Glücksmädchen - Mikaela Bley

  • Originaltitel: Lycke (2015)
    Ullstein Verlag 2017, 313 Seiten


    Auftakt zu einer Serie um die Kriminalreporterin Ellen Tamm


    Über den Inhalt:
    Die achtjährige Lycke verschwindet an einem verregneten, kalten Tag spurlos. Mitten in Stockholm, niemand hat etwas gesehen. Kriminalreporterin Ellen Tamm soll darüber berichten. Der Auftrag reißt alte Wunden auf. Ellens Zwillingsschwester ist Jahre zuvor tödlich verunglückt, bis heute macht Ellen sich deshalb schwere Vorwürfe. Jetzt sucht sie Tag und Nacht nach Lycke, bis zur völligen Erschöpfung. Kann sie das Mädchen retten und endlich Frieden finden?


    Über die Autorin:
    Mikaela Bley wurde 1979 geboren und lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in Stockholm. Um ihren ersten Krimi zu schreiben, kündigte sie ihren Job beim schwedischen Fernsehsender SV4. Ihr Debüt Glücksmädchen wurde auf Anhieb ein Bestseller.


    Meine Meinung:
    Ellen Tamm ist Kriminalreporterin beim schwedischen Fernsehsender TV4 und hat bis heute den frühen Unfalltod ihrer Zwillingsschwester Elsa nicht verarbeitet. Als sie über das Verschwinden der 8-jährigen Lycke berichten soll, bricht das alte Wunden wieder auf. Sie stürzt sich in die Suche nach Lycke.


    In einfacher Sprache und kurzen Sätzen erzählt die Autorin die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven. Hauptsächlich aus der Sicht von Ellen, gelegentlich unterbrochen von Lyckes Mutter Helena, ihrer Stiefmutter Chloé und ihrer Kinderfrau Mona.


    Die Kriminalreporterin, die auf eigene Faust ermittelt und ein Trauma mit sich herumschleppt, die geschiedene Exfrau, die von ihrem Mann nicht loskommt, die neue eifersüchtige Ehefrau, das Kind, das sich nicht geliebt fühlt, der Vorgesetzte, mit dem die Protagonistin ein kurzes Verhältnis hatte – manchmal liegt der Reiz im Bekannten oder Alltäglichkeiten, hier ist das nicht der Fall. Die Geschichte hat mich seltsam unbeteiligt gelassen, konnte mich nicht berühren oder gar packen. Vielleicht auch, weil ich mit Ellen von Anfang an nicht zurechtkam. Und nicht nur mit ihr. Alle beteiligten Personen verhalten sich merkwürdig, ohne dass sich nachvollziehen lässt warum oder sie erfüllen einfach nur gängige Klischées.
    Zudem erinnert Ellen Tamm doch sehr an die Journalistin Annika Bengtzon, die Serienfigur von Liza Marklund. Diese ist ebenso halsstarrig und widerspenstig und läuft oft mal mit dem Kopf gegen die Wand, nur kommt sie dabei bei weitem authentischer und sympathischer rüber.


    Ich hatte auch Probleme mit der Auflösung. Das Motiv des Täters ist aus meiner Sicht nicht schwerwiegend genug, um eine solche Tat zu rechtfertigen. Was vielleicht auch daran liegt, dass sich kein klares Bild von Lycke ergibt. Es gibt nur eine kurze Rückblende, ansonsten sind wir auf die Wahrnehmung der Personen aus ihrer Umgebung angewiesen und das reicht aus meiner Sicht nicht, um die Situation wirklich nachvollziehen zu können.
    Mikaela Bley liefert keine neuen Ideen und sorgt auch sonst außer in einigen kurzen Momenten nicht für Spannung. Dies ist der Auftakt zu einer Serie, und vielleicht wird die Autorin in Zukunft ja mutiger in ihrer Figurenzeichnung. Ich werde die Reihe nicht weiterverfolgen, dafür ist Ellen Tamm einfach nicht interessant genug.

