Leah Fleming - Schiff der tausend Träume

  • Die Autorin:


    Leah Fleming stammt aus dem englischen Lancashire. Sie ist verheiratet und hat vier Kinder. Sie lebt und arbeitet in den Yorkshire Dales und in einem alten Olivengut auf Kreta.



    Das Buch:


    Am 10. April 1912 beginnt für 2200 Menschen auf der RMS Titanic eine Atlantiküberfahrt, die zu einer der größten Schiffskatastrophen aller Zeiten werden wird. Unter den Passagieren sind auch die Auswanderin May, mit ihrem Mann Joe und der Tochter Ellen, sowie die Engländerin Celeste, die nach einem Familienbesuch, zu ihrem Mann in die USA zurückkehrt. Beide sind zunächst durch Klassen getrennt, denn May und ihre Familie sind auf dem Zwischendeck untergebracht, während Celeste die luxuriöse Ausstattung der 1. Klasse genießt. In der Nacht vom 14. zum 15. April 1912 rammt die Titanic einen Eisberg und das Schiff sinkt. May gelingt es, eines der wenigen Rettungsboote zu erreichen, auf dem auch Celeste einen Platz gefunden hat. Hilflos muss May aber mit ansehen wie ihr Mann und ihre kleine Tochter von den Fluten des eisigen Atlantiks fortgespült werden. Inmitten der chaotischen Rettungsmaßnahmen gelingt es May und Celeste ein kleines Mädchen mit auf ihr Rettungsboot zu bringen. Die Geschichte dieses Mädchens wird das Leben von May und Celeste für den Rest ihres Lebens begleiten.


    Meine Meinung:


    Auf dem Klappentext heißt es: „Fleming ist eine großartige Erzählerin“. Diesem Statement von Kate Atkinson kann ich mich nur anschließen. Einmal begonnen, ließ mich das Buch nicht mehr los. Eingebettet in die großen historischen Ereignisse der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts endet „Schiff der tausend Träume“ nicht mit dem Untergang der Titanic, sondern fängt dort erst richtig an. Der Leser begleitet das Leben von May und Celeste in dem groß angelegten Roman bis in die 1950er Jahre. Durch den langen Handlungszeitraum, ist es möglich die Entwicklung der Charaktere wunderbar nachzuvollziehen, was mir sehr gut gefiel. Der Schreibstil von Lea Fleming ist sehr angenehm zu lesen und die Fülle der Ereignisse lassen zu keinem Zeitpunkt Langeweile aufkommen. Sehr abwechslungsreich waren auch die unterschiedlichen Handlungsorte. Das Buch spielt sowohl in verschiedenen Teilen der USA, wie auch in England und Italien. Abgerundet wird dieses großartige Lesevergnügen, durch das wunderschön gestaltete Buchcover.

  • Ich bin schon um dieses Buch herumgeschlichen, da ich das Cover so schön fand und die Geschichte sich interessant anhörte...
    Also vielen Dank für die schöne Rezi - jetzt geht's natürlich direkt auf die Wunschliste :-]

  • Ich kann mich der positiven Kritik von Quasselstrippe nur anschließen. „Schiff der tausend Träume“ ist wirklich ein toller Roman, welcher zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielt. Das wunderschöne Cover und auch der Klappentext lassen vielleicht vermuten, dass es sich hier um einen weiteren Titanic Roman handelt (was auch der Grund war, warum ich das Buch eigentlich gekauft habe), aber in Wirklichkeit dreht sich alles um das Schicksal der beiden unterschiedlichen Frauen Celeste und May, deren Freundschaft auf der Titanic begann. Da die Handlung bis in die 1950er Jahre reicht, verfolgt man die komplette Entwicklung der beiden Charaktere und der nachfolgenden Generationen. Dadurch wird der Roman sehr vielseitig und spannend. Leah Fleming hat auch einen sehr angenehmen Schreibstil, welcher den Leser fesselt. Toll ist auch, dass die Handlung parallel in den USA und in England, später auch in Italien, spielt und die Autorin es stets schafft, die Handlungsstränge gut miteinander zu verbinden und ineinander zu führen.


    Ein wirklich sehr empfehlenswerter Roman, an dem es nichts zu kritisieren gibt.


