'Der Spieler' - Kapitel 14 - Ende

  • Was hat sich Polina eigentlich erhofft, als sie Alexej Grieux' Brief zeigte? :gruebel
    Es wird klar, dass Grieux in Polina verliebt ist und ihr deshalb ihr Geld, das der General ausgegeben hat, wieder zurückerstatten will.
    Aber sie will kein Geld von ihm. Am liebsten würde sie ihm den geschuldeten Betrag vor die Füße werfen. Das war wohl der Grund, warum sie anfangs Alexej beauftragt hatte für sie zu spielen, um sich von Grieux loszukaufen.
    Für Alexej ist Polinas Benehmen ein Zeichen, dass sie in ihn verliebt ist.

  • Nun verfällt Alexej in einen Spielrausch. Er denkt nicht mehr, er spielt. Seine Liebe rückt in die zweite Reihe.


    Polina ist hin- und hergerissen. Ich vermute, sie ist tatsächlich in Alexej verliebt, sieht aber keine Zukunft für sie. Gleichzeitig hasst sie ihn. Sie zieht Parallelen zu Grieux. Sie will sich nicht verkaufen.


    Hat sie womöglich gemerkt, dass Alexej eine Spielernatur ist?

  • Ich habe das Buch jetzt auch beendet. Und bin immer noch leicht sprachlos. Ein sehr gutes Buch auf jeden Fall! Ich bin überrascht von der Wendung der Dinge.
    Dass Alexej dem Spielen verfällt hatte ich mir fast gedacht. Erst hat er Glück, dann aber immer mehr Pech, er schafft den Absprung nicht und verschleudert vorher seinen ganzen Gewinn in Paris. Seine ganzen Gedanken drehen sich nur noch um das Spielen.


    Polina hat mich etwas verwirrt, aber dann habe ich mir folgende Erklärung überlegt: Sie ist ebenfalls in Alexej verliebt, konnte seinen (übertriebenen) Liebesschwüren aber nie so recht glauben und war in einer Zwickmühle wegen der Geldsorgen. Dann ist sie aber so verzweifelt, dass ihr das Geld egal wird und sie nur noch mit Alexej als ehrlichem Mann, den sie wirklich liebt zusammen sein will. Er aber stößt sie ab, indem er verdeutlicht, dass er glaubt Geld sei für sie das Wichtigste (wonach sie ja bisher auch immer gehandelt hat) und sie sei nur deswegen bei ihm. Sie hat das Gefühl, er wolle sie kaufen und liebe sie nicht aufrichtig. Und er scheint dies durch sein Verhalten zu bestätigen, statt sie anzuschauen, zählt er das Geld. Statt ihr zuzuhören fragt er sich, ob er es im Koffer verstecken soll.


    Im Prinzip stellt der Roman eine beginnende Spielsucht dar, wie das Roulette immer mehr die Gedanken vom Spieler beherrscht. Anfangs erkennt er noch die verschiedenen Typen, er erkennt durchaus realistisch, wie die Chancen stehen und so weiter. Gleichzeitig taucht aber auch immer wieder dieses "eine" Gefühl auf, dass er, wenn er mit seinem Geld spielt richtig gewinnen wird. Es kommt aber lange nicht dazu. Seine Gedanken schweifen immer wieder diese Idee, die immer mehr zur Gewissheit wird. Die Hemmschwelle ist aber noch da. Dann aber als Polina zu ihm kommt, muss er sofort spielen, nicht einmal ihr Rufen nach ihm hält ihn zurück. Er spielt und gewinnt tatsächlich ein riesiges Vermögen. Dadurch aber hat das Spiel ihn in seiner Gewalt. Polina verlässt ihn, er ist wie von Sinnen, fährt nach Paris, gibt alles aus, wartet quasi nur darauf einen Anlass zu haben zurück zum Spieltisch zu kommen und als er dann dort ist, nimmt das Verhänmgnis immer mehr seinen Lauf. Am Ende ahnt man, dass er auch am nächsten Tag - selbst wenn er gewinnt und genug Geld hat - nicht abreisen wird.

