'Dunkle Wälder, ferne Sehnsucht' - Kapitel 22 - 23

  • Oh wie schön es ist Hochzeit. Hach, endlich haben Sophia und Jiri ihr Glück gefunden. Und es war klar, dass Christina dieses Familientreffen nicht ungenutzt verstreichen lässt. Als sie ihren Gatten im Pavillion in flagranti erwischt, hat sich mein leiser Verdacht bestätigt, dass André nicht uneigennützig zu seiner Frau steht.


    Frannek scheint die sadistischen Züge seines Vaters übernommen zu haben. Hoffentlich schadet er damit nicht seiner Pflegefamilie...

  • Naja, irgendwie gehört ja auch fürs Herz etwas dazu. Sophie hat ja doch für die damalige zeit recht fortschrittliche Gedanken. Sie will Karriere machen. Sie war sich ja auch ihrer Gefühle für Jiri noch so ganz bewusst, besser, sie wollte sie nicht zulassen. Ih fand es aber schön, dass sich alles so gefügt hat.


    Ja, Andrés Homosexualität habe ich schon eine ganze Weile vermutet. Was hätte er sonst für ein Interesse an einer Pro-Forma-Ehe mit Christine. Ihm war das Verhältnis das Christine und Daniel haben schließlich nicht unbekannt. Ich vermute auch, dass er weiß, dass Christine nicht Alexandras Tantchen ist. Aber entweder hat er sich vor Christine sehr gut verstellt, oder Christine war etwas naiv, von der sexuellen Ausrichtung ihres Ehemannes nichts zu wissen. Sie verständigt sich mit Daniel schließlich auch durch Zeichen, diese gäbe es sicher auch bei André zu entdecken. Aber wahrscheinlich ist er ihr so gleichgültig, dass man es ihr wirklich so vor Augen führen musste.


    Ich bin sehr gespannt auf Alexandras Rachefeldzug. Sich auf Konkurrenzseite zu schlagen, verspricht ja Spannung.

  • Auch ich hatte schon die Vermutung von der Homosexualität von Andre. Er hat nicht umsonst die Fassade nach außen aufrecht erhalten, die war zu seinem eigenen Schutz.


    Die Hochzeit mußte einfach sein. Erst durch die Entfernung wurde ihnen bewußt, wie sehr sie sich vermissen und lieben :-]


    Jetzt kommt Justus endlich zum Zug und sein lesen und studieren wird belohnt. Daniel hat seine Stärken richtig erkannt, die Eltern hingegen bemerken wo es hinführt, sich nicht um die einzelnen Kinder zu kümmern.


    Der zündelnde Frannek, ein Desaster :fetch

  • Zitat

    Original von Karthause
    Aber entweder hat er sich vor Christine sehr gut verstellt, oder Christine war etwas naiv, von der sexuellen Ausrichtung ihres Ehemannes nichts zu wissen. Sie verständigt sich mit Daniel schließlich auch durch Zeichen, diese gäbe es sicher auch bei André zu entdecken. Aber wahrscheinlich ist er ihr so gleichgültig, dass man es ihr wirklich so vor Augen führen musste.


    Ihrem Gatten gegenüber völlig gleichgültig zu sein, passt zu Christina, denke ich.

  • Ich denke, sehr viele Menschen sind ihr mehr oder weniger gleichgültig, nur sie selbst und ihre Interessen sind für sie wichtig. Im wahren Leben mag ich solche Menschen nicht. Aber in der Literatur sind es in meinen Augen dankbare Protagonisten, die eine Menge hergeben und viel Projektionsfläche bieten.

  • Karthause, Christina gehörte beim Schreiben zu meinen Lieblingsfiguren, auch wenn ich im echten Leben mit einer solchen Frau nichts zu tun haben wollte. Aber, wie an anderer Stelle schon gesagt, sie ist ja nicht nur bösartig und egozentrisch.
    Grundsätzlich schreibe ich am liebsten über Figuren, die mehr üble als gute Eigenschaften haben :-)

  • Na endlich! Sophia und Jiri finden zu einander. Und auch Eleonore und Matthias werden endlich mal die Augen über ihre beiden Söhne geöffnet. Wurde aber auch mal Zeit :fetch.


    Die Sache um André hat mich nun weniger überrascht. Ich dachte mir so etwas, als ich las, dass er so auf sein Äußeres achtet und sich schminkt und die Gleichgültigkeit seiner Frau gegenüber. Die Szene war eigentlich nur die Bestätigung für mich.


    Frannek ist irgendwie sehr seltsam geraten. Ob das dem schlechten Einfluss durch seinen Vater zu verdanken ist?

  • So, das war ja ein sehr kurzer Abschnitt und der wenige Inhalt wurde hier bereits wiedergegeben.
    Aber da sich dadurch nicht allzuviel an zu Kommentierendem ansammelte, denke ich nun endlich mal daran, etwas zu erwähnen, was ich schon lange habe tun wollen, was aber stets irgendwie unterging:
    Ich finde es sehr schön, dass zu Beginn eines jeden Kapitels immer eine Orts- und Zeitangabe zu lesen ist! :anbet
    Gefallen hat mir hier wieder sehr die Kopfkino vermittelnde Detailfreudigkeit, so konnte ich mich zB gut in die bedrückende Enge durch den Reifrock beim Vorbeugen in der Kutsche hineindenken und -fühlen.
    Die Szene mit Christinas Ehemann und seinem Geliebten hätte ich hingegen nicht ganz so intensiv gebraucht, aber es war durchaus noch weit von den Grenzen dessen, was ich als übertrieben empfunden hätte, entfernt.


