Schreibwettbewerb April/Mai 2015 - Kommentare

  • Amnesie
    Eigentlich eine nette Geschichte. Ich fand es nur schade, dass das Thema nur Mittel zum Zweck ist. Eine Frau ohne Gedächtnis sitzt an einem See und wird (aufgrund ihres Aussehens) zu spät gekillt. Irgendwie kommt man nicht richtig in die Geschichte rein. Sie ist zu Ende bevor es richtig losgeht. Es bleiben zu viele Fragen offen, die aufgrund der Wortbegrenzung auch nicht wirklich hätten beantwortet werden können. Außerdem wirken die Schachtelsätze manchmal zu aufgesetzt/hölzern. Schade.
    Mich nerven auch dumme Leute, die mit ihrer Straftat durchkommen. Aber das ist mein Problem, nicht die des Verfassers. ;-)



    Meine Masken
    Starker Beitrag. Er hat mich sofort getroffen, obwohl ich eigentlich mit der Erzählform nichts anfangen kann. Es ist offen, ehrlich und wahr. Ich denke, mit elf Masken ist der Ich-Erzähler noch recht normal.
    Erinnert mich an eine Geschichte eines alten Bekannten von mir (die aber weitaus negativer war). Mein Favorit.



    Kampf gegen das leere Blatt
    Nette Schreibwettbewerb-Satire. Zwar sind die Idee und die Gedanken nicht neu, aber es war trotzdem kurzweilig unterhaltsam.



    Restart
    Den Schreibstil fand ich recht gut. Genauso wie die Idee. Ich sehe es auch so, dass die Art der Geschichte zum Nachdenken anregt. Sehr gut gelöst.
    Ich wage mal zu behaupten, dass Anne nicht wirklich einen Grund hat, ihre Erinnerung zu löschen. Es gibt wirklich einige schwerwiegende Erlebnisse in der Vergangenheit, die einen negativ beeinflussen können (Gewalterfahrungen, schreckliche Unfälle, Misshandlungen, etc.). Aber ich denke, die meisten Leute haben sowas (zum Glück) noch nicht erlebt. Da ist Selbstmitleid oder Bequemlichkeit eher der Auslöser für den Wunsch nach Vergessen. Manche Fehler sollte man mMn lieber nicht ausradieren, sonst ist man verdammt, sie zu wiederholen.



    Amnesie um vier
    Einer von zwei lustigeren Beiträgen. Die muss es auch geben.
    Der Schreibstil ist okay. Rockgott scheint echt ein anstrengender Beruf zu sein. ;-)



    Tasmanische Hommage
    Ich kenne den Herrn nicht, habe auch nie einen Film mit ihm gesehen. Aber er scheint ein echter Schwerenöter gewesen zu sein. Bei den ganzen Frauen hat er bestimmt einige Bücher führen müssen um sich an alle zu erinnern. Oder die Öffentlichkeit hat es für ihn getan. :lache
    Der Beitrag ist eher eine Aneinanderreihung von Fakten als eine Erzählung. Deswegen konnte ich persönlich nicht soviel damit anfangen.




    Danke an alle Verfasser :wave

  • Zitat

    Original von Inkslinger
    Hat jemand schon einen Verdacht, welche Eulen mitgeschrieben haben?


    Und wo steckt eigentlich der Themengeber? Der verhält sich verdächtig ruhig... :grin

  • Zitat

    Original von Inkslinger


    Restart
    Ich wage mal zu behaupten, dass Anne nicht wirklich einen Grund hat, ihre Erinnerung zu löschen. Es gibt wirklich einige schwerwiegende Erlebnisse in der Vergangenheit, die einen negativ beeinflussen können (Gewalterfahrungen, schreckliche Unfälle, Misshandlungen, etc.).


    Es gibt noch einen Grund, seine Erinnerung löschen zu wollen: Man hat selbst einen großen Fehler gemacht, den man am liebsten ungeschehen machen möchte.


    Ist nicht so eine Neuformatierung eine harmlosere Variante eines Selbstmordes?

  • Selbstmord mit Weiterlebengarantie, das Dumme ist nur, das diese Menschen aus ihren Fehlern dann ja nichts gelernt haben.

