'Märzgefallene' - Seiten 415 - 509

  • Nun beseitigen als Charlie und Gereon den ermordeten Mörder.


    Hannah ist bei Marlowe erstmal in Sicherheit. Die politische Situation wird jetzt auch für Gereon immer unerträglicher.

  • Gräf darf nun also auf Weisung des Polizeipräsidenten den Fall von Gereon übernehmen, da der ja keine Ergebnisse liefert.
    Seit er ihn in seiner Wohnung aufgesucht und mit dem SA-offizier ertappt hat hält er Abstand zu Gräf und, dass der ihm nun vor die Nase gesetzt wird steigert die freundschaftlichen Gefühle jedenfalls nicht.


    Ich weiß nur nicht, was Gereon mehr stört, dass Gräf schwul ist oder dass er it Nazis verkehrt. Wobei sich das in diesen Tagen kaum vermeiden lässt.


    Ist halt doch ein katholischer Bub unser Gereon.


    Dass er aber, was auch sonst, die Ermittlungen fort setzt kennen wir ja schon von ihm.


    ER fragt nochmal genauer nach dem ersten Toten und siehe da, ein "blinder" Bettler kann ihm beschreiben, dass da einer war, der den Mantel mit ihm getauscht hat und mit ihm gesprochen hat. Danach hat sich Wosniak nicht mehr gerührt.


    Nun endlich geht es voran, Wosniak ist nicht Wosniak sondern Krumbiegel. Gereon konfrontiert Riddeck aber der windet sich raus. Schließlich steht er mit seiner Judenhetze in seinem Roman auf Seiten der NAzis und genießt deren Schutz.


    Ganz schön schlau eingefädelt.


    Erfrischend ja die Szenen mit Fritze ob sich Charly von ihm trennen kann? Und was Gereon unternimmt? Schon einmal ist er ihn ja los geworden. hat mir garnicht gefallen die Nummer, allerdings kann man ja auch in seiner Wohnung nicht unbedingt ein Asyl aufmachen.


    Dann als Krönung der ganzen Farce wird die Leiche aus der Spree entdeckt und als Engel ausgegeben. Gereon weiß natürlich, dass das nicht sein kann auch Dr. Schwartz, der ja nicht mehr praktizieren darf weiß ein Detail, wonach es keinesfalls Engel sein kann.

  • Ohoh, Charly hilft Gereon beim Vertuschen des Notwehrfalles, sie will die Kinder nicht mit hineinziehen, schon verständlich, aber den Toten in die Spree zu werfen, ist auch nicht so klug, zumal damit gerechnet werden musste, dass er wieder ans Tageslicht kommt. Und zu Marlow, der sich um die verletzte Hannah kümmert, fährt sie auch mit ...


    Schon interessant, wie man alles so hinbiegen kann, dass es in das Gewünschte passt. Der Tote ist nicht Woszniak, aber dass das daraufhin deuten könnte, dass eben nicht Engel der Täter ist, darauf kommen die Ermittler nicht, dann hat sich halt der Täter vertan. Da kann Gereon auch nichts dran ändern, oder? Vielleicht fällt ihm ja noch was ein. Den feinen Herrn von Roddeck hätte ich schon gerne noch verurteilt gesehen. Oder zumindest in irgendeiner Form bestraft.


    Ob Charly und Gereon schon an ihr erstes Kind gekommen sind? Fritze wohnt jedenfalls jetzt bei ihnen, aber mit der Schule hat er es nicht so. Ich bin gespannt, wo er bleiben wird. Charly hat sich beurlauben lassen und will kündigen. Schon verständlich. Böhm hat den Dienst auch geschmissen, vielleicht werden die beiden doch noch ein Detektivgespann? Gereon kann eigentlich bei dem Regime auch nicht alt werden, oder?


    Ob Weiß in Prag auf Dauer sicher ist? Muss nachher mal googeln.

  • Ist dieser Goldraub, den der Leutnant als Buch verkauft, eigentlich authentisch? Hat da jemand nach gegoogelt? Wikipedia zu Weiß liest sich jedenfalls interessant "Der Mann, der Goebbels jagte".


    Ich vermute mal, dass der Leutnant der Mörder der beiden französischen Kinder war. Eher jedenfalls als Engel. Und das mit der Absetzung von Grezsinski hab ich auch gerade nochmal gelesen. Zu finden ist das unter dem Begriff "Preussenschlag". Kanntet ihr den Begriff schon? War wohl damals ein zentrales Ereignis, ich hatte vorher aber noch nichts davon gehört. Das wurde ja im letzten Band etwas ausgeführt.


