Beiträge von Avila

    Welche Romane meinst du, liebe Avila . Ich stelle fest, dass in den guten Histos weite Teile des Adels und vor allem das Konstrukt dieser Adelsgesellschaft nicht gut wegkommen. Also z.B. in den Gablé-Romanen, die ich ja liebe. Da sind die Könige und deren Verwandtschaft doch schon schwer verdaulich für den "heutigen" Leser. :grin


    Glorifiziert wird für mich vor allem der Glaube, dass das alles gott-gewollt wäre. Die Standesunterschiede etc. Aber wie hier im Kaffeehaus ist der Dünkel ganz fürchterlich. Mein Vater hätte gesagt Inzucht und Weltfremdheit.

    Erst vor kurzem gelesen: Die Zarentochter-Reihe von Petra Durst-Benning, z.B.

    Die Zeiten waren damals noch ganz andere. Niemand hätte auch nur gewagt anzudeuten, dass man das Königs- oder Kaiserpaar doch abschaffen könnte. Dass sie Zuviel Geld ausgeben würden, dass sie womöglich nicht besser als das Fußvolk wären. Damals hatten die Adligen schon noch weitgehend Narrenfreiheit. Sisi musste sich nur innerhalb ihrer Familie rechtfertigen. Das fiel schon schwer genug.

    Na ja, aber die französische Revolution war damals schon. Also so ganz unkritisch wurde der Adel damals auch nicht mehr gesehen.

    SiCollier hat die ganze Widersprüchlichkeit gut auf den Punkt gebracht.


    Das Richard in den Tramway-Streik gerät, hätte ich gar nicht erwartet, gefällt mir aber sehr gut. Das ist auch ein Arbeitszweig von dessen furchtbaren unmenschlichen Arbeitsbedingungen ich bisher nichts wusste. (Bei Fabriken ist das mir zu der Zeit geläufig.) Richard besitzt da ein sehr aufgeschlossenes Wesen, seine eh schon kritische Einstellung gegenüber seinem Schwiegervater hilft da sicherlich auch bei.

    Nachteile für Danzer hoffe ich auch nicht. Aber ob man seine Verwicklung geheimhalten kann? Ich bin mir da noch nicht so sicher. Aber wer weiß, ich hatte bei der Erwähnung seiner Kopfschmerzen ja schon alle Alarmglocken schrillen. Aber am Ende stellt es sich als Verspannungen und Stress heraus. Gott sei Dank!


    Zu Sisi fällt mir immer weniger ein. So ganz leuchtet mir nicht ein, warum sie bis heute so glorifiziert wird. Kann es allein an ihrer "Schönheit" gelegen haben? Kann man sich nur davon so blenden lassen?


    Was ist mit Mili los? Sie scheint etwas auf dem Herzen zu haben. Misshandelt ihr Stiefvater sie so sehr oder geht es um etwas anderes? Will sie deswegen auch unbedingt weg?

    Die Etikette am Hofe ist wirklich sehr streng und einengend. Ein wenig kann ich Sisi verstehen, die darauf keine Lust hat und sich eingesperrt fühlt. Allerdings ist ihr Fernbleiben bei manchen Zeremonien wie die Fußwaschung unglaublich. Eigentlich ein schönes Ritual, wenn auch mehr Schein als Sein, aber die schöne Sisi ist sich dafür doch zu schade. Ihre Haaraufhängung fand ich auch interessant. Ja, Haare bis zur Ferse müssen wirklich unglaublich schwer sein. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie davon Kopfschmerzen bekommen hat. Aber ihr Theater um ausgefallene Haare... Ja, Sisi war mehr als nur eitel. Bei ihr war das ja wirklich ein Wahn und eine Krankheit. Ihr Turn-und-Toiletten-Zimmer konnte ich in Wien mal besichtigen. Die Turngeräte sind immer noch installiert, wirklich einmalig in einem solchen Schloss.

