Beiträge von MelanieM

    Onkel Heinrich hat Renate schon sehr geprägt - natürlich im positiven Sinne. So hat sie ohne Zwang eine ganze Portion Toleranz auf dem Weg zum Erwachsenwerden mitbekommen. Auch wenn ich mich wiederhole: Onkel Heinrich ist definitiv meine Lieblingsfigur. :-]

    Ich mag Onkel Heinrich auch sehr. Und dass Renate erst einmal erschüttert ist, als der Verdacht Homosexualität im Raum steht, ist der Zeit geschuldet. Damals wurden Homosexuelle von der Polizei noch als Wurzel allen Übels betrachtet, es gab regelrechte Hexenjagden. Man setzte Homosexuelle mit Pädophilen gleich. Renate muss nun erst einmal damit klar kommen, dass ihr Onkel ihr auch viel vorenthalten hat. Natürlich zum Schutz und mit gutem Grund. Aber sie erkennt, dass sie ihn bis dahin nicht wirklich gekannt hat. Und das macht etwas mit ihr. Gleichzeitig ist sie tolerant genug, sich schnell von den gesellschaftlichen Vorurteilen zu lösen, weil sie weiß, dass Onkel Heinrich nichts Böses tun kann, das ist nicht seine Art, also kann Homosexualität auch nichts Schlechtes sein. Aber stellen wir uns vor, man hätte es 1943, als er Renate adoptierte, erfahren. Dann wäre er ins KZ gekommen, Renate ins Heim, und er hätte auch nach dem Krieg nicht mehr als Arzt arbeiten können. Ein liebevoller Mann hätte nicht als Vater existieren dürfen, ein guter Arzt nicht mehr arbeiten dürfen. Nur, weil er das in damaligen Augen falsche Geschlecht liebt.

    Es ist natürlich schon abzusehen, dass das Foul an Matthias nicht ohne langfristige Folgen bleibt. Krude fand ich direkt danach, dass Renate nicht zu ihm hin sollte, weil er vor Schmerzen weint. Sie solle ihm doch die Würde lassen und erst später ins Krankenhaus nachkommen. Und im Krankenhaus liegt der arme Kerl in einem Bettensaal mit einem Dutzend anderer Patienten. Besuchszeiten sind nur an zwei Tagen in der Woche.

    So war das damals noch. Männer weinen nicht.

    Batcat : Ich verstehe sehr gut, was für ein Typ Mensch dich auf die Palme bringen kann. Aber als so extrem empfinde ich Matthias nicht. Er ist weder dämlich noch lebensdumm. Er möchte einfach seinen Fußball-Traum so sehr verwirklichen, dass er sich nichts anderes vorstellen möchte. Tief im Inneren ist ihm sicher bewusst, dass die Leute um ihn herum recht haben.

    Ja, so ist das mit Matthias. Er ist auch niemand, der sich nicht entscheiden kann. Er hat ja schon eine ganz mutige Entscheidung damit getroffen, als er mit ganzem Herzen Vollblutfußballer wurde, zu einer Zeit, als man damit noch nicht reich werden konnte. Und nun ist das alles von heute auf morgen weg. Da eine Lektorin meinte, man hätte noch mehr Dynamik in Matthias reinbringen können, was ich nicht wollte und auch nicht getan habe, bin ich jetzt froh über eure Beiträge, weil es mir zeigt, dass ich das richtige Maß getroffen habe. Es soll ja kein unsympathischer Jammerlappen sein, sondern er ist in diesem Moment verzweifelt. Aber er kommt da noch raus.

    Ich mag Goldie auch, auf ihre Weise. Es wird noch ein bisschen mehr über sie herauskommen. In "Die Hafenschwester" hatte sie in Band 3, wo sie erstmals auftritt, keine eigene Perspektive, sie war Rudis Frau und so sah man sie mehr aus Ellas und Fredis Blickwinkel, der nicht gerade schmeichelhaft war.

    Gleichzeitig regt das Buch wieder unglaublich zum Nachdenken an. Zu der Zeit war meine Mutter noch ein Schulmädchen, ich selbst also noch ein ferner Traum. Wie anders man über ganz viele Dinge in ihrer Jugend gedacht hat im Vergleich zu meiner (und dann natürlich folgerichtig weitergedacht, wie anders wir damals in den Siebzigern und Achtzigern gedacht haben, verglichen mit der Zeit, in der meine Kinder aufgewachsen sind). Einiges hat sich doch sehr geändert, während viele Dinge auch in meiner Jugend noch Thema waren.

    Das freut mich, genau das ist auch ein Ziel von mir, neben der Unterhaltung. Dass man erkennt, wie Menschen, die damals als fortschrittlich galten, heute als rückständig gelten und Leute, die man heute für fortschrittliche Aktivisten hält, damals einfach für verrückt gehalten worden wären. Es ist schon faszinierend, wie die Zeiten sich geändert haben.