    10 von 10 Punkten

    Von allen Welten, die der Mensch erschaffen hat, ist die der Bücher die Gewaltigste. (Heinrich Heine)


    :lesend Jeffery Deaver: Allwissend

  • Die englische TB-Ausgabe umfasst 565 relativ klein bedruckte Seiten.


    Zum Inhalt


    Der Kurzbeschreibung und dem Klappentext nach könnte man meinen, dies sei ein Roman über den Untergang der Titanic. Die schicksalhaften Vorgänge der Katastrophennacht nehmen aber nur ein Zehntel der Romanhandlung ein, sie sind jedoch der Ausgangspunkt für alle weiteren Ereignisse und werfen ihre langen Schatten bis in das Jahr 1959 hinein.
    Durch die Schiffskatastrophe kreuzen sich die Lebenswege zweier sehr unterschiedlicher Frauen, die plötzlich wortwörtlich im selben (Rettungs)boot sitzen: Celeste ist die Tochter eines anglikanischen Pfarrers, die mit einem reichen, egozentrischen und rücksichtslosen Amerikaner unglücklich verheiratet ist. Sie war zur Beerdigung ihrer Mutter in England und reist nun auf der Titanic zu ihrem Mann und ihrem kleinen Sohn Roddy zurück. May entstammt wie ihr Mann Joe der Arbeiterklasse, die beiden Eheleute sind in Waisenhäusern aufgewachsen und hoffen nun in Amerika auf ein besseres Leben mit ihrer kleinen Tochter Ellen. Auf dem Schiff befindet sich auch die junge Italienerin Maria Bartolini, die mit ihrer Babytochter Alessia zum ihrem Mann Angelo nach New York fährt.
    Während Celeste als Passagierin der Ersten Klasse sofort ein Platz im Rettungsboot zugewiesen wird, springen May und Joe kurz vor dem Untergang mit ihrem Baby ins Meer, wo sie auseinander gerissen werden. May wird in das Rettungsboot gezogen, in dem auch Celeste sitzt, kurz darauf schwimmt ein Mann, den May für Captain Smith hält, zum Rettungsboot und reicht ihr ein Baby...
    Celeste kümmert sich um die durch das Unglück verwitwete May, besorgt ihr eine Anstellung in der Gemeinde ihres Vaters in Lichfield und unterhält eine intensive Brieffreundschaft zu ihr. In den folgenden Jahren unterstützen diese beiden tapferen Frauen einander während diverser Schicksalsschläge gegenseitig.


    Aufbau


    Der Roman ist in fünf Teile gegliedert, die jeweils unterschiedlich lange Zeitspannen umfassen: Teil 1 schildert die Jahre 1912 - 1914, Teil 2 befasst sich mit den Jahren 1914 - 1917, Teil 3 spielt in den Jahren 1922 - 1928, Teil 4 führt den Leser durch die Jahre 1928 -1946. Die Handlung des relativ kurzen letzten Teils ist in den Jahren 1958/1959 angesiedelt.
    Die insgesamt 129 Kapitel sind nicht allzu lang, sie berichten abwechselnd aus den USA und England, wobei die in den USA angesiedelten Kapitel aus der Perspektive von Celeste und später von deren Sohn Roddy in Akron und aus der Perspektive von Angelo Bartolini und seiner Familie in New York erzählen. Die "englischen" Abschnitte präsentieren das Leben von May, ihrer Tochter und schließlich ihrer Enkelin Clare.
    Der häufige Orts- und Perspektivwechsel macht die Lektüre sehr kurzweilig und sichert die Aufmerksamkeit des Lesers.


    Beurteilung


    "The captain´s daughter" bietet dem Leser eine faszinierende, sehr komplexe Familiengeschichte über drei Generationen, die ihren Ausgang mit dem Untergang der Titanic nimmt. Diese Katastrophe ist gut recherchiert, die Autorin hat historisch korrekte Details über die Hilfsorganisationen und deren finanzielle Unterstützungen der Titanic-Witwen und Waisen in die Handlung eingefügt. Zwischen den fiktiven Romanfiguren kommen auch reale Personen der Zeit vor, wie z.B. die "unsinkbare Molly Brown ".
    Auch über die Zwanziger Jahre sowie die Zeit des Zweiten Weltkriegs erfährt der Leser Wissenswertes. Diese ganzen Ereignisse sind eingeflochten in einen äußerst packenden und anschaulichen Erzählstil, der mir das Gefühl vermittelte, mittendrin zu sein.
    Mit den Protagonisten erlebt man Traumatisches, man trauert mit ihnen um ihre Verstorbenen. Das Buch enthält viele traurige Szenen, die sehr ergreifend, aber niemals kitschig sind.
    Für mich gehört dieses Buch zu den wenigen Büchern, in denen ich mich total verloren habe und aus denen ich desorientiert in Bezug auf Raum und Zeit wiederaufgetaucht bin: Ein herausragender Roman, der mir lange in Erinnerung bleiben wird.
    10 Punkte

