'Es war einmal Aleppo' - Seiten 102 - 203

  • Ellemir : Wie gesagt, groß stören tut es mich nicht - eben weil es hier der Lesbarkeit der Geschichte dient und auch an manchen stellen angedeutet wird. Dass Mulle das nicht jedes Mal aufgreift ist auch völlig okay. Allerdings stelle ich mir das bei Durchschnittsjugendlichen, die nicht so fit sind wie Tony, deutlich schwieriger vor - insbesondere, wenn man die Thematik schon in seiner eigenen Sprache kaum überblicken kann, ist das in einer fremden Sprache noch schwieriger.


    Vielleicht unterschätze ich unsere Jugend da auch ein wenig, aber ich denke mir, dass es für viele Jugendliche ohne Sprachtraining über die Schule hinaus ein zusätzlicher Stolperstein bei der Verständigung ist.

    SUB 220 (Start-SUB 2020: 215)


    :lesend Susanne Michl u. a. - Zwangsversetzt. Vom Elsass an die Berliner Charité. Die Aufzeichnungen des Chirurgen Adolphe Jung (1940 - 1945)

    :lesend Antonio Iturbe - Die Bibliothekarin von Auschwitz

    :lesend Anthony Doerr - Alles Licht das wir nicht sehen (Hörbuch)

  • Zitat

    Original von Susannah
    Vielleicht unterschätze ich unsere Jugend da auch ein wenig, aber ich denke mir, dass es für viele Jugendliche ohne Sprachtraining über die Schule hinaus ein zusätzlicher Stolperstein bei der Verständigung ist.


    Ich war tatsächlich oft ganz erstaunt, wie absolut flüssig die Kommunikation mit Schülern z.B. in unserer zweiten NUK verlief (die ja auf dem Gelände eines Gymnasiums war), sofern die Leute Englisch sprachen.
    Aber warum auch nicht? Ich habe auch nicht mehr als ne Vier im Realschulenglisch vor zwanzig Jahren - danach habe ich Englisch nie wieder wirklich gebraucht. Nachdem die Hemmschwelle überwunden war, konnte ich mich trotzdem fließend unterhalten :-) Da ist man super schnell "drin" - und das schaffen die Jugendlichen idR sogar noch schneller.
    Ich beobachte ja immer wieder, dass es leichter ist, wenn beide Gesprächspartner eine andere Muttersprache sprechen. Dadurch sprechen beide etwas langsamer und verzichten eher auf kompliziertere Worte - außerdem traut man sich mehr, wenn der andere auch nicht perfekt ist. Man nutzt dann natürlich den eigenen, eingeschränkten Wortschatz - aber das merkt man selbst ja kaum.
    Und aus der Ich-Perspektive ist es natürlich auch klar, dass Toni es nicht merkt, wenn sie Fehler macht :grin


    Natürlich kommt dazu, dass es einfach nervig wäre, wenn sie auf jeder Seite nach Worten suchen müsste, daher habe ich bewusst ein Mädchen mit guten Englischkenntnissen "für die Rolle) genommen. Das kann man mMn allenfalls einige Male andeuten, sonst leidet einfach der Lesefluss.
    Aber gefühlt musste ich da nicht viel schönmalen.
    Das sähe bei meiner Romy aus "Soulsister", das im März erscheint, anders aus. Romy kann mit Fremdsprachen allgemein und Englisch insbesondere so gar nichts anfangen. Dafür liebt sie Mathe und Physik :-] Auch nett - aber für einen Roman mit Flüchtlingen wäre sie keine geeignete Heldin geworden :keks

  • Die Gelegenheiten sind es tatsächlich, die meistens fehlen. Seit ein Irish Pub mit internationalem Publikum zu meinen bevorzugten Lokalitäten gehört, flutscht es deutlich besser.


