Beiträge von Ulf Schiewe

    Tatsächlich gab es ja mal derartige Anklagen gegen Melisende, daß sie angeblich einen Liebhaber gehabt hätte. (Ich hab natürlich sofort nach dem durchlesen im Netz über sie nachgelesen )

    Das stimmt. Das Buch spielt 1129. Zwei Jahre später ist der König gestorben und beide, Melisende und Foulques wurden wie verabredet gekrönt und mit gleicher Machtfülle bestätigt. Aber dann fing er an zu intrigieren und wollte sie beiseite schieben. Dabei hatte er die mit ihm aus Frankreich gekommenen Adeligen auf seiner Seite, denen er natürlich Ämter und Einfluss verschafft hatte. Hinter Melisende standen dagegen die "einheimischen" im Land geborenen Franken. Es wurde ziemlich hässlich. Um sich zu behaupten, hat er sie mit Ehebruch bezichtigt. Angeblich mit Hugues de Jaffa, den wir ja auch aus dem Buch kennen. Der hat es vehement abgestritten. Dennoch wurde ihm sein Titel aberkannt. Die Wahrheit kennt niemand. Jedenfalls konnte Melisende sich gegen ihren Mann durchsetzen. Offiziell versöhnte man sich. Doch danach kümmerte er sich nur noch ums Militärische, während sie die eigentliche Herrscherin wurde.

    Nachdem ich heute morgen endlich mal Zeit hatte so richtig in das Buch einzutauchen, habe ich gleich die letzten beiden Abschnitte zusammen gelesen, es hat mir richtig gut gefallen. :)

    Ich bin ja der Meinung, dass die Unschuld der Braut ohnehin nur für den Mann eine Rolle spielte.

    Für die Frau höchstens aus Angst vor den Folgen und sei es nur der fehlende Blutfleck im Hochzeitsbett...


    Für mich war die Liebesgeschichte und die Auszeit, die sich die beiden gegönnt haben, absolut passend, es gab ja auch noch andere gute Gründe eine Pause einzulegen, auch wenn das mit dem Täuschen der Verfolger nicht geklappt hat.

    Es war ja auch nicht dumm, sich erstmal eine Weile zu verstecken, bis die Seldschuken es aufgegeben haben. Am Litani sind sie ja noch an ihnen vorbeigezogen. Man musste damit rechnen, dass sie zurückkommen und weiter die Gegend durchsuchen.

    In diesem Abschnitt gefällt mir Melisende dann wieder viel besser. Sie hat ihr verwöhntes Auftreten abgelegt und bildet zusammen mit Raol ein gutes Team auf der Flucht vor den Verfolgern. Ich finde es schön, wie die beiden sich langsam näher kommen und wie man merkt, dass es zwischen den beiden zu knistern beginnt. Ich bin tatsächlich auch gespannt, wie weit diese Liebesgeschichte wohl geht oder wer den ersten Schritt wagt.:love:


    Was ich in diesem Abschnitt sehr traurig gefunden habe, war das Schicksal der Pferde. Besonders die treue Stute von Melisende hat mir wirklich sehr leid getan. Sie hat die Prinzessin trotz lahmen Bein immer sicher und zuverlässig getragen. Und als ich dann gelesen habe, dass sie einfach zurück gelassen wird und danach dann auch noch von den Verfolgern gefunden und geschlachtet wird, ist mir das wirklich sehr zu Herzen gegangen. Ich verstehe schon, dass Raol die lahme Stute nicht weiter mitnehmen konnte, weil sie nur noch hinderlich war. Aber wenn ich so ein trauriges Schicksal über ein Pferd lese, dann geht mir das wirklich sehr zu Herzen;(

    :write

    Das ging mir hier auch so. Ich habe öfter auf die Karte im Buch geschaut und war dann etwas verwirrt,weil ich nicht genau wusste, wo sie sich jetzt eigentlich aufhalten.

    Auf der Ostflanke des Libanon-Gebirges.

    Na ja ... platonisch ... ich glaube, das ist schwierig in dieser Situation, wenn man so starke Anziehungskraft verspürt und man ungestört ist, wie die beiden am Jordan. Und eigentlich hätte Melisende sich sogar ein Kind von ihm gewünscht. Heiraten muss sie den Angeviner ja ohnehin.


    Ich versuche, meinen Verlag zu überzeugen, den "Bastard" neu aufzulegen. Im Moment ist er nur noch gebraucht oder als eBook zu kriegen. Raol trifft am in den beiden Romanen wieder, "Die Comtessa" und "Die Hure Babylon". Aber nur als Nebenfigur.