  • Dieses Buch hat mich dann auch die letzten Nächte immer relativ lange wachgehalten.


    Ich gestehe - meine Intention, das Buch mitzunehmen, war das Thema Titanic, das mich ja schon immer brennend interessiert hat.


    Kaum hatte ich begonnen, begann es auch schon sehr spannend. Eben kurz vor der Titanic :grin


    Allerdings handelt nur der Anfang des Buches dort und nimmt auch nicht so ganz viel Raum ein.
    Das Buch erstreckt sich dann doch über sehr viele Jahre - bis Ende der 50ger. - und diese nehmen sozusagen auf der Titanic ihren Anfang.
    Die beiden Hauptprotagonistinnen lernen sich dort kennen, insofern spielt sie doch noch länger eine Rolle, da ein derartiges Schicksal wie der Untergang die Menschen doch zusammenschweißt und vor allem verändert.



    Es wird immer abwechselnd erzählt, mal aus Sicht Mays´mal aus Sicht Celests.
    Später kommen noch weitere Sichtweisen dazu. Schon daher, da das Buch eben sehr viele Jahrzehnte umfaßt und in der Zeit mehrere Generatinoen heranwachsen.


    Der Schreibstil hat mir doch sehr gut gefallen, sehr flüssig und eben so geschickt, daß ich immer weiterlesen wollte und es mir schwer fiel, zu unterbrechen.
    (Bei über 600 Seiten war das aber ab und an doch mal nötig)



    Ich würde es als eine große Familiensaga beschreiben.
    Da das Schicksal von May und Celeste und ihren Familien im Vordergrund spielt.
    Alles ist auch wunderbar in die jeweiligen Epochen eingearbeitet.


    Aber - leider kam dadurch eben meiner Meinung nach auch einges zu kurz.
    Es wurde zwar das meiste der weltbewegenden Ereignisse seit 1912 angesprochen, nur eben kamen einige Dinge dann relativ kurz.
    Für mich ware es bsp. der Kampf der Sufragetten, der zwar angerissen wird, aber eben nur angerissen.
    Ebenso der erste Weltkrieg.
    Der zweite war zwar schon ausführlicher, hätte aber für mich - als Geschichtsjunkie :grin ruhig mehr sein können.


    Wenn ich das Buch unterteilen würde, bekäme der erste Teil die volle Punktzahl - der zweite aber nur ca. 8/10
    Für mich war es doch spannender und interessanter im ersten Viertel des Jahrhunderts.
    In diesem Falle zumindest empfand ich das Schicksal der beiden Protagonistinnen in dieser Zeit einfach ein wenig interessanter.


    Nicht, daß es später langweilig wurde, aber eben interessierten mich die Begebenheiten der jungen May & Celest, ihre Kämpfe um sich selber und ihr Leben einfac mehr, als es dann später der Fall war, in denen auch ihre Kinder zu Wort kamen.


    Einge der Verhaltensweisen der Figuren konnte ich manchmal nur sehr schwer nachvollziehen. Das mag aber eben auch der Zeit geschuldet sein in der es spielt. Heute denkt man in vielerlei Hinsicht dann doch anders.




    Fazit
    Alles in Allem - eine doch sehr bewegende Familiensaga, die fast ein halbes Jahrhundert umfaßt mit sehr interessanten Protagonisten.
    Wunderbar ins jeweilige Zeitgeschehen eingefaßt und der Schreibstil verlockt dazu, immer weiterlesen zu wollen.

  • Für mich hätte es fast ein Mehrteiler sein können, muss ich zugeben.