  • Im letzten Abschnitt hatte ich das Gefühl, die sind alle irgendwie nicht mehr normal und verhalten sich total merkwürdig.


    Pölina war also die Geliebte des Franzosen. Das hätte ich nun irgendwie nicht vermutet. Sie zeigt Alexej den Brief, warum eigentlich? Soll er ihr helfen und wenn ja, wie? Er versucht ihr das Geld zu beschaffen und verfällt dadurch der Spielsucht und sie nimmt es nicht mal an und ist sauer auf ihn. Er bietet ihr an sich zu duellieren, auch nicht richtig. Aber was will sie dann? Irgendwie habe ich auch nicht das Gefühl das sie in ihn verliebt ist, weil sie ihn durch ihr Verhalten irgendwie immer mit Füßen tritt.


    Das Alexej der Spielsucht verfällt kann ich irgendwie noch nachvollziehen. Sein ganzes Verhalten danach ist mir aber schleierhaft. Madame Blanche sagt ihm klipp und klar das sie ihn bis aufs Hemd ausnehmen wird und er trottet treu und brav mit und sagt zu allem ja und amen? Warum, wo der doch angeblich Polina liebt? Wenigstens finanziert er mit seinem Geld noch die Hochzeit zwischen dem General und Madame Blanche.


    Leider muss ich sagen, mir hat der letzte Abschnitt nicht so gut gefallen.

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • Zitat

    Original von Macska
    Er versucht ihr das Geld zu beschaffen und verfällt dadurch der Spielsucht und sie nimmt es nicht mal an und ist sauer auf ihn.


    Polina hat gemerkt, dass er spielsüchtig geworden ist. Deshalb ist sie sauer und enttäuscht. Sie gibt ihn in diesem Moment auf, was sehr hart für sie ist.


    Zitat

    Original von Macska
    Das Alexej der Spielsucht verfällt kann ich irgendwie noch nachvollziehen. Sein ganzes Verhalten danach ist mir aber schleierhaft. Madame Blanche sagt ihm klipp und klar das sie ihn bis aufs Hemd ausnehmen wird und er trottet treu und brav mit und sagt zu allem ja und amen? Warum, wo der doch angeblich Polina liebt?


    Dass Alexej mit Blanche nach Paris gefahren ist, ist meines Erachtens Bestandteil seiner Spielernatur. Geld gewinnen und sich damit Achtung verschaffen war ja schon von Anfang an sein Plan.
    Es ist nicht seine Idee, es passierte ihm etwas Dummes, schreibt er gegen Ende des 15. Kapitels: Blanche bietet sich ihm an. Außerdem ist er von Polina enttäuscht. Er weiß, dass der Zug abgefahren ist.


    Ganz zum Schluss vergleicht sich Alexej mit einer Holzpuppe oder fühlt sich wie im Schlamm steckengeblieben. Er ist gegen alles stumpf und gleichgültig geworden, wie Mister Astley treffend formuliert. Der hat Alexejs Spielernatur schon längst durchschaut. Er weiß genau, wie Alexej denkt und handeln wird.

  • Zitat

    Polina hat mich etwas verwirrt, aber dann habe ich mir folgende Erklärung überlegt: Sie ist ebenfalls in Alexej verliebt, konnte seinen (übertriebenen) Liebesschwüren aber nie so recht glauben und war in einer Zwickmühle wegen der Geldsorgen. Dann ist sie aber so verzweifelt, dass ihr das Geld egal wird und sie nur noch mit Alexej als ehrlichem Mann, den sie wirklich liebt zusammen sein will. Er aber stößt sie ab, indem er verdeutlicht, dass er glaubt Geld sei für sie das Wichtigste (wonach sie ja bisher auch immer gehandelt hat) und sie sei nur deswegen bei ihm. Sie hat das Gefühl, er wolle sie kaufen und liebe sie nicht aufrichtig. Und er scheint dies durch sein Verhalten zu bestätigen, statt sie anzuschauen, zählt er das Geld. Statt ihr zuzuhören fragt er sich, ob er es im Koffer verstecken soll.