    Das gleiche habe ich mir auch gedacht :lache Ich lese selbst auch nicht so gerne Romane in der Gegenwartsform, ich empfinde das oft als störend im Lesefluss, ich kann das gar nicht so genau erklären.

    Hier in diesem Roman passt es aber sehr gut finde ich.


    Ulf Schiewe : welcher Autor oder welche Bücher waren das denn, die Dich zu der Gegenwartsform inspiriert haben?:)


    Das ist genau meine Erfahrung. Manche Leserinnen stolpern zuerst etwas über die Gegenwartsform, weil es ungewohnt ist. Aber nach zwei Seiten fällt es ihnen gar nicht mehr auf. Sie sind einfach in der Geschichte drin. Ich denke, es ist bei vielen einfach ein Vorurteil gegen das Präsens in Romanen. Oder in den Romanen, die sie vorher im Präsens gelesen haben, war das nicht gut umgesetzt. In den sechs Büchern, die ich im Präsens verfasst habe, hatte eigentlich niemand ein Problem damit. Im Gegenteil, viele haben es positiv kommentiert, da man so viel direkter in der Geschichte ist.


    Der Autor, der mich zum Präsens angeregt hat, ist Don Winslow. Das Buch, ich glaube, es war "Savages", handelt vom Krieg gegen die mexikanischen Drogenkartells. Harte Kost, aber gut geschrieben.

    Ich schreibe gern in der Gegenwartsform. Da ist man als Leser mitten in der Action. Die Vergangenheitsform bildet immer ein wenig Distanz. Was immer passiert, es ist eben immer schon vergangen. Dies ist mein sechster Roman in der Gegenwartsform.


    Ich denke, du wirst dich dran gewöhnen, wenn du schon die Leichen überstanden hast. :lache

    Ich bin noch mitten in diesem Abschnitt, wollte aber schon mal was schreiben.

    Die Geschichte, wie Melisende von Raol und den anderen Tempelrittern aus der Gefangenschaft geholt wird um wieder nach Jerausalem zurück zu kommen finde ich sehr spannend und fesselnd. Aber ich empfinde Melisende hier zum Teil als sehr anstrengend. Sie benimmt sich ja schon wie ein sehr verwöhntes und auch arrogantes Mädchen. Schon als sie erfährt, dass sie gegen Lösegeld ausgelöst werden soll und das Raol sie nach Jerusalem begleitet benimmt sie sich in meinen Augen sehr undankbar und will nur ständig wissen, wie viel Lösegeld sie jetzt wert war. Und dann verweigert sie den Hirsebrei, den die Reiter zum Essen kochen, weil das für sie kein angemessenes Essen ist. Da kommt sie mir schon echt sehr verwöhnt und überheblich vor.. Wie ein kleines trotzköpfiges Mädchen. Anstatt sich zu freuen, dass sie nicht mehr in Gefangenschaft ist, hat sie nur ständig was auszusetzten und zettelt mit Raol einen Streit an. Puh, ich hoffe, sie entwickelt sich noch ein wenig weiter und bleibt nicht die ganze Zeit so anstrengend.

    Sie ist sauer, weil sie wieder nach Jerusalem gebracht wird, wo ihr Bräutigam wartet. Von einer Gefangenschaft in die nächste. Ihren Frust drückt sie dadurch aus, dass sie an Allem herumnörgelt. Geht doch manch einem so. Raol ist ja auch nicht gerade freundlich. Er hält sie, wie du, für ein verzogenes Gör. Im Grunde ist sie das aber nicht. Du wirst sehen.

    Stell dir das mal umgekehrt vor. Die Kerle würden sich den ganzen Tag darum kloppen, einmal mit der Chefin ins Bett zu dürfen. Da würde sicher Blut fließen. Bei dem ganzenTestosteron. Dann lieber Zickenkrieg. :lache

    Da musste ich jetzt herzlich lachen. Wir sind so an das Bild von Frauen im Harem gewöhnt, dass das umgekehrte Bild einem so ungewohnt ist, dass es zum Lachen reizt. Aber du hast ja völlig recht. Könnte ja auch anders herum sein. Bei einigen Naturvölkern git es ja auch Ehen zwischen einer Frau und mehr als einem Mann. Scheint aber ganz harmonisch zu verlaufen. Auch beim Nachwuchs scheint es bei denen unwichtig zu sein, wer genau der jeweilige Erzeuger ist. Solange es nicht um Besitz, um Land und Viehherden geht, kann man sich also auch eine Frau teilen. :)

    Vielen Dank für Deine Antworten :wave

    Stimmt, den "Attenäter" habe ich ja auch gelesen und fand das Buch richtig spannend. Allerdings war das für mich kein richtiger Krimi, weil der Ausgang schon irgendwie bekannt war.

