es sorgfältig mit jedem einzelnen Beitrag zu tun. Dabei fiel mir dann aber doch das ein oder andere Brauchbare in die Hand. Wie immer gilt, bitte nicht persönlich nehmen. Es ist nur eine Meinung von vielen.


    Abschied - Strähnen stechen in Augen, Zähne knirschen. Peter sehnt sich nach Helga. Wieso müssen es nur immer so schrecklich aus der Mode gekommene Namen sein? Die Helgas unserer Zeit sind doch allesamt jenseits der 70. Es fehlt nur noch ein Karlheinz. Da muss man über „Peter“ regelrecht froh sein. Die Geschichte erreicht ihren emotionalen Höhepunkt, als wir 20 Kilo stattlichen Männerbauchs so einfach dahinschwinden sehen. Aber zum Glück nimmt sich Petermaus sich ja nicht das Leben sondern schmeißt nur die ollen Ringe weg. Und danach mal schnell ab ins Wirtshaus, ein zünftiges Eisbein reingezogen, damit die Hildegard bald wieder was zum ankuscheln hat.


    Aufbruch ins Ungewisse - 10 – 9 – 8 Countdown. Eine Weltraumgeschichte ist schon ein ziemliches Wagnis. Das Thema ist ja sowas von out, besonders hier in unserer Büchereulenwelt. Ich hätte allein für das Wagnis ja fast einen Punkt verteilt. Aber leider verflacht das Stück nach ganz gutem Beginn so völlig sang- und klanglos, dass man am Ende glaubt, klein Michael hätte einen Schulaufsatz geschrieben. Emotionen Null. Wie wäre es beim nächsten Mal mit der Idee, irgend einen emotionalen Fokus zu schaffen, statt den hoffnungslos zum Scheitern verurteilten Versuch zu unternehmen, die Apollo-11-Mission in 500 Wörtern zu erzählen?


    FN 9.3 – Und nochmal SF-Genre … Es gibt sie also doch noch. Die Schreibwettbewerbsgeschichten, die alles können: Überraschen, das Thema bedienen und sprachlich in Ordnung sein. Es war jetzt nicht die Offenbarung schlechthin, aber zumindest eine Geschichte, die mir sehr gut gefallen hat. Eine der wenigen Perlen in dieser Runde. Ich fand die Idee toll, dass selbst Maschinen irgendwann die Nase voll haben. Auch wenn diese Idee auch nicht so ganz neu ist ;-)


    Am Tisch – Bei dieser Geschichte bekomme ich Anfälle von Aggressivität. Vielleicht wurde in dieser Hinsicht zumindest das Thema erfüllt. Der Zickenkrieg im Verlagsgeschäft geht mir so am Allerwertesten vorbei, dass ich mich frage wie geschädigt muss man davon sein, wenn man glaubt, seinem Frust auf diese Art Luft machen zu müssen. Wieso tut die Protagonistin nicht das, was sie am besten kann: Einfach nur Leser sein? Ich zeige dieser Geschichte breitbeinig den Stinkefinger und schütte ihr heißen Kaffee ins Gesicht. Ungläubigkeit begleitet mich, aber genauso muss man es machen!


    Es bleibt, was war ist keine Geschichte sondern eine Grabrede. Als solche immerhin ganz brauchbar, wenn auch sprachlich alles andere als perfekt. Aber letztlich – wie alle Grabreden – daran scheiternd, das Unfassbare in Worte zu fassen. Möchte man als Leser dieses Gefühl teilen? Sich dann vielleicht sogar irgendwie schuldig fühlen? Nein, möchte man nicht. Dieses Klagelied hilft Niemandem.


    Vermissen – Bisher dachte ich immer, Marius Müller Westernhagen wäre der Meister des verpatzten Reimes. Natascha reimt er auf Flaschen und erwürgt auf Nowosibirsk. Unsere Neulyrikerin macht mit diesem Schmonzgedicht den Versuch, das noch in den Schatten zu stellen, in dem „vergessen“ einfach mal auf „ersetzen“ gereimt wird und „Sorgenlied“ auf „Ich hab dich lieb“. Darüber hinaus passt der Rhythmus dann auch so gar nicht, Der Inhalt wird durch die unfreiwillig komische Form ad absurdum geführt. Zum Glück komme ich gar nicht so weit mir darüber auch noch Gedanken zu machen. Besser ist. Der mit Abstand schlechteste Beitrag in diesem Monat.


