'Clockwork Orange' - Teil 2

  • Mich erinnert dieser Teil stark an 1984. Ob jetzt 2+2 oder Gewalt geht, Hauptsache der Gefangene wird gebrochen. 1984 war auch schrecklich zu lesen, aber da hat Orwell doch mehr vermittelt. Entweder ich verstehe es noch nicht, oder es ist doch das sehr platte jeder Mensch hat die Wahl und ist deswegen für seine Taten verantwortlich.

  • Ich habe gerade den zweiten Teil beendet und fand ihn wesentlich besser zu lesen als den ersten.

    Die Sprache kommt mir flüssiger vor. Ob der Teil nun weniger Nadsat enthält oder ich mich besser eingelesen habe, lasse ich hier mal dahingestellt. Für beides gibt es Argumente.


    Zu der aufgeworfenen Ethik-Frage habe ich noch keine abschließende Meinung und vermute stark, dass da im dritten Teil noch einiges zu kommt. Jedenfalls wollte ich, ganz anders als im ersten Teil, nun auch wissen, wie es mit der Behandlung weitergeht.


    Persönlich erschreckend fand ich, dass sich die Verhältnisse in den Gefängnissen (Überbelegung der Zellen, Gewalt unter den Gefangenen) in den letzten 50 Jahren nicht verbessert haben. Allenfalls die durch das Wachpersonal ausgeübte Gewalt dürfte abgenommen haben.

  • Die Sprache kommt mir flüssiger vor. Ob der Teil nun weniger Nadsat enthält oder ich mich besser eingelesen habe, lasse ich hier mal dahingestellt. Für beides gibt es Argumente.

    Alex ist aus seiner Gruppe raus, und es treten mehr Figuren auf als im ersten Teil. Daher weniger Nadsat oder das Empfinden, es sei weniger.

    Interessant fand ich , dass sich Alex' Sprache eigentlich nicht verändert, auch nicht während und nach der Konditionierung.


    Zu Anfang des 2. Teils verstellt sich Alex noch, um Vorteile zu erhaschen und sich gut zu führen, in den Genuss klassischer Musik zu kommen und vielleicht nicht seine ganze Haft absitzen zu müssen.

    Während und nach der "Behandlung" verliert er nach und nach diese Fähigkeit. Ich will hier gar nicht auf die Gewalt, die er sich ansehen muss, nicht fähig sich abzuwenden oder auch nur die Augen zu schließen. Ich bin eigentlich froh, dass ich den Film nicht kenne und werde ihn mir auch nicht ansehen. Manche Bilder bekommt man nie mehr aus dem Kopf.

    Extrem problematisch für ihn finde ich, dass es ihm auch seine geliebte klassische Musik verleiden wird, die die brutalen Filme untermalt und somit Teil der Konditionierung ist. Bei aller Brutalität war das in gewisser Weise immer noch das Menschliche in ihm. Nun wird ihm auch das ausgetrieben.


    Der Einzige, der Bedenken hat, ist der Pope. Er wirft den Gedanken auf, dass man Jemand seine Menschlichkeit nimm, wenn man ihn der Möglichkeit beraubt, seine Entscheidungen, ob nun zum "Guten" oder zum "Bösen", zu treffen nimmt. Ist es der freie Will, der uns menschlich macht?


    Wenn man die jugendlichen Verbrecher gegen die bösen Wünsche, Gedanken, Vorhaben konditionierte: kommen diese aus ihnen, weil sie dort angelegt sind? Denn das würde es bedeuten. Man radiert das aus, was sich in selbigem Verbrecher falsch manifestiert hat.

    Ziemlich elementare Fragen...

  • Mich erinnert dieser Teil stark an 1984. Ob jetzt 2+2 oder Gewalt geht, Hauptsache der Gefangene wird gebrochen. 1984 war auch schrecklich zu lesen, aber da hat Orwell doch mehr vermittelt. Entweder ich verstehe es noch nicht, oder es ist doch das sehr platte jeder Mensch hat die Wahl und ist deswegen für seine Taten verantwortlich.

    An "1984" dachte ich nicht so sehr, denn dort ging es für mich noch mehr um Kontrolle. Hier geht es um Auslöschen, Abändern. Man will gar nicht kontrollieren, was die Ludi denken, tun, denn das muss man nicht. Man hat sie dann so verändert, so der Plan, dass sie gar nicht mehr anders können als leicht lenkbar und brav zu sein.

    Ich weiß noch nicht so recht, ob es hier um die Wahl zwischen gut und böse geht oder auch darum, ob das in uns ist oder uns die Umwelt, die Umstände dazu machen und treiben.


    Orwells Roman hat mich viel tiefer beeindruckt und erschüttert, was sicher auch an der Hauptfigur und der wesentlich komplexeren Handlung und Geschichte liegt

  • An "1984" dachte ich nicht so sehr, denn dort ging es für mich noch mehr um Kontrolle. Hier geht es um Auslöschen, Abändern. Man will gar nicht kontrollieren, was die Ludi denken, tun, denn das muss man nicht. Man hat sie dann so verändert, so der Plan, dass sie gar nicht mehr anders können als leicht lenkbar und brav zu sein.

    Ich weiß noch nicht so recht, ob es hier um die Wahl zwischen gut und böse geht oder auch darum, ob das in uns ist oder uns die Umwelt, die Umstände dazu machen und treiben.


