Bücher wie Brandbeschleuniger - oder doch Feuerlöscher? Sarrazin, Pirinçci, Hahne & Co.

  • Danke für den Link, Buchdoktor. Die Zahlen haben mich zwar etwas überrascht, glaube ich aber unbesehen. Offizielle Vertuschung, die es immer gab, zweifellos, hätte es aber in diesem Falle nicht gebracht, ich habe allein beim Militär (für bestimmte Studienrichtungen musste man sich für 3 Jahre verpflichten) Tausende von Leuten kennengelernt, das wäre nie unausgesprochen gewesen. Verweise übrigens auf das Kevin-Bacon-Oracle :) Schaut es euch mal an, sehr hübsch!

    Wie gesagt, es ging mir jetzt nur um das Beispiel eines Messers als tödliche Waffe in einem schnell eskalierenden Konflikt ...

    Ich wollte das jetzt auch gar nicht aufblasen, hatte eben nur gerade den Kriminalbericht gelesen ... ;)

    Schönen Tag euch noch!

  • Wäre das Kevin Bacon Orakel nicht eine Wunderwaffe gegen die Mär von der Lügenpresse? Wenn ich jemanden kenne, der den Betroffenen kennt, komme ich doch flink an die Info, was wirklich passiert ist.


    Ziemlich viele Verschwörungstheorien ließen sich simpel entkräften, wenn man fragt: Woher hast du die Info, kennst du die Beteiligten, wer kann das bestätigen? Allein damit würden die Hahnes dieser Welt recht blass aussehen ...

  • Ich verstehe die Argumentation überhaupt nicht. Selbst wenn es irgendwas in der DDR nicht gegeben hat oder hätte - soll die Konsequenz dieser Behauptung dann sein, es wäre sinnvoll, die DDR aufleben zu lassen? Das wäre ein ganz erstaunlicher Vorschlag.


    Das Fernsehen der DDR hat 1971 auf den Erfolg der ARD-Reihe "Tatort" reagiert, indem die Serie "Polizeiruf 110" in die Produktion ging, nach Jahren des Widerstands der Offiziellen, denn offiziell gab es in der DDR keine Kapital- und Gewaltverbrechen dieser Größenordnung, also auch und erst recht keine Morde - vor allem nicht solche aus Gier, denn Gier war unsozialistisch. Man beschäftigte sich in der Serie deshalb anfangs auch eher mit Einbruchsdelikten und ähnlicher, "einfacherer" Kriminalität.

    Was ich damit sagen will: Was man - auch als DDR-Bürger - über die DDR wusste und zu wissen glaubte, war nicht notwendigerweise das, was es zu wissen gab. Um es noch vorsichtig auszudrücken.


    Mit Messern wurden schon in der Eisenzeit und in der Antike Leute umgebracht. Es zeichnet Gesellschaften weder aus, dass es viele Messermorde gibt, noch das Gegenteil davon. Und es ist, glaube ich, grundsätzlich ein ziemlich abseitiges Thema, oder?

  • Was die Frage, ob es "so etwas" in der DDR (oder bei Adolf oder bei den Natives im brasilianischen Regenwald) nicht gegeben habe oder nicht hätte geben könne , hat mit den Fragen, die Tom stellt, rein gar nichts zu tun.

    Und Speichel ist eine Flüssigkeit. Flüssigkeiten kann man nicht "sortieren", zumindest solange sie nicht getrennt in Behältnisse abgefüllt sind.


    Zur Sache: Bücher, die aufkeimenden und um sich greifenden gesellschaftlichen Strömungen hinterherschreiben, sich diesen förmlich andienen, um damit die Stimmung weiter anzuheizen und dadurch viel Geld zu verdienen, hat es immer gegeben. Hier bei mir (inzwischen sehr weit hinten im Regal) stehen noch flammende Pamphlete aus der Zeit der sogenannten sexuellen Revolution einträchtig neben den "Bibeln" der 68er, den Schriften von Marcuse und Amend zum Beispiel. Da wo sie stehen, können sie wenigstens keinen Schaden mehr anrichten, was ihnen, zugegeben, in Bezug auf mein Hirn einige Jahre lang durchaus gelungen war.

    Inzwischen hat mich das Leben gelehrt, gar nichts mehr zu glauben, vor allem dann nicht, wenn es besonders schmackhaft, also verführerisch daherkommt. Insofern genügt mir ein "Querlesen" von Sarrazin und Co. vollkommen, um zu wissen, was er beabsichtigt. Dafür brauche ich das (stilistisch auch noch üble) Werk nicht zu kaufen - und ein weiteres von ihm schon gleich gar nicht. Selbiges gilt für die anderen hier genannten Brunnenvergifter (oder sogar geistig Verwirrten) - und natürlich auch für "Mein Kampf" u. ä.


    Merke: Allem, was scheinbar süffig runtergeht, ist mit größtem MIsstrauen zu begegnen. Schon gar, wenn es diejenigen zu Begeisterungsstürmen hinreißt, die sich für "das Volk" halten.

  • Früher war alles besser - oder doch nicht?


    Früher war alles schlechter: Warum es uns trotz Kriegen, Krankheiten und Katastrophen immer besser geht -


    Endlich einmal gute Nachrichten: Warum es der Welt immer besser geht

    Hand aufs Herz, was würden Sie denken: Sterben heute mehr Menschen bei Flugzeugabstürzen als früher oder weniger? Gibt es heute mehr Kriege und Kriegstote als vor 30 Jahren oder weniger? Arbeiten wir wirklich immer mehr? Müssen heute mehr Kinder unter Kinderarbeit und Gewalt leiden, oder sind es weniger geworden? Steigt die Kriminalität in Deutschland oder sinkt sie? Tagtäglich werden wir mit schlechten Nachrichten konfrontiert – und übersehen dabei, dass sich vieles (und vor allem viel Wichtiges) zum Besseren verändert. Wir leben heute in einer Welt mit weniger Armut, steigendem Wohlstand und sinkender Sterblichkeit, das belegt SPIEGEL-Redakteur Guido Mingels im vorliegenden Buch beeindruckend. Seine Texte und Grafiken verdeutlichen einen überraschenden Trend zum Besseren. Denn auch wenn die Nachrichten oft anderes vermuten lassen: Vieles in unserer Welt bewegt sich in die richtige Richtung.


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  • 209 Prominente Kulturschaffende fordern Rücktritt Seehofers:

    http://www.faz.net/aktuell/feu…st-seehofer-15799378.html


    "Der Brief wirft Seehofer zudem vor, dass er die rassistischen und kriminellen Übergriffe bei der Chemnitzer Demonstration bagatellisiere. Und: „Seine enthemmten Bierzeltreden und unschlüssigen Pressekonferenzen tragen maßgeblich dazu bei, dass sich der Ton der politischen Auseinandersetzung in diesem Land öffentlich verschärft - und dass dadurch auch die AfD ihre rechtspopulistische und rechtsradikale Entgleisungsrhetorik immer weitertreibt.“"


    Das ist genau das gleiche Verhalten mit der gleichen möglichen Konsequenz wie bei den hier diskutierten Autoren und Büchern. Mich stimmt positiv, dass es hierzu endlich Gegenstimmen gibt. Aus meiner Sicht ist es dringend erforderlich - und dies nicht nur hier, sondern überall: am Arbeitsplatz, am Familientisch, in der Fußgängerzone, überall wo sich Menschen treffen - diese einseitigen und populistischen Äußerungen nicht unwidersprochen stehen zu lassen. Mich stören diese agitatorischen Versuche.

  • Zeit-Artikel: Journalistin in Sachsen


    :gruebel Seltsam, wie sich das Gefühl gegenüber Journalisten geändert hat. Früher konnten sich Normalbürger geehrt fühlen, wenn die Presse Notiz von einem genommen hat - vorausgesetzt, man wurde lobend erwähnt.

    Andererseits war man empört, wenn sich Journalisten sensationslüsternd über das Privatleben von Prominenten hermachten und fand es gerechtfertigt, wenn sie mal weggescheucht oder am Fotoschießen gehindert wurden.

    Heute leben Journalisten anscheinend richtig gefährlich, wenn sie ein möglichst ausgeglichenes Bild einer brisanten Situation bei eine Demonstration einfangen und veröffentlichen wollen. :gruebel

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Diana Wynne Jones: Howl's Moving Castle


  • Natürlich kann man Speichel nicht sortieren. Man kann zum Beispiel auch keinen "Sockenschuss" oder ein "Rad ab" haben. Es sind dies Redewendungen, und wenn man in der Sprache etwas nicht nutzen darf, dass es nicht gibt oder praktisch unmöglich ist, verböte sich auch die Bildung vieler Metaphern. Sollte man als verlegter Autor eigentlich wissen.


    Wenn ich mich bei Beowulf etwas im Ton vergriffen hatte, möchte ich mich hiermit entschuldigen.


    Und selbstverständlich hat das mit den Fragen, die Tom stellt, etwas zu tun.

    Es stellt sich nämlich die Frage, warum Autoren wie Sarrazin & Co riesige Auflagen haben und die AfD Aufwind. Das ist eine komplexe, vielschichtige Problematik und hat die verschiedensten Ursachen: archaische Verhaltensmuster, Globalisierung, Ökonomie, Ängste, Zukunftsängste, Wegbrechen des Mittelstandes uswusf. Ich brachte nur ein Beispiel aus der Praxis, da ich, wie gesagt, aus der Nachtschicht kommend, kurz vorher den Polizeibericht gelesen hatte. Und das, was man da liest, erzeugt Unmut in der Bevölkerung und macht es radikalen Rattenfängern leichter. Ganz einfach!


    Und dies „Merke“ ist süß. :) Die einzige Passage in Hitlers „Mein Kampf“ (ansonsten widerlicher, unsäglicher Müll), die halbwegs lesbar ist, ist die über Massenpsychologie und Propaganda: z. B. ganz simpel „Einfache Dinge oft wiederholen.“ So hat er es dann ja auch gemacht ...


    Nun würde ich zu Toms Beitrag gern eine lange Replik schreiben, hätte ich jetzt auch gemacht, aber er hat es offenbar etwas entschärft, und ich will das Thema mal ruhen lassen. Das bringt nichts in einem Bücherforum. Nur ein Ratschlag noch, da wir ja eben in einem Bücherforum sind:

    „Ein Blick ins Buch und zwei ins Leben,

    das wird die rechte Form dem Geiste geben.“ ((Walter Victor: Der Spruch wurde lange Goethe zugeschrieben. Irgendwann meldete sich ein Anonymos (Victor) in einem Feuilleton und meinte, dass er in Goethes Werken nicht zu finden sei. Erst nach Victors Tod kam heraus, dass er ihn verfasst hatte. Als kleine versöhnliche literarische Anekdote am Rande ;)








  • Es fehlte das N am Ende von „Messern“ - und ich habe die Antike um die Eisenzeit ergänzt. Ich kann gerne einen Screenshot der Versionshistorie posten.


    Im Übrigen halte ich die hier vermuteten Ursachen für die Entwicklung für unrichtig. Es geht um blanken Egoismus, nichts weiter.

  • Es fehlte das N am Ende von „Messern“ - und ich habe die Antike um die Eisenzeit ergänzt. Ich kann gerne einen Screenshot der Versionshistorie posten.


    Im Übrigen halte ich die hier vermuteten Ursachen für die Entwicklung für unrichtig. Es geht um blanken Egoismus, nichts weiter.

    Ich hatte es zwar anders Erinnerung, täusche mich mich aber vermutlich tatsächlich, da schwer übernächtigt.


    Zu Teil 2: Aldeer Meister! Das auf "Egoismus" reduzieren zu wollen, wiewohl einige der aufgeführten Punkte ja durchaus damit in Zusammenhang stehen, das ist schon sehr dürftig.