    Mulle : Danke für deine Erläuterungen :wave

    SUB 220 (Start-SUB 2020: 215)


    :lesend Susanne Michl u. a. - Zwangsversetzt. Vom Elsass an die Berliner Charité. Die Aufzeichnungen des Chirurgen Adolphe Jung (1940 - 1945)

    :lesend Antonio Iturbe - Die Bibliothekarin von Auschwitz

    :lesend Anthony Doerr - Alles Licht das wir nicht sehen (Hörbuch)

  • Das es leichter ist, wenn beide eine andere Muttersprache haben, habe ich auch schon festgestellt. Außerdem ist es noch etwas anderes, ob Jugendliche unter sich kommunizieren oder ob Erwachsene im Spiel sind. Wir hatten diverse Abende am Strand in England, wo sich Sprachschüler aus allen Ländern trafen. Und da machten auf einmal auch die den Mund auf, die sich vor Engländern selbst kaum trauten, Englisch zu sprechen.


    Ich muss zugeben, meine Erfahrungen mit Jugendlichen sind da ein wenig veraltet, aber bisher hatte ich eigentlich immer den Eindruck, sie sind sehr schnell drin, wenn sie Englisch sprechen müssen. Bei meinen Jungs merke ich auch, wie viel sie verstehen - kein Wunder, viele der Webseiten, Videos und ähnliches, mit dem sie sich im Internet beschäftigen, sind halt Englisch. Sprechhemmungen haben sie allerdings.

  • Ich hatte mich über diese hervorragenden Sprachkenntnisse auch etwas gewundert. Ich unterstelle aber mal, dass Jenny nicht nur eine Geschichte erzählen, sondern auch ein Sachthema transportieren wollte. ;-) Dies hätte radebrechend und mit reduzierter Sprache, die permanent Hände und Füße für weitere Erklärungen benötigt, wohl gar nicht funktioniert.

  • Zitat

    Original von Mulle
    Ich beobachte ja immer wieder, dass es leichter ist, wenn beide Gesprächspartner eine andere Muttersprache sprechen. Dadurch sprechen beide etwas langsamer und verzichten eher auf kompliziertere Worte - außerdem traut man sich mehr, wenn der andere auch nicht perfekt ist. Man nutzt dann natürlich den eigenen, eingeschränkten Wortschatz - aber das merkt man selbst ja kaum.
    Und aus der Ich-Perspektive ist es natürlich auch klar, dass Toni es nicht merkt, wenn sie Fehler macht :grins


    So wie Shirvan vor dem Abendessen mit Tonis Eltern nicht merkt, dass er sich ganz schön in die Nessel setzt, als er die Mutter begrüßte und darauf bestand Deutsch zu sprechen und sich missverständlich ausdrückte. Das war eine sehr lustige Szene. :lache

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • Zitat

    Original von Ellemir
    Was für eine schöne Landschaft. Ich hoffe, dieser unselige Krieg ist Geschichte, solange von dem Land noch was übrig ist. (Hoffen darf man ja)


    Ja! Man mag nur noch heulen, wenn man sieht, wie die Städte früher ausgesehen haben!! :cry :cry Oder ganze Landstriche.

  • Zitat

    Original von Suzann


    So wie Shirvan vor dem Abendessen mit Tonis Eltern nicht merkt, dass er sich ganz schön in die Nessel setzt, als er die Mutter begrüßte und darauf bestand Deutsch zu sprechen und sich missverständlich ausdrückte. Das war eine sehr lustige Szene. :lache


    Es ergeben sich immer sehr lustige Szenen, wenn die Leute darauf bestehen, Deutsch zu sprechen (auch wenn Englisch leichter wäre). Was ja super ist ... aber auch immer zu ganz süßen Szenen führt.
    Vor allem, wenn sie Übersetzungs-Apps verwenden. Die sind teilweise so schräg - da wundert es mich echt nicht mehr, dass Araber ständig für a) liebestoll b) Terristen oder c) zumindest ein bisschen verrückt gehalten werden :rofl
    Du bedeutest mir sehr viel! wird da mal eben zu: Du Liebe meiner ewigen Lebens, Stern am Himmelzelt! :chen

  • Zum Glück für uns Übersetzer - schrecklich, die Vorstellung durch eine App ersetzbar zu sein. :rofl


    Aber ich kann mir gut vorstellen, dass diese Apps gerade in solchen Situationen auch ein echter Segen sein können. Natürlich entstehen witzige Situationen, aber in den meisten Fällen ermöglichen sie doch immerhin eine Kommunikation. Man kann dann ja aus dem Kontext erschließen, was gemeint ist.