  • Darum geht’s:


    Die Kriminalreporterin Ellen Tamm bekommt den Fall der verschwundenen 8jährigen Lycke zugeteilt. Ellen selbst hat ebenfalls mit 8 Jahren ihre Zwillingsschwester verloren und kann bei diesem Fall nicht objektiv sein. Sie nimmt Lyckes Schicksal sehr persönlich, beteiligt sich intensiv an der Suche nach dem Kind und recherchiert im Umfeld der Familie.


    So fand ich’s:


    „Glücksmädchen“ hat keine ausdrückliche Haupt-Erzählerin, denn neben der Kriminalreporterin Ellen kommen auch die Mutter, die Stiefmutter und die Nanny der verschwundenen Lycke zu Wort. Je mehr man über Lyckes Leben erfährt, desto mehr Mitleid hat man mit dem Kind. Die geschiedenen Eltern konzentrieren sich hauptsächlich auf sich selbst, die neue Frau an Vaters Seite möchte mit dem eigenen kleinen Sohn eine Familie haben, in der Lycke keinen Platz hat, und so wird Lycke an die Nanny abgeschoben. Das Mädchen scheint keine Freundinnen zu haben und führt ein recht trauriges Leben, bis sie verschwindet.


    Die Kriminalreporterin Ellen mischt sich tiefer in diesen Fall ein, als es für sie gut ist, denn sie hat das Trauma aus ihrer eigenen Kindheit, als ihre Zwillingsschwester ums Leben kam, nicht wirklich verarbeitet. Außerdem ist ihr Ex-Freund neuerdings ihr Chef und ihre Berichterstattung beim Fernsehsender TV4 provoziert Anfeindungen im Internet und per Telefon gegen sie. Neben ihren Recherchen zu Lyckes Verschwinden nehmen wir auch an ihrem Privatleben teil.


    Das alles bietet viel Potenzial für Spannung und Verwicklungen, das für meinen Geschmack aber nicht genug genutzt wurde. Die Erzählstimmung ist ruhig und manchmal sogar melancholisch, Spannung entsteht kaum und schon mal gar nicht genug, um das Buch einen (Psycho)Thriller zu nennen. Ich hatte Mühe, ins Buch hineinzukommen, denn die Art, wie Mikaela Bley erzählt, fand ich sehr bruchstückhaft und abgehackt. Es gab nur sehr sparsamen Informationsfluss und dann auch noch mit Verzögerung, so dass man beispielsweise erst einen halben Dialog lesen musste, bevor man erfuhr, wer da eigentlich sprach. Auch die Geschehnisse in Ellens Kindheit wurden nur oberflächlich angedeutet, genauso wie viele Szenen eine Menge eigene Vorstellungskraft forderten, da sie kaum erläutert oder einsortiert wurden. Das machte es mir nicht leicht, mich von dem Buch einfangen zu lassen, denn weder war genügend Spannung noch die richtige Atmosphäre dafür vorhanden, um mich zu packen. Sämtliche Personen machten es mir auch ziemlich schwer, sie sympathisch zu finden. Die Handlung verzettelt sich für meinen Geschmack ein bisschen zu sehr in den vielen Nebenhandlungen.


    Selbst wenn am Ende alles aufgelöst und auch Lyckes Schicksal geklärt ist, bleibt der Eindruck, dass zu vieles nur angerissen und nicht ausreichend beleuchtet wurde. Es reichte bei Weitem nicht für einen Abbruch, denn sowohl Lyckes Geschichte und die Ermittlungen im Kriminalfall als auch Ellens Handlungsstrang waren doch interessant genug, um weiterzulesen, aber mehr als ein durchschnittliches Leseerlebnis konnte ich für mich aus dem Buch nicht herausholen.

