'Kleiner Mann - was nun?' - Seiten 437 - Ende

  • Ich fand den Schluss des Buches vollkommen schlüssig und rund. Der kleine Mann Pinneberg wird wohl wirklich für immer ein armer Schlucker bleiben - oder er fällt auf die Versprechungen der Nazis herein.

    :gruebel Die Gefahr sehe ich auch. Ich habe in den letzten Tagen die Spielfilm-Dokumentation auf ARTE angeschaut: "Krieg der Träume - 1918 - 1938", die genau diese Zeit mit ihren vielfältigen Problemen aus verschiedenen Blickwinkeln schlaglichtartig beleuchtet.


    Der Kleine Mann musste sich letztendlich entscheiden, ob er als Kommunist verfolgt oder als Nationalsozialist anerkannt werden möchte. Viel Entscheidungsmöglichkeit blieb da nicht und ein solcher Charakter wie Hannes Pinneberg würde sich wohl eher für das einfachere Angebot der Nazis entscheiden und dann versuchen sich möglichst aus den Anforderungen heraus zu halten - bis zum Krieg. Dann wird er eingezogen und sein Lämmchen muss sich mit ihren inzwischen fünf kleinen Kindern irgendwie durchschlagen. Ob sie mit ihrer Näherei weit kommt? Wahrscheinlich geht sie eher in die neue Fabrik und schneidert Waffenröcke oder sonstiges Soldaten-Outfit. Zum Lohn bekommt sie dann das Mutterkreuz verliehen! :gruebel


    Man kann das auch noch weiter spinnen: Mutter Mia Pinneberg kauft zu einem Spottpreis das Kaufhaus des Juden und stellt ihren Jachmann als Personalchef und Hannes als Verkäufer ein.

    Murkel kommt mit Schuleintritt zu den Pimpfen, später zur Hitlerjugend und wird im Krieg als Kanonenfutter verheizt.

    . . . :write

    - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Diana Wynne Jones: Howl's Moving Castle

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Tante Li ()

  • Pinneberg steht da wirklich für die meisten kleinen Leute: wie sie sich auch abmühen, sie kommen auf keinen grünen Zweig.

    Emma wird mit Näharbeiten auch nicht viel helfen können - sowas ist schon immer schlecht bezahlt worden und oft genug wurden Frauen dann noch um den mageren Lohn betrogen - wie beschrieben.


    Ich fand ihre Haltung zu den Holzdiebstählen erstaunlich. Nix gegen Ehrlichkeit - aber so langsam ist es bei den beiden ums Überleben gegangen.


    Mir ist ganz oft die Dreigroschenoper durch den Kopf gegangen beim Lesen: Erst kommt das Fressen, dann die Moral.

  • :gruebel Seltsamerweise finde ich, dass gerade in diesem Buch deutlich wird, dass sich gerade die, die sich satt essen konnten, weniger Moral zeigten als die hungernden Menschen.


    Zur Zeit läuft ja der neue Kinofilm über die damalige, geplante Verfilmung der Dreigroschenoper: Mackie Messer Ich habe mir den Besuch für den 3. Oktober in unserem Programmkino eingeplant - bin schon sehr gespannt.

    - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Diana Wynne Jones: Howl's Moving Castle

  • Zur Zeit läuft ja der neue Kinofilm über die damalige, geplante Verfilmung der Dreigroschenoper: Mackie Messer Ich habe mir den Besuch für den 3. Oktober in unserem Programmkino eingeplant - bin schon sehr gespannt.

    Ich habe den Film gesehn, am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig, man muss den Film Zeit lassen. Ich fand ihn super.