    Interessant fand ich, dass Sisis Hofdamen sich ähnlichen Schönheitsidealen unterwerfen "mussten" und ähnlich schlank waren.


    Warum Sisi in Gegenwart von anderen Sophies Bericht erwartet hat, fand ich auch seltsam. Aber wahrscheinlich merkt sich noch nicht mal, wie die Menschen unehrlich zu ihr sind, weil sie im Endeffekt nicht an der Wahrheit interessiert ist, sondern nur ihr Weltbild bestätigt sehen will.


    Die Familie Vetsera tut mir auch sehr Leid. Aber na ja. Da mir die ganze höfische Etikette sehr zu wider ist und ich die Familie dennoch als sehr privilegiert empfinde, hält sich mein Mitleid in Grenzen. Allgemein finde ich, dass Marie Lacrosse es sehr gut schafft, das adlige Leben nicht zu glorifizieren.

    Ich habe mich gut wieder in die Geschichte eingefunden, aber der erste Band ist mir überraschend gut im Gedächtnis geblieben, vor allem die verschiedenen Personen. Das ist auch sehr hilfreich, weil wir am Hofe noch einige weitere Personen treffen.


    Und ja, es wurde angesprochen, dass sich einige Intrigen anbahnen. Ich befürchte auch eine nicht einfache Zeit die Sophie. Nicht nur die Kaiserin scheint einige Erwartungen an Sophie zu haben, wo ich mir nicht sicher bin, ob sie diese erfüllen kann. Sie gerät auch noch in das Intrigennetz am Hofe und jede Hofdame hat erstmal Angst um ihre Stellung. Bei manchen Schilderungen fragt man sich, ob Sisi eigentlich weiß, was sie genau mit ihrem Verhalten und ihren Entscheidungen auslöst und anstellt. Aber egal, was sie tut. Ihre Hofdamen scheinen sie allesamt zu lieben. Oder ist das nur Kalkül, weil sie ihre Stellungen behalten wollen?


    Über die Unterbringung der Hofdamen war ich auch sehr überrascht. Aber mir war auch gar nicht so klar, dass die Hofdamen ein Gehalt für diese Stellung erhalten. So ergibt das wiederum schon alles seinen Sinn, weil sie doch einfach eine Angestellte ist.


    Amalie ist mir ja fast zu fies. So viel Gemeinheit, keine positiven Seiten ist mir immer ein wenig suspekt. Aber gut, als Gegenspielerin kann ich das in Büchern auch Male so hinnehmen. Richard sollte aber wirklich aufpassen. Ich habe das Gefühl, dass Amalie keine Grenzen kennt und ein Pulverfass kurz vorm Explodieren ist. Ich bin sehr gespannt, was sich daraus noch ergibt.

    Mai Thi Nguyen-Kim geht in ihrem Buch acht großen Streitfragen, die derzeit in der Gesellschaftlich kontrovers diskutiert werden, auf den Grund. Sie spricht folgende Themen an: Legalisierung von Drogen, Videospiele und Gewalt, Gender pay Gap, Big Pharma vs. Alternative Medizin, Impfungen, Erblichkeit von Intelligenz, Unterschiede im Denken bei Mann und Frau und Tierversuche.


    Die Autorin gibt in dem Buch zwar auch ihre Meinung wieder, aber das besondere ist, dass sie davor erklärt, welche kontroversen Standpunkte es eigentlich gibt. Und dabei das Besondere ist, dass sie Standpunkt X erklärt und dann erklärt, auf welcher Studie sich der Standpunkte X fust und wie diese Studie zu ihren Fakten kommt, also deren Schwächen und Stärken erklärt. Dies macht sie dann natürlich auch für Standpunkt Y etc. Sie besinnt sich also "auf eine kleinste gemeinsame Wirklichkeit", um dann Stellungnahme zu beziehen. Das ist wirklich spannend, weil sie damit durchaus andere Schlussfolgerungen und Standpunkte zulässt, so lange sie im Rahmen der Fakten und Wissenschaft belegt sind. Denn manches ist am Ende doch auch einfach Interpretationsache. (Wenn auch nicht alles.)