    Zum letzten Satz von Tanzmaus: Eine andere Erklärung finde ich auch nicht!


    Überhaupt wird in diesem Roman sehr deutlich, wie sehr Menschen durch frühkindliche Erlebnisse, durch Missbrauch und durch fehlende Nestwärme geprägt werden können.
    Die sich für mich hier wieder einmal stellende Frage ist aber, ob man das ein ganzes Leben wie eine Erklärung/Ausrede/Rechtfertigung bis hin zum Freibrief sozusagen vor sich hertragen kann - oder ob man irgendwann nicht selbst Verantwortung für sein Tun und Lassen zu übernehmen hat.
    Dem kleinen Zündler gestehe ich jedenfalls wesentlich mehr Verständnis und Mitgefühl zu als Alexandra (und das nicht nur, weil er schlimmere Erfahrungen erleben musste als sie).
    :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Hach, die Hochzeit, schön! :-] :-]


    Und meine Vermutung, dass Andre schwul ist, hat sich bestätigt. So haben Christina und er doch eine perfekte Beziehung, jeder kann tun, was er will und die Fassade ist perfekt.


    Ich warte gespannt, was Alexandra im Schilde führt...


    Frannek hat also sein Elternhaus angezündet. Hat er dann auch die Brandblaseander Hand des kleinen Martin verursacht??

  • Zwar muß ich zugeben, daß die Unterteilung der letzten rund sechzig Seiten in zwei Abschnitte vom inhaltlichen her gesehen Sinn macht, dennoch habe ich die jetzt in einem Rutsch gelesen.


    Bis zu einem gewissen Grade sind Matthias und Eleonora in der Tat blind gegenüber den Wünschen und Begabungen ihrer Söhne. Da muß erst der Daniel kommen, um ihnen die Augen zu öffnen! Aber besser spät als nie. Zum Glück scheint Matthias recht schnell eingesehen zu haben, daß sein zweiter Sohn der bessere Nachfolger in der Firma ist.


    Etwas gewundert hat mich die „Zahmheit“ von Alexandra. Da hat sie anscheinend einen ganz gehörigen Dämpfer bekommen. Allerdings würde ich vermuten, daß sie längst auf andere Wege (der Rache?) sinnt, von denen in hoffentlich kommenden nächsten Buch über die Wolgadeutschen an der Wolga und anderswo zu lesen sein wird. ;-)


    Christina macht auf dem Weg zu ihrem Liebesnest dann die Entdeckung, weshalb ihr Mann wohl so sehr an der Ehe interessiert ist. Irgendwer hatte früher schon diese Vermutung geäußert, die ich nicht so recht glauben wollte. Na ja, Christina wird ihren Vorteil daraus zu ziehen wissen.


    Von Jiri und Sophia liest man nicht sehr viel. Sie wurden wohl „ins glückliche Happy End entlassen“ :grin
    Zumindest vorerst einmal.


    Jetzt kommt es also heraus: das Haus der Müllaus wurde wirklich von Frannek in Brand gesteckt! Das Zündeln scheint ihm sehr zu liegen - wenn das nicht noch Probleme gibt. Denn ob er so einfach damit aufhören kann, scheint mir doch fraglich.


    Zur Diskussion um Christina: ich weiß eigentlich gar nicht so recht, ob ich sie mag oder nicht. Im realen Leben möchte ich wohl eher weniger mit jemandem wie ihr zu tun haben, aber in einem Roman? Hängt auch davon ab, wie es ausgeht und wem sie Schaden zufügt. Und was sie dafür auf den Deckel bekommt. :grin ;-)



    Zitat

    Original von maikaefer
    Ich finde es sehr schön, dass zu Beginn eines jeden Kapitels immer eine Orts- und Zeitangabe zu lesen ist!


    :write Das kann ich so unbedingt unterschreiben!

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ich frage mich ja schon länger wann Matthias endlich merkt das der jüngere der bessere Fabrikant ist, aber gut Daniel hat ja nun nachgeholfen.
    Die Hochzeit ist wunderschön und die Schwestern bis auch Klara sehen sich wieder auch wenn sie wie immer in zwei verschiedenen Welten leben.
    Sophia hat den Mann den sie liebt geheiratet und man wünscht ihnen langes Glück.
    Christina hat das Geheimnis ihres Mannes entdeckt wobei es für mich eigentlich keines mehr war.
    Das Frannek das Haus damals angezündet hat, das dachte ich mir schon lange aber gut das man nun die Gewissheit hat.

  • Zitat

    Original von maikaefer


    Überhaupt wird in diesem Roman sehr deutlich, wie sehr Menschen durch frühkindliche Erlebnisse, durch Missbrauch und durch fehlende Nestwärme geprägt werden können.
    Die sich für mich hier wieder einmal stellende Frage ist aber, ob man das ein ganzes Leben wie eine Erklärung/Ausrede/Rechtfertigung bis hin zum Freibrief sozusagen vor sich hertragen kann - oder ob man irgendwann nicht selbst Verantwortung für sein Tun und Lassen zu übernehmen hat.
    Dem kleinen Zündler gestehe ich jedenfalls wesentlich mehr Verständnis und Mitgefühl zu als Alexandra (und das nicht nur, weil er schlimmere Erfahrungen erleben musste als sie).
    :wave


    Das sehe ich auch so.


    Alexandra bleibt ein Rätsel. Gut von ihrer Mutter wurde sie immer abgelehnt.
    Aber im ersten Roman haben wir ja gesehen, das Mathias und Eleonore ihr gute Eltern waren.
    Hoffentlich bekommt sie im Nächsten ihr Leben in den Griff.