    Sein Sytem – Bei folgendem Satz schüttelt es mich: „Seine Wurftechnik sollten und wollen wir in leichtathletische Bahnen lenken.“ Leichtathletische Bahnen? Sind das die Laufbahnen im Stadion? „Sollten und wollen“? Fürchterlicher Schwurbel-Satz. Und dann das: „Ich sehe seine Augen, wenn sie flackern und noch blauer werden.“ Nur dann sieht er sie? Noch blauer als was? Und flackern Augen wirklich? Von solchen sprachlichen Katastrophen abgesehen ist die Geschichte um das Aperger-Kind aber ganz in Ordnung.


    Riss im Herzen – Die zäh tropfenden Gefühle haben mich sofort rausgebracht. Ich stelle mir widerlich süßlichen Sirup vor, der die folgenden Textzeilen mit Scheinemotionen verkleistert, bis nichts mehr von deren Inhalt zu erkennen ist. Aber wenn ich mir die Mühe mache, all dieses süßliche Zeugs abzuspülen, kommt etwas zum Vorschein, das das Potenzial hat, einst ein richtig bewegendes Gedicht zu werden. Und das muss sich dann auch nicht reimen und kann die Silbenzahl getrost ignorieren.


    Der Weg – Eine Weggabelung. Ich gebe zu, ich habe nix kapiert. Vielleicht ist das auch besser so. Da war mir der weise Mann, der einst an derselben stand und Weg A gegen Weg B gestellt hat, wesentlich angenehmer. Ich wage trotzdem mal einen Interpretationsversuch: Das Mädel rennt immer irgendwelchen Typen hinterher und kriegt nix gebacken, weil sie immer nur hinterherhechelt, obwohl diese Typen selber nicht wissen wo es langgeht? Und an jeder Weggabelung passiert dasselbe? Ich würde der Autorin übrigens raten, auch mal hin und wieder ein Komma zu setzen, wenn’s geht an den richtigen Stellen.


    Der ganz normale Wahnsinn – Hier frage ich mich, warum bekommen die beiden Eheleute englische Namen? Sind sie vielleicht in das Piratenstück der Brut involviert, kämpfen aber an einer ganz anderen Front? Wollte uns das die Autorin damit sagen, oder ist das einfach nur so eine Marotte, weil Redwine besser klingt als Kowalski? Egal, wie auch immer. Bei dem Gezeter von Vanessa halte ich mir instinktiv die Ohren zu und möchte John vorschlagen, in die nächste Kneipe zu gehen und gemeinsam zünftig einen zu heben. Von mir aus auch einen Redwine oder auch zwei, oder vielleicht sogar eine Buddel voll Rum.

  • So, auch meine Kommentare sind fertig.
    Und auch, wenn mir nicht jeder Beitrag gefällt: Ich finde den Schreibwettbewerb spannend und freue mich, wenn ich möglichst viele Geschichten, Gedichte zu lesen habe.
    Danke an alle, die organisieren und mitmachen. :bluemchen


    Abschied
    Die ganze Zeit frage ich mich, welcher Mann reagiert so? An den gemeinsamen Lieblingsplatz gehen? Ich kenne wohl nur die anderen Männer - diejenigen, die den Ring zu Geld machen...
    Vielleicht verrät die Frage aber auch nur etwas über mein Männerbild?


    Aufbruch ins Ungewisse
    Die Idee "auf ins All" fand ich ganz gut - bietet ja Raum genug für Emotionen pur. Weniger wäre mehr gewesen - ein Thema und das ausführlicher.


    FN 9.3
    Oh nein, möchte ich da rufen, so stelle ich mir mein Alter aber bitteschön nicht vor. Und da wühlt es im Hinterkopf - so könnte es kommen. Bei dem Pflegenotstand. Gut gefällt mir die Spekulation darüber, wer hat hier mehr Emotionen...


    Am Tisch
    Da hat jemand meine Rache-Phantasien nach einem Elternabend verschriftlicht. Ob es aber solche Autorengespräche gibt?


    Es bleibt, was es war
    Ein Abschied - ein schwieriges Thema, wenn man es so kurz abhandeln muss. Es ging mir ein wenig so, wie bei der Apollo Geschichte. So viele Aspekte und jeder ist kurz angerissen, dabei geht mir das eigentliche, die Trauer, verloren.


