Das Lied der Krähen - Leigh Bardugo

  • Inhalt:
    Ketterdam – pulsierende Hafenstadt, Handelsmetropole, Tummelplatz zwielichtiger Gestalten: Hier hat sich Kaz Brekker zur gerissenen und skrupellosen rechten Hand eines Bandenchefs hochgearbeitet. Als er eines Tages ein Jobangebot erhält, das ihm unermesslichen Reichtum bescheren würde, weiß Kaz zwei Dinge: Erstens wird dieses Geld den Tod seines Bruders rächen. Zweitens kann er den Job unmöglich allein erledigen …
    Mit fünf Gefährten, die höchst unterschiedliche Motive antreiben, macht Kaz sich auf in den Norden, um einen gefährlichen Magier aus dem bestgesicherten Gefängnis der Welt zu befreien. Die sechs Krähen sind professionell, clever, und Kaz fühlt sich jeder Herausforderung gewachsen – außer in Gegenwart der schönen Inej …


    Rezension:
    Dreißig Millionen Kruge - das ist die Belohnung für die Meisterung einer unmöglich scheinenden Mission: Dem Einbruch in das Eistribunal.
    Wenn einem diese Aufgabe gelingen kann, dann dem kriminellen Superhirn Kaz Brekker, doch auch er benötigt Unterstützung und so macht sich eine Mannschaft von sechs Personen auf in Richtung Fjerda.


    "Das Lied der Krähen" von Leigh Bardugo ist der Auftakt der Glory or Grave Dilogie, der aus wechselnden personalen Erzählperspektiven von Kaz Brekker und seiner Mannschaft erzählt wird.
    Das Buch spielt in derselben Welt, wie die Grischa Trilogie der Autorin, doch während diese überwiegend in Rawka angesiedelt war, lernen wir nun Ketterdam und Fjerda kennen.


    Wir durften nicht nur Einblick in die Gedankenwelt des kriminellen Superhirns Kaz nehmen, sondern auch in die von Inej, dem Phantom, die im Auftrag von Kaz immer auf der Suche nach Geheimnissen ist. Der quirlige Scharfschütze Jesper Fahey, die starke Grischa Nina Zenik, der ruhige, aber gefährliche Hexenjäger Matthias Helvar sind ebenfalls Erzähler und komplettieren mit dem eher unschuldig wirkenden Wylan Kaz bunt zusammengewürfelte Crew.
    Alles sehr spannende Charaktere, die alle keine weiße Weste haben. Als Mitglieder der Dregs, einer Bande, die im Barrel vom Ketterdam ihr Unwesen treibt, verdienen Kaz, Inej, Jesper und Nina ihr Geld nicht selten durch Diebstahl und Gewalt.
    Jeder der Charaktere hat aber auch seine guten Seiten: Inej ist beispielsweise eine sehr moralische Suli, die jeden Tod bereut, oder die kühne Nina, die als Grischa Entherzerin, ein Herz mit nur einer Handbewegung dazu bringen kann, mit dem Schlagen aufzuhören, mit einer Liebe und Leidenschaft für Süßigkeiten. Ich hatte viel Spaß dabei die Charaktere kennenzulernen, denn sie sind sehr facettenreich und man kann sie nicht einfach in Schubladen stecken. Alle haben schon etwas Schlimmes in ihrem Leben durchmachen müssen, aber sie schlagen sich durch und lassen sich nicht unterkriegen!


    Auch die Geschichte hat mir richtig gut gefallen! Die Handlung braucht zwar am Anfang ein wenig Zeit, sich zu entwickeln, aber sie nimmt immer mehr an Fahrt auf, bis man nicht mehr mit dem Lesen aufhören kann! Leigh Bardugo hat eine absolut spannende Geschichte geschaffen!
    Man wusste nie, ob manche Handlungen zum Plan gehörten. War das Absicht? Geht der Plan nun den Bach runter? Man war sich selten sicher und wurde immer wieder aufs Neue überrascht! Die vielen Wendungen konnte man einfach nicht vorhersehen und ich habe komplett mit Kaz und seiner Bande mitgefiebert. Wirklich ganz großes Kino!


    Fazit:
    Mit "Das Lied der Krähen" ist Leigh Bardugo ein genialer Auftakt gelungen!
    Ich liebe die facettenreichen Charaktere, fand es spannend sie und ihre Geschichten kennenzulernen und mit ihnen mitzufiebern. Die Handlung konnte mich absolut packen, denn es gab so viele Wendungen, mit denen man einfach nicht rechnen konnte. Ich bin begeistert von der Geschichte und vergebe fünf Kleeblätter!
    10/10

  • Zitat

    Original von Buchdoktor
    Ausgerätselt. Das englische Original wird ab 12 empfohlen.


    Aha. Ich fange jetzt an, das Buch zu lesen. Bin gespannt.

    Irrlicht und Hexe (7. Hexenregel: Unterschätze nie die Kraft des Wortes - es hat eine besondere Kraft, es kann befreien, anstoßen und verändern, aber auch verletzen und zerstören)

  • Und kaum begonnen zu Lesen, habe ich schon etwas gelernt.


    Zitat auf S. 14: "Indenturen, und mit Grischa waren nicht billig, und Hoede hielt sich sogar drei."


    Da ich den Begriff "Indentur" nicht kannte, habe ich mich schlau gemacht, dass es eine "Vertragsknechtschaft" auf Zeit, also eine Zeitarbeit ist, bei der sich Arbeiter für einen bestimmten Zeitraum ohne Lohn verdingen und im Gegenzug z. B. Kost, Logis, eine Ausbildung oder anderes erhalten, wofür ihnen das Geld fehlt.

    Irrlicht und Hexe (7. Hexenregel: Unterschätze nie die Kraft des Wortes - es hat eine besondere Kraft, es kann befreien, anstoßen und verändern, aber auch verletzen und zerstören)

  • Ich rätsele auch noch daran rum.


    Wäre es ein Jugendbuch, wäre es doch sicher wie Grischa bei Carlsen erschienen. Beim Knaur Verlag, bei amazon, beim audiobuch-Verlag steht nichts von Jugendbuch. Vermutlich ist es Young Adult, das dann sowieso von Erwachsenen gelesen wird ...


    Grishaverse

    Interessanterweise gibt es eine Trilogie, die als Jugendfantasy ab 2012 bei Carlsen erschienen ist, und die offenbar in derselben Welt spielt, wie „Das Lied der Krähen“: Grisha-Trilogie

  • Zitat

    wie Grischa bei Carlsen

    Interessanterweise gibt es eine Trilogie, die als Jugendfantasy ab 2012 bei Carlsen erschienen ist, und die offenbar in derselben Welt spielt, wie „Das Lied der Krähen“: Grisha-Trilogie

    Die Frage war, wenn Grischa eine Jugendtrilogie ist und wenn die Krähen im Original ab 12 empfohlen sind, warum sie dann in Deutschland im normalen Programm erscheinen ... ;)

  • Ja eben, die Grisha-Trilogie ist ein weiterer Beleg dafür, dass auch dieses Buch eigentlich zum Jugendbuch gehört. Knaurs Beweggründe, anders zu entscheiden, erschließen sich mir jedenfalls nicht. Es wundert mich auch, dass Carlsen hier nicht zugeschlagen hat. Vielleicht hat sich die Trilogie nicht gut genug verkauft?


    Edit: :bonk Den Grisha-Teil in deinem Post habe ich jetzt, beim dritten Lesen, dann auch endlich mal gesehen. Sorry. Ich geh mir mal nen Termin beim Optiker holen. Grummel.

  • Nachdem ich das Buch als HB gehört habe, kann ich die Entscheidung nachvollziehen. Irgendwo müssen wir das Thema hier auch schon diskutiert haben. Die Figuren verhalten sich - durch ihr Schicksal gezwungenermaßen - sehr erwachsen und das passt zu einer Zielgruppe ab 12 weniger, bzw. gefällt denen weniger, die Bücher für 12-Jährige kaufen.

  • Kaz Brekker gehört zu einer der Gangs von Ketterdam, und man sagt ihm allerhand nach, auch, dass er Unmögliches möglich machen kann. Als einer der Kaufleute des Kaufmannrates sich an ihn wendet, hat dieser einen wahrlich unmöglichen Auftrag für ihn, er soll jemand aus dem Eistribunal befreien. Kaz traut sich das schon zu, aber nicht allein, er muss zunächst noch ein paar besonders talentierte Mitstreiter rekrutieren – zu Sechst machen sie sich schließlich auf nach Fjerda, um Unmögliches möglich zu machen.


    Der Roman spielt in der Grisha-Welt der Autorin, aber auch wenn man diese nicht oder nicht gut kennt, kann man ihn verstehen und genießen. Ich selbst habe vor Jahren „Goldene Flammen“ gelesen, und danach – leider – keinen weiteren mehr. Die Welt ist durchdacht, aber es gibt ja einige Romane, die in ihr spielen. Das Eistribunal befindet sich in Fjerda, wo auch die Drüskelle beheimatet sind, diejenigen, die, wie Hexenjäger, fanatisch nach Grishas suchen. Und, überraschenderweise wird unter Kaz Mitstreitern auch einer von ihnen sein. Zu Beginn des Romans gibt es eine Karte der Welt und eine des Eistribunals


    Die Hauptcharaktere lernt man nach und nach besser kennen, dazu trägt auch bei, dass abwechselnd aus ihren verschiedenen Perspektiven erzählt wird, wobei – leider – einer von ihnen, nämlich Wylan, ausgelassen wird. Schade, wie ich finde. Jeder der Sechs ist besonders, und man erfährt nach und nach mehr über sie, Dinge, die zunächst noch Fragen aufwerfen, werden entschlüsselt. Ich kann gar nicht sagen, wen ich am liebsten mag, sie sind alle interessant und haben ihre guten und schlechten Seiten.


    Zunächst fand ich den Roman recht langatmig, und ich wusste nicht, ob ich die vielen Seiten bis zum Ende durchhalte, obwohl es nicht uninteressant zu lesen war, doch dann, etwa zur Mitte, hat die Spannung ordentlich zugelegt, und ich konnte das Buch kaum noch aus der Hand legen. Es endet mit einem Cliffhanger, aber es handelt sich ja auch um den ersten Band einer Dilogie – ich bin schon sehr gespannt auf den Nachfolgeband.


    Es hat ein bisschen gedauert, doch dann hat mich der Roman sehr gefesselt. Sehr interessant sind auch die Welt und die Charaktere, über die man nach und nach immer mehr erfährt. Ich vergebe 9 Punkte und eine Leseempfehlung für Genrefans.