'Keiko' - Seiten 230 - 299

  • Bei mir hat es auf jeden Fall gewirkt.



    Ach und Als der Vater Henrys Werbung um Keiko erwähnte und Henry quasi schon einen Antrag macht, dass er um sie werben darf. Ich war hin und weg.



    sorrry wannerl, bei mir verwischen sich schon die Seiten und wie gesagt, das Buch ist unterwegs (in die USA) ;-)

    "Leute die Bücher lesen, sind einfach unberechenbar." Spruch aus "Wilsberg "
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  • Sheldon verschenkt seine einzige Schallplatte auf der er zu hören ist an Henry, damit der sie Keiko zum Geburtstag schenken kann. Sehr großherzig von ihm.


    Mrs. Beatty gehört für mich zu den Guten, sie hilft Henry die Geschenke für Keiko zu verstecken und hilft den Lagerinsassen Lebensmittel zu bekommen die ihnen mehr entsprechen.


    Wieder müssen sich Henry und Keiko verabschieden, die leider ins 2. Lager umziehen muss.
    Der arme Junge hält seine Gefühle so streng unter Kontrolle und zuhause erwartet ihn ein schwer kranker Vater der ihm nicht verzeihen kann.


    Henry mach sich zusammen mit Sheldon auf die Suche nach Keiko und findet sie, sein erster Kuss, ein schönes Zusammentreffen.

  • Zitat

    Original von Rumpelstilzchen
    Ich dachte ehrlich gesagt, dass sie als eine Art Kanonenfutter eingesetzt worden sind.


    Das wäre auch meine Vermutung, was anderes kann ich mir da kaum vorstellen.



    Wie nehmt ihr denn Henrys Vater war? Nur egoistisch und böse gegenüber Henry oder vielleicht ein Gefangener seiner Tradition? Tief verbittert wird er wohl auch sein.

  • Zitat

    Original von xexos
    Wie nehmt ihr denn Henrys Vater war? Nur egoistisch und böse gegenüber Henry oder vielleicht ein Gefangener seiner Tradition? Tief verbittert wird er wohl auch sein.


    Eindeutig Letzteres! Aus seinem traditionell geprägten Selbstverständnis heraus gibt er alles für Wohl und Zukunft seines Sohnes, der ihn mit Undankbarkeit straft. Alles Amerikanische dient ihm nur als ein Vehikel, um seine persönliche Interessen als Chinese sowie die seines Volkes zu fördern. Für ihn sind die Japaner die Mörder und Vergewaltiger von Nanking, nichts anderes. Henry zu verstehen, zu begreifen, welches Leid er ihm zufügt, übersteigt seine Möglichkeiten. Es gut zu meinen, bedeutet eben noch lange nicht, auch Gutes zu erreichen.

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Es ist noch nicht soo lange her, dass bei uns Tradition wichtig war und unbedingter Gehorsam von den Kindern verlangt wurde.


    Insofern kann man Henrys Vater aus der beobachtenden Warte schon verstehen. Henry aber vermag das nicht, er rebelliert wie auch bei uns die Jugend rebelliert hat, wenn sie Anlass hatte.

  • Für mich ist Henrys Vater auch ein Gefangener seiner Erziehung und Tradition. Er ist darin vermutlich sogar noch engstirniger als es in China lebende Menschen wären - das ist nach meiner Erfahrung häufig in Auswandererfamilien der Fall.
    Erst Henry hatte durch seine amerikanische Erziehung die Chance, einen anderen Horizont zu bekommen.


    Und Findus hat da auch völlig Recht - noch die Generation meiner Eltern verlangte von ihren Kindern Gehorsam und Unterordnung. Diesen netten Satz von: Solange du deine Füße unter meinen Tisch steckst....., den vergesse ich nie.
    Geholfen hat es nix - so bald wie möglich wurde ein eigener Tisch angeschafft. ;-)

  • Zitat

    Original von harimau


    Eindeutig Letzteres! Aus seinem traditionell geprägten Selbstverständnis heraus gibt er alles für Wohl und Zukunft seines Sohnes, der ihn mit Undankbarkeit straft. Alles Amerikanische dient ihm nur als ein Vehikel, um seine persönliche Interessen als Chinese sowie die seines Volkes zu fördern. Für ihn sind die Japaner die Mörder und Vergewaltiger von Nanking, nichts anderes. Henry zu verstehen, zu begreifen, welches Leid er ihm zufügt, übersteigt seine Möglichkeiten. Es gut zu meinen, bedeutet eben noch lange nicht, auch Gutes zu erreichen.


    Das sehe ich auch so. Zumal wir ja auch nicht genau wissen, was Henrys Vater in China erleben musste.


    Mir persönlich fällt es aber trotzdem schwer, Verständnis dafür aufzubringen. Vor allem, weil ein Kind immer die Schuld für solch ein Verhalten bei sich selbst sucht. Auch diese psychische Grausamkeit prägt ein Kind fürs Leben.