    Schon der weise Adifuzius sagte: "Das Leben ist wie eine Losbude, wenn Du als Niete gezogen wurdest, kannst Du kein Hauptgewinn werden.":chen

  • Über den Restart Beitrag habe ich ein Weilchen nachgedacht .
    Wer will schon alle seine Erinnerungen löschen? Ist das nicht genau das, was bei der Demenz passiert? Gibt es wirklich Menschen, die ihre Erinnerungen komplett loswerden wollen? Was bleibt dann noch von der eigenen Identität?
    Da wo die Geschichte aufhört, beginnt für mich die wirklich entscheidende Frage.

  • Zitat

    Original von Rumpelstilzchen
    Gibt es wirklich Menschen, die ihre Erinnerungen komplett loswerden wollen? Was bleibt dann noch von der eigenen Identität?


    Aber geht es in dem Projekt Restart nicht genau darum: eine neue Identität?
    Vermisst man seine ursprüngliche Identität, wenn sie gelöscht ist?

  • Das Problem bei der Festplattenformatierung ist doch, das auch das System mit verschwindet. Wenn du die Erinnerung an deine Mutter löscht kannst du die Uhr nicht mehr lesen, wenn die sie dir beigebracht hat, es müsste also nnach der alten Formatbefehlszeile ein format c:/s eingebracht werden und ein neues System aufgespielt werden. Gruselig der Gedanke was da alles an verborgenen Dateien mitüberspielt werden kann.

    Nemo tenetur :gruebel


    Ware Vreundschavt ißt, wen mahn di Schreipfelerdes andereen übrsihd

    :lesend Beate Maly Mord im Auwald :lesend Kirk A. Denton The Columbia Companion to modern Chinese Literature

  • Für mich bleibt dann ganz einfach nichts mehr übrig, wenn all meine Erinnerungen gelöscht sind.
    Nichts, was ich je gelernt, gesehen, erlebt habe. Keine Gefühle, keine Kontrolle über meinen Körper. Ich bin auf dem Stand eines gerade gezeugten Wesens und das als erwachsener Mensch.
    Eine ganz schreckliche Vorstellung.


    beo, dein Beispiel gefällt mir da gut. Formatierst du die Festplatte bleibt nichts als Leere.

  • Also bitte, es handelt sich hier um eine Fiktion in weniger als 500 Worten!
    Denkt an den Film Total Recall, nach der Formatierung erfolgt eine Neuprogrammierung, mit gefälschten, wünschenswerterweise schönen, Erinnerungen.
    Immerhin hat diese Geschichte trotz ihrer mangelhaften Ausführung eines bewirkt, ihr sprecht darüber. Das halte ich schon mal für einen Erfolg.
    Das Dumme an dieser Idee ist nur, da läuft man mit einer neuen Identität und Erinnerung herum und der, bleiben wir mal bei dem Beispiel, der Vergewaltiger, der Verursacher für diesen Restart, sieht Dich auf der Straße und weiß nichts davon.
    Er stößt Dich vor ein Auto, Du stirbst und weißt nicht mal warum
    Ohne Restart hättest Du ihn aber erkannt und die Polizei gerufen. Shit happens. :grin

    Schon der weise Adifuzius sagte: "Das Leben ist wie eine Losbude, wenn Du als Niete gezogen wurdest, kannst Du kein Hauptgewinn werden.":chen

  • Zitat

    Original von Rumpelstilzchen
    Für mich bleibt dann ganz einfach nichts mehr übrig, wenn all meine Erinnerungen gelöscht sind.
    Nichts, was ich je gelernt, gesehen, erlebt habe. Keine Gefühle, keine Kontrolle über meinen Körper. Ich bin auf dem Stand eines gerade gezeugten Wesens und das als erwachsener Mensch.


    Reizvoller für viele wäre sicher die Möglichkeit, selektiert löschen zu können. Nur Unangenehmes, Lästiges, Überflüssiges entfernen zu können.
    Ein gefährliches Spiel - nur Friede, Freude Eierkuchen?
    Laut der Geschichte soll man Sachkenntnisse und Fähigkeiten behalten können beim Restart. Aber selbst das wäre mir zu wenig. Auch schlechte Erfahrungen formen uns. Ich messe ihnen zwar keinen höheren Stellenwert zu als den guten, aber wichtig sind sie dennoch.
    An mades Einwand ist was dran: wie kann ich vermissen, wovon ich nichts weiß? Aber es geht im Text ja um die Zeit vor dem Restart, um die Entscheidung. Zu dem Zeitpunkt ist einem noch bewußt, was man da aufgeben möchte. Nichts für mich, ich behalte lieber alles :grin


    Zitat

    Original von Inkslinger
    Meine Masken
    Starker Beitrag. Er hat mich sofort getroffen, obwohl ich eigentlich mit der Erzählform nichts anfangen kann. Es ist offen, ehrlich und wahr. Ich denke, mit elf Masken ist der Ich-Erzähler noch recht normal.
    Erinnert mich an eine Geschichte eines alten Bekannten von mir (die aber weitaus negativer war). Mein Favorit.