  • Ellen arbeitet als Journalistin bei einem TV-Sender. Als die 8-jährige Lycke verschwindet, verlangt ihr Chef und Ex-Geliebter Jimmy von ihr, in dem Fall zu recherchieren. Ellen ist nicht wohl dabei, da vor Jahrzehnten ihre Zwillingsschwester verschwunden ist und sie die damaligen Ereignisse immer noch nicht komplett verarbeitet hat.
    Dennoch beginnt sie nachzuforschen, was denn passiert sein könnte. Ist die Familie in das Verschwinden des Mädchens involviert? Besonders glücklich scheint Lycke nicht zu sein, die Mutter wirkt seltsam kalt, die Stiefmutter bevorzugt ihr eigenes Kind und der Vater hatte auch nie Zeit für seine Tochter, einzig die Kinderfrau kümmerte sich liebevoll um das Mädchen.
    Als Ellen für den Sender über den Fall berichtet, wird sie im Internet mit Anfeindungen und Drohungen überschüttet.


    Am Anfang habe ich mir etwas hart getan in die Geschichte einzutauchen. Die Geschehnisse werden aus der Sicht verschiedener Personen wiedergegeben (Mutter, Vater, Stiefmutter, Kinderfrau und natürlich Ellen). Besonders interessant fand ich die Sichtweisen der Familienmitglieder, das brachte Abwechslung in den Roman.
    Im Klappentext wird angegeben, dass Ellen panisch nach Lycke sucht, das stimmt so nicht. Ebenso kann ich den Titel „Glücksmädchen“ nicht nachvollziehen, denn Lycke ist alles, nur nicht glücklich.


    Gegen Ende kommt dann mal richtig viel Spannung auf, die dann aber regelrecht verpufft und mich etwas geärgert hat, weil das gar nichts mit dem Fall zu tun hatte und meinem Empfinden nach völlig überflüssig war.
    Die Aufklärung von Lyckes Fall wird dann innerhalb der letzten 10 Seiten abgehandelt und ist kein bisschen spektakulär.


    Die Autorin hat durchaus Potenzial, sie konnte mich an manchen Stellen durchaus mitziehen. Ich hoffe, das nächste Buch wird insgesamt besser.


    Fazit: Nicht wie beworben ein Psychothriller, sondern ein Familiendrama. Darum kann ich das Buch nur bedingt empfehlen.

  • Ellen ist Kriminalreporterin bei einem schwedischen Fernsehsender. Eines Tages bekommt sie die Aufgabe über ein vermisstes achtjähriges Mädchen zu berichten. Ellen wird schnell von dem Fall besessen, denn ihre Schwester Elsa ist auch in dem Alter von 8 Jahren verschwunden. Und so versucht Ellen auf eigene Faust zu ermitteln und die vermisste Lycke zu finden.


    Ich fand den Klappentext sehr ansprechend und musste das Buch unbedingt lesen. Die Geschichte fand ich interessant, obwohl sie nicht besonders kreativ war, und die Auflösung war logisch und verständlich. Leider fand ich das Buch nicht besonders spannend, sodass mich das Buch nicht fesseln konnte und ich mehrere Anläufe brauchte, um das Buch fertig zu lesen. Auch die Protagonistin fand ich nicht sympatisch, sondern eher nervig.


    Alles in allem, war ich eher enttäuscht von dem Buch.

  • „Wenn man sich nicht mit dem Gepäck beschäftigt…“ Zitat von S. 264


    „'Angehöriger' gehörte zu den schlimmsten Worten, die sie kannte. Auf einer Ebene mit Opfer, jemandem, der keinen Einfluss auf seine Lage hatte.“ S. 246
    Ellen, Kriminalreporterin eines Stockholmer TV-Senders, weiß, wovon sie spricht. Seit ihrem achten Lebensjahr ist die übrig gebliebene Zwillingsschwester – Elsa starb damals, sie „verschwand“, wie ihre Mutter sagt. Die Familie zerbrach darüber, auch Ellen leidet bis heute. Diesmal – kein „beschädigter Ermittler“ im engeren Sinne, aber eine „beschädigte Kriminalreporterin“ – die ermittelt.


