Die fremde Königin - Rebecca Gablé (Otto der Große – Band 2)

  • Über das Buch:
    Anno Domini 951: Der junge Gaidemar, ein Bastard vornehmer, aber unbekannter Herkunft und Panzerreiter in König Ottos Reiterlegion, erhält einen gefährlichen Auftrag: Er soll die italienische Königin Adelheid aus der Gefangenschaft in Garda befreien. Auf ihrer Flucht verliebt er sich in Adelheid, aber sie heiratet König Otto. Dennoch steigt Gaidemar zum Vertrauten der Königin auf und erringt mit Otto auf dem Lechfeld den Sieg über die Ungarn. Schließlich verlobt er sich mit der Tochter eines mächtigen Slawenfürsten, und der Makel seiner Geburt scheint endgültig getilgt. Doch Adelheid und Gaidemar ahnen nicht, dass ihr gefährlichster Feind noch lange nicht besiegt ist, und als sie mit Otto zur Kaiserkrönung nach Rom aufbrechen, droht ihnen dies zum Verhängnis zu werden ... (Quelle: www.luebbe.de)


    Über die Autorin:
    Rebecca Gablé studierte Literaturwissenschaft, Sprachgeschichte und Mediävistik in Düsseldorf, wo sie anschließend als Dozentin für mittelalterliche englische Literatur tätig war. Heute arbeitet sie als freie Autorin und lebt mit ihrem Mann am Niederrhein und auf Mallorca. Ihre historischen Romane und ihr Buch zur Geschichte des englischen Mittelalters wurden allesamt Bestseller und in viele Sprachen übersetzt. Besonders die Romane um das Schicksal der Familie Waringham genießen bei Historienfans mittlerweile Kultstatus. (Quelle: www.luebbe.de)


