Heftromane .... ein Relikt längst vergangener Tage?

  • Ich finde man muss sich nicht schämen, wenn man diese Heftchen liest oder mal gelesen hat. Jeder soll meiner Meinung nach das Lesen, wozu man Lust hat. Manche Romane sind auch nicht auf hohen Niveau geschrieben.


    Ich persönlich habe früher als Teenager die Mystery-Heftchen gelesen.

  • Meine Oma hat die immer gelesen und da ich als Kind auch schon eine Leseratte war, hab ich sie allesamt verschlungen: die Familienromane, Arztromane und ab und zu waren sogar ein paar Gruselheftchen dabei.


    Schlimmer als sowas zu lesen, finde ich auch, gar nichts zu lesen.


    Vor etlichen Jahren habe ich mal ein kostenloses Probepaket aus dem Cora-Verlag bekommen, da war auch alles mögliche vertreten: Romantische Liebe, Familienprobleme, ein wenig Erotik und der allgegenwärtige Arzt auf Freiersfüßen. Ich habe mit diesen Heftchen sehr vergnügliche Stunden am Strand verbracht und die Highlights meiner Begleitung vorgelesen... wir hatten viel Spaß! :lache


    Heute ist mir die Lektüre allerdings schon zu platt und seicht - aber für ein paar lustige Stunden bei 30° in Bella Italia hat es allemal getaugt. :grin

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Zitat

    Original von Voltaire


    Peinlich ist ggf. - wenn man gar nichts liest.


    Zitat

    Original von Batcat


    Schlimmer als sowas zu lesen, finde ich auch, gar nichts zu lesen.


    Darf ich fragen warum?


    Ich find es nicht peinlich, solche Heftchen zu lesen - mir persönlich gefallen sie ganz einfach nicht.
    Ich finde es aber ebenfalls weder peinlich noch schlimm, gar nichts zu lesen. Wobei hier die Frage ist, was mit lesen gemeint ist. Irgendwas lesen ja fast alle - und wenn es die Fernsehzeitschrift ist.

    Man möchte manchmal Kannibale sein, nicht um den oder jenen aufzufressen, sondern um ihn auszukotzen.


    Johann Nepomuk Nestroy
    (1801 - 1862), österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Bühnenautor

  • Es mag böse klingen und es ist sicher auch nicht ganz vorurteilsfrei. Ich kenne auch nur eine Handvoll Menschen, die gar nichts lesen. Und die sind irgendwie *sucht nach halbwegs netten Worten* nicht so die hellsten Sterne am Firmament.


    Ich kenne genug Menschen, die "nur" ihre Zeitung lesen, Illustrierte, Comics oder Fachlektüre und die Büchern nichts abgewinnen können - sei es aus Zeitgründen oder mangels Interesse. Das ist auch alles OK.


    Aber Menschen, die überhaupt gar nichts lesen ... das ist mir irgendwie suspekt.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Sach ich doch - ich bin da nicht gänzlich vorurteilsfrei.


    Ich kann es aber auch nicht so richtig in Worte fassen. Ich finde es einfach suspekt, wenn jemand gar nichts liest.


    Ich halte diese Menschen nicht automatisch für dümmer als andere (auch wenn das in meinem weitesten Umfeld leider auf einige zutrifft).


    Es gibt auch genug, die jeden Tag ihre Zeitung mit den vier Buchstaben lesen und deren Licht auch kaum am Himmel erstrahlt. ;-)

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Batcat,


    gehst Du amazon. Liest du Mädelz zu Selbstpubliziertes.
    Heißt Buch, nee. Und Mädels glaube, dass sie voll die Leserin.


    ;-)

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Die würden doch ihren Proseko nie gegen Bier eintauschen. Weil das sind die, die zum Essen nie so was gewöhnliches wie einen Ruländer trinken, sondern nur Pinot gritschio.

  • beowulf


    das hast Du geschrieben. :lache


    Batcat


    für schwache Nerven ist das tatsächlich nichts. Im Bereich Liebesroman betrittst Du nämlich die Gefilde eines 'magischen, unirdischen Zustands', voller 'Liebe, Luxus' Sinnlichkeit'.
    'Dem Gefühlschaos des Liebenslebens kann keine wiederstehen'. So ist das!
    Da gibt es z.B. Leserinnen, die mögen am liebsten Regency-Romane und zwar 'wegen Verwicklungen, die sich aus den Etiketten ergeben'.
    Ja, hätte die mal eine korrekt aufgeklebt!


    Da kann man nur 'die Hand vor der Stirn zusammenschlagen'!


    Letzteren Satz benutze ich inzwischen häufiger, er kommt immer gut an.



    Nyx


    genau. Danke fürs Übersetzen,
    Ich lese öfter darin herum, es ist äußerst erhellend, was diese Leserinnenschaft angeht.
    In der Regel schwanke ich zwischen Entsetzen und Heiterkeit, beides im Übermaß.


    Prombär


    das ist das sog. Kiezdeutsch, eine aktuelle Variante des heutigen Deutsch. Ich schätze, Ihr habt Entsprechungen in Österreich dafür.
    Man läßt etwa Präpositionen weg:
    statt 'Ich gehe auf die Amazon-Seite' heißt es einfach ' Ich geh Amazon.


    Die Rechtschreibung ist variabel. Mädels, Mädelz.