    Vermissen
    Das Schwierige bei einem gereimten Gedicht - es muss stimmen. Sowohl der Reim, als auch die Metrik und ein Stolperer stört den ganzen Fluss.


    Sein System
    Die Geschichte hat mich gepackt - das Kind, das so ganz anders ist. Wie schwierig es ist, auch dieses Kind zu lieben und es gelingt doch. Schön.


    Riss in meinem Herzen
    Ein Gedicht und es reimt sich nicht - gut so!


    Der Weg
    Ich lese die Geschichte, verstehe die Sätze. Aber was mir die Beiden auf dem Weg sagen wollen, weiß ich nicht. Vielleicht sprechen sie nicht mit mir?


    Der ganz normale Wahnsinn
    Diese Geschichte hat mich überrascht. Eine hübsche Wendung. Das klein geschriebene "sie" zeigt mir: ein Beispiel dafür, dass Groß- und Kleinschreibung doch eine Bedeutung haben.

  • So. Hier meine Kommentare. Kurz und bündig. Ich hoffe, es fühlt sich keiner auf den Schlips getreten.
    Danke an alle Schreiberlinge :-)




    Abschied
    Da haben sich wohl nicht nur die Ringe verabschiedet ...



    Aufbruch ins Ungewisse
    Die erste Mondlandung aus der Sicht dessen, der nicht landen durfte. Schön geschrieben, aber auch vorhersehbar.



    FN 9.3
    Erschreckendes Szenario einer möglichen Zukunft. Zumindest, was die Pflegeroboter anbetrifft. Bei fortschreitendem demographischem Wandel durchaus möglich … Aber ob der Roboter sich für irgendetwas rächt? Fand ich nicht so ganz schlüssig. Ich hätte es vielleicht eher mit Mitgefühl beschrieben. Für die zu Pflegenden, die da liegen und von einer Maschine versorgt werden, anstatt von einem Menschen …



    Am Tisch
    Der Anfang war ganz o.k., aber musste das Verbrühen am Ende sein? Mutwillige und gefährliche Körperverletzung. Nanana ...



    Es bleibt, was war
    Eine schöne anrührende Geschichte. Die Worte Schockstarre, Trance und Autopilot können durchaus zu den Gefühlen bis zur Beerdigung passen, wenn ein geliebter Mensch stirbt. Ein paar Tränen wären dennoch nicht schlecht gewesen.



    Vermissen
    Reimt sich schön, hat mich dennoch emotional nicht erreicht.



    Sein System
    Wunderschön und einfühlsam. Konnte ich mir sehr gut vorstellen



    Riss in meinem Herzen
    Mit wenigen Worten sehr bildhaft und emotional. Hat mich berührt.



    Der Weg
    Ich konnte mich sehr gut in die Protagonistin hineinversetzen. Dieser Widerstreit der Gefühle. Das Ende ist offen und doch auch nicht. Lässt Platz für eigene Gedanken, das hat mir sehr gut gefallen.


    Der ganz normale Wahnsinn
    Aber echt! Die Frau denkt an ihre Bedürfnisse während um sie herum das Gefecht tobt. Die Geschichte hat mir ganz gut gefallen, aber den letzten Absatz musste ich mehrmals lesen. „ … wir brauchen Sie“ oder „ sie“. Anscheinend „Sie“, aber das Überlegen hat mir dann die Pointe verdorben.

  • Mir hat dieses Mal die Vielfalt der Geschichten und damit verbundenen Emotionen sehr gut gefallen! Auch fand ich die Beiträge auf einen ähnlichen Niveau. So hat sich eine Geschichte als Top-Titel herauskristallisiert, dahinter gab es ein breites Mittelfeld. Platz 2 und 3 konnte ich deshalb nur sehr schwer vergeben, die Entscheidung war letztlich eine Momentaufnahme und würde jetzt schon wieder ganz anders ausfallen.


    Abschied :heisseliebe
    Ist Sex auf dem Küchentisch nicht furchtbar unbequem? Noch dazu für eine Frau, die mindestens Mitte 40 ist? Solche Fragen drängen sich mir nach dem Lesen dieser Geschichte auf, was ganz gut zeigt, dass für mich der Schluss den Rest überlagert. Es spielt mit der unvorhergesehenen Wendung, denn als Leser wird man sehr bewusst in die Irre geführt. Gefällt mir, allerdings finde ich den Sex auf dem Küchentisch mit dem besten Freund zu abgedroschen. Außerdem passiert mir vorher zu wenig.


