Stress verringern

  • Ihr Lieben,


    ich muss mal wieder einen Rat haben. Ich habe heute wieder bemerkt, dass ich mir sogar beim Lesen (jetzt mal abgesehen von den zig LR, die ich mitmachen möchte) total unter Stress setze. Immer schnell schnell durchs Buch und das nächste lesen. Das hat doch nichts mehr mit Genuss zu tun. Heute habe ich mich mal gezwungen, langsam zu lesen. Geht auch, aber eben nur, wenn ich es bewusst tue.


    Zur Zeit habe ich das Gefühl, mein Leben besteht nur aus Hetze, Eile, Dingen, die ich tun muss und und und... Geht es euch auch so? Bin ich vielleicht nur urlaubsreif?


    Wie macht ihr das, wenn ihr denkt, euer Leben ist zu stressig? Ich versuche regelmäßig Sport zu machen, das hilft nur begrenzt. Ich nehme mir meine Auszeiten, allerdings klappt das nicht immer. Ich brauche einfach mal einen Tipp, was ich machen kann, damit ich nicht alle paar Monate wieder denke, mein Leben überholt mich.


    Ich danke euch schon mal für viele tolle Tipps ;-)

  • Ich habe einen Job, der manchmal sehr, sehr stressig ist und auch immer wieder 10-Stunden-Arbeitstage zur Folge hat.


    Ich versuche dann, mir meine Freizeit so unstressig wie nur möglich zu gestalten. Daher gehe ich ja auch in der Mittagspause in den Sport, dank Gleitzeit kann ich das mit früherem Arbeitsbeginn und späterem Arbeitsende gut kompensieren. Das kann aber natürlich nicht jeder machen.


    Während der Woche schaffe ich oft keinen Haushaltskram, sonst habe ich gar keinen Feierabend mehr, daher bleibt da viel fürs WE übrig.


    Dann will ich aber auch am Wochenende nicht auch noch 1000 Unternehmungen machen, denn Sachen, die mir sonst großen Spaß machen, wären sonst nur noch weitere Punkte auf meiner unendlichen TO DO Liste.


    Kurz gesagt: je stressiger mein Alltag gerade ist, desto mehr fahre ich privat runter. Auszeiten, an denen ich wirklich mal NICHTS machen muß, sind unheimlich wichtig für mich, damit ich meine Batterien wieder aufladen kann.


    Wenn es wieder ruhiger ist, bin ich auch wieder mehr auf Achse. Ist sicher nicht jedermanns Sache (und läßt sich auch nicht immer so arrangieren), aber für mich die beste Möglichkeit, mit extrem stressigen Zeiten klarzukommen.


    In solchen Zeiten habe ich aber leider auch nicht immer die Muße zum Lesen, zumindest keine dicken Schinken. Wenn, dann Bücher unter 400 Seiten und eher leichteren Stoff.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Ich denke, du solltest dir die Frage stellen, worauf du bereit bist, zu verzichten, um weniger Stress zu empfinden (Sport und Sozialkontakte würde ich lieber nicht als erstes streichen). Das Überangebot an Möglichkeiten und Informationen reizt - meiner Meinung nach - leicht dazu, auch seine gesamte Freizeit wie eine To-Do-Liste zu gestalten. Daraus resultiert Freizeit-Stress. Was als Hobby oder Interessengebiet begonnen hat, bekommt einen "muss"-Charakter und wird damit genauso Stressig wie der Brotjob. Erst wurde es freiwillig ausgewählt, doch dann sitzt es als ständiges schlechtes Gewissen im Nacken.


    Wo sitzen deine Zeitfresser? Was klebt dir immer als "muss" am Hacken, obwohl es vielleicht bei gründlicher Überlegung kein Muss ist? Was fühlt sich nach Arbeit an, obwohl es eine Freizeitaktivität ist?