    Ellen kann nicht anders – sie fühlt sich zuständig. Und wirklich ist es zu Beginn auch sie, die die Suche nach der verschwundenen Lycke trägt, ein achtjähriges Mädchen, wie ihr eineiiger Zwilling damals, wie sie damals. Die Variation des Themas Trauma ist hierbei allerdings etwas weiter gesetzt, was für mich positiv kann; als gängige Ausgangslage habe ich mich ja damit abgefunden/daran gewöhnt. Insgesamt behält die Handlung dadurch durchgehend einen sehr passend düsteren Charakter.


    Konnte die zweite Frau von Lyckes Vater wirklich so eifersüchtig auf das kleine Mädchen sein? Wo war Lyckes Mutter? Zu wem hält der Vater? Gab es Zeugen? Ellen erkennt bei ihrer fieberhaften Arbeit: „Diesen Blick kannte sie aus ihrer Familie – deshalb erzählte sie nie, was passiert war, als sie acht Jahre alt war.“ S. 198 Gleichzeitig scheint Ellen im Handlungsfortschritt ein Opfer von Cybermobbing zu werden.


    „Glücksmädchen“ heißt im Original „Lycke“ – „Lycka“ bedeutet auf Schwedisch „Glück“, daher wohl der deutsche Titel ohne für mich nachvollziehbaren Zusammenhang zum Krimi (der eher KEIN THRILLER ist) – aber das nebenbei. Das Debüt ist solide geschrieben, das Ermittlertrauma werte ich inzwischen eher als eine Art „running gag“. Die Auflösung kam für mich überraschend und ist nach meiner Wertung sehr positiv einmal etwas abseits vom Üblichen. Der beste schwule Freund, der als Visagist arbeitet, ist ein wenig klischeehaft, aber nicht unrealistisch und war irgendwann meine Lieblingsfigur. Auch ungewöhnlich, wie mit krimitypischen Hinweisen umgegangen wird, zum Beispiel „Sie sah sich um und erinnerte sich plötzlich an die Mail.
    Sie musste sie löschen.“ S. 68f – die Auflösungen in diesem Text folgen oft so gar keinem gängigen Muster, wann immer ich die Hinweise schon für durchschaubar hielt.


    Auch wenn es um ein kleines Mädchen geht – es gibt keine übermäßige Gewaltdarstellung.


    8 von 10 Punkten

  • Die 8 jährige Lycke wird in Stockholm als vermisst gemeldet.
    Nachdem sie von ihrer Stiefmutter am Tennisplatz abgesetzt wurde hat niemand mehr etwas von ihr gesehen.
    Die Kriminalreporterin Ellen Tamm wird von ihrem Chef regelrecht genötigt,in diesem Fall zu recherchieren. Dieser Auftrag bringt Ellen jedoch an ihre psychischen und physischen Grenzen,denn er befreit die Dämonen ihrer Vergangenheit .Ellens Zwillingsschwester verunglückte tödlich,als beide im geichen Alter wie Lycke waren.Ellen fühlt sich bis heute verantwortlich für ihren Tod,den sie nie verarbeiten konnte...Fieberhaft sucht sie nach dem Kind und bringt nach und nach immer mehr Familiengeheimnisse ans Tageslicht.


    Das Cover des Buches ist ein richtiger Eye-Catcher und hat mich auf Anhieb angesprochen. Leider hat der Roman dann doch nicht ganz gehalten,was das Cover und die Pressestimmen versprachen. Ich persönlich hätte für das Buch auch einen anderen Titel gewählt,weil er meiner Meinung nach nicht richtig zum Inhalt des Buches passt.
    Ellen Tamm ist mir von Beginn an sehr sympathisch.Sie trägt eine schwere Last mit sich herum und in Liebesdingen scheint sie auch kein Glück zu haben.Für meinen Geschmack sucht sie jedoch zu oft Trost im Alkohol. In Vino veritas?
    Die Familie Lyckes(wenn man es überhaupt so nennen kann,ich würde eher sagen die Ernährer) hat mich total schockiert. Eine Mutter,die keine richtige Bindung zu ihrer Tochter hat und sich nur für Geld und ihren Job als Maklerin interessiert und auch nach 8 Jahren eine Wochenbettdepression dafür verantwortlich macht; ein Vater,der eine neue Familie gegründet hat und sich um seine Erstgeborene überhaupt nicht kümmert. Und als Sahnehäubchen die böse,eifersüchtige Stiefmutter,die in Lycke nur einen Störenfried für ihre kleine Familie sieht und ständig versucht ,sie zu ihrer leiblichen Mutter abzuschieben.Einzig Mona,die Nanny scheint eine liebevolle Beziehung zu diesem einsamen Kind zu haben.
    Auch in der Schule ist Lycke eine Außenseiterin.Sie hat keine Freunde,wird sogar gemobbt,aber niemanden interessiert es.Weder die Eltern,noch die Schulleitung.Armes ,reiches Mädchen.


    Mikaela Bley schreibt in einer leicht verständlichen Sprache,die trotz des schweren Themas ins Ohr geht und sehr flüssig und ohne Langeweile zu lesen ist. Die Erzählung war zu keinem Zeitpunkt langatmig oder gar langweilig . Wer jedoch Hochspannung erwartet,der wird enttäuscht sein.Leider fehlte mir der Spannungsbogen,der für mich zu einem guten Psychothriller dazugehört.Außerdem war die Handlung von Anfang bis Ende sehr vorhersehbar,was auch für mich zu einem weiteren Spannungsverlust geführt hat. Nichtsdestotrotz hat mich dieses Buch sehr gut unterhalten.
    Darum vergebe ich 4 Sterne.

  • tolle Geschichte, mit Spannung


    Tolle Geschichte - wo man nicht von Anfang an weis, wie das Buch enden wird, wo man nicht schon vom ersten Kapitel erahnen kann, was beispielsweise Ellen tun wird und wie sie sich in der Geschichte entwickeln wird. Dadurch war der Spannungsfaktor sehr hoch und hat mich an das Buch gefesselt. Toller Schreibstil, man kommt flüssig voran - das Buch bietet ein rundum tolles Leseabenteuer.


    Jedoch ist es in meinen Augen nicht unbedingt ein "Psycho"-Thriller, sondern für einen Psycho-Thriller fehlt einfach etwas.

  • Wer kann das einem Kind antun?


    …das fragt man sich beim Psychothriller „Glückskind“ von Mikaela Bley. Den Titel finde ich nicht so passend. Das Buch selbst ist so spannend, dass ich es auf 2 Tage ausgelesen habe.


    Ellen ist Journalistin und vom Thema Tod fast schon besessen. Zumindest fühlt sie sich zu Mordfällen und dergleichen förmlich hingezogen. Je brutaler, desto besser. In ihrem Job bei einem schwedischen TV-Sender ist sie daher auf eigenen Wunsch hin fast täglich damit konfrontiert. Der Grund dafür ist in ihrer Vergangenheit zu finden. Ihre Zwillingsschwester starb vor vielen Jahren im Alter von 8 Jahren.
    In der Gegenwart verschwindet die 8-jährige Lycke spurlos. Die Polizei tut ihr Möglichstes, um das kleine Mädchen zu finden. Ellen tut dies auch. Fühlt sie sich schuldig, weil sie damals nichts für ihre Schwester tun konnte?
    Die Eltern der kleinen Lycke sind geschieden. Das Mädchen lebt abwechselnd bei der Mutter und beim Vater. Dieser hat wieder geheiratet und ist erneut Vater geworden. Für Lycke scheint es hier keinen Platz zu geben.
    Was passierte am Tag des Verschwindens? Warum holte der Vater seine Tochter nicht selbst ab, sondern teilte seiner Frau mit sie zu holen? Wieso informierte die Mutter niemanden, dass der Tennisunterricht nicht stattfindet? Hat die Stiefmutter der kleinen Lycke etwas mit ihrem Verschwinden zu tun? Sie ist eifersüchtig auf das Kind ihres Mannes aus erster Ehe. Oder bittet sie ihre eigene Mutter ohne Grund um ein Alibi? Und dann ist da noch das Kindermädchen. Sie scheint als Einzige das Mädchen wirklich gekannt zu haben. Doch warum plagt sie scheinbar ein schlechtes Gewissen?
    Und was ist mit Ellen. Kann dieser Fall ihr helfen, ihrem eigenen Trauma zu entkommen oder reißt er sie nur noch mehr in den seelischen Abgrund?