    Aufbruch ins Ungewisse :heisseliebe :heisseliebe
    Auch hier wird der Leser im Unklaren gelassen, um was es überhaupt geht. Gefällt mir einerseits, andererseits kann ich mir auch keine Bilder dazu vorstellen. Gerade anfangs sind es mir zu wenig Anhaltspunkte. Der Erzähler erlebt ein stetiges Auf und Ab der Gefühle, fast zu viele für 500 Worte. Schön fand ich den Schluss, manchmal hat man einfach keine Kraft mehr für Emotionen und ist nur noch fertig.


    FN 9.3 :heisseliebe :heisseliebe :heisseliebe
    Beim ersten Lesen fand ich sie ganz nett, mehr aber auch nicht. Durchschnittlich, eine interessante Idee. Doch mit einigem Abstand gefällt mir diese Geschichte immer besser. Eine Sience-Fiction-Geschichte ist ja sowieso etwas ganz Besonderes im Schreibwettbewerb. Dazu hat mir dieser wertungsfreie Zukunftsausblick sehr gut gefallen. Der Leser darf selbst entscheiden, oh ihm dieses Pflegeszenario gefällt – oder nicht. Auch das Ende bleibt offen. Hat der fortschrittliche Roboter Gefühle oder nicht? Tolle Idee, super umgesetzt und bietet viel Raum für eigene Gedanken!

    Am Tisch
    :heisseliebe :heisseliebe
    Mal ganz was anderes und stellenweise fand ich diese abgedrehte Kurzgeschichte wirklich zum Lachen. Außerdem mag ich ja grundsätzlich Beiträge, in denen ein Bücherbezug erkennbar ist. Allerdings war es dann doch etwas „zu viel“, zu viel von allen – zu viel Pathos, zu viel Emotion, zu viel Übertreibung. Ich frage mich, ob der Autor genau das gleiche Gefühl beim Leser erwecken will, das auch der Erzähler hat. Also eine Wut gegenüber dem Autoren (dieser Geschichte). Das wäre sehr geschickt eingefädelt, funktioniert allerdings nur bedingt.


    Es bleibt, was war :heisseliebe
    Eigentlich eine schöne Geschichte, die sehr ruhig ist, aber dennoch eine ganz bestimmte (Ausnahme)Situation sehr gut schildet. Trotzdem konnte sie mich nicht erreichen. Ich empfand das Lesen der Trauer als mühsam, vor allem, da wenig bis gar nichts passiert. Zwar kann ich mir durch die Gedankenfetzen eine Handlung zusammensetzen, trotzdem fehlt mir eine Szene, die ich mir vorstellen könnte. Poetisch fand ich den Schluss, auch dieser Gedanke


    Es wird aber nicht besser. Man lernt nur jeden Tag ein bisschen mehr, damit umzugehen.
    hat mir sehr gut gefallen. Leider reicht es nicht, um die gesamte Geschichte rauszureißen.


    Vermissen :heisseliebe
    Ein Gedicht über Mutterliebe, in meinen Augen ansprechend gereimt mit einer ganz bestimmten Aussage. Es ist nicht schlecht, hat mich aber überhaupt nicht angesprochen. Warum, kann ich nicht mal genau benennen. Mir fehlt irgendwas – ein Bild, eine Geschichte dazu o. ä. Die Gefühle kommen zwar gut rüber, sind mir aber zu wenig. Außerdem erinnert es mich vom Stil an Poesiealbengedichte - nicht unbedingt das, was ich im Schreibwettbewerb lesen möchte.


    Sein System :heisseliebe :heisseliebe
    Eine sehr gut geschriebener Beitrag. Sie holt mich ab, erzählt eine Geschichte und lässt auch ein ganz bestimmtes Bild in meinem Kopf entstehen, nämlich den traurigen Jungen alleine auf dem Kindergartenflut. Mir gefiel auch die Sicht des Vaters, endlich einmal eine Kleinkindgeschichte, in der nicht die Mutter erzählt. Trotzdem kann sie mich nicht komplett begeistern. Trotz des versöhnlichem Schluss finde ich sie zu traurig und zu deprimierend, allerdings ein rein subjektiver Eindruck.


