'Frauen und Töchter' - Seiten 135 - 247

  • Dr. Gibson scheint die ideale Lösung für seine häuslichen Probleme gefunden zu haben - eine neue Frau für die Ordnung und eine Mutter, die seine Tochter beaufsichtigt. Leider beweist er wenig Einfühlungsvermögen mit seiner Tochter. Kein Wunder, dass Molly so heftig reagiert. Sie vermutete schon länger Heimlichkeiten, die sie von ihrem geliebten Papa entfernt haben. Jetzt glaubt sie den Beweis zu sehen.


    Roger erscheint wie der helfende Ritter. Klassisch, dass er das Mädchen in der höchst unattraktiven Position findet. Daraus kann ja nur eine anfangs verhinderte und sich dann immer verwickelter gestaltende Liebesgeschichte werden.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Siegfried Lenz: Der Verlust

  • Schön, dass jetzt auch Mr. Preston näher beleuchtet wird. Im Film bleibt er ja zunächst ein schwer einschätzbarer Charakter. Hier im Buch wird schon ziemlich früh dargestellt, was von ihm zu halten ist. :rolleyes

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Siegfried Lenz: Der Verlust

  • Den Heiratsantrag zu Anfang des 10. Kapitels fand ich einen Brüller. Wie die Autorin die beiden „Liebenden“ mit ihrer jeweiligen Motivation für die Hochzeit darstellt – herrlich brutal.

    „Unterdessen gedieh die Liebesgeschichte zwischen dem reifen Paar in leidlichem Maße, einem Maß, das beiden so am liebsten war, obwohl es jüngeren Leuten vermutlich langweilig und prosaisch vorgekommen wäre.“

    Molly reagiert auf die Neuigkeit wie erwartet, es trifft sie hart, aber bei den Hamleys findet sie Trost und Ablenkung, gleichzeitig wird aber dort auch versucht, ihr die Sichtweise und Motivation ihres Vaters zu vermitteln. Nach Mollys Umzug zu den Schwestern Browning ergeben sich dort ähnliche Gespräche, was für mich verdeutlicht, dass diese Art der Eheschließung damals an der Tagesordnung war, was jeder verstand, der die jugendliche Romantik überwunden hatte. Ich bewundere Mollys Bemühungen, ihre Einstellung zu der Angelegenheit zu verändern.

    Es wird schnell deutlich, dass Molly ihre Stiefmutter richtig – also nicht positiv – einschätzt. Die (zukünftige) Mrs Gibson ist offenbar keine gute Wirtschafterin, ich rechne damit, dass das in der Ehe noch zum Thema werden wird. Außerdem darf man die Frau wohl als selbstsüchtiges Biest bezeichnen. ;)

    Immerhin hat sie es im Griff, Molly vorteilhaft einzukleiden, zumindest davon versteht die Dame etwas.

    Bei den Renovierungsarbeiten im Haus des Doktors bin ich unschlüssig, ob Molly nicht ganz allgemein einfach etwas gegen Änderungen in ihrem Elternhaus hat. Persönlich finde ich grüne Vorhänge zu zartgelben Wänden nicht gerade den Inbegriff an Scheußlichkeit. Spätestens als die Stiefmutter Mollys Zimmer renovieren lässt, ohne überhaupt auf Mollys Wünsche zu hören, wird aber der Charakter der Dame deutlich. Im gelesenen Abschnitt gab es dafür viele Beispiele, aber dieses fand ich sehr krass. Ein anderes Beispiel ist, dass ihr Mollys Bekanntschaft mit Lady Harriet nicht passt – da ist jemand eifersüchtig... :grin

    Mollys Intuition scheint trotz ihres gesellschaftlich abgeschiedenen Aufwachsens gut zu funktionieren. Mr. Preston ist ihr von Anfang an unsympathisch, mir beim Lesen gleich mit. Die Andeutungen in den anderen Kommentare lassen erwarten, dass der Mann noch öfter im Verlauf des Romans auftreten wird.