    Interessant! Ich habe mir genau das auch überlegt bzw. es aus dem Verhalten Polinas geschlossen, dass es so sein muss.


    Ich bin noch nicht ganz bis zum Ende gekommen, aber fast. Den Rest les ich jetzt noch.

  • Zitat

    Original von made


    Polina hat gemerkt, dass er spielsüchtig geworden ist. Deshalb ist sie sauer und enttäuscht. Sie gibt ihn in diesem Moment auf, was sehr hart für sie ist.
    ...


    War er denn wirklich schon spielsüchtig nachdem er das erste Mal das Geld gewonnen hat? Da bin ich mir nicht sicher. Er hatte vorher nicht gespielt und Polina brauchte Geld. Er ist dann für eine Nacht bzw. für ein paar Stunden ins Casino gegangen ( für Polina ) und hat eine Menge Geld verdient. Er hat ihr Geld angeboten und sie hat ihm das gleich an den Kopf geknallt und ist abgehauen. Nach einmaligem Spielen gleich von Sucht zu reden ist meiner Meinung nach übertrieben. Von daher ist für mich Spielsucht kein Argument für Polinas Verhalten.
    So richtig spielsüchtig ist er doch erst geworden, nachdem er aus Paris pleite wiedergekommen ist und er sich irgendwie Geld beschaffen musste. Zumindest habe ich das so aufgefaßt.


    Zitat

    Original von made


    Dass Alexej mit Blanche nach Paris gefahren ist, ist meines Erachtens Bestandteil seiner Spielernatur. Geld gewinnen und sich damit Achtung verschaffen war ja schon von Anfang an sein Plan.
    Es ist nicht seine Idee, es passierte ihm etwas Dummes, schreibt er gegen Ende des 15. Kapitels: Blanche bietet sich ihm an. Außerdem ist er von Polina enttäuscht. Er weiß, dass der Zug abgefahren ist.


    Ganz zum Schluss vergleicht sich Alexej mit einer Holzpuppe oder fühlt sich wie im Schlamm steckengeblieben. Er ist gegen alles stumpf und gleichgültig geworden, wie Mister Astley treffend formuliert. Der hat Alexejs Spielernatur schon längst durchschaut. Er weiß genau, wie Alexej denkt und handeln wird.


    War es wirklich von Anfang an sein Plan sich durch Geld Achtung zu verschaffen? Ich habe es anders aufgefaßt, für mich wollte er aus seiner großen Liebe heraus Polina helfen.
    Wenn er Achtung gesucht hat, warum hat er dann vorher nicht gespielt als die Tante ins Casino gegangen ist? Er hatte zwar vorher mal das Spiel ausprobiert, aber war nicht gleich der Sucht verfallen. Im Gegenteil, durch seine Weigerung die Tante zu begleiten hat er für mich eindeutig gezeigt, das er zu dem Zeitpunkt noch nicht spielsüchtig war, denn sonst hätte er jede Gelegenheit genutzt um ins Casino zu kommen.


    Und auch die Reise nach Paris kann ich nicht mit der Spielernatur erklären, nur eventuell mit seiner Enttäuschung über Polina. Ich kann auch etwas überlesen haben, aber ich habe nicht gelesen, das er in Paris im Casino war. Erst als Madame Blanche in wie eine Weihnachtsgans ausgenommen hat, hat ihn seine Armut wieder ins Spielcasino getrieben. Er hatte damals gemerkt das man in kürzester Zeit reich werden kann und so wollte er sich schnell Geld beschaffen. Und dann begann der Kreislauf mit der Sucht.