    Riss in meinen Herzen :heisseliebe :heisseliebe
    Ein schönes, poetisches Gedicht, das auch ein ganz bestimmtes Szenario vor mir entstehen lässt. Außerdem ein gutes Beispiel, dass sich Gedichte nicht reimen müssen, um ausdrucksstark zu sein und einen Rhythmus zu finden. Allerdings hätte ich mir gewünscht, die Autorin (der Autor) hätte etwas mehr Wörter verwendet, um nicht nur ein Bild zu zeichnen, sondern darum herum auch noch eine Geschichte zu beschreiben. So bleibt der positive Eindruck zu schwach, um wirklich nachhaltig zu wirken.


    Der Weg :heisseliebe
    Der Grundgedanke gefällt mir, auch wenn er so ähnlich im Schreibwettbewerb schon mal verwendet wurde. Auch darf sich der Leser selbst überlegen, ob die Weggabelung eine Metapher ist oder ob sich die Geschichte wirklich so abspielt . Doch mir fehlt eine Handlung im Hintergrund und es bleiben zu viele Fragen offen: In welcher Beziehung stehen die beiden zueinander? Bei was möchte der Erzähler dem Wartenden beistehen? Dafür macht sich der Erzähler zu viele Gedanken, die sich immer wieder wiederholen und den Beitrag deshalb langatmig machen.


    Der ganz normale Wahnsinn :heisseliebe :heisseliebe
    Das ist eine Geschichte, die ich ohne längeres Nachdenken ins Mittelfeld einordne und die da auch bleibt. Gut geschrieben mit der durchaus interessanten Aussage, dass manche Sachen in jeder Zeit gleich bleiben. Dann aber doch zu beliebig, um sich wirklich einen Spitzenplatz erkämpfen zu können. Geschrieben fand ich es sehr ansprechend, als Abwechslung zu vielen Geschichte, die diesmal auf Gedanken des Erzählers basieren, hat mir diese Sicht von außen gut gefallen. Die Emotion wird ja fast ausschließlich im Dialog rübergebracht.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Abschied
    Zu Beginn hatte Peter mein Mitgefühl. Ich habe wirklich geglaubt er würde sich die Klippe hinunter stürzen. Im nachhinein hätte ich es mir gewünscht. Ebenso, wie bei FN 9.3, empfand ich einen Widerspruch in Form und Inhalt. Nur leider diesmal ernüchternd und nicht faszinierend. Große Emotionen, nicht zuletzt durch den Stil, schüren und mit dem profanen Küchentisch, samt Ehefrau und Freund, enden.


    Aufbruch ins Ungewisse
    Interessante Idee, aber leider kamen die Emotionen nicht bei mir an.


    FN 9.3
    Erschreckend und faszinierend. Die Geschichte hat mich von der ersten bis zur letzten Zeile gepackt. Fasziniert hat mich vor allem der Widerspruch von Form und Inhalt sowie die Absurdität, dass ausgerechnet der Roboter scheinbar der Einzige mit Emotionen ist. Erschreckend, weil ich dieses (Zukunfts-)Szenario für gar nicht mal so abwegig halte.


    Am Tisch
    "Meine Gedanken schweifen ab", so ging es mir leider auch.


    Es bleib, was war
    Ich muss gestehen, bisher habe ich noch keinen Menschen verloren, der mir sehr nahe stand. Aber ich halte die Beschreibungen für glaubwürdig und konnte mich gut hineinversetzen. Mir hat die Geschichte gut gefallen.


    Vermissen
    Vermisst habe ich den Rhythmus. Leider konnte ich ihn nicht finden, mag aber durchaus an mir liegen. Ich bevorzuge das eine oder das andere Extrem, entweder formvollendet oder mit jeglicher Konvention brechend.


    Sein System
    Unbeabsichtigt oder nicht musste ich bei Tobias an einen Autisten denken. Mich hat die Geschichte gepackt und neugierig gemacht. Ich würde gerne wissen, ob er dem anderen Jungen wirklich ohne Grund den Eimer an den Kopf geworfen hat und sich keiner Schuld bewusst ist. Am Ende war ich mir gar nicht mehr so sicher, ob Tobias nur eigenwillig und missverstanden ist oder ein kleiner Satansbraten.


    Riss in meinem Herzen
    Es riss mich einfach nicht vom Hocker. Gestört hat mich eigentlich nichts, besonders positiv aufgefallen ist mir aber leider auch nichts.


    Der Weg
    Die Geschichte wirft mehr Fragen auf als sie beantwortet.