    Zum Schluss des Abschnitts erweckt die neue Mrs. Gibson erstmalig im Bekanntenkreis des Doktors Argwohn durch ihr Benehmen.

  • Bei den Renovierungsarbeiten im Haus des Doktors bin ich unschlüssig, ob Molly nicht ganz allgemein einfach etwas gegen Änderungen in ihrem Elternhaus hat.

    Davon gehe ich schon aus. Sie hätte wohl am liebsten gar keine Veränderung.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Siegfried Lenz: Der Verlust

  • Den Abschnitt habe ich gerade fertig gelesen. Diese Clare ist ja noch schlimmer als die Gräfin Feodora in "Greifenau-Abendglanz"! :schlaeger Und die war schon ziemlich übel. Ich habe mir gedacht, daß es für Molly nach der Heirat ihres Vaters kein Zuckerschlecken werden wird, aber das schlägt dem Faß dem Boden aus. Ich muß mich schwer beherrschen, das Buch nicht in hohem Bogen in irgendeine Ecke zu pfeffern und dort verrotten zu lassen :fetch . Im Moment bin ich dermaßen wütend, daß ich am liebsten abbrechen würde.


    Hoffentlich kann ich mich im Weiteren heute Abend beruhigen, morgen habe ich eh keine Zeit zum Lesen, danach werde ich sehen, ob ich weiter komme. Aber momentan sehe ich schwarz. Im November habe ich ein Buch abgebrochen, weil es mir zu spannend wurde (ein paar Nerven brauche ich schon noch, die können nicht alle vor Spannung zerreißen ;-) ). Aber so etwas wie hier ist mir schon lange nicht mehr passiert - wenn überhaupt je.


    Sorry, aber das mußte erst mal raus.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Lorelle  

    Ich habe zwischenzeitlich die Kommentare zum nächsten Abschnitt gelesen, damit ich mich ein enig beruhigen konnte. Mit spoilern kann man mich nicht schrecken - eher im Gegenteil.



    Ich habe mich über die letzten Absätze dieses Abschnitts dermaßen aufgeregt, daß ich jetzt gar nicht so richtig etwas zum ganzen Geschehen schreiben kann.


    Es war mir von Anfang an klar, daß die Ehe von Mollys Vater mit Mrs. Kirkpatrick für Molly schlimm werden würde. Daß es sich aber zu solch einer Katastrophe auswachsen würden, habe ich denn doch nicht vermutet. Clare ist jedenfalls eine ganz üble Erscheinung, die mit dem Vorsatz, ihren künftigen Ehemann nach Kräften auszunutzen, um sich ein bequemes Leben machen zu können, in die Ehe gegangen ist. Für Mr. Gibson dürfte es noch ein böses Erwachen geben, was ihm in gewisser Weise auch recht geschieht. Dazu gibt es in diesem Abschnitt schon erste Anzeichen.


    Clares Geisteshaltung kommt auf Seite 162 sehr gut zum Ausdruck: „Vor Cynthias Geburt hatte sie sich einen Jungen gewünscht, der vielleicht, wenn ein paar störende Verwandte wegstarben, Baronet werden könnte.“


    Als ich von Lady Cumnors Plänen für den Doktor und ihrem Kommentar „Was für ein hervorragender Plan, ich bin sehr froh, daß mir das eingefallen ist!“ (S. 169) gelesen habe, mußte ich denn doch unwillkürlich an "Stolz und Vorurteil" denken. So eine Bemerkung könnte glatt auch die allseits so beliebte ( :grin ) Lady Catherine de Bourgh von sich geben. Ich habe sie förmlich vor mir gesehen. :grin


    Molly fühlt sich bei den Hamleys wohl, und ich denke, daß die beiden Brüder falsch eingeschätzt werden. Bei Osborne gibt es erste Anzeichen, und bei Roger auch. Ich bin gespannt, ob der sich im weiteren Verlauf des Buches noch mehr für Molly interessieren wird, und ob das auf Gegenseitigkeit beruhen wird. Jedenfalls scheint er mir der zu sein, der Molly am besten verstehen kann.