    Und ich freue mich schon auf dein neues Buch. Das klingt auch sehr interessant. :) Vielleicht gibt es ja dazu wieder eine Leserunde?

    Aber sicher!:)

    warst Du eigentlich selbst schon mal in Jerusalem und an den Schauplätzen von dem Roman? Ich finde es ganz toll, wie lebendig und anschaulich alles geschildert ist. Sowohl die Atmosphäre in der Stadt als auch die Szenen von der Reise am Meer sind so super eingefangen. Das gefällt mir wirklich sehr gut

    Ach weißt du, ich war in meinem Leben schon an vielen Orten, fast überall in Europa, sehr viel in USA, ich habe in Brasilien gelebt, in Frankreich, in der Schweiz und in Schweden, Ich war in in der Karibik, in Russland, in den Emiraten, in Israel und sogar in Südkorea. Und meine Romane spielen eben auch an sehr vielen Orten. Heutzutage habe ich aber weder Geld noch Zeit, jeden Ort, an dem meine Bücher spielen, zu besuchen. Aber wie du siehst, bin ich an viel herumgekommen und davon zehre ich. Außerdem recherchiere ich sehr sorgfältig. Besonders auch für diesen Roman, denn die beiden Protagonisten bewegen sich durch sehr unterschiedliche Landschaften.

    Ich frage mich nur, ob dies für die damalige Zeit realistisch war, dass Frauen so selbstbewusst für ihre Rechte und Wünsche eingetreten sind?

    Es war zumindest ungewöhnlich, aber solche Frauen hat es gegeben. (Uraka von Spanien, Eleonore von Aquitanien, Ermengarda von Narbonne und andere.) Wer die Historie kennet, weiß, dass Melisende so eine Frau war, die sich nichts hat nehmen lassen. Sie wurde später tatsächlich Königin, hat das Königreich Jerusalem beherrscht und war zu ihrer Zeit sehr respektiert. Hier begegnen wir ihr als junge Frau, die sich noch in der Entwicklung befindet.

    Und dann hätte ich noch eine zweite Frage. Du hast ja bisher nur historische Romane geschrieben. Hättest Du denn auch mal Ambitionen in einem anderen Genre ein Buch zu schreiben? Zum Beispiel einen Krimi? Es gibt ja auch historische Krimis? Oder mal etwas ganz anderes? Und wie bist Du eigetntlich dazu gekommen nur Histos zu schreiben?

    Daran gedacht habe ich schon öfter. Das Problem ist nur, dass meine Leser mich als Autor von historischen Romanen kennen und vielleicht keinen Krimi von mir kaufen würden. Dabei habe ich eigentlichen einen superspannenden historischen Krimi geschrieben: "Der Attentäter". Alle, die ihn gelesen haben, sagen, sie konnten das Buch vor Spannung gar nicht aus der Hand legen.

    ich bin ja schon wieder sehr begeistert von Deinem aktuellen Buch. Deswegen gleich mal meine obligatorische Frage: gibt es schon Pläne für einen neuen Roman? Arbeitest Du schon daran? Und wenn ja, darfst Du schon was darüber erzählen?

    Das freut mich, dass du gut ins Buch gekommen bist.


    Pläne für ein neues Buch? Natürlich. Ich bin schon bald mit einem neuen Roman fertig. Der wird aber erst im Herbst nächsten Jahres erscheinen. Da dauert ja immer. Diesmal hab ich mir den Konflikt zwischen zwei berühmten Männern vorgenommen, die beide nach der Krone Englands streben: Guillaume de la Normandie und Harold Godwinson. Ich wechsle zwischen beiden hin und her. Es geht um Intrigen und um Machtstreben. Das Ganze schaukelt sich über Jahre hinweg langsam auf bis die Rivalität in der Schlacht bei Hastings ausgekämpft wird. Und wie wir wissen, siegt Guillaume. England wird normannisch.

    Ich finde das Cover auch richtig schön und passend zu der Geschichte. Ich bin ja leider echt total unwissend, wenn es um die Templer geht. Warum ist das Kreus bei den Templern in der Farbe Rot? Hat das irgendeinen Grund oder eine Bedeutung?

    Warum ihr Kreuz unbedingt rot war, konnte ich nicht herausfinden. Ich nehme an Rot ist eine Signalfarbe, weithin sichtbar. Die adeligen Ritter trugen weiß, die Sergeanten braun oder schwarz. Aber alle mit einem roten Kreuz versehen.