    Ich habe in den letzten zwei Jahren einiges abgestoßen, was doch immer wieder einen To-Do-Charakter bekommen hat. Mein Bücher-Abo (Zeitschrift), als die Zeitschriften anfingen sich Zuhause zu häufen, Leserunden, Wanderbücher und Vorablesen, weil ständig ein Lese- und Termindruck vorhanden war. Ich habe radikal Newsletter abbestellt und mich von Meinungsumfragen abgemeldet. Außerdem baue ich meinen SUB ab, damit auch die Bücher im Regal nicht diesen Charakter von "dass muss ich noch lesen" bekommen, sondern ich wieder bei spontanen Käufen lande. Dann muss ich auch weniger hetzen, denn dann warten nicht 100 andere Bücher darauf, gelesen werden zu müssen.


    Die ganzen Entscheidungen hatten nichts damit zu tun, dass ich die Zeitschrift nicht mochte, Leserunden doof fand oder die Newsletter uninteressant waren. Aber zusammen genommen hat es enorm viel Freizeit mit einem "dass muss ich noch ..." gefüllt und den Freiraum, den ich mir spontan und ungeplant einteilen kann, verringert. Ich fühle mich ziemlich gut, seitdem ich da Druck und gefühlte Verpflichtungen herausgenommen habe.

    Es ist erst dann ein Problem, wenn eine Tasse heißer Tee nicht mehr hilft. :fruehstueck

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  • Du bist nun mal in einem Alter in dem dich die Wirtschaft, sprich Arbeitgeber, stark belasten und hohe Leistung (Leistungsbereitschaft) verlangen. Das ging mir zu Beginn meines Eulendaseins so. So ab dem Jahr 2008 wurde mein Arbeitspensum mehr, wurde gleichzeitig komplexer ohne das mir mein Arbeitgeber mehr Zeit gewährt hätte. Die Folge war grosser Stress mit dem ich lernen musste umzugehen. Klingt vielleicht blöd, aber mit der Zeit gewöhnt man sich an dieses permanente Stress-Gefühl. Auch wenn 22-Jährige Eulchen glauben, sie wären arbeitstechnisch stark belastet so sollen sie mal den 30igsten Geburtstag abwarten ... Hat aber auch den Vorteil, dass das Gehalt bei guter Leistung rapide in die Höhe schnellt. Alternative wäre ein gemütlicher Beamtenjob beim Staat, Bundesland oder Kommune. Da ist dir ein stressfreies Arbeitsleben garantiert. Aber ob das auf die Dauer befriedigend ist? :rolleyes


    Den Druck beim Lesen machst du dir selbst. Hab ich mir ein paar Jahre lang auch gemacht und unzählige Leserunden absolviert obwohl mich etliche Bücher nur am Rande angesprochen haben. Hab mich dann für den Weg entschieden, nur noch sporadisch bei Leserunden mitzumachen. Hab halt auf ein paar Gratisexemplare verzichtet aber das hab ich nie bereut. Nun habe ich die Freiheit das zu lesen was ich will und wann ich will.


    Was alles andere in deiner Freizeit betrifft kann dir niemand einen Rat geben. Jeder Mensch findet auf eine andere Art einen Weg abzuschalten. Und ja, wir leben in einer hektischen Zeit und ich glaube in dieser Angelegenheit wird es leider nicht besser werden. :-(

  • Sorry Sapperlot der gemütliche Beamtenjob bei Staat, Kommune und Co. sind auch vorbei. Es mag noch solche Traumjobs irgendwo geben. Bei uns im Team allerdings nicht.

  • Hestia hat Techt. Auch der Staat baut massiv Arbeitsplätze ab. Freiwerdende Arbeitsplätze werden nicht mehr besetzt.
    Die gleiche oder mehr Arbeit wird auf wenigen Schultern verteilt.


    Wir können nur die Freizeit selbst , aber noch nicht einmal immer.


    Ich habe an der VHS einen Kurs progressive Muskelentspannung gemacht. Das ist super und kann auch am Schreibtisch gemacht werden.

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Ich befürchte, es liegt bei mir unter anderem an der Fahrzeit zur Arbeit. Normalerweise brauche ich ca. 1 Stunde - das ist ja eine akzeptable Zeit - aber ganz oft sind es auch 1,5 Stunden oder länger. Gut, ich kann da Hörbücher hören, aber entspannend ist das nicht.