    Ihre eigene Haltung kennzeichnet sie deutlich, so dass ich selbst auch gut andere Haltungen haben kann, ohne das Buch frustriert in die Ecke zu pfeffern. Manche Dinge waren mir auch bereits teilweise bewusst, aber erklären hätte ich sie nicht können. Das Buch zeigt, dass das eigentlich eine böse Wissenslücke ist.


    Der Schreibstil ist dabei so fesselnd, dass ich das Buch teils nicht aus der Hand legen wollte. Wer den YouTube-Kanal der Autorin kennt, kann sich vorstellen, wie sie schreibt. Zwar klar und sachlich, aber dennoch anschaulich, mit einigen flapsigen modernen Ausdrücken, halt so, wie sie sich auch in ihrem Kanal äußert. Ich fand das im höchsten Maße unterhaltsam und würde mich im Allgemeinen über mehr Bücher in diesem Stil freuen!

    Sophie liebt das Wiener Café ihres Onkels und würde am liebsten jeden Tag dort arbeiten. Aber ihre adlige Herkunft lässt dies nicht zu. Auch fordert ihre Freundin Mary immer mehr von ihrer Zeit ein, als Mary sich unsterblich in den Kronprinzen Rudolf verliebt. Mary versucht alles, um seine Aufmerksamkeit auf sich zuziehen - ungeachtet jeglicher Konventionen - während Sophie und Rudolfs Freund Richard versuchen diesem Einhalt zu gebieten.


    Dieser Roman ist wesentlich komplexer vom Inhalt her, so dass ich mich relativ schwer tu, die Handlung in drei Sätzen zusammenzufassen.

    Wir haben die adlige Sophie, die gerne im Café ihres bürgerlichen Onkels aushilft und auch ansonsten eher wenig mit der adligen Gesellschaft anfangen kann, bis ein Adliger ihre Aufmerksamkeit erregt und ihr Herz einen Strich dadurch macht. Auch ihre Mutter, die sich aus den adligen Kreisen immer mehr zurückgezogen hat, wird durch ihren neuen Mann gedrängt, wieder die Kontakte zu intensivieren, die sie eigentlich abbrechen möchte.


    Dann gibt es Mary, die dem Traumgespenst in Gestalt von Kronprinzen Rudolf hinterher jagt und wie ein Groupie anschmachtet. Auch Rudolfs Perspektive wird in dem Roman geschildert und wir bekommen einen Einblick in das Leben der Kaiserfamilie mit Kaiserin Sisi an der Spitze, auch wenn diese in diesem Roman wenig Raum einnimmt. Daneben gibt es dann noch den verarmten aus dem Hochadel entstammenden Richard von Löwenstein, aus dessen Sicht man den Hochadel mit all den Schattenseiten erlebt.


    Als das zusammen ergibt einen spannenden Roman, der ausgehend von dem schönen heimligen Café Prinzess den Kronprinzen Rudolf und sein Schicksal in den Mittelpunkt stellt. Marie Lacrosse weiß es dabei, das Wien des 19. Jahrhunderts so schön und bildhaft zu beschreiben, dass man sich nahezu in diese Zeit hineinversetzt fühlt und die Mokkaprinzentorte auf der eigenen Zunge schmeckt.


    Ich persönlich habe jede Seite des Buches mit Freude gelesen und freue mich sehr auf die Fortsetzung, auch wenn das Buch erstmal an sich abgeschlossen ist. Doch das Ende bietet einen Ausblick, was in Band 2 passieren wird, den ich wahnsinnig spannend finde!