    Meine Meinung:
    Das Cover ist wunderschön, auch wenn das Schwarz im ersten Moment etwas bedrohlich wirkt, passt es dennoch ganz wunderbar zum Roman, ebenso die schlichte Gestaltung gefällt mir wieder außerordentlich gut. Die Aufmachung des Buches insgesamt ist als herausragend zu bezeichnen, denn die Illustrationen sind wieder einmal wunderschön und fangen wichtige Szenen des Romans ein. Das Personenregister und das Nachwort, welches bei Frau Gablé immer sehr lesenswert ist, runden den überaus positiven Gesamteindruck ab.
    Ich hatte das riesengroße Glück, diesen Roman vor allen anderen lesen zu dürfen, denn ich war eine der wenigen, die diesen Roman über die Lesejury als Manuskript bekommen haben. Und was soll ich sagen, es war sehr schwer diesen Roman über insgesamt vier Wochen lesen zu müssen, denn wie eigentlich immer bei Rebecca Gablé, möchte man immer wieder weiter lesen und das Buch nicht aus der Hand legen.
    Dieser Roman dreht sich um Adelheid von Burgund, die zweite Frau Ottos I. Adelheids erster Mann ist vergiftet worden und sie wird von Berengar in einen Kerker gesperrt um sie zu brechen, damit sie seinen Sohn heiratet. Doch Adelheid gräbt sich mit ihren eigenen Händen einen Fluchtweg und kann so sich und ihre kleine Tochter Emma retten. Allein dies zeigt schon sehr eindrucksvoll mit welcher herausragenden und wunderbaren historischen Figur wir es als Leser zu tun bekommen.
    Die männliche Hauptfigur ist nicht wie im Vorgängerroman Otto der Große, sondern Gaidemar, der Bastard. Er ist Panzerreiter seiner Majestät und mit dem heiklen Auftrag betraut, Adelheid in Sicherheit zu bringen. Im Laufe des Romans bekommt diese Figur immer mehr Facetten, sodass man Gaidemar sehr schnell ins Herz schließt. Er ist im Gegensatz zu sehr vielen anderen Figuren keine historische Persönlichkeit, mit ihm nimmt sich die Autorin die künstlerische Freiheit, ihrer Geschichte neuen Schwung und eine andere Perspektive geben zu können. Ich mag diese Mischung, auf der einen Seite sehr akkurate und akribische Recherche, aber auf der anderen Seite, die Freiheit der erfundenen Romanteile. Gerade in dieser Zeit ist historisch nicht alles zu 100% verbürgt und um diese Lücke zu füllen, nimmt sich die Autorin die Freiheit, bleibt aber den Fakten stets treu und gerade dies gefällt mir sehr gut. Die Protagonisten in diesem Roman sind, wie auch die Nebenfiguren, wahre Meisterwerke der Personenzeichnung. Rebecca Gablé schafft es ihren Figuren Leben einzuhauchen, wie kaum eine andere Autorin. Es ist einfach unbeschreiblich, wie sie ihre Figuren zum Leben erweckt und ihnen sehr viele Facetten und menschliche Züge zugesteht.
    Keine Figuren berühren mich so tief und intensiv wie die Figuren Rebecca Gablés.
    Der Aufbau des Romans ist historisch stringent. Der Leser kann der Autorin zu jeder Zeit folgen, nein er wird vielmehr selbst Teil der Geschichte und wird hineingezogen in das Geschehen und freut sich und leidet mit den Figuren. Die Schilderungen und Beschreibungen sind so plastisch und intensiv, dass man sich als Leser einem Kopfkino nicht verwehren kann. Ob man mit Gaidemar durch die Wälder reitet oder mit Adelheid durch die große Pfalz schreitet, es entstehen wahre Welten vor dem inneren Auge des Lesers.
    Die Politik des frühen Mittelalters spielt eine entscheidende Rolle in diesem Roman und mit Adelheid zieht ein neuer, bisher unbekannter Stil ein. Dennoch gelingt es der Autorin, auch die vertracktesten und kompliziertesten Sachverhalte dem Leser so zu schildern, dass dieser das Handeln der historischen Persönlichkeiten nachvollziehen kann.
    Der Schreibstil der Autorin ist für mich einmalig, bereits nach wenigen Zeilen schafft sie es mich zu fesseln und mich in die Geschichte hineinzuziehen. Auch längere beschreibende Passagen wirken nicht langweilig oder öde, sondern sind so geschrieben, dass sie dennoch lebendig wirken. Die Dialoge sind der Zeit angemessen und versprühen dennoch hin und wieder einen feinen Humor, der für mich die Würze in diesem Meisterwerk war.
    Die Stimmung des Romans ist einmalig, zu keiner Zeit kommt Langeweile auf, man möchte am liebsten immer weiter lesen. Durch die unterschiedlichen Erzählperspektiven und der damit verbundenen Erzählstränge machen den Roman wieder zu einem wahren Epos, dass in allen Szenen überzeugt und den Leser von der ersten bis zur letzten Seite fesselt. Viele Dinge sind uns als Leser vom Mittelalter her bekannt, andere sind uns unbekannt und es ist eine wahre Freude immer wieder etwas „Neues“ bei Rebecca Gablé zu lernen.
    Für dieses herausragende Meisterwerk von der Königin des historischen Romans in Deutschland kann es nur eine absolute Lese- und Kaufempfehlung geben. Niemand schafft es so wie Rebecca Gablé Geschichte lebendig werden zu lassen und uns Leser in fremde, uns noch unbekannte Welten zu entführen.
    Ich bedanke mich sehr bei der Lesejury, dass ich diesen Roman exklusiv vor vielen anderen lesen durfte. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht! DANKE!


    10/10 P.

  • Buchmeinung zu Rebecca Gable – Die fremde Königin


    „Die fremde Königin“ erschien 2017 bei Bastei Lübbe als Hardcover. Es ist der zweite Band in der Serie um Otto den Großen.