    Bei Kutscher ist keine Seite oder Kapitel langweilig. Beim dicken Mann mit Bowler habe ich natürlich eher an einen hinkenden Mörder gedacht, aber nicht an Böhm.

  • Ich glaube, dass es Gereon vor allem stört, dass Gräf sich ihm nicht schon früher anvertraut hat. Dass dessen Freund ein SA-Mann ist, kommt nur noch verschärfend hinzu.


    Ich kann verstehen, dass Charly den Dienst quittieren möchte. Sie hat eine Gradlinigkeit, die ich an Geron gelegentlich vermisse. Vielleicht sollten die beiden nach Paris gehen :-)


    Dann war es doch Engel, der das Gold beiseite geschafft hat. Sieh an.
    Roddeck ist ja aalglatt und ganz schön clever. Bin gespannt, ob Gereon dem noch etwas nachweisen kann.


    Den Begriff Preussenschlag kannte ich vorher auch nicht.

  • Zitat

    Original von Findus


    gut, aber die Frage bezog sich ja aufs Buch und da kommt das doch nicht vor.


    Natürlich steht das nicht im Buch, das spielt schließlich erst 1933


    Das war übrigens meine Ursprungspost, auf den hattest du dich doch zunächst bezogen, da steht doch schon, dass ich googeln werde


    Zitat

    Original von PMelittaM
    Ob Weiß in Prag auf Dauer sicher ist? Muss nachher mal googeln.

  • Zitat

    Original von PMelittaM
    Ohoh, Charly hilft Gereon beim Vertuschen des Notwehrfalles, sie will die Kinder nicht mit hineinziehen, schon verständlich, aber den Toten in die Spree zu werfen, ist auch nicht so klug, zumal damit gerechnet werden musste, dass er wieder ans Tageslicht kommt.


    Also diese Aktion (und vor allem das Charly hier mitmacht!) fand ich schon heftig. Wenn irgendjemand sie mit dem Toten in Verbindung bringt, sind sie dran!


    Zitat

    Original von Findus
    Ich weiß nur nicht, was Gereon mehr stört, dass Gräf schwul ist oder dass er it Nazis verkehrt.


    Wahrscheinlich beides, wobei ersteres sicher ein großer Schock für Gereon war. Katholisch oder nicht - Schwulsein war doch damals "sehr exotisch" und meist mit einer gewissen Ächtung verbunden. Mich hätte es jetzt gewundert, wenn Gereon anders auf diese Erkenntnis reagiert.


    Ich finde es auch super, dass in Kutschers Büchern so viele historische Fakten vorkommen. Da lese ich öfters nach, auch wenn ich das meiste schnell wieder vergesse. Aber es ist wirklich hervorragend recherchiert und passt sich sehr unauffällig in den fiktionalen Teil ein.


    Edit: Ich fand ihn nicht als besten Band. Meine Favouriten bleiben der stumme Tod und Akte Vaterland. Dieser Band passt zu 1933, keine Frage, aber persönlich fand ich es zu düster und depremierend.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

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  • Schwul sein war nicht nur exotisch oder geächtet, sondern nach StGB sogar verboten und stand unter Strafe. Und das nicht nur bei den Nazis (da kam man deswegen ins KZ), sondern auch noch bis irgendwann 1960/1970 in der Bundesrepublik.


    Von daher bringt Gereon dieses Wissen eigentlich in einen Gesetzeskonflikt. Als Polizeikommissar hätte er das sicher anzeigen müssen. Im Roman steht aber sicher der moralische Konflikt im Vordergrund. Und hier habe ich mich über Gereon schon gewundert. Er ekelt sich ja sogar darüber, mit seinem schwulen Kollegen geduscht zu haben. Dem Zeitgeist entspricht dieses Empfinden aber mit Sicherheit. Dachte man früher nicht sogar, dass man sowas wegtherapieren könnte?

  • Zitat

    Original von xexos
    Schwul sein war nicht nur exotisch oder geächtet, sondern nach StGB sogar verboten und stand unter Strafe. Und das nicht nur bei den Nazis (da kam man deswegen ins KZ), sondern auch noch bis irgendwann 1960/1970 in der Bundesrepublik.


    Von daher bringt Gereon dieses Wissen eigentlich in einen Gesetzeskonflikt. Als Polizeikommissar hätte er das sicher anzeigen müssen. Im Roman steht aber sicher der moralische Konflikt im Vordergrund. Und hier habe ich mich über Gereon schon gewundert. Er ekelt sich ja sogar darüber, mit seinem schwulen Kollegen geduscht zu haben. Dem Zeitgeist entspricht dieses Empfinden aber mit Sicherheit. Dachte man früher nicht sogar, dass man sowas wegtherapieren könnte?