    Vermutlich sollte ich die Zeit, die ich im Internet rumhänge etwas verringern. Das würde schon helfen. Was Zeitungen etc. anbelangt, das hab ich schon lange aufgegeben. Mir reicht das mit den Büchern schon. ;-) Nur auf Leserunden möchte ich nicht verzichten. Ich habe ja eine relativ lange Eulenpause gemacht und im Nachhinein war das wirklich schlimm. Mir haben LR gefehlt, auch wenn ich dauernd hinterher hinke.

  • Einfach mal "Fünfe gerade sein lassen", nicht alles durchplanen, durchatmen, sich der kleinen Dinge bewusst werden und vor allem bewusst nichts tun. Das fällt vielen Menschen schwer. Da bist du nicht die Einzige. Aber man kann das lernen. ;-)
    Ich bin da ganz bei Batcat.


    Dieses sich durch "ich muss aber noch dieses und ich muss aber noch jenes" auch in der Freizeit zu hetzen, ist auf Dauer fatal, wenn man noch dazu eine stressigen Job und langen Arbeitstag hat (was bei dir ja auch durch die lange Fahrtzeit so ist).


    Irgendwann verursacht einem dann ganz automatisch die liebste "Abschalt-Methode" auch noch Stress. So wie bei dir jetzt das Lesen.

  • Zitat

    Original von Booklooker
    Nichts tun im Sinne von einfach nichts tun kann ich nicht. Ich muss immer beschäftigt sein.


    Das ist doch aber dann Teil vom ganzen Drama. Was heißt denn du musst beschäftigt sein? Damit kann man sich selbst auch Druck machen, weil man über zig Dinge nachdenkt, die man eigentlich könnte oder müsste.

  • Zitat

    Original von BelleMorte


    Das ist doch aber dann Teil vom ganzen Drama. Was heißt denn du musst beschäftigt sein? Damit kann man sich selbst auch Druck machen, weil man über zig Dinge nachdenkt, die man eigentlich könnte oder müsste.


    Das ist wirklich ein großes Problem.
    Ich bemerke das zur Zeit selbst bei mir.
    Ich habe gerade Urlaub und ständig sind da die Gedanken "das solltest du machen" und "das musst du erledigen". Ganz, ganz schlimm.
    Wenn man wirklich versucht, "nichts" zu tun ( d.h. für mich eigentlich, zu entspannen, zu lesen, alle Fünfe gerade sein zu lassen ) meldet sich sofort das schlechte Gewissen. :-(
    Es ist wirklich schwer, da einen Weg raus zu finden.


    Mein Arbeitsalltag sieht ähnlich aus wie der von Batcat oder dir, Booklooker.
    Mit An-und Rückfahrt zur Arbeit habe ich schon ohne Überstunden einen 12-Stunden-Tag.
    Da ist man abends einfach platt und es passiert nicht mehr viel.
    Um so mehr müsste man die kurze Zeit des WE ( aber da steht ja alles an, was unter der Woche nicht erledigt wurde ) und seinen Urlaub zur wirklichen Erholung nutzen ( können ).

  • Zitat

    Original von Rosenstolz
    Um so mehr müsste man die kurze Zeit des WE ( aber da steht ja alles an, was unter der Woche nicht erledigt wurde ) und seinen Urlaub zur wirklichen Erholung nutzen ( können ).


    Das kann aber schon wieder zur Stress-Falle werden. Man denkt, man muss die wenige Freizeit, die man hat, möglichst gut ausnützen und verplant sich zu sehr.

  • Aufgrund meiner MS habe ich dieses Stress vermeiden ja auch lernen müssen. Hat also auch gute Seiten meine Madame Sabotage :-]


    Man kann es wirklich lernen, es ist aber ein Prozess der nicht von heute auf morgen geht.


    Ich nehme mir Auszeiten wenn ich sie brauche und plane etwas bewußter meinen Alltag, damit ich mir diese auch nehmen kann ohne unter Druck zu geraten dass ja mal wieder was liegen bleibt wenn ich jetzt einfach mal nix tue.


    Ich mache mir Listen was erledigt werden muss und die arbeite ich ab. Ohne Zeitdruck oder sonstwas, dann wenn ich die Zeit und die Kraft dazu habe. Wenn ich diese Kraft nicht habe mache ich etwas nur für mich. Lesen, stricken, spazieren gehen ... ohne schlechtes Gewissen.


