'Narziß und Goldmund' - Kapitel 01 - 04

  • Ja, die Namensgebung finde ich auch nicht sonderlich gelungen - wenn schon so sprechende Namen, dann sollte sie auch zu den Charakteren passen.


    Worüber ich mir einige Male Gedanken gemacht habe, war wenn von "Gefährdung" die Rede war. Sind da nur sexuelle Gefahren angedeutet, die von der christlichen Ethik die Gefahr zur Sünde der Wollust meint? Oder sind da eher geistige Gefahren des falschen Denkens gemeint? Wie verboten waren damals innige Freundschaften zwischen Lehrern und Schülern?

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Virginia Woolf: Orlando

  • Ich habe beschlossen, das Hörbuch abzubrechen. So schön Gert Heidenreich auch liest, aber ich glaube, das Buch ist nichts (mehr) für mich.

    Schade Saiya, dass Du nicht mehr mit dabei bist.. Aber ich kann Dich auch verstehen. Lesen könnte ich das Buch im Moment auch nicht. Als Hörbuch funktioniert es bei mir noch ganz gut.

  • Einerseits erscheint Goldmunds Mutter ihm im Traum,

    Das war kein Traum, das war eine Erinnerung, die lange Zeit verschüttet war.


    Mi der Freundschaft von Narziss und Goldmund habe ich meine Probleme.

    Es fällt mir schwer nachzuvollziehen, dass zwei so unterschiedliche Menschen Freunde werden. Dass sie von einander fasziniert sind und den Dialog suchen, kann ich verstehen. Dass aber „Verbindungen von Seele zu Seele“ entstanden?

    Goldmund sieht in Narziss ein Vorbild, dem er nacheifern möchte. Er ist sozusagen ein Fan von ihm.

    Narziss sieht in Goldmunds Natur „die andere, verlorene Hälfte seiner eigenen“. Diesen Satz fand ich wehmütig, klingt er doch so, als ob Narziss etwas von sich selbst verloren habe. Er macht aber keine Anstalten, das wiederzufinden. Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich das richtig verstanden habe.

    Andererseits erklärt er Goldmund, sie beide wären einander Gegenstück und Ergänzung. Also doch auch ein Geben und Nehmen. Er spricht aber nur von seiner Aufgabe, nämlich Goldmund auf seinen richtigen Weg zu bringen. Aber was kann er im Gegenzug von Goldmund lernen?

  • Worüber ich mir einige Male Gedanken gemacht habe, war wenn von "Gefährdung" die Rede war. Sind da nur sexuelle Gefahren angedeutet, die von der christlichen Ethik die Gefahr zur Sünde der Wollust meint? Oder sind da eher geistige Gefahren des falschen Denkens gemeint? Wie verboten waren damals innige Freundschaften zwischen Lehrern und Schülern?

    Ich weiß jetzt nicht genau, welche Stellen das sind. Aber ich meine, dass es um sexuelle Gefahren ging.


    Ich bin verwirrt.

    Schon zu Beginn wird erwähnt, dass „der hübsche zärtliche Junge“ gefiel. Natürlich dachte ich sofort an die Missbrauchsfälle in Internaten etc.

    Es ist auch immer wieder von Liebe die Rede. Das ist natürlich ein vielschichtiges Wort. Wenn Goldmund Liebe gegenüber Narziss und dem Abt empfindet, ist das wohl eher Verehrung und Zuneigung. Es ist aber auch von begehrenden Augen älterer Männer auf Schüler oder Novizen die Rede. Und Narziss (2. Kapitel):

    Zitat

    „nun verstand er sie besser – auch er sah eine Verlockung darin, den hübschen Goldmund liebzuhaben, sein holdes Lachen hervorzurufen, mit zärtlicher Hand durch sein hellblondes Haar zu streichen. Aber nie würde er das tun, niemals.“

    Ist das so zu verstehen, dass Narziss homosexuelle Neigungen verspürt, die er aber nicht ausleben will? Kurz darauf ist allerdings von „Freundschaft“ die Rede.:gruebel

  • Hab ich da was überlesen?

    Das kann ich nicht beurteilen, aber meine Eindrücke sind meine Eindrücke. Ich habe mir das nicht ausgedacht oder etwas dazu "gedichtet".

    Narziß erläutert das Goldmund ja selbst so, als er ihm die Unterschiede zwischen dem beiden aufzeigen will und das taucht auch immer wieder in Verbindung mit Gildmunds Mutter auf. Abgesehen davon findet man auch Angaben dazu, wenn man Interpretationen zum Buch liest.

  • Nein, Narziß hat in meinen Augen keine homosexuellen Neigungen. Es gibt ja immer noch Liebe, die nicht sexuell ausgerichtet ist. Er mag ja auch keine Berührungen an sich selbst. Was aber auch ein gewisser Selbstschutz sein kann.

    Der Abt beobachtet ja die innige Freundschaft der beiden und denkt dabei an andere, die begehrliche Blicke etc. aufeinander geworfen haben. Bei den beiden sieht er aber keine Gefahr.

  • Nein, Narziß hat in meinen Augen keine homosexuellen Neigungen. Es gibt ja immer noch Liebe, die nicht sexuell ausgerichtet ist. Er mag ja auch keine Berührungen an sich selbst. Was aber auch ein gewisser Selbstschutz sein kann.

    Der Abt beobachtet ja die innige Freundschaft der beiden und denkt dabei an andere, die begehrliche Blicke etc. aufeinander geworfen haben. Bei den beiden sieht er aber keine Gefahr.

    Mich hat halt der Satz im 4. Kapitel stutzig gemacht:

    Zitat

    ... deine Träume sind von Mädchen, meine von Knaben...

  • Andererseits erklärt er Goldmund, siebeide wären einander Gegenstück und Ergänzung. Also doch auch ein Geben und Nehmen. Er spricht aber nur von seiner Aufgabe, nämlich Goldmund auf seinen richtigen Weg zu bringen. Aber was kann er im Gegenzug von Goldmund lernen?

    Ich denke mal, er könnte von Goldmund lernen etwas weniger nüchtern, rational und wissenschaftlich zu denken und zu handeln und stattdessen mehr auf seine Gefühle und Emotionen zu hören. Weniger der Wissensmensch zu sein und mehr ein Gefühlsmensch zu werden.

    Im zweiten Abschnitt sagt er dann auch noch, dass er ja davon lernt, mit schwierigen Schülern ( "Goldmund" ) umzugehen. Er lernt das natürlich eher in seiner Aufgabe als Lehrer und Vorbild im Kloster.

  • Ich bin gerade mal am Ende von Kapitel 2, also genau in der Mitte des ersten Abschnitts. Gelesen habe ich eure bisherigen Beiträge nur sehr oberflächlich und auch nur die am Anfang. Ein Grund, warum ich eher kurze Abschnitte bei Leserunden mag.


    Die Sprache ist sehr ausschweifend und verdreht. Geschrieben wurde das Buch laut Wikipedia zwischen April 1927 und März 1929 und spielt irgendwann im Mittelalter. Der letzte Aspekt überrascht mich ein wenig, die Jahrtausendwende 19./20. Jahrhundert hätte ich eher erwartet. Schnell werde ich mit dem Buch wohl nicht vorankommen. Ich habe beim Lesen lieber Inhalt als Form. Hier muss ich oft mehrere Abschnitte mehrmals lesen und weiß inhaltlich doch nicht, was ich da eigentlich gerade mit meinen Augen aufgenommen habe. Es ist halt mal was anderes als der sonstige Thrillereinheitsbrei. ;)

  • . Es ist halt mal was anderes als der sonstige Thrillereinheitsbrei.

    Na da hast Du auf jeden Fall Recht!:lache:lache

    Ich bin ja gespannt, wie Du das Buch noch findest, wenn Du weiter gelesen hast. Meiner Meinung nach hätte dem Buch insgesamt ein wenig mehr Handlung schon gut getan.....

  • ;) Dann würde ich streitlustig mal einwerfen, dass "mäandern" hier gar nicht passt, denn die Geschichte wird doch recht stringent an einem Faden entlang erzählt.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Virginia Woolf: Orlando