    Dadurch, dass der Roman soviele Jahre umfasst, konnte man sich so richtig mit Charakteren anfreunden und sie gut kennen lernen. Durch den Wechsel der Erzählperspektive war es immer wieder interessant zu lesen, wie der/die ein oder andere die Geschichte erlebt hat und die Story kam so gut voran, ohne langweilig zu werden.


    Schön, dass alle drei Stränge (May, Celeste und schließlich Familie Bartolini) zu einem guten Ende kamen, auch wenn so mancher Schicksalsschlag hart erscheint.


    Sehr spannender Roman, den ich sehr gerne gelesen habe und kaum zur Seite legen mochte.


    10 Punkte

  • Kaum ein Schiffsunglück hat in den letzten 100 Jahren mehr Menschen betroffen gemacht. Ein Mythos rankt seit der unglückseligen Jungfernfahrt um die RMS Titanic. Als sie am 15. April 1912 im Nordmeer mit einem Eisberg kollidierte, kamen 1500 Menschen ums Leben. Auf der anderen Seite fasziniert der gigantisch anmutende Schiffsrumpf mit den vier Schornsteinen, der mit 31.000 PS den bis dahin stärksten Antrieb hatte. Die neuartige Konstruktion mit den Schotten brachte ihr die Eigenschaft unsinkbar ein. Niemand bedachte die Kräfte, die ein Zusammenstoß mit einem Eisberg hervorrufen kann. Diese irrtümlich angenommene Sicherheit verleitete dazu, auf eine ausreichende Anzahl von Rettungsboten zu verzichten. Diese Fahrlässigkeit und der vorherrschende Gedanke der Klassengesellschaft boten lediglich 800 Reisenden einen rettenden Platz. Erst Stunden später konnten diese durch die Carpatia das sichere Ziel New York erreichen.


    Leah Fleming beginnt mit ihrem Roman kurz vor dem Auslaufen des Schiffs in Southampton. Die wohlhabende Celeste ist auf der Heimreise. Sie war auf der Beerdigung ihrer Mutter in England und kehrt nun zu Mann und Sohn nach Amerika zurück. Gleichzeitig betritt auch die junge Familie May und Joe mit Tochter Ellen das Schiff. Sie wollen auswandern und mit Hilfe von Verwandten in Amerika einen neuen Anfang wagen. Doch nur wenige Seiten später kollidiert die Titanic mit dem Eisberg und der Kampf ums Überleben beginnt. Die seinerzeit übliche Einteilung der Gesellschaft in Klassen wurde nun so manchem aus der dritten Klasse zum Verhängnis. Während Celeste bereits sicher in einem Rettungsboot sitzt, bangt May noch auf dem sinkenden Stahlkoloss um ihr Leben. Doch Celeste ist nicht nur reich, sondern auch hilfsbereit und erwirkt bei ihren Leidensgenossen ein Zusammenrutschen, sodass May ebenso einen Platz im kleinen Boot findet. Mit letzter Kraft reicht ihr Kapitän Smith ein Baby aus dem Wasser, das sie glücklich in ihre Arme schließt. Joe hat sie längst aus den Augen verloren. Erst später erkennt May, dass das Kind in ihren Armen nicht ihre Tochter Ellen ist. Sie zögert nur einen Augenblick bis sie entscheidet, dieses Kind als ihr eigenes anzunehmen und es Ella zu nennen.


    Die Nachricht des Untergangs verbreitet sich in New York wie ein Lauffeuer. Viele Menschen erwarten ihre Angehörigen und hoffen, dass ihre Liebsten unter den Geretteten auf der Carpatia sind. Gleichzeitig befürchten sie auch das Schlimmste. Unter ihnen ist der italienische Auswanderer Angelo Bartolini. Seine Frau Maria soll mit ihrem neugeborenen Kind eintreffen. Leider versteht er nicht genug Englisch, um die aufgeregt verkündeten Nachrichten zu verstehen. Als er einen geklöppelten Babyschuh am Pier findet, glaubt er fest daran, dass er seine Familie im Trubel lediglich verpasst habe. Unermüdlich gibt er immer wieder Suchanzeigen auf und lässt sich auch von den Passagierlisten nicht beirren. Trost findet er erst viel später bei der Irin Kathleen, die beim Unglück ihre Schwester verloren hat. Auch als er mit ihr längst eine Familie gegründet und drei Kinder hat, ist Maria mit der Tochter immer gegenwärtig.