    Dein 'Hä?' paßt schon perfekt dazu.
    :lache




    :wave


    magali

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    K. Kraus

  • Ich glaube, dass Heftchenromane für viele Leser eine Durchgangsstation sind. Wer Jerry Cotton liest wird irgendwann auch einen Krimi als Taschenbuch lesen und dann vielleicht auch mal die Klassiker des Genres. Mancher bleibt auf Landserniveau hängen. Schade drum.

  • Als Durchgangsstation sehe ich sie auch, gebe aber zu, daß ich inzwischen, bedingt durch mein fortgeschrittenes Alter, entschieden gegen die Dinger bin. Ich finde sie auch nicht lustig, in ihrer dicker gebundenen Form ebensowenig.
    Ich halte es eher mit Frettchen, besser nicht lesen als so was.


    Hat eigentlich jemand den Artikel gelesen, den Old Witch verlinkt hat?
    Von Renate Tintelnot habe ich früher deutlich Vernünftigeres zu dem Genre gehört. Vor zwanzig Jahren sagte sie noch, 'sie suhle sich in Klischees', heute kommt sie damit, daß sie alte Frauen glücklich macht. :rolleyes




    :wave


    magali

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    K. Kraus


  • Ist doch klar - die jungen Frauen von damals sind heute alte Frauen. :lache


    Früher hatte man nicht so viel Geld, Moos und Kröten wie heute. Wobei natürlich auch heute nicht jeder viel Geld, Moos und noch weniger Kröten hat. :gruebel
    Meine Omi und ich haben immer gerne gelesen. Und als ich so zwischen 16 und 20 war, haben wir die Hefte verschlungen. Bei unserem Kiosk damals in Berlin konnte man die Hefte eintauschen - 2-3 alte für ein neues Heft. Die Hefte kamen damals zwischen 1 und 1,50 DM.
    Wieso eigentlich Groschenhefte? Wann haben sie einen Groschen gekostet?

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • :lache
    Der ist gut!


    Daß Heftchen getauscht und verliehen wurden, weiß ich auch noch.
    Ich kann mich tatsächlich nicht erinnern, daß meine Großmutter je eines gekauft hätte, sie bekam sie immer geliehen, nach Lektüre wurden sie weitergegeben.


    10 Pfennig, im Kaiserreich.
    Vor allem soll es heißen, daß man sie für Kleingeld erwerben kann, im Unterschied zum Buch, für das man ein größeres Geldstück bzw. mehere davon hinlegen mußte.
    Groschen = ist ja nichts wert.
    Im Englischen hast Du entsprechend dime novel oder penny dreadful. Den Ausdruck finde ich großartig. Groschen Grauen oder so. :lache


    Es ist in dem Zusammenhang übrigens nicht richtig, auf Courths-Mahler zu verweisen. Deren Romane waren keine Groschenromane. Sie erschienen entweder als Fortsetzungsromane oder gebunden. Das war kein Billig-Futter. Das war mindestens Cora oder Harlequin.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • ich habe das mal bei Wiki rausgesucht


    https://de.wikipedia.org/wiki/Heftroman



    Vielleicht sollte man auch unterscheiden was für Heftchenromane ... ob nun die Liebesromane, Gespenstergeschichten Science Fiction oder was es da sonst noch so gibt.


    ich habe mir bei ebay so ein paar alte ins sich abgeschlossene Reihen gekauft die aus 12 Bänden/Heftchen bestehen. Eine mit Dinos und eine die ich angefangen habe Ufo-Akten. So schlecht ist das nicht für zwischendurch. zB wenn man ein Buch beendet hat das noch sehr in einem nachhallt und man sich auch nicht auf ein neues Buch wirklich einlassen möchte weil man ja das alte noch irgendwie *mitschleppt* finde ich die sehr praktisch. Man hat was zu lesen und kann das gelesene Buch ausklingen lassen.


    Meine Oma hat diese rosa Heftchen gelesen vorallem, glaube das sind Kinderromane und diese Adelsromane. Die war da ganz wild hinterher. Ich hätte als Kinder auch gerne die rosa Heftchen gelesen :-D durfte das aber nicht, genauso wenig wie Micky Maus oder etwas in der Art. Als mein Stiefvater einmal von einem Arbeitskollegen Gruselhefte bekam die er mit mir brachte da war ich so 13/14 war bei uns zuhause die Hölle los. Zwei oder so konnte ich dann lesen die anderen waren plötzlich verschwunden :-( und ich fand die doch so cool ;-).


    Vor ein paar Jahren habe ich dann entschieden die verbotenen und verpönten Heftchen doch mal aus zu probieren. Aber eher Grusel, Science Fiction und mal so eine abgeschlossene Reihe 2012.


    Die Heftchen sind ganz nett (zwar nicht alle die ich ausprobiert habe :grin ) aber trotzdem kein Ersatz für ein Buch.

  • Lässt man die kulturpolitische Erziehung sowieso fragwürdiger Massen außer Acht, haben manche (zugegebenermaßen wenige) Autoren von Heftromanen durchaus Qualitäten.
    Manche haben Stärken bei der Gestaltung von Atmosphäre (ich kenne hauptsächlich Western oder 320-PS-Jim).


    Nimmt man das Fernsehen zum Vergleich sind Heftromane nicht schadhafter als diverse Soaps.