    Klappentext:
    "Könige sind wie Gaukler. Sie blenden die Untertanen mit ihrem Mummenschanz, damit die nicht merken, dass das Reich auseinanderfällt"
    Anno Domini 951: Der junge Gaidemar, ein Bastard vornehmer, aber unbekannter Herkunft und Panzerreiter in König Ottos Reiterlegion, erhält einen gefährlichen Auftrag: Er soll die italienische Königin Adelheid aus der Gefangenschaft in Garda befreien. Auf ihrer Flucht verliebt er sich in Adelheid, aber sie heiratet König Otto.
    Dennoch steigt Gaidemar zum Vertrauten der Königin auf und erringt mit Otto auf dem Lechfeld den Sieg über die Ungarn. Schließlich verlobt er sich mit der Tochter eines mächtigen Slawenfürsten, und der Makel seiner Geburt scheint endgültig getilgt. Doch Adelheid und Gaidemar ahnen nicht, dass ihr gefährlichster Feind noch lange nicht besiegt ist, und als sie mit Otto zur Kaiserkrönung nach Rom aufbrechen, droht ihnen dies zum Verhängnis zu werden ...


    Meine Meinung:
    Dieser historische Roman hat viele Komponenten eines Abenteuerromans. Es gibt den aufrechten, aber gebeutelten Helden, Liebesgeschichten, liebenswerte und sympathische Figuren, aber auch intrigierende Fieslinge, Kampfszenen, Gefangenschaft, Flucht und Tod. Es gibt aufrechte Kämpfer, die auf der falschen Seite stehen, Versöhnungen und Trennungen, Freundschaften und Feinschaften, ehrenhaftes und weniger ehrenhaftes Verhalten. Und es gibt die historisch belegten Vorgaben, die Eingang in diese Geschichte gefunden haben. Ein dickes Plus für dieses Buch sind die beiden Hauptprotagonisten, der fiktive Bastard Gaidemar und die historisch belegte junge Königin Adelheid. Beide müssen einiges aushalten, können aber auch ordentlich austeilen. Gaidemar ist ein Panzerreiter mit großem Herzen un unglaublich starkem Ehrgefühl, der von vielen wie ein Mensch zweiter Klasse behandelt wird. Adelheid hingegen erweist sich nach anfänglichen Problemen als starke und machtbewußte Herrscherin, die großen Einfluß auf die Entscheidungen ihres Gatten Otto zu nehmen weiß. Die Machtorientiertheit ist ein, wenn nicht gar der wesentliche Charakterzug. Sie ist ein recht modern anmutender Charakter. Gaidemar ist eher klassisch angelegt, aber auch mit Charakterzügen ausgestattet, die zur Zeit passen, aber aus heutiger Sicht eher befremdlich wirken. Sein Verhältnis zur Gewalt ist manchmal verstörend und er scheut sich nicht, zu foltern und zu töten. Da ihm aber auch viel Leid zugefügt wird, ist er für mich der Held der Geschichte gewesen, nicht der strahlende weiße Ritter, aber ein edler Recke mit kleinen Fehlern. Überhaupt liegt eine der Stärken der Autorin in der Figurenzeichnung. Kaum eine Figur ist eindimensional, viele sind komplex und alle handeln nachvollziehbar. Dazu trägt die geschickte Auswahl der geschilderten Szenen, die immerhin einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren abdecken, ganz wesentlich bei. Ohne das es besonders auffällt, werden historische Ereignisse eingebunden. Auch das alltägliche Leben wird geschildert ohne den Handlungsfluss zu stören. Auch politische Entscheidungen und Entwicklungen werden nachvollziehbar erläutert. Historisch belegte und fiktive Erzählstränge ergänzen sich und auch humorvolle Einschübe erhöhen das Lesevergnügen. Ebenso stagnieren die Figuren nicht, sondern entwickeln sich glaubhaft weiter. Ein ausführliches Personenregister und ein umfangreiches Nachwort, in dem Historie und Fiktion deutlich getrennt werden, stehen für den positiven Gesamteindruck. Ein kleiner Wermutstropfen war der Abschluss des Romans für mich. Er war für mich zu sehr bollywoodartig, aber sei es drum.

    Fazit:
    Frau Gable hat einen spannenden und fesselnden historischen Roman abgeliefert, der durch eine komplexe Geschichte und starke und glaubhafte Charakterzeichnungen gefällt. Von mir gibt es fünf Sterne (90/ 100 Punkte) und eine klare Leseempfehlung für die Freunde abenteuerlich angehauchter historischer Romane.