    So habe ich es zumindest verstanden im Buch.

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

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  • Ich will mich nicht genau festlegen, ab wann die Spielsucht eingetreten ist. Aber als Alexej die große Summe erspielte, war er in einem Spielrausch. Er vergaß alles andere, ich hatte das Gefühl, dass nicht er selbst, sondern etwas anderes in ihm spielte. Andere weckten ihn aus seinem Rausch, als sie ihn auf die gewonnene Summe aufmerksam machten. Er hatte Polina völlig vergessen.
    In der Szene, als er ihr das Geld zeigte, erwähnte der Erzähler immer wieder, dass er über längere Phasen Polina gar nicht wahrnahm, sondern nur auf das Geld fixiert war. Das hat Polina gemerkt.


    Ob das bereits Sucht war, weiß ich nicht, aber dass es dahin führen könnte, war offensichtlich. Auch anderen war das klar. Sie rieten ihm dringend abzureisen. Auch Mister Astley hat es schon vorausgesehen.


    Zitat:
    War es wirklich von Anfang an sein Plan sich durch Geld Achtung zu verschaffen? Ich habe es anders aufgefaßt, für mich wollte er aus seiner großen Liebe heraus Polina helfen.


    Alexej glaubte, Polina erst dann erobern zu können, wenn er einen gewissen gesellschaftlichen Rang erworben hat. Für ihn gehörte Geld dazu.

  • Zitat

    Original von Macska


    Und auch die Reise nach Paris kann ich nicht mit der Spielernatur erklären, nur eventuell mit seiner Enttäuschung über Polina. Ich kann auch etwas überlesen haben, aber ich habe nicht gelesen, das er in Paris im Casino war. Erst als Madame Blanche in wie eine Weihnachtsgans ausgenommen hat, hat ihn seine Armut wieder ins Spielcasino getrieben. Er hatte damals gemerkt das man in kürzester Zeit reich werden kann und so wollte er sich schnell Geld beschaffen. Und dann begann der Kreislauf mit der Sucht.


    In Paris hat sich Alexej gelangweilt. Er hat an dem Geld keine Freude gehabt. Ihm war alles egal. Im Gegenteil! Je schneller das Geld weg war, desto schneller hätte er eine Rechtfertigung, wieder zurückzukehren. Sicher war auch enttäuschte Liebe ein Grund. Eine Sucht hat ja auch immer einen Hintergrund.
    Ich stimme dir zu, dass sich die Sucht erst entwickelt hat, aber das Potential war meines Erachtens von Anfang an da.

  • So ich bin auch durch.
    Was mich im letzten Abschnitt extrem genervt hat: es waren so viele Sätze und Passagen auf französich und in meinem Buch gibt es dafür keine Übersetzung. Und dann alles mit dem Wörterbuch nachzuschlagen war mir ehrlich gesagt zu viel Aufwand.
    Ansonsten kann ich in allem nur Macska zustimmen. Ich finde auch, dass sich die meisten Personen sehr merkwkürdig verhalten. Wie kann er Erzähler nur mit Madame Blanche mit nach Paris gehen, wo doch klar ist, dass sie nur sein Geld will?? Wieso versucht er nicht um Polina zu kämpfen obwohl er sie doch so liebt??
    Auf mich hat es auch nicht so gewirkt, als ob Alexej nach dem Gewinn beim Roulette schon komplett spielsüchtig geworden wäre. Er ist nur wegen Polina ins Kasino gegangen, da sie das Geld gebraucht hat. Deswegen verstehe ich auch Polinas Reaktion nicht ganz.


    Insgesamt fand ich es sehr interessant dieses Buch zu lesen, auch wenn ich mich nicht ganz dafür begeistern konnte. Es war mein erster russischer Klassiker, vielleicht probiere ich es in naher Zukunft mal mit einem Buch von Tolstoi. :-)

  • Zitat

    Original von Rouge
    Insgesamt fand ich es sehr interessant dieses Buch zu lesen, auch wenn ich mich nicht ganz dafür begeistern konnte.