  • Zitat

    Original von Saiya
    Mir persönlich fällt es aber trotzdem schwer, Verständnis dafür aufzubringen. Vor allem, weil ein Kind immer die Schuld für solch ein Verhalten bei sich selbst sucht.


    Verständnis für den Vater aufzubringen, fällt mir, wie oben geschrieben, überhaupt nicht schwer, was allerdings nichts daran ändert, dass sein Verhalten meiner Meinung nach grundfalsch und für Henry eine absolute Katastrophe ist. :-(


    Zitat

    Auch diese psychische Grausamkeit prägt ein Kind fürs Leben.


    Unbedingt, was ja auch im Roman eindrücklich beschrieben wird. Noch als Mittfünfziger hat Henry mit den Folgen dieses Traumas zu kämpfen.


    @ Findus & Rumpel: Ihr habt völlig Recht. Auch bei uns galt widerspruchsloser Gehorsam noch bis vor relativ kurzer Zeit als eines der wichtigsten Erziehungsziele. Zur Not half da wirklich nur ein eigener Tisch. :grin

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    Andreas Altmann

  • Solltet ihr irgendwelche Illusionen über Erziehungsvorstellungen in Deutschland in der Mitte des 20. Jahrhunderts haben, empfehle ich folgenden Link


    Das Buch "Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind" dieser Frau war noch in den 50ern recht weit verbreitet. Bei meinen Eltern stand es im Bücherregal. Wenn man das gelesen hat, wundert man sich, dass es überhaupt irgendwelche geistig gesunden Menschen in diesem Land gibt.

  • Der Abschnitt beginnt gleich mit einem Paukenschlag. Nie hätte ich damit gerechnet, dass Henrys Vater Keikos Fotos findet. Auch diese Szene ist sehr gut geschrieben, denn Ford wiegt den Leser in einer trügerischen Sicherheit. Henry besorgt die gewünschten Sachen, Sheldon schenkt ihm die Oscar-Holden-Platte, alles scheint gut zu laufen und dann verändert der Fund Henrys Leben aufs Neue.
    In dem Streitgespräch wird klar, dass sich Henry und seine Eltern immer weiter voneinander weg bewegen, wie zwei entgegengesetzte Pole.
    "Ich bin der, zu dem du mich gemacht hast, Vater. (...) Ich bin ...Amerikaner." (S. 247)
    Auf der einen Seite steht der in der Vergangenheit lebende und klebende Vater, der in den Japanern nur "die Schlächter" seines Volkes sieht, auf der anderen Seite Henry, der eine eigene Identität sucht und in Keiko eine Freundin gefunden hat.
    Der Vater reflektiert sein Verhalten überhaupt nicht, sonst hätte er Henrys Steilvorlage als Anknüpfungspunkt nehmen können. Aber Diskussionen mit Kindern oder gar Gespräche über Gefühle waren zu der Zeit sowieso unüblich und bei diesem Vater undenkbar.
    Die Mutter steht zwischen beiden und vermittelt, wo sie nur kann. Die Sprachlosigkeit und die verpassten Gespräche, die auch in diesem Abschnitt wieder nötig gewesen wären, tun mir beim Lesen fast körperlich weh.


    Um so mehr steigt beim Lesen meine Achtung vor Henry, der sich treu bleibt und einen Weg findet, um Keiko zu sehen. Wie gut, dass er in Sheldon einen erwachsenen Freund hat, der ihn unterstützt. Als die beiden ins Lager aufbrechen, habe ich mal richtig aufgeatmet. Endlich mal ein Erwachsener an Henrys Seite, der ihm mal etwas abnimmt.
    Auch hier ist wieder sehr gut gemacht, dass der Leser erfährt, dass diese Freundschaft immer noch anhält. Die Szene im Altenheim hat mich berührt.


    Die Szene mit Keiko am Zaun, der erste Kuss, das ist so dicht geschrieben, dass einen Moment die Zeit stehen geblieben ist.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von xexos
    ...
    Wie nehmt ihr denn Henrys Vater war? Nur egoistisch und böse gegenüber Henry oder vielleicht ein Gefangener seiner Tradition? Tief verbittert wird er wohl auch sein.


    Ich sehe die Frage erst jetzt und habe in meinem Beitrag schon etwas dazu geschrieben.
    Irgendwo stand im Buch, dass der Vater nur Krieg kennt. Ich finde die Stelle gerade nicht. Ich denke, dass er auch traumatisiert ist und das mit ein Grund für seine Sprachlosigkeit sein kann, neben seiner eigenen Erziehung und der Tradition.


    Ford zeigt sehr gut in diesem Roman durch das Wechseln der Zeitebenen, dass man zwar ein Kind seiner Eltern und deren Erziehung ist, aber dennoch im eigenen Leben die vorgegebene Richtung ändern kann. Immerhin schafft es Henry, seinem Sohn von Keiko zu erzählen und dadurch nähern sich die beiden an. Das ist gut geschrieben.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin