'Katzentisch' - Seiten 001 - 074

  • Im Moment habe ich kaum Zeit fürs Forum, aber da das Buch hier schon länger subbt, lese ich trotzdem mit. Ich hatte schon befürchtet, ich wäre gnadenlos hinterher, aber es gibt ja noch ein paar andere Eulen, die noch nicht so weit sind. Also lasse ich doch noch ein paar Gedanken los.


    Mir geht es eher wie xexos - mir fehlt die zeitliche Einordnung hier ziemlich. Gerade bei der Frage, warum Michael nicht bei seiner Mutter in England ist - natürlich spekuliere ich über solche Fragen beim Lesen - wäre es ja schon interessant zu wissen, ob wir von einem Kolonialgebiet sprechen oder ob es schon unabhängig ist, wie lange schon...


    Auch die Tatsache, dass die Jungs allein reisen hat mich sehr beschäftigt. Gerade in einer Zeit, in der Kindern immer weniger Freiheit zugestanden wird, ist es sehr interessant, das zu lesen. Ich bin zu Grundschulzeiten meiner Jungs schon mit deutlich kleineren Sachen bei anderen Müttern angeeckt ("Wie, deine Jungs dürfen wirklich schon allein zur Schule gehen/mit der Straßenbahn fahren/auf den Spielplatz gehen?") Wenn man wie viele andere hier im Strang auch in einer Zeit aufgewachsen ist, in der man als Kind in dem Alter stundenlang allein durch die Gegend gestreift ist, in der Jugendliche per Interrail durch Europa gondelten, führt der Kontrast schon dazu, dass man kritisch hinterfragt, wie viel Freiheit zu viel oder zu wenig ist.


    Den Schreibstil des Buches mag ich auf jeden Fall, die eher bunte Szenerie auf dem Schiff (gibt es eigentlich einen unzuverlässigen Erzähler als ein Kind in dem Alter?) finde ich eigentlich herrlich, unabhängig davon, ob wir von dem Garten im Bauch des Schiffes oder der Ansammlung von interessanten Personen am Katzentisch reden. Allerdings stolpere ich hin und wieder, wenn der Erzähler zu vorherigen oder späteren Ereignissen wechselt. Deshalb habe ich auch von Hörbuch zu gedrucktem Buch gewechselt, um leichter zurückspringen zu können.

  • Zitat

    Original von Ellemir
    Auch die Tatsache, dass die Jungs allein reisen hat mich sehr beschäftigt. Gerade in einer Zeit, in der Kindern immer weniger Freiheit zugestanden wird, ist es sehr interessant, das zu lesen. Ich bin zu Grundschulzeiten meiner Jungs schon mit deutlich kleineren Sachen bei anderen Müttern angeeckt ("Wie, deine Jungs dürfen wirklich schon allein zur Schule gehen/mit der Straßenbahn fahren/auf den Spielplatz gehen?") Wenn man wie viele andere hier im Strang auch in einer Zeit aufgewachsen ist, in der man als Kind in dem Alter stundenlang allein durch die Gegend gestreift ist, in der Jugendliche per Interrail durch Europa gondelten, führt der Kontrast schon dazu, dass man kritisch hinterfragt, wie viel Freiheit zu viel oder zu wenig ist.


    Prinzipiell gebe ich dir Recht. xexos schrieb es vorher auch schon: in unserer Zeit werden Kinder mancher Eltern überbehütet, teilweise auch regelrecht unselbständig gemacht, aber wir wollen solche Zustände und Zeiten, in denen Kinder allein auf Reisen durch die Welt geschickt wurden in der Hoffnung, dass schon nichts passieren würde, nicht mehr zurück, oder?!

  • Zitat

    Original von Regenfisch


    Das fürchte ich auch. Im Moment weiß ich noch zu wenig über die Mutter, um beurteilen zu können, was besser für den Jungen ist.


    Das bleibt noch abzuwarten... :grin
    Ich wollte nichts Negatives über die Mutter sagen. Dafür weiß ich an dieser Stelle des Buches einfach noch zu wenig über sie. Ich stelle mir nur vor, dass in diesem, Michaels, Alter die Entfremdung wahrscheinlich schnell wächst, weil die Entwicklung, körperlich und geistig, so rasant voran geht. Wird sie ihn erkennen? Wie fremd werden sie sich sein? Und wird sie da sein?

  • Zitat

    Original von Clare


    Prinzipiell gebe ich dir Recht. xexos schrieb es vorher auch schon: in unserer Zeit werden Kinder mancher Eltern überbehütet, teilweise auch regelrecht unselbständig gemacht, aber wir wollen solche Zustände und Zeiten, in denen Kinder allein auf Reisen durch die Welt geschickt wurden in der Hoffnung, dass schon nichts passieren würde, nicht mehr zurück, oder?!


    Ich sehe das nicht so problematisch wie ihr. Michael wird ind Schiff gesetzt und er wird in England wieder abgeholt. Wie gesagt, mich erinnert das an die heutigen Kinder, die alleine mit dem Flugzeug unterwegs sind. Das heiße ich nicht unbedingt gut, ist aber zu schaffen. Die Familie hatte wohl nicht die Möglichkeit, jemanden mitzuschicken oder Ondaatje hat die Kinder allein reisen lassen, damit sie ungestört alle Abenteuer erleben dürfen.
    Ich finde es bessre, den Kindern etwas zuzutrauen, als sie überzubehüten.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Ich schleich mich mal mit in eure Runde.
    Ich denke, ich bin schon über den ersten Abschnitt heraus, ich lese das eBook, da bin ich bei seitenangaben immer skeptisch, meistens passt es nicht.


    Das mit der zeitlichen Einschätzung fand ich auch etwas schwierig, aber ich hätte mal einfach den Klappentext lesen sollen :-)
    Da ich aber spontan reingelesen habe, ist mir der tatsächlich erst beim Eintrag in meine Bücherdatenbank ins Auge gesprungen.
    Ich denke das erklärt auch, warum Michael alleine nach Europa geschickt wurde. Damals hat man sich da auch nicht so den Kopf gemacht, ob die Kinder damit klarkommen. Und in Internaten mussten die Kinder ja auch irgendwie alleine klar kommen.
    Ich denke irgendwo zwischen dem heutigen dauerüberwachen und dem damaligen Laisser-faire liegt vermutlich der richtige Weg. Ich versuch das zumindest bei meinen Kindern so ( die den Vorteil haben viele Dinge zu zweit anzugehen und sich damit gegenseitig Halt geben können. Ich weiß, das ist ein grandioser Vorteil)


    Vom Lesefluss her empfinde ich es als angenehm zu lesen, allerdings muss ich auch feststellen, es plätschert so vor sich hin. Ich werde wohl parallel auch noch was anderes lesen, aber um mal ne halbe Stunde abzuschalten ist es toll.

  • Zitat

    Original von streifi
    Ich schleich mich mal mit in eure Runde.
    Ich denke, ich bin schon über den ersten Abschnitt heraus, ich lese das eBook, da bin ich bei seitenangaben immer skeptisch, meistens passt es nicht.


    Im Eröffnungstread gab es mal Kapitelüberschriften. Ich habe auch das eBook gelesen und bin prima zurecht gekommen. :wave


    Zitat


    Vom Lesefluss her empfinde ich es als angenehm zu lesen, allerdings muss ich auch feststellen, es plätschert so vor sich hin. Ich werde wohl parallel auch noch was anderes lesen, aber um mal ne halbe Stunde abzuschalten ist es toll.


    Zum abschalten wäre das Buch nichts für mich gewesen. So unterschiedlich empfindet man das! Ich musste mich über weiter Strecken sehr konzentrieren, um am Ball zu bleiben und nichts zu verpassen.

  • Zitat

    Original von Clare
    Zum abschalten wäre das Buch nichts für mich gewesen. So unterschiedlich empfindet man das! Ich musste mich über weiter Strecken sehr konzentrieren, um am Ball zu bleiben und nichts zu verpassen.


    Das geht mir bei dem Buch vor allem an den Stellen mit den Zeitsprüngen sehr ähnlich. Meist merke ich erst nach einer halben Seite, dass ich das Gelesen gar nicht aufgenommen habe und muss noch mal zum Seitenanfang zurück.

  • Zitat

    Original von Regenfisch


    Ich sehe das nicht so problematisch wie ihr. Michael wird ind Schiff gesetzt und er wird in England wieder abgeholt. Wie gesagt, mich erinnert das an die heutigen Kinder, die alleine mit dem Flugzeug unterwegs sind. Das heiße ich nicht unbedingt gut, ist aber zu schaffen. Die Familie hatte wohl nicht die Möglichkeit, jemanden mitzuschicken oder Ondaatje hat die Kinder allein reisen lassen, damit sie ungestört alle Abenteuer erleben dürfen.
    Ich finde es bessre, den Kindern etwas zuzutrauen, als sie überzubehüten.


    Ich sehe das genauso wie Regenfisch, natürlich ist es nicht gut, dass ein 11 jähriger eine solche Reise allein antritt, aber allzu problematisch sehe ich das Ganze auch nicht, wenn das Schiff nicht untergeht, kann ihm ja im Prinzip nicht viel passieren, auch wenn man an Bord durchaus für bessere Betreuung hätte sorgen müssen (auch zum Wohl der anderen Passagiere ;-))

  • Zitat

    Original von Saiya
    Das ist einer der Gründe, warum ich das Buch verhältnismäßig langsam lese. Das ist aber keine Kritik, denn ich mag es immer mal wieder gern, wenn ich beim Lesen sozusagen "entschleunigt werde".


    Mich hat es leider statt zu entscheunigen eher raus geschleudert. :grin

  • Zitat

    Original von Zwergin
    Ich sehe das genauso wie Regenfisch, natürlich ist es nicht gut, dass ein 11 jähriger eine solche Reise allein antritt, aber allzu problematisch sehe ich das Ganze auch nicht, wenn das Schiff nicht untergeht, kann ihm ja im Prinzip nicht viel passieren, auch wenn man an Bord durchaus für bessere Betreuung hätte sorgen müssen (auch zum Wohl der anderen Passagiere ;-))


    Ich wollte das auch nicht überbewerten. Die Zeiten waren so, und es ging ja auch nicht anders, und der Junge musste ja irgendwie zu seiner Mutter.
    Ich wollte nur sagen, dass ich froh bin, dass es so nicht mehr laufen muss.
    Und Regenfisch hat auch Recht: auch heute reisen Kinder allein, und das ist auch in Ordnung und hilft beim selbständig werden.