    Wobei Lady Harriet mich auch überrascht hat. Ob von der noch etwas zu erwarten ist?


    Am Ende des Abschnitts hat die neue Mrs. Gibson - jedenfalls für uns Leser - die Masken fallen lassen. Und hervor scheint das blanke Grauen.


    Morgen werde ich, wie gesagt keine Zeit zum Lesen haben; dann habe ich mich hoffentlich so weit beruhigt, daß ich weiter lesen kann. Denn eigentlich möchte ich ein Buch von Elizabeth Gaskell durchaus nicht abbrechen.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • SiCollier  :thumbup: Mein Rat, halte zumindest so lange durch, bis Du die Reaktionen von ihrer Tochter Cynthia auf Mrs. Gibsons Äußerungen gelesen hast. Da ist einiges zum Schmunzeln dabei. :chen


    So grauenhaft finde ich die Frau gar nicht. Wirtschaftliche Überlegungen zu einer Eheverbindung waren damals doch durchaus normal. Mr. Gibson heiratet ja auch nicht aus großer Verliebtheit, sondern weil er seine Tochter und seinen Haushalt ordentlich geführt haben möchte.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Siegfried Lenz: Der Verlust

  • Tante Li  

    Inzwischen habe ich mich etwas beruhigt, nur gestern direkt nach dem Lesen war ... :fetch :schlaeger


    Das mit den wirtschaftlichen Überlegungen ist mir bewußt. Das kommt in der von mir erwähnten Trilogie "Greifenau", deren ersten Band ich direkt vor diesem Buch gelesen habe, auch vor. Die dortige Gräifn Feodora verschachert ihre Tochter ohne Rücksicht auf Verluste - lies das ist dort die Haßfigur. (Durch den Buchrückentext des dritten Bandes habe ich allerdings eine Ahnung, wie das dort ausgehen wird, was sehr beruhigend ist.) Aber als Clare hier jegliches Erinnern an Mollys Mutter aus selbstsüchtigen Gründen auslöschen wollte, ist mir schlicht der Kragen geplatzt.


    Ich lese auf jeden Fall weiter - nach derzeitigem Stand jedenfalls.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Durch diesen Abschnitt habe ich mich eher gequält als ihn genossen.

    Eigentlich passierte sehr wenig, aber dieses Wenige wurde wortreich erzählt - ich fand es streckenweise sehr ermüdend.


    Mr und Mrs Gibson nehme ich zur Kenntnis, wie sie sind. Heute ist die Notwendigkeit einer Ehe ja nicht mehr gegeben. Aber damals hatte schon alles seinen Sinn: für sie die finanzielle/wirtschaftliche/gesellschaftliche Absicherung, für ihn die Versorgung des Haushalts und der Kinder und ab und zu Befriedigung im Bett. Daran ist gar nichts Romantisches. Auch wenn es manche vermissen werden.

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde

  • Diese neue Mrs. Gibson geht mir ja so auf die Nerven, ein unmögliches Weib. Arme Molly, das da noch von ihr verlangt sie "Mama" zu nennen...Aber das war wohl zu jener Zeit so.

    Und Mr. Gibson scheint es egal zu sein wie sich seine Tochter fühlt. :cursing:

    Neue Frau im Haus, alle Probleme gelöst. Wohl typisch Mann seinerzeit.

    Dieser Abschnitt zog sich recht in die Länge, die Erzählweise schien mir wieder weitschweifiger und langatmiger.


    Momentan habe ich wenig Lust das Buch in die Hand zu nehmen. Mal sehen wie es in der Reha läuft, vielleicht ist mir da so langweilig, dass ich dieses Buch spannend finde:lache


  • Und Mr. Gibson scheint es egal zu sein wie sich seine Tochter fühlt. :cursing:

    Neue Frau im Haus, alle Probleme gelöst. Wohl typisch Mann seinerzeit.