    Aber zehn Jahre hätte er gut noch spielen können. Es ist was anderes, so Knall auf Fall aus der erträumten Laufbahn gerissen zu werden, als sich nach und nach darauf vorbereiten zu können. Dass er sich nicht in seinen Kummer vergräbt, dafür sorgen schon die anderen. Und irgendwann wird er sich berappeln. Es muss nur das richtige Angebot oder die zündende Idee kommen. Noch laboriert er ja an der Verletzung, innen wie außen.

    Genauso ist es. Es ist ein plötzliches Aus, er muss einen Lebenstraum begraben, er hatte keine Zeit, sich langsam zu verabschieden. Das reißt natürlich ein tiefes Loch, ich denke, das würde jedem Menschen so gehen, dass man erst mal depressiv wird oder hadert. Interessanterweise meinte eine Lektorin, ich hätte das noch mehr ausreizen können, noch mehr Konflikte. Aber ich wollte das auch nicht zu sehr auswalzen, es war für Matthias und Renate auch so schon schwer genug, aber sie haben auch eine Familie, die zusammenhält und sich unterstützt. Und das ist viel wert.

    Apropos Kleknschmidt, die Szene mit der Manikerin Brose wo sie dass mit Kleinschmidt und Großschmidt doziert hat, da hätt ich mich ja wegschmeißen können :lache. Da sieht man mal wieder, dass auch diese Leute durchaus logisch denken können ;)

    Ja, Maniker haben keinen falschen Respekt, die sagen, was sie denken ;-) - das schätze ich so an diesen Patienten, auch wenn sie manchmal recht anstrengend sein können.


    Kleinschmidt ist ja noch von den alten Nazis aus "Im Lautlosen" übrig geblieben, da wurde er einmal als strammer Nazi erwähnt, ohne dass er eine große Rolle spielte. Da er in dem Buch auch in Ochsenzoll tätig war, habe ich ihn für diese Reihe receycelt. Das macht mir Spaß, viele Figuren aus anderen Reihen, die zur gleichen Zeit spielten, mit Gastauftritten einzubauen, die Lesern, die zum ersten Mal ein Buch von mir lesen, nicht auffallen, aber eingefleischten Fans Spaß machen.

    MelanieM planst du einen 3. Teil (über den ich mich sehr freuen würde) oder geht es dann mehr mit der Psychoanalytikerin weiter die ja bald erscheint?

    Ich freue mich sehr, dass es euch gefallen hat. Ich schreibe derzeit an Band 3, bin gerade auf Seite 222. Und ja, der fängt mit der Reise nach Amerika an. Und das Gerichtsverfahren mit Herrn Zierrauh kommt auch noch. Das Thema Umweltschutz wird nur am Rande kurz gestreift werden, es ist noch zu früh, Im Nachwort beschreibe ich ja, ab wann überhaupt erst Gesetze eingeführt wurden, obwohl es schon vorher immer wieder Zwischenfälle gab. Als ich Kind war, hatten wir einen Campingplatz am Hohendeicher See. Auf dem Weg dorthin kamen wir manchmal an Boehringer vorbei. Mein Vater meinte schon in den 1970er Jahren, dass da viel Mist im Boden ist und die Bauern ihre Kühe da nicht mehr grasen lassen sollten. Aber der eigentliche Skandal kam erst 1984 ans Licht, obwohl alle wussten, dass man dort lieber nicht in der Elbe badete und die Fische, die die Angler rausholten, oft Geschwüre am Maul hatten. Ich habe mit Irmgard eben auch zeigen wollen, dass man es schon früh merken konnte, aber es interessierte noch keinen. Im Weiteren Verlauf wird das Thema keine so große Rolle mehr spielen, mal sehen, ob es in Band 4, der auch schon verplant und unter Vertrag ist, noch mal dran kommt, denn der spielt 1962, bei der Hamburger Sturmflut.

    Heieiei, die ersten sind schon fertig, ich habe noch nicht mal angefangen. Dabei hätte ich heute so schön Zeit gehabt. Aber ich war den ganzen Tag in Garten und auf der Terrasse und habe da nur ein wenig die Zeitungen der letzten Tage gelesen.

    Das muss auch sein. Ich hatte gestern auch Besuch und habe es deshalb erst heute geschafft, in die Runde zu schauen.