    Mir hat das Buch gut gefallen, wenn ich auch manche Personen nicht so ganz durchschaut habe. Wesentlich mehr begeistert haben mich jedoch die zwei anderen Bücher von Dostojewski, die ich bisher gelesen habe, nämlich "Die Brüder Karamasow" und "Schuld und Sühne". Weitere werden, so hoffe ich, folgen.

  • Zitat

    Original von Cith
    Polina hat mich etwas verwirrt, aber dann habe ich mir folgende Erklärung überlegt: Sie ist ebenfalls in Alexej verliebt, konnte seinen (übertriebenen) Liebesschwüren aber nie so recht glauben und war in einer Zwickmühle wegen der Geldsorgen. Dann ist sie aber so verzweifelt, dass ihr das Geld egal wird und sie nur noch mit Alexej als ehrlichem Mann, den sie wirklich liebt zusammen sein will. Er aber stößt sie ab, indem er verdeutlicht, dass er glaubt Geld sei für sie das Wichtigste (wonach sie ja bisher auch immer gehandelt hat) und sie sei nur deswegen bei ihm. Sie hat das Gefühl, er wolle sie kaufen und liebe sie nicht aufrichtig. Und er scheint dies durch sein Verhalten zu bestätigen, statt sie anzuschauen, zählt er das Geld. Statt ihr zuzuhören fragt er sich, ob er es im Koffer verstecken soll.


    Das fasst in Worte, was auch ich glaube. Irgendwie tragisch. Anfangs dachte ich nicht, dass Paulina Aleksej liebt. Irgendwie war es immer eine Mischung aus Zuneigung und Abscheu.


    Dieser letzter Abschnitt hat mir am Besten gefallen. Endlich war ich wieder richtig drin im Buch.
    Das Ende ist hoffnungslos. Das Nachwort im Buch spricht vom pathetischen Ende, aber ich glaube, es musste genau so sein.


    Ironisch auch, dass Dostojewski selbst, nachdem er dieses tiefsinnige Buch über Spielrausch- und verfall geschrieben hatte, weiterhin nicht vom Roulette lassen konnte. Er war so schlimm wie seine Hauptfigur, hatte aber immerhin sein literarisches Werk. Für Aleksej hingegen sehe ich auf Dauer keine Rettung aus der Spielsucht!

  • Ich glaube nicht, dass er sich gelangweilt hat in Paris. Ihm war sein Gewinn gleichgültig, nachdem er Polina damit nicht gewinnen konnte.
    Polina war wohl in Alexej verliebt und dachte er wollte sie kaufen wie der Graf. Gieux hat ihr Geld gegeben und sie zur Geliebten gemacht. Das wollte sie nicht noch einmal erleben. Sie war nicht (mehr) käuflich.
    Ohne Polina war für Alexej das Leben und das Geld sinnlos. Deshalb fuhr er nach Paris und ließ Blanche es verpulvern. Ich hatte nicht den Eindruck, dass er sich langweilt, ihm war vielmehr alles gleichgültig.
    Einen Tic weg hatten sie wohl alle mehr oder weniger von Anfang an. :lache


    Gewundert habe ich mich über das viele französisch im Buch. Das hat mich schon bei Krieg und Frieden gestört, so das ich das Buch oder die Bücher (2 Bände) nie zu Ende gelesen hatte.