    Wie bereits oben geschrieben finde ich das Buch superspannend. Es war wirklich schwer, es aus der Hand zu legen. Ich finde es auch toll, dass die Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt wird. Mal aus der Sicht von Ellen, dann abwechselnd von den Eltern und der Stiefmutter sowie der Nanny.

  • Zunächst gibt es einen geheimnisvollen Prolog, aber dann ist man mit dem ersten Kapitel auch gleich in den Geschehnissen drin. Ellens nächster Fall als Kriminalreporterin ist der des verschwundenen achtjährigen Mädchens Lycke. Dieser Fall wühlt sie persönlich besonders auf, da vor acht Jahren auch ihre Zwillingsschwester spurlos verschwand. Statt sich auf die reine Berichterstattung zu konzentrieren, versucht sie teilweise selber die Suche bzw. die Ermittlungen voran zu bringen.
    Die Polizei kann keine Fortschritte aufweisen und ist wenig hilfreich. Ellen hat selber so einige Ansätze, verdächtigt zum Teil auch die Familienangehörigen und versucht im direkten Kontakt zu ihnen mehr zu erfahren.


    Die Geschichte wird aus den vier Perspektiven von Ellen, der Mutter Helena, der Stiefmutter Chloé und dem Kindermädchens Mona erzählt. Die Kapitel sind mit dem jeweiligen Vornamen und der Uhrzeit überschrieben, so kann man sich gut orientieren.


    Man kann sehr gut nachvollziehen, wie aufreibend und verwirrend das alles für Ellen sein muss, aber sie hat sich an dem Fall festgebissen. Die Geschichte wird recht nüchtern, ernst aber trotzdem temporeich und fesselnd erzählt.


    Erst ganz kurz vor Ende des Buches kommt Ellen mehr oder weniger zufällig auf den wahren Täter im Fall um das Mädchen Lycke. Auch zum damaligen Tod ihrer Zwillingsschwester kommt es zu einer entscheidenden Aussprache und auch die schwierigen Verhältnisse zu ihrem Chef Redakteur werden klarer. Am Ende ist nicht ganz klar, wie in der Konstellation daraus eine Serie entwickelt werden soll. Auch wenn die Autorin Mikaela Bley mit Ellen eine durchaus sympathische und nachvollziehbare Figur entwickelt hat.


    Die Klärung des Falles Lycke steht im Buch „Glücksmädchen“ nicht im Vordergrund. Es ist eher eine dramatische Familiengeschichte als ein Psychothriller, aber trotzdem intensiv und spannend. Das Buch bietet ernüchternd trübe Blicke auf menschliches Zusammenleben.


    9 von 10 Punkten

  • Im Mikaela Bleys Debütkrimi „Glücksmädchen“ handelt es sich um die achtjährige Lycke, die nach einer Trennung der Eltern in einem wöchentlichen Wechsel mal bei ihrer Mutter, mal bei ihrem Vater lebt. In der Schule ist das stille Mädchen auch nicht so richtig angekommen. Als Lycke an einem Freitagnachmittag verschwindet, scheint das zunächst fast keiner zu bemerken. Was ist mit dem Mädchen passiert? Ellen Tamms vom Fernsehsender TV4 soll über den Fall berichten. Dieser Fall geht ihr sehr nah, weil auch ihre Zwillingsschwester vor acht Jahren spurlos verschwunden ist. Ellen wird dabei von ihrer Vergangenheit und den eigenen Problemen arg eingeholt. Da die Polizei keine Fortschritte im Fall macht, versucht die Reporterin die Ermittlungen auf eigene Faust zu unternehmen.


