Onkel Heinrich hat Renate schon sehr geprägt - natürlich im positiven Sinne. So hat sie ohne Zwang eine ganze Portion Toleranz auf dem Weg zum Erwachsenwerden mitbekommen. Auch wenn ich mich wiederhole: Onkel Heinrich ist definitiv meine Lieblingsfigur.
Ich mag Onkel Heinrich auch sehr. Und dass Renate erst einmal erschüttert ist, als der Verdacht Homosexualität im Raum steht, ist der Zeit geschuldet. Damals wurden Homosexuelle von der Polizei noch als Wurzel allen Übels betrachtet, es gab regelrechte Hexenjagden. Man setzte Homosexuelle mit Pädophilen gleich. Renate muss nun erst einmal damit klar kommen, dass ihr Onkel ihr auch viel vorenthalten hat. Natürlich zum Schutz und mit gutem Grund. Aber sie erkennt, dass sie ihn bis dahin nicht wirklich gekannt hat. Und das macht etwas mit ihr. Gleichzeitig ist sie tolerant genug, sich schnell von den gesellschaftlichen Vorurteilen zu lösen, weil sie weiß, dass Onkel Heinrich nichts Böses tun kann, das ist nicht seine Art, also kann Homosexualität auch nichts Schlechtes sein. Aber stellen wir uns vor, man hätte es 1943, als er Renate adoptierte, erfahren. Dann wäre er ins KZ gekommen, Renate ins Heim, und er hätte auch nach dem Krieg nicht mehr als Arzt arbeiten können. Ein liebevoller Mann hätte nicht als Vater existieren dürfen, ein guter Arzt nicht mehr arbeiten dürfen. Nur, weil er das in damaligen Augen falsche Geschlecht liebt.