    Die britische Autorin malt in diesem Roman ein detailliertes Gesellschaftsportrait vom beginnenden 20. Jahrhundert. Sie lässt ihre Charaktere aus den unterschiedlichen Schichten am Schluss an einem Strang ziehen. Wohlproportioniert sind dabei fiktive und wahre Ereignisse. Gerade beim Untergang der Titanic hält sie sich eng an die Fakten. Wo andere Romane ihr Ende finden, beginnt aber hier die eigentliche Erzählung. May und Celeste haben auf den ersten Blick keine Gemeinsamkeiten. Das Erlebnis der Rettung schweißt die beiden Frauen aber für den Rest ihres Lebens zusammen. Celeste ermöglicht May die Rückkehr nach England und ein nahezu unbehelligtes Leben. Sie ahnt nicht, dass sie damit auch die Herkunft der kleinen Ella verschleiert. Das Thema Selbstfindung und Herkunft wird zu einem späteren Zeitpunkt mit viel Fingerspitzengefühl von der Autorin verdeutlicht. Auch andere emotionale Themen wie Trauer, Gewalt in der Ehe oder Kindesentführung werden aus allen Blickwinkeln beleuchtet und ermöglichen den Lesern, sich eine eigene Meinung zu bilden. Ebenso verfährt sie mit dem Handlungsstrang um den italienischen Auswanderer Angelo, der mit der Trauer um seine erste Familie die Geduld seines Umfeldes arg strapaziert. Die erzählerische Dichte mit dem Wechsel zwischen Gefühl und Spannung kommt hier uneingeschränkt zum Tragen.


    Der Roman ist in fünf Abschnitte unterteilt und deckt ein halbes Jahrhundert ab. Darin enthalten sind drei große Katastrophen des beginnenden 20. Jahrhunderts. Geschickt bewegen sich dabei die drei angelegten Erzählstränge aufeinander zu bis zum Schluss ein farbiges, einheitliches Bild präsentiert wird. Immer wirken die Handlungen authentisch und vermitteln ein Lebensgefühl der entsprechenden Zeit. Ob es nun in Amerika die aufkommende Bewegung der Frauenrechtlerinnen, der harte Alltag einer englischen Fabrikarbeiterin oder die nur gerade über die Runden kommende Bauernfamilie in der Toskana im Zweiten Weltkrieg ist, stets wirken die Umstände angemessen. „Schiff der tausend Träume“ ist der achte Roman von Leah Fleming, jedoch der erste, der auch auf Deutsch übersetzt wurde. Es bleibt zu hoffen, dass auch weitere Romane folgen. Nicht nur Fans von Kate Morton oder Theresa Révay werden sich darüber freuen.

  • Die große Begeisterung meiner Vorschreiber kann ich nachvollziehen, mich aber nicht anschließen. Ja, es ist ein grandios verwebter Roman, der über einen langen Zeitraum die Spannung aufrechterhalten kann und drei Frauen durch den Großteil ihres Lebens begleitet. Mir hat es sehr gefallen, endlich mal ein Buch zu lesen, in dem eine große Katastrophe nicht am Ende, sondern am Anfang der Geschichte steht und das sich ausgiebig dem „Weiterleben“ der Überlebenden widmet. Aber es geht nicht nur um das Überleben einer Schiffskatastrophe (auch wenn sich diese Thematik wie ein roter Faden durch den Roman zieht), sondern um Liebe und Familie, Selbstverwirklichung, Frauenleben in unterschiedlichsten Facetten und der Tragödie nichterzählter Familiengeschichten. Immer überzeugend vor dem historischen Hintergrund.


    Daneben hat Frau Flemming einen ganz tollen Schreibstil, der mich in die Geschichte eingesogen hat und der sich so flüssig liest, dass ich trotz meiner ganz persönlicher Bedenken das doch durchaus dickere Buch fast in Rekordzeit gelesen habe.