    Gerade bei der Homosexualität, die früher das gesellschaftliche Todesurteil für einen Mann war, hat sich ja zum Glück viel getan, es als Normvariante anzuerkennen. Das Problem früher bestand ja darin, dass viele Menschen Homosexualität und Pädophilie in einen Topf geworfen haben. Es gab keine vernünftige Aufklärung, nur Verbote. In den 1920ern war man schon mal kurz davor, Homosexualität zu entkriminalisieren, aber dann kamen die Nazis und die haben den §175 so verschärft, wie er bis 1969 geblieben ist. Klar, Homosexuelle passten nicht in ihr Weltbild, die arische Rasse zu züchten ... Dabei waren unter den Nazis selbst auch etliche Homosexuelle, die trotzdem bei der SA waren, ohne die Doppelmoral zu erkennen.

    Mir ist neu, dass das Umweltthema damals schon begann, ich dachte, dass kam später erst auf. Da bin ich noch neugierig, wie das mit der Köhler weitergeht.

    Das Thema begann damals nur für wenige "Exoten". Es gab noch nicht mal Gesetze gegen Umweltverschmutzung. Mit Irmgard wolle ich einfach mal den Kontrast darstellen - heute wäre sie eine anerkannte Aktivistin, auch wenn Femen belächelt werden, damals ein Fall für die Psychiatrie. Man stelle sich mal vor, damals hätte jemand gesagt, es gäbe mehr als zwei Geschlechter und im Jahr 2024 wird ein Gesetz eingeführt, nach dem jeder jedes Jahr sein Geschlecht beim Standesamt ändern kann und auch mit Penis als Frau gelten kann ... Wo wäre so jemand 1959 wohl gelandet? Das finde ich immer wieder spannend, wie sich die Sichtweisen in dieser Zeit geändert haben.

    Schön, dass euch die Handlungsstränge so gut gefallen. Mir ist es bei dieser Reihe ja wichtig, eher ein Sittengemälde der Zeit zu zeigen, anstatt einen einzigen Strang, der durchgeht. Ich wollte einfach ein relativ normales Leben mit vielen Baustellen darstellen, um die Zeit und auch Renates damalige Schwierigkeiten und Freuden zu zeigen.

    Vielen lieben Dank für die schöne Rezension. Ich werde dieses Wochenende damit anfangen, Band 3 zu schreiben, der 1960 spielt. Band 4 wird dann 1962 spielen, da spielt dann auch die Hamburger Sturmflut eine wichtige Rolle.


    Wer die Hafenschwester noch nicht kennt und die Wartezeit überbrücken will, kann mit Hafenschwester Band 3 einige Dinge erfahren, die auch in Band 2 von Renate eine Rolle spielen - wie es Familie Studt in der Weimarer Republik und im 2. Weltkrieg ging und Matthias' Vater Alfred (Fredi) am Anfang als 16-jähriger überlegt, was er werden will, wie er zur Polizei geht, seine Jugendliebe heiratet und die Kinder geboren werden, die wir jetzt als Erwachsene kennen. Und wie Fredi als Polizeibeamter in der von Nazis durchseuchten Polizei versucht, Menschen zu helfen und heimlich Widerstand leistet.

    Was es alles gibt... Da ich auch kurzsichtig bin, bin ich gespannt, ob ich das auch erleben werde. Jedenfalls habe ich wieder was gelernt... :)

    Falls du irgendwann mal im Dunkeln, wenn du den Kopf bewegst, an der Seite Blitze hast, die wie Neonlichter aussehen, könnte es das sein, dann auf zum Augenarzt zur Abklärung. Wenn gleichzeitig die Mouches Volantes ansteigen, die Glaskörpertrübungen, ist es das. Nervt, aber solange die Netzhaut dran bleibt, harmlos.

    ah das heisst die Hafenschwester ist von einem anderen Verlag..

    Und krass dann sehen die ob ich das Buch zuende gelesen habe? :wow

    Amazon kann nachvollziehen, bis wieviel Prozent du gekommen bist, egal ob du es wirklich gelesen oder geblättert hast. Und ja, die Hafenschwester ist im Diana-Verlag erschienen.

    MelanieM : Auch ich schicke dir liebe Gute-Besserungs-Grüße und ich drücke die Daumen, dass du um eine Operation herum kommst. :knuddel1

    Vielen Dank. OP wäre ja nur notwendig, wenn sich ein Notfall ergibt, in Form eines Netzhautrisses oder Ablösung. Ansonsten ist eine Glaskörperanhebung ein physiologisches Ereignis, das im Alter bei der Hälfte aller Menschen über 65 auftritt, bei Kurzsichtigen deutlich früher.

    Oh, das überrascht mich echt, ich hätte da mit geringeren Sätzen gerechnet und auch nicht gewusst, dass Verlage das unterschiedlich handhaben.


    Das heißt, man kann deine eBooks ohne schlechtes Gewissen leihen, gut zu wissen.

    Ich weiß nicht, wie es andere Verlage handhaben, aber Tinte&Feder gibt den Satz an die Autorinnen und Autoren weiter. Die sind da echt fair.