    In Berlin war Schwulsein bereits in den Zwanziger Jahren aber keine Seltenheit, klick. Da hätte ich schon erwartet, dass Gereon da gelassener mit umgeht. Solche Überlegungen wie "Mit dem habe ich sogar gemeinsam geduscht" machen mich immer fassungslos und wütend. Meine Güte, wer weiß, mit wie vielen lesbischen Frauen ich schon gemeinsam geduscht habe. Die streng katholische Erziehung kann Gereon da wohl nicht verleugnen.
    Es waren doch vor allem die prüden 1960er bis 1970er Jahre, in denen man dachte, man könne Homosexualität therapieren. Furchtbar.

  • Auf den Artikel bin ich auch gestoßen :-]. Ich hab dann auch wirklich gesucht, ob ich etwas finde, inwieweit Homosexualität außerhalt dieses Kreises Thema war, leider dazu nichts gefunden. Die Frage für mich ist, ob Leute wie Gereon, die bisher mit Schwulen direkt nichts zu tun hatten, diese Szene überhaupt wahrnehmen. Jetzt könnte durchaus sein, dass er bereits damit zu tun hatte (z. B. in seiner Zeit bei der Sitte), dann aber höchstwahrscheinlich im negativen Kontext.


    Von daher finde ich sein Verhalten und auch seine Gedanken nachvollziehbar, auch wenn das für uns heute nicht mehr passt. Anderssein ist immer erstmal mit Ablehnung verbunden, da braucht man in der Zeit nicht mal so weit zurück zu gehen. Und wir dürfen nicht vergessen: es gab damals nicht die Medienlandschaft, die es heute gibt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Zeitung in der Weimarer Republik einen positiven Bericht über Homosexuelle abdruckte.


    Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang an den Schwarzen, mit dem sich Charly in irgendeinem Vorgängerband anfreundet (Akte Vaterland?). Auch das war außerhalb der Norm und damit verbundene Probleme wurden angesprochen - heute unvorstellbar, aber damals außergewöhnlich und mit oft mit Ablehnung verbunden.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Der Homosexuellen-Kreis in Berlin war schon recht groß.


    Zitat aus "Visit Berlin.de":
    Der Beginn in den 1920er Jahren
    In den 1920er-Jahren erblühte die Szene in Berlin und die Stadt etablierte sich, wenn auch mit Unterbrechungen, als Hauptstadt der Homosexualität. In der schon damals armen Metropole, vornehmlich in den Bezirken Schöneberg und Kreuzberg, entstand eine Szene aus Bars, Vereinen, Gruppen und Varietés, deren Anzahl bis heute unübertroffen ist. Über 100 Treffpunkte für Homosexuelle soll es damals gegeben haben, vom berühmten Eldorado über die Damentanzdiele Zur Manuela bis hin zu großen Bällen der verschiedenen Homosexuellen-Vereinigungen. Dazu gab es diverse Zeitschriften, beispielsweise vom sehr aktiven Bund für Menschenrechte.

  • Zitat

    Original von JaneDoe


    In Berlin war Schwulsein bereits in den Zwanziger Jahren aber keine Seltenheit, klick. Da hätte ich schon erwartet, dass Gereon da gelassener mit umgeht. Solche Überlegungen wie "Mit dem habe ich sogar gemeinsam geduscht" machen mich immer fassungslos und wütend. Meine Güte, wer weiß, mit wie vielen lesbischen Frauen ich schon gemeinsam geduscht habe. Die streng katholische Erziehung kann Gereon da wohl nicht verleugnen.
    Es waren doch vor allem die prüden 1960er bis 1970er Jahre, in denen man dachte, man könne Homosexualität therapieren. Furchtbar.


    Geht mir auch so JaneDoe, ich versteh die Aufregung darüber nicht. In "Kudamm 56" ob die Nummer stimmmt weiß ich nicht, waren ja auch Szenen wie der schwule Ehemann sich therapieren ließ, gruselig.


    Die 1920er Jahre waren wohl die freizügigsten des ganzen 20. JH. Es waren doch aus der Mann-Familie auch welche schwul?? Wenn ich mich recht erinnere :gruebel War doch zu der zeit in etwa.


    Ob Gereon das als Verpflichtung zur Anzeige sieht glaube ich eher nicht. Es erscheint ihm wohl eher abnormal und ekelerregend.