    :lesend James Lee Burke - Die Tote im Eisblock

    hörend: Hanna von Feilitzsch - Bittersüße Mandeln

  • Schon oft hat mich die Autorin Rebecca Gablé mit ihrem Talent beeindruckt, historisch belegte Fakten und Persönlichkeiten gekonnt mit Fiktion zu verweben und dadurch dem Leser die vermeintlich trockene Geschichte näher zu bringen.
    Nach "Das Haupt der Welt" ist dieses Buch der zweite Teil über das Leben von Otto dem Großen.
    Doch nicht König Otto I ist die Hauptfigur, sondern der (fiktive) Bastard Gaidemar, der als Panzerreiter im Heer des Königs dient, sowie Königin Adelheid, die zweite Gemahlin Ottos.
    Von der ersten Seite an hat mich der Roman gefesselt und keine Sekunde gelangweilt. Der Leser begleitet Gaidemar auf die Schlachtfelder, erlebt mit ihm Intrigen und Bündnisse, Gefangenschaft und Folter, aber auch Liebe und tiefer Freundschaft. Er ist ein Held mit Ecken und Kanten, kleinen Schwächen und großen Stärken.
    Gaidemar ist zwar eine fiktive Person, aber führt den Leser durch die historisch belegten Ereignisse und lässt diese vor dem geistigen Auge lebendig werden. Denn so oder zumindest so ähnlich könnte es tatsächlich gewesen sein.
    In ihrem Nachwort stellt die Autorin klar, welche Teile des Buches auf wahren Begebenheiten beruhen und welche ihrer Fantasie entsprungen sind.
    Die mitreißende Sprache macht das über 700 Seiten starke Buch neben der spannenden Handlung zusätzlich zu einem echten Page Turner.


    Fazit: Rebecca Gablé hat mich mit ihren historischen Romanen noch nie enttäuscht und auch dieses Buch kann ich jedem Leser spannender, historischer Romane uneingeschränkt empfehlen. Fiktion und Geschichte werden wieder aufs trefflichste miteinander verwoben!


    9 Punkte!

  • Rebecca Gablé nimmt uns in diesem Roman wieder mit ins deutsche Mittelalter.
    Diesmal begleiten wir die historische Person Adelheid, die zweite Frau Ottos I.
    An ihre Seite gestellt wird Gaidemar, eine fiktive Figur. Er ist ein Bastard zwar hohen Geblüts, aber doch immer wieder nur ein Bastard.
    Rebecca Gablé gelingt es wieder einmal diese Zeit lebendig und greifbar zu machen.
    Die Figuren dieses Romans sind nicht immer einfach nur gut oder einfach nur böse. Da werden manchmal auch Entscheidungen getroffen, die nicht einfach sind und für die man denjenigen auch gerne mal schütteln möchte. Sprich, die Figuren sind einfach nur menschlich.


    Wie eigentlich immer bei Rebecca Gablé war ich von der ersten Seite an total gefesselt von dem Buch. Ich hatte das Gefühl mittendrin zu sein und habe mit den Protagonisten mitgefiebert und gelitten. Gleichzeitig habe ich enorm viel über diese Zeit und auch über die Menschen damals gelernt.
    Das Nachwort hat dann noch einmal klar gestellt, was denn nun geschichtlich belegt und was der Fantasie der Autorin entsprungen ist.


    Ich kann mich Schneehase nur anschliessen, der Name Gablé bürgt immer für tolle historische Romane, in denen einfach alles stimmt.


    Von mir daher 10 von 10 Punkten

  • Kurzbeschreibung (Quelle: amazon)
    "Könige sind wie Gaukler. Sie blenden die Untertanen mit ihrem Mummenschanz, damit die nicht merken, dass das Reich auseinanderfällt"
    Anno Domini 951: Der junge Gaidemar, ein Bastard vornehmer, aber unbekannter Herkunft und Panzerreiter in König Ottos Reiterlegion, erhält einen gefährlichen Auftrag: Er soll die italienische Königin Adelheid aus der Gefangenschaft in Garda befreien. Auf ihrer Flucht verliebt er sich in Adelheid, aber sie heiratet König Otto.
    Dennoch steigt Gaidemar zum Vertrauten der Königin auf und erringt mit Otto auf dem Lechfeld den Sieg über die Ungarn. Schließlich verlobt er sich mit der Tochter eines mächtigen Slawenfürsten, und der Makel seiner Geburt scheint endgültig getilgt. Doch Adelheid und Gaidemar ahnen nicht, dass ihr gefährlichster Feind noch lange nicht besiegt ist, und als sie mit Otto zur Kaiserkrönung nach Rom aufbrechen, droht ihnen dies zum Verhängnis zu werden ...


    Autorin (Quelle: amazon)
    Rebecca Gablé, Jahrgang 1964, studierte Anglistik und Germanistik mit Schwerpunkt mittelalterliche Literatur in Düsseldorf, wo sie anschließend ein Jahr als Dozentin für altenglische Literatur tätig war. Heute arbeitet sie als freie Autorin. Ihr erster Roman "Jagdfieber" wurde 1996 für den Friedrich-Glauser-Preis nominiert. 1997 gelang ihr mit ihrem ersten historischen Roman "Das Lächeln der Fortuna" der Durchbruch. Seither folgten 8 weitere historische Romane und ein Sachbuch, die alle SPIEGEL-Bestseller wurden. Für ihren Roman "Die Hüter der Rose" erhielt sie 2006 den Sir-Walter-Scott-Preis. Rebecca Gablé lebt mit ihrem Mann am Niederrhein und auf Mallorca.


    Allgemeines
    Zweiter Band um Otto den Großen“ nach „Das Haupt der Welt“
    Erschienen am 27.04.2017 bei Bastei Lübbe als HC mit 768 Seiten
    Gliederung: Personenverzeichnis mit Kennzeichnung historischer Persönlichkeiten – Drei Hauptteile mit zahlreichen Kapiteln, jeweils mit Orts- und Zeitangabe betitelt – Autorennachwort und Danksagung
    Landkarte des Reiches Ottos des Großen (962) im vorderen Einband, Stammbaum der Ottonen im hinteren Einband
    Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven
    Handlungsort und -zeit: Kreuz und quer durch das Reich Ottos, 951 bis 962


    Inhalt und Beurteilung
    Der Roman setzt die Geschichte König Ottos des Großen ab 951 fort, kann aber auch ohne Vorkenntnis des Vorgängerbandes „Das Haupt der Welt“ gelesen und verstanden werden. Neben Otto stehen hier seine Gemahlin Adelheid, zuvor an der Seite ihres ersten, verstorbenen Gemahls Lothar Königin von Italien, und der (fiktive) Panzerreiter Gaidemar im Mittelpunkt. Vor dem sehr gut recherchierten Hintergrund der Zeit schildert die Autorin die einschneidendsten Ereignisse der Regierungszeit Ottos: die Rebellion seines Sohnes Liudolf aus seiner ersten Ehe mit einer angelsächsischen Prinzessin, der sich weder mit der Bevorzugung von Ottos hinterlistigem Bruder Henning (Heinrich) noch mit der eventuellen Bevorzugung von Ottos Söhnen aus zweiter Ehe abfinden will, die immer wieder aufflammenden Probleme mit den Slawen, gipfelnd im Einfall der Ungarn und der berühmten Schlacht auf dem Lechfeld (955). Schließlich wird der Weg zur Kaiserkrönung in Rom im Jahr 962 geschildert.
    Die Autorin versteht es, diese komplexen geschichtlichen Zusammenhänge äußerst anschaulich und nachvollziehbar zu vermitteln, sodass die Lektüre einer unterhaltsamen Geschichtslektion gleichkommt. Die Handlung um den fiktiven Gaidemar steht exemplarisch für das Leben und die „Arbeit“ der Panzerreiter, die für die Festigung der königlichen Macht unverzichtbar waren. Gut ausgearbeitet ist auch die glaubwürdige Charakterisierung der Hauptfiguren mit ihren Stärken und Schwächen, lediglich bei drei Romanfiguren (Immed von Saalfeld, Prinz Henning und Berengar von Ivrea) scheint die Persönlichkeitsdarstellung sehr schwarzgemalt.
    Der Roman ist in einem so flüssigen und anschaulichen Erzählstil gehalten, dass der Leser trotz des beachtlichen Umfangs von 768 Seiten nur so durch die Seiten fliegt und das Buch nur schwer aus der Hand legen kann.
    Die Landkarte im vorderen Buchdeckel und der Familienstammbaum im hinteren Buchdeckel erleichtern auch Lesern ohne geschichtliche Vorkenntnisse die Orientierung.


    Fazit
    Beste historische Unterhaltung mit gleichzeitigem Informationswert. Lesenswertes „Infotainment“!
    10 Punkte

  • Für mich war es wie jedes Mal, wenn ich einen Roman Rebecca Gablés aufschlage, eintauchen und ganz und gar gefangen sein in der Geschichte.


    Mit Gaidemar hat sie erneut eine liebenswerte, vom Leben gebeutelte Hauptfigur geschaffen, mit der man lieben und leiden kann. Er ist nicht frei von Fehlern und Schwächen, aber ein leidenschaftlicher Kämpfer für seine Überzeugungen und seine besondere Auffassung von Ehre bringt ihn nicht nur einmal in besonders unangenehme Situationen.
    Schon früh wird ihm das Herz gebrochen, weil er ebenso heftige wie ungebührliche Gefühle für die unerreichbare Adelheid hegt, seine Königin. Und mit Henning, des Königs Bruder, macht er sich den denkbar übelsten Feind.


    Bedrückend fand ich den Konflikt zwischen Otto und seinem Erstgeborenen, Liudolf. Besonders wegen dieser Sinnlosigkeit, die beiden durchaus bewusst ist. Und sind auch diese beiden, Vater und Sohn, gefangen in diesem Netz aus Ehre und Verpflichtungen, von dem sie sich nicht freimachen können (oder wollen).

  • Ich bin restlos begeistert und habe das Buch nur zögernd beendet, genauso, wie man die letzte Praline mit vollen Genuß ganz langsam isst, um möglichst viel davon zu haben. Was allerdings dem Sog widerspricht, den die Geschichte auf mich ausgeübt hat, so dass ich mich am liebsten verkrochen hätte, um nur nicht gestört zu werden.


    Der Vorgängerroman "Das Haupt der Welt" ist schon eine Weile her, doch ich war sofort wieder in der historischen Ebene des 10. Jahrhunderts. Adelheid ist wirklich eine faszinierende Figur, die zu der damaligen Zeit etwas ganz besonderes gewesen sein muss, schafft sie es doch, sich den mächtigen König Otto als Gefährtin, auch in politischen Themen, zu empfehlen. Diese Verbindung entsteht zwar unter unglücklichen Umständen, doch ist sie von Liebe und Respekt geprägt.


    Gaidemar, die zweite Hauptfigur, ist dagegen ein Kämpfer, der sich alles selbst erkämpfen muss, sei es Vertrauen, Respekt, aber auch Ansehen. Und das macht er mit einer ganz eigenen Art, die ich sehr bewundert habe, so dass er mein Held in diesem Buch war.


    König Otto ist natürlich eine der wichtigsten Figuren und ich bin sehr begeistert, wie intensiv die Autorin ihn geschildert hat in seinen ganzen Konflikten und Zielen. Ein außergewöhnlicher Herrscher.


    Dazu die vielen Haupt- und Nebenfiguren, die anschaulich beschrieben werden, so dass man sie durch die Geschichte gut verfolgen kann. Selbst Kampfszenen, die ich sonst eher überfliege, wurden hier in einem angemessenen Rahmen geschildert, so dass sie Spannung erzeugen, aber auch ein Bild der damaligen Zeit zeichnen. Die mehr als 700 Seiten sind durchweg spannend geschildert.


    Für mich war dieser Roman definitiv eins der Highlights diesen Jahres, dass Rebecca Gablé verdient als Königin des historischen Genres auszeichnet.


    Hoffentlich wird es weitere Romane geben, die in dieser Zeit spielen. Immerhin lebt Otto am Ende noch ;-)


    Von mir 10 Punkte