    Meine Rezi klingt bisher sehr positiv und so mancher mag sich jetzt zu Recht fragen, warum ich von dem Buch nicht restlos begeistert bin! Das lag einzig und allein an meiner subjektiven Wahrnehmung. Ich habe mich von den vielen positiven Äußerungen leiten lassen, mal wieder ein Familiendrama zu probieren, obwohl ich weiß, dass mir dieses Genre momentan nicht liegt. Und das war nicht gut, ich hatte nämlich zum Lesezeitpunkt keine Lust, mich mit langjährigen Verwicklungen und Familiengeheimnissen zu beschäftigen. Absolut ungünstigster Lesezeitpunkt! Wäre es mein eigenes, hätte ich es ins Regal gestellt und irgendwann wieder raugeholt, es war aber geliehen, und so gabs nur durchziehen oder abbrechen. Ich habs durchgezogen und kann nur sagen:


    Tolles Buch (ich lege es auch wirklich jedem ans Herz, der diese Art Bücher mag), aber nicht für mich zu diesem Zeitpunkt. Deswegen gibt’s sehr subjektive 7 Durchschnittspunkte.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Zum Inhalt wurde ja schon alles gesagt, das spare ich mir also. Ich fand das Buch auch sehr gut, wenn mir auch manches, wie ebenfalls schon angesprochen, etwas zu kurz kam. Immerhin habe ich Google und Wikipedia mal wieder öfters bemüht.


    Das Buch erzählt eine Familiensaga über drei Generationen und auf zwei Kontinenten, aus der Sicht sehr vieler Figuren; zum Teil vergeht deshalb eine sehr lange Zeitspanne, bis man eine Figur wieder trifft. Dadurch wirken manche Entwicklungen und Veränderungen etwas abrupt; man erlebt nicht wirklich mit, wie sie sich vollziehen, sondern kann nur das Ergebnis feststellen. Ging mir vor allem mit dem Verhältnis von Roddy und seinem Vater sowie Ella und May so. Die Figuren selbst fand ich dafür unheimlich reizvoll und überzeugend geschildet; gerade auch der Gegensatz zwischen der einfach denkenden und handelnden May und Celeste. Daß ich manche Dinge und Entscheidungen (z.B. Ellas langes Zögern, über ihre Herkunft auch nur nachzudenken, Mays Geheimniskrämerei selbst vor ihrer besten Freundin und Celestes Reaktion darauf) persönlich nicht unbedingt nachvollziehen konnte, tut der Sache keinen Abbruch.


    Was mir ehrlich gesagt überhaupt nicht gefällt, ist der Titel. Den finde ich unpassend; das englische "The Captain's Daughter" trifft es besser.


    In Summe: 8 von 10 Punkten, mit Tendenz zu 9.

    Meine Bewertungsskala: 1-4 Punkte: Mehr oder minder gravierende formale Mängel (Grammatik, Rechtschreibung, Handlung). 5/6 Punkte: lesbar. 7/8 Punkte: gut. 9/10 Punkte: sehr gut. Details und Begründung in der Rezi.

  • Es ist schon eine Weile her, dass ich dieses Buch gelesen habe, aber es ist mir noch gut in Erinnerung - ein gutes Zeichen. :-)
    Ich mochte dieses Buch sehr, nicht nur die dramatischen Ereignisse auf der Titanic, sondern auch alles, was danach geschah. Die Charaktere sind liebenswert und tatsächlich ist mir dieses Buch nach dem Lesen noch für einige Zeit nachgegangen. Von mir gibt es deshalb die volle Punktzahl.

    liebe Grüße
    Nell


    Ich bin zu alt um nur zu spielen, zu jung um ohne Wunsch zu sein (Goethe)

  • Ich habe das Buch als Wanderbuch gelesen und als es hier ankam wollte ich eigentlich nur mal kurz reinlesen - die erste Pause habe ich dann 100 Seiten später gemacht.
    Und diese Sogwirkung hat sich durch das ganze Buch gehalten.


    Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich habe Celeste und May und ihre Freunde und Familien sehr gern begleitet.


    Die Titanic als Ausgangspunkt der Story fand ich gelungen, aber auch alle folgenden Stationen und Ereignisse waren stimmig. Auch die ganzen Verwicklungen und Wendungen fand ich schlüssig, besonders weil es auch immer wieder Schicksalsschläge gab. Die Mischung aus traurigen Ereignissen und glücklichen Fügungen hat mir gefallen.


    Die Figuren sind mir ans Herz gewachsen und ich war ganz traurig als das Buch zuende war.