    Orwells Roman hat mich viel tiefer beeindruckt und erschüttert, was sicher auch an der Hauptfigur und der wesentlich komplexeren Handlung und Geschichte liegt

    1984 ist wesentlich interessanter, komplexer und für mich auch bewegender, da bin ich ganz bei dir. Im Endeffekt werden bei beiden Romanen die "Opfer" psychisch zu Gunsten der politisch herrschenden Klasse gefoltert und verändert. Das ist für mich die Ähnlichkeit. Natürlich mit dem großen Unterschied, dass Alex fraglos ein Schwerverbrecher ist, und im Roman geschickt aus dem Täter ein Opfer gemacht wird, wodurch wieder interessante Fragen aufgeworfen werden. Hingegen wird bei 1984 Winston Smith durch das System zum Täter gemacht, um ihm danach genau deswegen zu als Täter zu bekommen.

  • Ich bin eigentlich froh, dass ich den Film nicht kenne und werde ihn mir auch nicht ansehen. Manche Bilder bekommt man nie mehr aus dem Kopf.

    Das kann ich voll und ganz unterschreiben. Beim Lesen kann ich ganz gut auf innerliche Distanz schalten, besonders üble Stellen auch mal überfliegen. Visuell in Filmen geht bei mir garnicht, das macht mich total fertig.

    Eine grausige Vorstellung, was da mit Alex gemacht wurde.

    Reine Fiktion? Oder gab es so was mal tatsächlich, zumindest angedacht?


    Alex war ja nicht uninteressiert an dieser Methode, er hat sie als einen Weg aus dem Gefängnis betrachtet, allerdings ohne eine Ahnung, was da auf ihn zukommt. Keiner hat ihm dazu vorher was gesagt, oder:gruebel?

  • 1984 ist wesentlich interessanter, komplexer und für mich auch bewegender, da bin ich ganz bei dir. Im Endeffekt werden bei beiden Romanen die "Opfer" psychisch zu Gunsten der politisch herrschenden Klasse gefoltert und verändert. Das ist für mich die Ähnlichkeit. Natürlich mit dem großen Unterschied, dass Alex fraglos ein Schwerverbrecher ist, und im Roman geschickt aus dem Täter ein Opfer gemacht wird, wodurch wieder interessante Fragen aufgeworfen werden. Hingegen wird bei 1984 Winston Smith durch das System zum Täter gemacht, um ihm danach genau deswegen zu als Täter zu bekommen.

    Ist schon so lange her, dass ich dieses Buch gelesen habe. Ich kann nicht mehr mitreden.

    Ob ich es nochmal lesen sollte :gruebel.

  • Ist schon so lange her, dass ich dieses Buch gelesen habe. Ich kann nicht mehr mitreden.

    Ob ich es nochmal lesen sollte :gruebel.

    Ja!

    ich habe das vor ein paar Jahren nochmal gemacht, war eine Leserunde hier bei der Eule. Nach all den Jahren liest man so ein Buch noch anders als beim ersten Mal.

  • Alex war ja nicht uninteressiert an dieser Methode, er hat sie als einen Weg aus dem Gefängnis betrachtet, allerdings ohne eine Ahnung, was da auf ihn zukommt. Keiner hat ihm dazu vorher was gesagt, oder:gruebel?

    So wie ich das verstanden habe, hat ihm keiner gesagt, was wirklich mit ihm passieren soll, nur, dass er aus dem Gefängnis entlassen wird, wenn er mitmacht.

  • So schnell jetzt nicht, muss erst dieses deprimierende Buch verarbeiten (oder abschütteln).

    Hat es dich so sehr deprimiert?:knuddel1

    Ich beschäftige mich zwar gedanklich noch mit dem Roman, aber es ist nicht so, dass es mich belastet oder deprimiert.

    Alex war ja nicht uninteressiert an dieser Methode, er hat sie als einen Weg aus dem Gefängnis betrachtet, allerdings ohne eine Ahnung, was da auf ihn zukommt. Keiner hat ihm dazu vorher was gesagt, oder?

    Es war sein möglicher Weg in die Freiheit. Alles weitere wurde schön geheim gehalten.

  • Ich habe jetzt die ersten Kapitel des 2. Abschnitts gelesen. Und Alex sieht sich wieder als Opfer... Doch bin ich einverstanden mit seinen Zellengenossen. Er hat den entscheidenden Schlag/Tritt ausgeführt. Und ich kann seine Zellengenossen auch verstehen. Die haben sicher alle sehr lange Gefängnisstrafen für das, was sie verbrochen haben. Da würde ich für Alex auch nicht den Kopf hinhalten - und sei er noch so jung - und eine noch längere Strafe in Kauf nehmen :wave

    Ich bin aber noch nicht weit in diesem Abschnitt. Alex hat gerade seine erste "Behandlung" - eine Szene, die ich aus dem Film noch vor Augen habe :wave

  • Wartezeit auf dem Flughafen ist was Schönes.

    Ich finde die Art der Behandlung echt gruselig, kann mir aber vorstellen, dass es solche Überlegungen sicher gab, vielleicht auch solche Behandlungen. Ich stelle es mir einfach grausam vor, so gefesselt da zu sitzen und den Blick nicht von den Horrorszenarien abwenden zu können.

    Alex wird als geheilt entlassen (wobei ich die Bezeichnung von Alex als Subjekt seitens des Arztes sehr menschenunwürdig finde