    In Anlehnung an ein altes Sprichwort: "Schnell gefreit - schnell gereut!"


    Mr. Gibson muss erkennen, dass seine überstürzte Heirat bald nicht mehr notwendig gewesen wäre.Der Großonkel von Mr. Coxe holt seinen Neffen als zukünftigen Erben zu sich. Fortan quält Mr. Gibson die Frage, wieso der alte Benson (besagter Großonkel) seine Absicht nicht früher bekanntgab. Ich kann mich eines Gefühls der ausgleichenden Gerechtigkeit nicht erwehren! :lache:lache:lache:lache:lache

  • Mr. Gibson muss erkennen, dass seine überstürzte Heirat bald nicht mehr notwendig gewesen wäre.Der Großonkel von Mr. Coxe holt seinen Neffen als zukünftigen Erben zu sich. Fortan quält Mr. Gibson die Frage, wieso der alte Benson (besagter Großonkel) seine Absicht nicht früher bekanntgab. Ich kann mich eines Gefühls der ausgleichenden Gerechtigkeit nicht erwehren!

    :write :grin Geschieht ihm recht. :grin

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Dann folgt also die Strafe auf dem Fuße...:lache


    Nun, bin ich gespannt.

    Morgen check ich in der Reha ein, da werde ich am Abend sicher ein paar Seiten schaffen. Denke nicht das am Ankunftstag groß Programm ist....:gruebel

  • nofret78  :gruebelProgramm wird wohl noch nicht sein, aber vielleicht willst Du dort auch erst mal die Einrichtungen und die Umgebung anschauen, damit Du Dich dann, wenn es mit den Maßnahmen los geht, gut zurecht findest.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Siegfried Lenz: Der Verlust

  • Den Abschnitt habe ich gerade fertig gelesen. Diese Clare ist ja noch schlimmer als die Gräfin Feodora in "Greifenau-Abendglanz"! :schlaeger Und die war schon ziemlich übel. Ich habe mir gedacht, daß es für Molly nach der Heirat ihres Vaters kein Zuckerschlecken werden wird, aber das schlägt dem Faß dem Boden aus. Ich muß mich schwer beherrschen, das Buch nicht in hohem Bogen in irgendeine Ecke zu pfeffern und dort verrotten zu lassen :fetch . Im Moment bin ich dermaßen wütend, daß ich am liebsten abbrechen würde.


    Hoffentlich kann ich mich im Weiteren heute Abend beruhigen, morgen habe ich eh keine Zeit zum Lesen, danach werde ich sehen, ob ich weiter komme. Aber momentan sehe ich schwarz. Im November habe ich ein Buch abgebrochen, weil es mir zu spannend wurde (ein paar Nerven brauche ich schon noch, die können nicht alle vor Spannung zerreißen ;-) ). Aber so etwas wie hier ist mir schon lange nicht mehr passiert - wenn überhaupt je.


    Sorry, aber das mußte erst mal raus.

    SiCollier, da Du Dich hier aufregst, schließe ich mich an. Allerdings bezüglich Lady Cunmor.

    Ihre Übergriffigkeit - Mr. Gibson eine Ehe nahezulegen - gefiel mir gar nicht.

    Nun haben wir den Salat :lache.

  • SiCollier, da Du Dich hier aufregst, schließe ich mich an. Allerdings bezüglich Lady Cunmor.

    Ihre Übergriffigkeit - Mr. Gibson eine Ehe nahezulegen - gefiel mir gar nicht.

    Nun haben wir den Salat :lache.

    Stimmt, die müßte eigentlich auch noch ihre Strafe erhalten. Mal sehen, es ist ja noch viel Zeit...


    Inzwischen habe ich mich übrigens etwas abgeregt und lese auf jeden Fall zu Ende. Was nicht bedeutet, daß ich mich nicht weiterhin über Mrs. Gibson aufrege. :fetch

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")