'Wilde Schafsjagd' - Seiten 071 - 152

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    Original von Selma
    ...Solange das Schaf in seinem Körper war, war der mächtige Mann gesund. Jetzt ist das Schaf aus seinem Körper geflohen und deshalb muss der Chef des Sekretärs nun sterben. Der Sekretär lässt das Schaf suchen, weil er hofft, dass das Schaf dann in ihn fährt und er dann selbst Chef des Unternehmens wird. Hab ich das in etwa richtig verstanden? :gruebel


    Auch eine Deutungsmöglichkeit.
    Der mächtige Mann hatte den Hirntumor schon, bevor das Schaf in ihn fuhr. Das Schaf bewirkte, dass er sich veränderte und trotz des riesigen Tumors weiter leben konnte.
    Ich glaube nicht, dass der Sekretär selbst das Schaf für sich will und dann das Unternehmen übernehmen. Zumindest habe ich es nicht so verstanden. Ich dachte, dass das Schaf den mächtigen Mann wieder retten soll oder gar nichts tun soll. Sie suchen es mehr so zur Aufklärung, dachte ich. Oder ich dachte vielleicht auch gar nichts und habe es so hingenommen :chen

  • Im ersten Abschnitt hatte ich ja noch ziemlich mit dem Buch zu kämpfen, aber mittlerweile gefällt es mir immer besser, auch wenn mir diese ganze Schafsjagd noch völlig rätselhaft ist.
    Wie kann ein Schaf einen Gehirntumor auslösen und wie steckt Ratte da mit drin? Der muss ja gewusst haben, was es mit diesem Bild auf sich hat, sonst hätte er doch nicht so drauf gedrängt, dass es veröffentlicht wird.

  • Zitat

    Original von Booklooker
    Also, das Schaf mit seinen höheren Zielen oder was auch immer macht mich wirsch. Ist das irgend eine Sage oder so aus Japan?
    Ich könnte mir auch vorstellen, dass das Schaf für eine bestimmte Sache steht, die ich noch nicht verstanden habe.


    Bist du fertig, Clare? :wow


    Ja, zu dem Zeitpunkt, wo du gefragt hast, war ich schon fertig. :grin


    Über dieses Schaf-Thema im Zusammenhang mit Japan habe ich im Netz nichts gefunden. Das scheint eine Erfindung Murakamis zu sein.

  • Zitat

    Original von Clare
    Über dieses Schaf-Thema im Zusammenhang mit Japan habe ich im Netz nichts gefunden. Das scheint eine Erfindung Murakamis zu sein.


    Davon bin ich eigentlich ausgegangen. :gruebel

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Mich hat neben den Dingen, die euch auch in diesem Abschnitt beschäftigt haben, am meisten umgetrieben, wie furchteinflößend ich es finde, wenn ein Mensch eine so große Macht hat. Der mächtige Mann scheint alles zu wissen, hat überall seine Finger drin und bestimmt einfach alles. Alles, außer dem Schaf.
    Murikami setzt dieser Figur einen perfekten Gegenspieler gegenüber. Der Erzähler muss den Sekretär mit seiner Scheiß-egal-Haltung ja zur Weißglut bringen. Er hat nichts zu verlieren und ist von einer stoischen Ruhe umgeben, die mich beim Lesen ganz nervös macht. :grin Das wäre kein Mann für mich. :lache

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von Clare
    ...
    Interessant, dass die Freundin mit den fabelhaften Ohren sofort mit auf die Suche gehen will, mehr noch als unser Held selbst. :gruebel
    ...


    Ich mag diese Frau! Sie ist natürlich, sie ist spontan und genau die richtige, um den Erzähler aus der Reserve zu locken. Wenn eine das Schaf findet, dann sie. Gründlich scheint sie ja auch zu sein, zumindest kenne ich sonst niemanden, der so viele Wattestäbchen zum Ohrenputzen verbraucht. :lache

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von Rouge
    ...
    Ja diese Geschichte ist schon ziemlich schräg. Wie das alles zusammenhängt habe ich keine Ahnung. Woher wohl diese komische Schaf kommt und was das mit dem Tumor zu tun hat? Keine Ahnung.
    Ich finde ja auch den Chauffeur als Person irgendwie witzig. Und er hat tatsächlich eine Telefonnummer, mit der er Gott anrufen kann. :wow


    Die Telefonnummer Gottes habe ich auch. :beleidigt Meine ist nur ein klein wenig anders....


    Zitat

    Original von Rouge
    ...
    Konsequent ist dann auch, dass wirklich niemand in dem Roman einen Namen hat. Nicht mal die Katze!
    Ich bin mal gespannt, ob wir noch mehr über diesen Freund Ratte erfahren. Wobei mir da gerade auffällt: er ist ja bis jetzt der einzige der doch einen Namen trägt!


    Das finde ich auch auffällig. "Ratte" ist außerdem noch ein abfälliger Name, zumindest assoziiere ich das mit diesem Namen. In Japan ist die Ratte das Begleittier des Gottes Daikoku, das ist der japanische Gott des Reichtums. Habe ich nachgelesen. :grin


    Edit: Die Katze hat ja nun auch einen Namen. :lache

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

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    Original von harimau
    Mir ist beim Lesen dieses Abschnitts aufgefallen, wie wenig zielstrebig Murakami seine Geschichte vorantreibt. Ständig schweift er ab, beschreibt irgendwelche recht unbedeutenden Kleinigkeiten, während man eigentlich darauf wartet, dass er zum Punkt kommt. Explizit genannt sei hier der Diskurs zur Namensgebung von Schiffen, Flugzeugen bis hin zu Bahnhöfen - oder soll hier ein Bezug zu den fehlenden Namen der Menschen hergestellt werden? Hat jemand von euch dazu eine Theorie?...