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • So, ich habe das Buch heute ausgelesen - endlich durch. Woraus sich schließen läßt, daß es mir nicht so gut gefallen hat. Ich konnte zu viel (für das Buch Wesentliche) einfach nicht nachvollziehen. Mehr später, wenn ich mich von der "Leseanstrengung" etwas erholt habe.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Auch ich habe das Buch schon vor ein paar Tagen beendet und hatte mir eigentlich ein bisschen mehr erwartet. Es ist der erste Roman von Dostojewski, der mich nicht vollends zufriedengestellt hat. Es war ein gutes Buch, aber es fehlte mir das Tüpfelchen auf dem I. Dabei kann ich gar nicht genau benennen, was mir gefehlt hat. Die Sprache war gut, soweit man das, wenn man eine Übersetzung liest, beurteilen kann. Die von Swetlana Geier erschien mir in einem moderneren Deutsch, die von Röhl wirkte etwas in die Tage gekommen, aber irgendwie besser zum Buch passend. So habe ich mit der Geier begonnen und bin dann zu Röhl gewechselt. Hätte ich nicht das Buch mit den Übersetzungen der französischen Stellen gehabt, hätte ich zumindest in diesem letzten Abschnitt etwas alt ausgesehen.


    Aus Polina bin ich bis zum Schluss nicht völlig schlau geworden. Aber wie ihr auch schreibt, sie war wohl ein wenig verliebt in Alexej, hatte aber Angst, sich wieder kaufen zu lassen. Dass Alexej von Anfang an ein Spieler war, würde ich verneinen. Aber er hat Gefallen dran gefunden und es hat ihn wie in einen Strudel hineingezogen. Was ich aber auch im Alltag nicht verstehe, warum haben viele, die dem Glücksspiel verfallen, zu beginn eine Glückssträhne? Ich habe davon schon so oft gehört und gelesen. Das kann doch kein Mythos sein.


    Ich werde noch ein bisschen über das Buch nachdenken und auch eure Gedanken weiter verfolgen.

  • Zitat

    Original von Karthause
    Dass Alexej von Anfang an ein Spieler war, würde ich verneinen. Aber er hat Gefallen dran gefunden und es hat ihn wie in einen Strudel hineingezogen. Was ich aber auch im Alltag nicht verstehe, warum haben viele, die dem Glücksspiel verfallen, zu beginn eine Glückssträhne?


    Vielleicht ist es genau umgekehrt: diejenigen, die zu Beginn eine Glückssträhne haben, verfallen eher der Spielsucht.

  • Nicht jeder kann französisch. Ich habe mir "halt mein Teil gedacht". :-( Bei mir gab es keine französisch Übersetzung. Es war eine Auflage von 2005, also hätte der Verlag ruhig auch das französische übersetzen lassen können
    Ich hatte ja die deutsche Übersetzung bestellt. Da sollte ich ein deutsches Buch bekommen. Notfalls hätte der Verlag einen zweiten Übersetzer hinzunehmen müssen. :fetch
    Zufriedengestellt war ich am Ende nicht.

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    Wendy Wasserstein

  • Die ständigen französischen Passagen haben mich auch sehr genervt, ich habe auch eine Ausgabe von 2005 gelesen und hätte mir eine übersetzung der vielen Sätze sehr gewünscht. Da ich überhaupt kein Französisch kann, war es mir auch viel zu mühselig mich selbst mit einem Wörterbuch hinzusetzten.


    Wirklich warm geworden bin ich mit dem Buch auch im letzten Abschnitt nicht.
    Polinas Verhalten, die mir in den Abschnitten vorher immer sehr rätselhaft war, habe ich so verstanden, wie ihr hier. Dafür kann ich das Verhalten von Alexej so gar nicht mehr nachvollziehen, vor allem die Zeit in Paris finde ich einfach nur seltsam.

  • Das ist ja eine seltsame Geschichte mit dem französischen Edelmann bzw. dem, der so tut, als ob er einer wäre. Das vermutete Verhältnis zu Pauline bekommt damit eine beleidigende Note, degradiert sie zu einer Frau, die sich verkauft. Aber der Retter ist ja nicht weit, er eilt der Geliebten wenn schon nicht zur Seite, so doch auf und davon, um ihr Ruhm und Ehre, zumindest aber Geld zu gewinnen. Meine Güte, da hat er sie fast gewonnen und was macht er? Rennt davon, um zu spielen. Natürlich mit einem so höchst ehrenwerten Vorsatz. Aber ahnte er nicht selber den Vorwand? Mir will doch so scheinen, wenn er darüber sinniert, dass „sich ein Gedanke mit einem heftigen, leidenschaftlichen Verlangen“ „vereinigt“ und was daraus sich ergeben kann, für ihn ergeben wird.


    Die Beschreibung des Spielrausches ist exzellent, natürlich, kannte Dostojewski ihn allzu gut aus eigener Anschauung. Das Fieber, die Trance, das ist geschildert in einem Spannungsbogen, der in mir den Eindruck aufkommen ließ, ich dürfe das Buch jetzt nicht aus der Hand legen bis … Dostojewski hat mich förmlich als Zuschauerin an den Spieltisch gezogen.


    Wissen würde ich gerne, warum die flüsternden Stimmen extra als „Juden“ identifiziert werden. Haben sie es sich zur Pflicht gemacht, einzugreifen? Zu mehr als Worten greifen sie nicht, drängen sich nicht weiter auf als wie mit den Warnungen. Sind sie „Gläubiger“ des Casinos?


    „„Pauline, wiederum, wiederum!“ begann ich.“ Aber ich bitte doch. Ging das wirklich nicht anders? Wie auch immer: Pauline ist in einer nicht wirklich beneidenswerten Lage. Sie muss doch das Gefühl haben, sie abermals verkaufen zu sollen. Ihr Problem ist vielleicht, dass sie Ehrlichkeit nicht kennengelernt hat, nur Lug und Betrug, nur Spiel um hohe und höchste Einsätze. Wie kann sie glauben, dass es der Erzähler ehrlich mit ihr meinen könnte? Zumal sie Anzeichen der Sucht an ihm ja deutlichen erkennen muss. Dass sie erkrankt, ist wohl kein Wunder. Ein wenig exaltiert kommt sie mir seit der ersten Seite vor, sie hat sich in etwas hineingesteigert, was einerseits durch ihr Umfeld verschuldet war, andererseits vielleicht ihrem Denken und ihrer Phantasie entsprach.


    Und der Erzähler? Er will vielleicht „dem Geld nicht gewachsen“ sein, mir scheint es, als sei er den Leuten nicht gewachsen. Nun wird er also aus- und benutzt, mit seiner Zustimmung, wie es scheint. Er will, dass das Geld schnell verbraucht sei … um einen Grund zu haben, erneut zu spielen?


    Kapitel XVII bringt abermals einen zeitlichen Sprung, diesmal gar ein Jahr acht Monate. Der Erzähler ist nun in einem Stadium, das mir unheilbar erscheint. Seine Lage ist desolat. Sein Denken, seine Hoffnung - „eine einzige Drehung des Rades, und alles ändert sich“ -, sein Selbstbetrug, über „allen diesen törichten Schicksalsschlägen“ zu stehen, … da schwanke ich zwischen Mitleid und der Frage „das wusstest du doch?“ Das Gespräch zwischen Mr. Astlei und dem Erzähler verwundert nicht nur Ersteren. Letzterer spielt weiter, er will uns – und sich? - wohl bedeuten, er könne jederzeit aufhören, er habe seine Würde nicht verloren. Astlei nennt ihn einen „verlorenen Menschen“, durchschaut ihn, man darf ihm wohl zustimmen. Ein trauriges, ein grausames Fazit. Nun kann man ihm alles sagen, wie man ihn schützte, wer ihn liebt, nun vergibt man weder sich noch ihm etwas, nun ist es egal. „Morgen, morgen wird sich“ … nichts mehr wenden.


    Von der Thematik her hat mir das Buch nicht gefallen, aber gleichwohl: Ich habe den Text als eine brillante Studie eines Spielers empfunden.