    Der Roman von Mikaela Bley hat mir im Großen und Ganzen gut gefallen. Das Buch beginnt mit dem etwas mysteriösen Prolog. Mit dem Anfang des ersten Kapitels ist der Leser sofort in den Geschehen mitten drin. Die Autorin verfügt über einen flüssigen, angenehm energischen Schreibstil. Die Handlung wird sehr authentisch und kurzweilig beschrieben und durch die viele Dialoge sehr lebendig gemacht. Die Spannung steigt stetig und der Leser hofft mit der Reporterin trotzt unterschwelliger dunkler Vorahnung, dass das Mädchen doch noch gefunden wird.
    Die Geschichte wird aus der Sicht von der Fernsehreporterin Ellen, Lyckes Mutter Helena, der Stiefmutter Chloé und dem Kindermädchen Mona dargestellt. Jedes Kapitel im Buch hat als Überschrift den jeweiligen Vornamen und die Uhrzeit, was mir besonders gut gefallen hat. So kann man sich gut orientieren, wenn man das ganze Buch nicht am Stück liest.


    Mein Fazit: Eine dramatische Familiengeschichte, kein Thriller im herkömmlichen Sinne, etwas nüchtern aber trotzdem intensiv und spannend erzählt. Mich hatte das Buch auf jeden Fall gut unterhalten, manchmal sogar überrascht und schließlich nachdenklich gemacht. Ich würde diesen Roman sehr gerne weiter empfehlen.

  • Die 8-jährige Lycke verschwindet nach dem Tennisunterricht spurlos, schnell wird in mehrere Richtungen ermittelt. Auch Ellen Tamm eine Journalistin für Kriminalfälle ist sofort an dem Fall dran, schließlich bearbeitet sie immer die schwierigeren Fälle. Aber dieser Fall ist für Ellen nicht einfach immer wieder kehren Erinnerungen an ihre Zwillingsschwester hoch. Immer mehr wieder der Fall Lycke zwanghaft für sie und so kommt auch sie an ihre Grenzen. Und auch Lyckes Eltern werden von allen Seiten nicht nur der Polizei, sondern auch Fernsehen und Presse wollen mehr wissen. "Wie kann ein Mensch das verkraften?" "Wie soll ich damit fertig werden?" fragt sich Lyckes Mutter nun täglich. Lebt Lycke überhaupt noch und werden sie Lycke rechtzeitig finden?


    Meine Meinung:
    Mikaela Bleys Debütroman konnte mich als Thriller leider nicht überzeugen. Zu wenig Spannung für einen Thriller und dadurch wurde das Buch sehr zäh zu lesen. Wieder mal ein skandinavischer Thriller/Krimi, der mich so gar nicht überzeugen konnte. Lediglich dem guten Schreibstil hat es die 3 Sterne zu verdanken. Das Buch ist in Kapiteln eingeteilt mit Namen um, wenn es in diesem Hauptsächlich geht und der Uhrzeit. Der ganze Handlungablauf erstreckt sich eine gute Woche lang in dem die Zeit läuft Lycke wiederzufinden. Irgendwie fehlte mir durch diese hin und her der Personen auch irgendwie der rote Faden. Auch das eine Reporterin so viel Kompetenz hat bei solchen Fällen, fand ich doch ein wenig sehr unrealistisch. Für mich hat Mikaela Bley durchaus Potenzial eine gute Autorin zu sein, nur hat mich halt dieses Werk nicht gepackt. Das Cover passt ganz gut zu dem Buch, ist aber auch nichts Außergewöhnliches. Für mich jedenfalls muss ein Psychothriller spannend sein von Anfang bis zu Ende, von daher 6 von 10 Eulen.

    "Lebe jeden Tag so, als ob du dein ganzes Leben lang nur für diesen einen Tag gelebt hättest."