    Ich denke, Murikami spielt hier mit dem Leser. Er treibt diesen Dialog so auf die Spitze, dass der Erzähler sogar vergisst, dass er einen Namen hat. "Name ist Schall und Rauch"- dieses Zitat geht mir schon die ganze Zeit im Kopf herum. Menschen sind vergänglich. Was bleibt von einem Leben auf der Erde zurück?
    Edit fügt hinzu, dass wenigstens Haremsbetreiber unsterblich sind. :lache


    Zitat

    Original von harimau
    ...
    Insgesamt gefällt mir diese (für Murakami typische) Weitschweifigkeit ausgezeichnet. Ich mag es, wenn ein Roman sich Zeit lässt und auch mal in nebensächlichen Betrachtungen verliert. :-)


    :write

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

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  • Begeisterung hat sich bei mir immer noch nicht eingestellt. Jetzt geht es aber zumindest auf Schafsjagd, juchhu. :rolleyes



    Bei den Namen muss ich euch aber widersprechen. Es gab da in der Bar noch Jay. Warum auch immer, einer hat einen Namen. Die anderen heißen aber wirklich alle nur Mann, Frau, Nachtwächter, Katze, Chef, Taxifahrer und er und sie. Seltsames Stilmittel.

  • Zitat

    Original von xexos
    Der tattrige Kater heißt doch nun Bückling - wie der Hering.


    Allerdings geben nicht die Besitzer dem Kater einen Namen, sondern der Chauffeur. Hätten sie den nicht kennen gelernt, wäre er namenlos geblieben, was auch zur gesamten Beliebigkeit des Alltags und Lebens von IHM passt.

  • Gleiche vorneweg, der überwiegenden Begeisterung kann ich mich ebenfalls nicht anschließen. Stand jetzt, wird diese auf absehbare Zeit mein erstes und letztes Buch von dem Autor gewesen sein. Im ersten Abschnitt fand ich es noch okay, aber mittlerweile schlägt der Zeiger eher in den negativen Bereich aus.


    Der starker Alkohol- & Tabakskonsum fällt stark auf. Ich hab mir öfters gedacht, dass der Geschäftspartner des Ich-Erzählers wohl nicht der einzige mit einem Alkohol- bzw. Suchtproblem sei.
    Zur Thematik gesunde Lebensweise wurde kurz eingeworfen, dass Südkorea wohlmöglich weltweit den höchsten Alkoholverbrauch habe. Das würde mich nicht mal überraschen. Gerade mit Japan oder Südkorea assoziiere ich einen starken Leistungsdruck sowie ein hohes Arbeitspensum. Das gesellschaftliche Ansehen ist enorm wichtig. Nicht ohne Grund sind dort wohl auch die Selbstmordraten immens.


    Aber zurück zum Buch.


    Für mich bleiben die Figuren außerhalb meiner Reichweite, sie tangieren mich nicht bzw. kaum und dementsprechend interessiert mich auch nicht alles was sie tun. Häufig kann ich mich am nächsten Tag kaum wirklich erinnern, dass ich am Abend davor gelesen habe und das passiert mir sonst nicht.
    So hat es mich beispielsweise nicht interessiert, warum der Protagonist auf Rattes Wunsch die zwei Menschen besucht hat. Das hab ich dann einfach so hingenommen. Jetzt wo ich eure Beiträge gelesen habe, sehe ich schon ein paar Möglichkeiten wozu das gedient haben könnte: Darstellung der Figur (der Ich-Erzähler ist einer der auch seltsame Wünsche von Freunden erfüllt) oder es zeigt, das Herantasten des Autors. So betrachtet kann ich beidem zustimmen. Nur beim Lesen war es mir mehr oder minder egal, weil ich keinen Bezug zur Figur habe.


    Was ich am interessantes fand, wurde mit wenigen Worten abgehandelt. Ich fand es spannend, dass bei der Hintergrundstory zum kranken Chef auf die japanische Geschichte eingegangen bzw. diese wenigstens angedeutet wird. Die Kriegsverbrechen der Japaner in China, die folgenden Prozesse und Klüngeleien zwischen den Amerikanern und den Angeklagten. Kurz erwähnt wurde mit Chiang Kai-shek auch ein Aspekt der chinesischen Geschichte. Davon hätte ich gerne mehr gelesen.


    Interessant fand ich eigentlich auch die Überlegungen zur Namensgebung.


    Trotz meiner recht negativen Haltung, werde ich das Buch auch durchziehen. Schließlich hab ich die Hälfte schon durch. Und die Auflösung reizt mich doch auch.
    Was hat es konkret mit dem Schaf auf sich und vor allen Dingen: Was soll damit passieren, wenn es gefunden wird? Eine riesige Grillparty wird es wohl eher nicht geben.
    Spielt der in Tokyo lebende Gott noch eine Rolle? So seltsam wie die Geschichte ist, würde mich das nicht wundern?
    Und welche Rolle spielt die Freundin? Ich glaube nicht, dass sie einfach nur so ganz spontan Lust auf diese Reise hatte. Wenn ich eins bei Agatha Christa gelernt habe, dann: traue keiner Figur.

  • Zitat

    Original von Debs
    Was hat es konkret mit dem Schaf auf sich und vor allen Dingen: Was soll damit passieren, wenn es gefunden wird? Eine riesige Grillparty wird es wohl eher nicht geben.


    Debs, das ist großartig! :rofl Ich finde es bedauerlich, dass dir das Buch so wenig gefällt, aber ich kann nachvollziehen, warum es so unterschiedlich beurteilt wird (siehe Saiya, Xexos und andere).

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann