Viveca Sten - Flucht in die Schären

  • Inhalt: Im neuesten Fall von Nora Linde und Thomas Andreasson geht es um ein brisantes und leider immer wieder aktuelles Thema.
    Die junge Mutter Mina Kovač wird von ihrem gewalttätigen Ehemann Andreis so schwer misshandelt, dass sie nur knapp mit dem Leben davon kommt. Doch aus Angst vor seiner Rache zeigt sie ihn nicht an.
    Staatsanwältin Nora Linde ist ebenfalls auf Andreis‘ Spur. Er ist in kriminelle Machenschaften im Drogenmilieu verstrickt und schon lange im Visier der Ermittler. Mina flüchtet unterdessen mit ihrem kleinen Sohn in ein Frauenhaus im Schärengarten. Doch Andreis kennt keine Skrupel um Mina und vor allem seinen Sohn zu finden.

    Meine Meinung: Viveca Sten beschreibt sehr eindringlich die Gefühle und Ängste von Mina, die in ständiger Furcht vor ihrem brutalen Mann lebt und sich doch nicht von ihm befreien kann. Sie lebt in einem Wechselbad der Gefühle; einer brisanten Mischung aus Liebe, Helfersyndrom, Selbstzweifeln und Angst.
    In Rückblenden in Andreis‘ Kindheit, die durch traumatische Erlebnisse während des Bosnien Krieges geprägt wurde, lässt sich erahnen warum Macht und Gewalt eine so große Rolle in seinem Leben gewonnen haben.

    Fazit: Dieses Buch ist spannend, bewegend und dramatisch aktuell!

  • Produktinformationen (Amazon): 51XFUf-ntWL._SY346_.jpg

    • Broschiert: 464 Seiten
    • Verlag: KiWi-Paperback (8. November 2018)
    • Sprache: Deutsch
    • ISBN-10: 3462051970
    • ISBN-13: 978-3462051971
    • ASIN: B07CH5NYBN
    • Originaltitel: I fell sällskap

    Kurzbeschreibung (Verlag):

    Ein Thriller vor der idyllischen Kulisse der schwedischen Schäreninseln, der einem den Atem stocken lässt.

    Nora Linde, Chefanklägerin der Behörde gegen Wirtschaftskriminalität, hat einen gefährlichen Gegner: den Anführer der Drogenszene Stockholms, Andreis Kovač. Er wurde von ihr wegen Steuerhinterziehung angeklagt, denn für Drogenhandel und Geldwäsche fehlen die Beweise. Doch nicht nur Nora kämpft gegen den Drogenboss. Seine junge Frau Mina ist auf verzweifelter Flucht vor ihm, nachdem er sie fast totgeprügelt hat. Alles, was sie möchte, ist, ihren kleinen Sohn zu schützen.

    So wird sie in Sicherheit gebracht, und kaum einer weiß, wo sie sich aufhält. Sie ist die Schlüsselperson im anstehenden Prozess, vorausgesetzt, Nora kann sie überzeugen auszusagen. Andreis würde alles tun, um seine Gegner auszuschalten und Mina zurückzubekommen. Er scheut keine Mittel, um seine Ziele durchzusetzen, und Minas Unterstützer sind seine Feinde. Als ein Mord geschieht, wird Thomas Andreasson in den Fall hineingezogen, und auch Nora nimmt immer größere Risiken auf sich, um Mina zu schützen.

    Der neunte Band der Bestsellerreihe ist ein atemloser Thriller, spannend bis zu letzten Seite.

    Zum Autor (Verlag):

    Viveca Sten war Chefjuristin bei der dänischen und schwedischen Post, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Sie wohnt mit Mann und drei Kindern vor den Toren von Stockholm. Seit sie ein kleines Kind war, hat sie die Sommer auf Sandhamn verbracht, wo ihre Familie seit mehreren Generationen ein Haus besitzt. Ihre Sandhamn-Krimireihe feiert weltweit Erfolge und wurde fürs ZDF verfilmt. Viveca Stens deutsche Facebookseite: http://www.facebook.com/vivecasten.de



    Meine Meinung:

    Nora Linde arbeitet an einem Fall von Steuerhinterziehung, als die Frau des Verdächtigen Andreis Kovac von ihrem Mann schwer misshandelt wird. Eine zusätzliche Verurteilung wegen Misshandlung würde eine Gefängnisstrafe wahrscheinlicher machen, so versucht Nora Mina dazu zu bringen gegen ihren Mann auszusagen. Allerdings hat Mina große Angst vor ihrem Mann und weigert sich zunächst, ihren Mann zu belasten.


    In diesem Fall für Nora Linde und später auch Thomas Andreasson geht es vor allem um eines: häusliche Gewalt und deren Folgen. Ein Thema, das wohl auch in Schweden nicht selten ist. Die Schilderungen von Minas Leiden sind sehr plastisch und man merkt, dass sich die Autorin hier sehr große Mühe mit der Recherche gegeben hat. Durch die Rückblenden in die Vergangenheit von Andreis und seine Erlebnisse während des Balkankrieges wird auch versucht eine Erklärung für sein Verhalten zu finden. Eine Entschuldigung dafür gibt es nicht.

    Am Anfang des Buches geht es noch einigermaßen gemächlich dahin, aber gegen Ende nimmt das Tempo rasant zu. Da mag man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen.


    Ich hatte ein wenig Probleme mit dem Buch. Ich lese seit einiger Zeit kaum mehr Thriller, sondern lieber gemächlichere Krimis, in den es nicht ganz so gewaltvoll zugeht. Bis jetzt war die Serie um Thomas Andreasson und Nora Linde durchaus spannend, aber nicht so brutal.

    Ich bin daher mit einer anderen Erwartung an das Buch gegangen und daher war mir der Gewaltanteil eigentlich zu hoch.

    Dazu kam, dass ich mich gewundert habe, dass Mina das Handy nicht abgenommen wurde, nachdem sie in ein sicheres Haus gebracht wurde. Das fand ich eher unrealistisch, da Mina ja von ihrem Mann auch per Handy verfolgt wird.


    Alles in allem war es ein sehr spannendes Buch, allerdings für mich zu brutal. Für Freunde skandinavischer Thriller ist es auf jeden Fall lesenswert.

    Von daher von mir für diese Zielgruppe eine Leseempfehlung, für Leser beschaulicher Schweden-Krimis eher nicht.

    8 von 10 Punkte

  • Flucht in die Schären ist der mittlerweile 9. Band mit Thomas Andreasson und Nora Linde.


    Dieser Thriller beginnt nicht mit einer Leiche und der Suche nach dem Täter, sondern der Leser ist Zeuge einer unsagbaren Flucht. Mina Kovac mit ihrem drei Monate alten Sohn Lukas flieht vor ihrem gewalttätigen Ehemann Andreis und seinen Freunden. Andreis Kovac steht bei den Behörden bereits im Fokus von Ermittlungen hinsichtlich Drogen, Geldwäsche und Steuerhinterziehung. Aktuell haben die Behörden – und hier Nora Linde - einen anonymen Hinweis erhalten.


    Die Story wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Zum einen in Rückblicken auf den Balkan Anfang der 90er Jahre als das Dorf, das Haus und die Familie Kovac in den Strudel des Krieges gerieten. Jeder von uns kann sich an diesen Krieg erinnern und auch an die Gräueltaten, die hier durchaus detailliert beschrieben werden. Am Ende gelingt der Familie die Flucht nach Schweden.


    Der zweite Strang behandelt die Gegenwart, als eben dieser Andreis Kovac als mittlerweile erwachsener Ehemann seine Frau nicht nur einmal verprügelt und mißhandelt, sondern immer wieder und sie dermaßen einschüchtert, daß Mina aus Angst jedes Mal wieder bei ihm bleibt - das vor allem wegen ihres Sohnes. Aber irgendwann ist das Maß voll und sie schafft nach einem Krankenhausaufenthalt und mit Unterstützung der Polizei den Absprung ins Frauenhaus. Nur Andreis gibt nicht auf, denn die Familie ist für ihn alles. Aus seiner Kindheit erinnert er sich an den Satz seines Vaters „Wir sind eine Familie und halten zusammen, ganz egal was passiert“ und so setzt sich die Hetzjagd fort bis zum bitteren Ende. Als auf dem Weg dahin noch eine Leiche auftaucht, wird Thomas eingeschaltet. Nora und Thomas arbeiten wieder zusammen und gehen ein großes Risiko ein. Wie es ausgeht, das muß jeder selbst lesen!



    Nachdem mich bereits Band 7 (Tödliche Nachbarschaft) nicht überzeugen konnte, hatte ich beim 8. Fall (Mörderisches Ufer) den Eindruck, daß die Autorin zu ihrer alten Form zurückgefunden hat. Leider muß ich nach dem Lesen des vorliegenden Thrillers feststellen, daß die Autorin in diesem 9. Fall mit seiner ganzen sowohl physischen als auch psychischen Brutalität bei mir nicht punkten konnte. Die Geschichte hat sich ohne Frage rasant und temporeich lesen lassen. Die Rückblicke zu den Grausamkeiten des Balkankrieges und die Gegenwart mit den Brüdern Andreis und Emir Kovac waren mir persönlich zu brutal, das war ich in dieser Form von der Autorin nicht gewohnt. Wobei außerdem die Kriegstraumata keinesfalls Entschuldigung für die Taten sein dürfen. Mit Mina Kovac musste ich mitleiden und ich fand diesen Teil der Geschichte erschütternd. Wobei ich auch zu denen gehöre, die die Nachgiebigkeit der Frauen nicht nachvollziehen können. Außerdem fand ich es unrealistisch und dumm, daß sie ihr eigenes Handy weiterhin benutzt hat, denn auch ihr hätte Handyortung ein Begriff sein müssen.


    Das Privatleben von Thomas und Nora spielt im vorliegenden Buch keine besonders große Rolle, so daß Neueinsteiger kein Problem damit haben werden in die Geschichte hineinzufinden.


    Positiv erwähnen möchte ich, daß der Verlag die Covergestaltung und Buchgröße bei allen Bänden beibehalten hat.


    Dieser Thriller ist für mich auf jeden Fall spannend, aber auch brutal, eindringlich und erschütternd. Er unterscheidet sich m. E. total von den Vorgängern und es werden nur die eine Lesefreude entwickeln, die Krimis der härteren Gangart bevorzugen, denn dieses Buch ist nichts für zart Besaitete. Auch das Lektorat hätte an einigen Stellen gründlicher sein dürfen. Ich werde jetzt abwarten, was die Autorin als Nächstes abliefert, um zu entscheiden, ob ich ihr treu bleibe!