    Der ganz normale Wahnsinn
    Die Geschichte war mir einfach zu wirr. Handelt es sich um eine Episode einer Ehe, um eine Piratengeschichte oder gar um beides?!

  • Gepunktet habe ich dieses Mal zwar leider nicht, da ich bis zum Punkte-abgeben-können-Schluss nicht die Zeit/Ruhe hatte, mich intensiv mit den Geschichten zu beschäftigen. Aber das habe ich jetzt nachgeholt, daher hier meine Kommentare. Wie immer gilt, dass ich nichts davon "böse" meine und jedem danke für seinen Schreibwettbewerbsbeitrag.


    Abschied


    Sprachlich nicht schlecht. Aber leider völlig unoriginell, irgendwie abgedroschen. Goldene Schmuckstücke, laut tosende Wasserfälle, Erinnerungen, die einen durchströmen... die Liste könnte ich noch ewig fortsetzen.
    Und inhaltlich hat mich das gar nicht mitgenommen. Sollte man denken, Peter bringt sich um? Sollte man denken, Helga wär gestorben? Ich wusste nach dem ersten Satz das Ende. Ich weiß nicht warum, aber ich dachte beim Lesen die ganze Zeit nur: na, wann kommt denn bitte endlich raus, dass sie nicht gestorben ist und er sich auch nicht umbringen will, sondern dass die gute Helga ihn einfach nur verlassen hat und er die Dramaqueen mimt.
    Und dann natürlich mit dem besten Freund auf dem Küchentisch. Mit wem und wo auch sonst. Sorry, aber das war gar nicht meins.


    Aufbruch ins Ungewisse


    Leider fehlen hier etliche Kommata. Und auch so hat mich leider die Geschichte nicht angesprochen. Die erste Mondlandung in max. 500 Wörtern? Das kann nicht klappen. Wirkte auf mich eben nur wie eine ganz, ganz knappe Zusammenfassung des Geschehens. Aber eigentlich eine gute Idee zum Thema. Ich denke, mich hätte das mehr erreicht, wenn das Ganze vielleicht aus Sicht eines Kindes oder anderen Zuschauers geschildert worden wäre. Ich war da noch nicht auf der Welt, aber das war ja wohl eine große Sache, wo alle sehr bewegt vorm Fernseher hingen. Eine Schilderung aus der Sicht hätte mir besser gefallen. Zumal, auch wenn das jetzt vielleicht blöd klingt, ich es etwas anmaßend finde, Michael Collins Gedanken anzudichten wie: "Hilfe!!!" Also, im Grunde war ich schon am Anfang der Geschichte raus. Denn selbst total labile Menschen in für sie schwierigen Situationen denken nicht einfach nur: Hilfe!!


    FN 9.3


    Hat mir gut gefallen. Sprachlich, inhaltlich, alles. Aber leider wohl eine Geschichte, die man mehrfach lesen muss, damit man sie mag. Ging jedenfalls mir so. Je öfter ich sie lese, desto besser finde ich sie. Jetzt, beim mittlerweile 5ten Lesen, da ich immer noch nicht genau weiß: wie kommentier ich bloß, muss ich sagen: toll!!! Ob ich da jetzt zu viel von mir selbst reininterpretiert habe, da ich auch jahrelang im Altenheim gearbeitet habe, oder ob es wirklich so gemeint war, kann nicht sagen. Aber toll finde ich z.B. im Zusammenhang mit einem Roboter, der es nun tut, den Satz: Kein Mensch könnte bei dieser Arbeit so ruhig und freundlich bleiben. Beim ersten Lesen wirkte die Geschichte auf mich nicht so. Aber jetzt muss ich doch sagen: ja, das ist was, da kann man drüber nachdenken. Bin ich, wenn ich in einem Altenheim arbeite nur ein Roboter und bleibe daher immer freundlich, weil ich ja muss? Oder wird der Mensch bei dieser Arbeit zum Roboter, weil es gar nicht anders geht? Oder ist das gar eine Arbeit, die nur ein (tatsächlicher) Roboter stets ausgeglichen ausführen kann? Doch, je öfter ich das lese, desto besser gefällt es mir. Hätte Punkte gegeben, wenn ich gepunktet hätte.


