Müssen Romanfiguren sympathisch sein ?

  • Zitat

    Original von Teresa
    Warum gibt es inzwischen überhaupt "Baukasten" und "Anleitungen" dazu, wie so eine Figur zu schreiben ist und welche Eigenschaften eine Figur haben muss bzw. nicht haben darf: Man nehme zwei gute und eine schlechte Eigenschaft ...


    Weil es genug AutorInnen gibt, die auf der Suche nach der Bestsellerformel sind, und die für solche Baukästen und Anleitungen Geld bezahlen?

  • Hmm, ist es wirklich schlecht, ein paar Faustformeln zu haben, quasi ein Gerüst, an dem man sich orientiert, wenn man seine Charaktere entwickelt?


    Ich schreibe zwar selbst nicht, allerdings war ich lange Spielleiterin einer Rollenspielrunde und musste entsprechend Nichtspielercharaktere entwickeln. Da habe ich schon auf das Verhältnis gute zu schlechte Eigenschaften geachtet. Erhöht in meinen Augen auch die Glaubwürdigkeit - den Menschen, der keine Fehler hat (oder umgekehrt nicht doch irgendwo gute Eigenschaften hat), habe ich noch nicht kennengelernt.


    Buchhelden (oder auch Serienfiguren) müssen mir nicht sympathisch sein, ich muss nur verstehen, wie sie ticken und warum sie handeln, wie sie handeln. Und ihre Entwicklung muss glaubwürdig sein. Und Sympatie entwickelt sich manchmal ja auch erst im Lauf des Buches (ganz ehrlich, wer mochte Ove schon im ersten Kapitel? So ein grumpy old man in der Nachbarschaft kann doch die Hölle sein :lache) oder eine am Anfang ganz sympatische Figur ist, wenn man sie näher kennenlernt, doch eher ein Kotzbrocken/eine Nervensäge. Das finde ich wirklich spannend.


    Was ich dagegen absolut nervig finde, ist, wenn mit der (vermeintlich) negativen Eigenschaft dann kokettiert wird und man merkt, sie eigentlich süß finden soll ("Hach, ich bin ja so ein kleiner Tollpatsch" *flöt*). Ich hab lieber echte Ecken und Kanten.


    Ach ja, und zu allem, was über Oma Wetterwachs geschrieben wurde: :write

  • Das kommt bei mir auch immer aufs Genre und meine Stimmung an. Wenn ich einen Psychothriller lese, muss mir der Täter jetzt nicht sympathisch sein. Ich finde es aber auch langweilig, wenn er der totale Unsympath ist.


    Mir gefallen schon Menschen mit Ecken und Kanten. Ich finde z. B. Andreas Grubers Maarten S. Snejder total spannend, während mein Mann ständig mäkelte, dass das ein A.... ist :grin


    Bei anderen Genres, irgendwelchen Familiengeschichten brauche ich schon jemanden, der mir sympathisch ist. Sonst, da bin ich ganz ehrlich, klappe ich das Buch zu und leg es weg. Da müsste mich schon die Story anderweitig so fesseln, dass ich da dran bleibe.

    Liebe Grüße
    Sabine


    Ich :lesend"Talberg 1935" von Max Korn

    Ich höre "Mein Leben in deinem" von Jojo Moyes

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