    Neugierig nachgefragt: empfandest Du denn an "Meine Masken" etwas als negativ? Wohl nicht im Sinne von "schlecht", sonst wäre der Beitrag ja nicht Dein Favorit (meiner übrigens auch). Dennoch würde mich interessieren - bezieht sich das auf transportierte Gefühle, auf Aussagen des Textes?

  • Zitat

    Original von Andromeda



    Neugierig nachgefragt: empfandest Du denn an "Meine Masken" etwas als negativ? Wohl nicht im Sinne von "schlecht", sonst wäre der Beitrag ja nicht Dein Favorit (meiner übrigens auch). Dennoch würde mich interessieren - bezieht sich das auf transportierte Gefühle, auf Aussagen des Textes?



    Ich persönlich fand daran nichts negativ. Das bezog sich auf den Kommentar von Lese-rina, die das Ende als zu negativ empfunden hat. :-)
    (Im Vergleich zu der erwähnten artverwandten Geschichte ist 'Meine Masken' geradezu heiter.)


    Aber ich mag negative Geschichten (im Sinne von schwarzmalerisch, hoffnungslos, deprimierend). Bin halt niemand, der ein Happy End braucht. Find ich zu unrealistisch. ;-)

  • Zitat

    Original von Lesebiene
    Ich koennte mir Churchill, Johanna, Beowulf und Arter als "Schreibtaeter" vorstellen. Aber wer noch???


    Und vor allem: was?
    Und Marlowe und Rumpelstilzchen geistern ja auch hier rum :grin


    Inkslinger : danke für die prompte Anwort :-)

  • 1. Ich geister nicht, ich eule!
    2. Habe ich doch schon unter eigene Kurzgeschichten usw. meinen früh geschriebenen Beitrag
    veröffentlicht! :wave

    Schon der weise Adifuzius sagte: "Das Leben ist wie eine Losbude, wenn Du als Niete gezogen wurdest, kannst Du kein Hauptgewinn werden.":chen

  • Zitat

    Original von Marlowe
    1. Ich geister nicht, ich eule!


    Beide fliegen lautlos - und der Gesichtsschleier einer Eule wird auch oft als Maske bezeichnet, wie mir eben einfällt:grin

    Zitat

    2. Habe ich doch schon unter eigene Kurzgeschichten usw. meinen früh geschriebenen Beitrag veröffentlicht!


    Ich traue Dir ohne weiteres zu, daß Deine Fantasie zu diesem Thema mehr als einen oder zwei Texte liefern kann :wave

  • Ich doch nicht. Ich habe gerade mal wieder gewertet. Zum Schreiben fehlt mir derzeit die Muse und die Muße.

    Nemo tenetur :gruebel


    Ware Vreundschavt ißt, wen mahn di Schreipfelerdes andereen übrsihd

    :lesend Beate Maly Mord im Auwald :lesend Kirk A. Denton The Columbia Companion to modern Chinese Literature

  • Zitat

    Original von Lesebiene
    Ich koennte mir Churchill, Johanna, Beowulf und Arter als "Schreibtaeter" vorstellen. Aber wer noch???


    Bin nicht mehr als Täter beim Wettbewerb dabei, weil ich ja inzwischen im Orga-Team bin. Deshalb bin ich künftig weder beim Schreiben noch beim Werten oder Kommentieren aktiv.

    „Streite niemals mit dummen Leuten. Sie werden dich auf ihr Level runterziehen und dich dort mit Erfahrung schlagen.“ (Mark Twain)

  • Tja, wieder zwei mögliche Treffer versenkt, jetzt bin ich aber wirklich neugierig, wie wäre es denn mit Sonne oder Holle?

    Schon der weise Adifuzius sagte: "Das Leben ist wie eine Losbude, wenn Du als Niete gezogen wurdest, kannst Du kein Hauptgewinn werden.":chen