    Am Tisch


    Hehe. Ich vermute, das war Absicht, dass man es nicht so ganz ernst nehmen soll. Und das finde ich dann auch ausgesprochen witzig. Allein schon der breitbeinige Abgang. In den Sonnenuntergang*gggg*. Die Geschichte wirkt auf mich so, als wären die Übertreibungen gewollt. Und wären nicht entstanden, weil man es nicht besser kann. Und daher finde ich sie klasse. Ich habe mich jedenfalls sehr amüsiert. Und sehe leider immer noch einen Mann vor mir, der breitbeinig in den Sonnenuntergang schreitet, weil er vielleicht schlimme Hämorrhoiden-Probleme hat*g*.


    Es bleibt, was war


    Leider direkt zu Anfang ein ganz blöder Fehler. "Von einen auf den anderen Tag...".
    Aber ansonsten. Ich habe geweint bei diesem Beitrag, weil es genau so ist, wenn man ein Familienmitglied verliert. Ich kenne das auch und konnte daher alle Gedanken nachvollziehen. Aber. Ich glaube, für Leute, die das nicht erlebt haben, ist das uninteressant. Ja, so fühlt man, wenn jemand stirbt. Als Geschichte hier im Wettbewerb fand ich es zu persönlich. Ich habe geweint, weil ich auch so denke und fühle und das eben kenne. Aber ich denke viele finden das einfach nur "blöd" und dann wirst Du - wer immer das verfasst hat - noch trauriger sein, weil sie das blöd finden, was Du geschrieben hast. Ist für mich leider eher was für's Tagebuch oder in anderen Bereichen des Forums und nicht wirklich eine Geschichte für den Wettbewerb.


    Vermissen


    Sehr holprig gereimt leider. Und irgendwie finde ich auch die Aussage am Ende komisch, gelinde gesagt. Klar hat man seine Mutter lieb und vermisst sie, wenn sie gestorben ist. Jeden Verstorbenen vermisst man auf die ein oder andere Art sein Leben lang, auch wenn dessen Tod schon Jahrzehnte her ist. Aber ob ich deshalb am Ende dann mit Freude endlich gehen kann? Klingt ja so, als wär nach dem Tod von geliebten Menschen das Leben nur noch eine Bürde, die es zu ertragen gilt, bis man dann endlich sterben darf.


    Sein System


    Es gibt zwar kleine Fehler. Aber vom Aufbau ist das einfach nur schön. Das hat mir sehr gefallen. Entweder kann ein Amateurautor sich da toll einfühlen. Oder der Verfasser hat Erfahrung. Auf mich wirkt das jedenfalls sehr authentisch. Die Geschichte hat mich berührt.


    Riss in meinem Herzen


    Hm. Ich bin unschlüssig. Eigentlich gar kein schlechtes Bild für Trauer. Aber mir persönlich war es dann leider doch zu "abgehoben", um mich wirklich ansprechen zu können.


    Der Weg


    Leider sind viele Kommafehler enthalten. Und einmal ein "mich" statt "mir". Und ich gebe ganz offen zu: diese Geschichte habe ich überhaupt nicht verstanden. Wer ist er? Ich vermute mal, er ist kein Mensch, sondern soll für irgendwas stehen. Vielleicht ist sogar der/die Ich-Erzähler/in kein Mensch? Mir fallen da abstrakte Begriffe ein wie ... keine Ahnung, Liebe, Vertrauen, Angst. Aber was/wer nun was sein soll, versteh ich nicht. Und wenn es wirklich zwei Menschen sind, die sich da treffen, dann finde ich es einfach nur - sorry - bescheuert.


    Der ganz normale Wahnsinn


    Hat mir richtig gut gefallen. Ich fand es witzig und wurde tatsächlich in die Irre geführt. Häufig kennt man am Anfang schon die Pointe. Aber hier hielt ich es bis kurz vor Schluss für einen ganz normalen Ehestreit in der heutigen Zeit. Daher fand ich die Geschichte auch erst etwas langweilig. Aber durch die Pointe am Ende wurde dieses Ehedrama dann für mich richtig witzig. Das kann nur ein Mann geschrieben haben, oder? Mal ehrlich, so schlimm sind wir Frauen doch auch nicht, dass wir selbst im Gefecht drauf pochen, dass wir über unsere Gefühle reden wollen und einen kuscheligen Tag gemeinsam verbringen, weil wir schließlich Geburtstag haben?... obwohl...*g*

    Man möchte manchmal Kannibale sein, nicht um den oder jenen aufzufressen, sondern um ihn auszukotzen.


    Johann Nepomuk Nestroy
    (1801 - 1862), österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Bühnenautor