    Ein spannendes Ende! Was mir persönlich sehr gefällt, ist dass das Buch an sich abgeschlossen ist. Zwar macht die Aussicht auf Sophies Anstellung bei Hofe Geschmack und Lust auf Band 2, aber in diesem Buch sind ja vor allem Mary und Rudolf im Mittelpunkt und deren Geschichte ist zu Ende erzählt. Band II wird auch noch mal spannend, wenn es um Richard und Sophie geht. So ganz kann ich noch nicht glauben, dass Richard am Ende auch Amalie heiraten wird. Zumal die Heirat ja sogar noch verschoben wurde, sodass theoretisch noch mehr Zeit wäre für die zwei zusammen zu finden.


    Die Beerdigung von Mary ist wirklich traurig. Wie unfair da mit den beiden umgegangen wird, ist schon der Wahnsinn. Während Rudolf ein richtiges Begräbnis mit allem drum und dran bekomme, muss Marys Familie sich mit so einem anonymen Begräbnis abfinden. Dass die beiden nicht zusammen vergraben werden, war ja eigentlich von vornherein klar. Aber das Mary dann so begraben wird fand es schon sehr traurig, vor allem da sie kann sich eigentlich keinen Selbstmord begangen hat.


    Sofie gerät durch den Brief von Mary auch noch mal in den Fokus. Sehr spannend, ich hatte mir ja schon überlegt, ob sie einfach so viel Geld raus schlägt, sodass sie Richard mehr oder weniger frei kaufen kann, sodass er sie ehelichen kann. Allerdings weiß ich auch gar nicht, ob es bei Richard und Amalie wirklich nur noch um das Geld geht oder ob die Familie auch noch mehr in der Hand hat gegen Richard. Ich bin sehr gespannt, ob der Brief noch mal eine Rolle spielen wird oder nicht. Aber erstmal war es ja wahrscheinlich auch der Weg, um Sophie zu Sisis Hofdame zu machen.


    Auf jeden Fall fand ich das Buch super spannend und interessant und ich freue mich schon sehr auf die folgebände!

    Ein bisschen zog sich dieser Abschnitt auch für mich in die Länge. Bis es dann endlich zum Mord und Selbstmord von Mary und Rudolf kommt, dauert schon ziemlich lange. Das Hin und Her zwischen Mary und Rudolf und die kleinen Andeutungen und Geheimnisse, die Sophie und Richard aufdecken, aber dann auch wieder zerstreut werden, das war mir persönlich auch ein wenig zu ausführlich. Dennoch war es spannend zu lesen, wie sich alles entwickelt. Mir sagt der Schreibstil einfach auch sehr zu. Aber ich hätte mir gewünscht, dass Sophie und Richard mehr Raum bekommen.


    Die arme Sophie erfährt aus der Zeitung von Richards Verlobung. Das ist natürlich ein herber Schlag für sie und ich kann sehr gut verstehen, dass sie da sehr verletzt ist. Richard hätte ihr durchaus vorher schon davon erzählen können und hätte ihr auch besser erklären können, was ihn zu dieser Entscheidung bewogen hat. Ihr dann im Nachhinein eine Liebschaft anzubieten, hat schon einen sehr komischen Nachgeschmack. Dass unsere Sophie das von sich weist, vor allem wo sie gerade miterlebt, was mit Mary und Rudolf passiert, ist nur allzu verständlich. Auch bin ich doch sehr erleichtert, dass Sophie dann doch noch so vernünftig ist und entsprechend reagiert.


    Marys Verhalten in der Öffentlichkeit ist wirklich Wahnsinn. Sie hat jegliches Schamgefühl anscheinend verloren. Wie sehr sie sich in diese Liebe hinein steigert, das kann man wirklich nur mit ihren jungen Jahren begründen. Ich sehe das ähnlich wie manche hier, und glaube auch eher weniger an Liebe auf den ersten Blick. Allerdings kann man diese erste Verliebtheit schnell mit der großen Liebe verwechseln, weil sie doch sehr starke Gefühle hervorrufen kann. Für mich ist Liebe aber auch ein etwas solidaris Gefühl, das vielleicht weniger aufbrausend aber dafür umso tiefer sitzt.