    Meine Wochenenden plane ich so, dass ich in jedem Fall einen Tag Zeit für mich habe, also muss auch einfach mal eine Verabredung abgesagt werden oder erst gar nicht zugesagt werden. Wenn ich zuviele Termine hintereinander habe ist Entschleunigung angesagt. Bei mir geht das nur mit bewusster Planung.


    Ich denke ein Rezept gibt es nicht. Jeder muss für sich den goldenen Mittelweg finden und sich immer wieder bewußt machen wie kostbar Zeit ist.

  • Zitat

    Original von BelleMorte


    Das ist doch aber dann Teil vom ganzen Drama. Was heißt denn du musst beschäftigt sein? Damit kann man sich selbst auch Druck machen, weil man über zig Dinge nachdenkt, die man eigentlich könnte oder müsste.


    :write
    Ich meine das übrigens auch nicht so, dass du nichts tun sollst in deiner Freizeit, Booklooker. Da habe ich mich etwas missverständlich ausgedrückt. Ich meine damit, dass du das, was du als Freizeitbeschäftigung machst genießen sollst. Also etwas tun, einfach weil es dir Freude macht und nicht, weil du es tun musst.


    Ich mache in meiner Freizeit ja auch nicht nichts, aber Lesen ist für mich Genuss und Abschalten. Denn ich mache es, weil ich Lust darauf habe und mir die "To-Do-Listen", die ich zu bewältigen habe, eben einfach mal egal sind in dem Moment. Und das kann ich mittlerweile wirklich ohne ein schlechtes Gewissen zu haben.


    In den Phasen, in denen es mir psychisch nicht so gut geht/in denen ich viel Stress habe, merke ich sofort, dass ich in diesen von Rosenstolz angesprochenen Teufelskreis gerate. Mich macht das krank. Deshalb habe ich irgendwann gelernt, dieses anerzogene schlechte Gewissen auszuschalten.


    Die Ursachen dafür, dass du in deiner Freizeit oder speziell beim Lesen nicht mehr wirklich abschalten kannst und dich auch dort gehetzt fühlst, liegen auch nicht am Lesen selbst, dort äußern sie sich nur.


    Wenn du dieses schlechte Gewissen oder dieses Gefühl gehetzt zu sein abschalten kannst, ist es auch völlig egal, ob du 30 Leserunden hast oder nur eine. Denn das macht dir ja eigentlich Freude.

  • Zitat

    Original von Knoermel
    Ich denke ein Rezept gibt es nicht. Jeder muss für sich den goldenen Mittelweg finden und sich immer wieder bewußt machen wie kostbar Zeit ist.


    :write
    Das sehe ich auch so. Das hast du schön beschrieben, Knoermel. :knuddel1

  • Ich finde Entschleunigung ist ein wichtiger Punkt unserer Zeit.


    Ich habe das mal begriffen, als ich mit einer Kollegin gequatscht habe die 25 Jahre älter ist als ich. Die hat ja beruflich einige Entwicklungen mitgemacht. Da gabs früher nicht für jeden ein Telefon, da hat man erst mal einen Brief geschrieben und drei Wochen später kam dann mal die Antwort. Heute kloppt man eine eMail rein und dreht durch, wenn die Antwort nicht eine Stunde später kommt.


    Hat letztens einer die Studie mit den Goldfischen gelesen? Die ergab, dass mittlerweile Goldfische eine längere Aufmerksamkeitsspanne haben, als Menschen. Dafür sind wir heute multitaskingfähiger. Kein Wunder, dass man wieder lernen muss, herunterzufahren.

  • Ich habe es geschafft, bei Leserunden auch mal auszusetzen :-)


    Ich habe gelernt, dass ich nicht immer und überall 100 % geben muss (auch im Job nicht).
    Ich verpasse nichts, wenn ich mal einfach nur auf meiner Couch sitze und die Gedanken schweifen lasse.
    Und ich mache regelmäßig Yoga und meditiere, das enspannt mich wunderbar.