Ich bin Circe - Madeline Miller

  • Produktinformation (Amazon):

    • Gebundene Ausgabe: 528 Seiten
    • Verlag: Eisele Verlag; Auflage: 1. (30. August 2019)
    • Sprache: Deutsch
    • ISBN-10: 3961610681
    • ISBN-13: 978-3961610686
    • ASIN: B07QV2PX4W
    • Originaltitel: Circe

    Kurzbeschreibung (Verlag):

    Circe ist die Tochter des mächtigen Sonnengotts Helios und der Nymphe Perse, doch sie ist ganz anders als ihre göttlichen Geschwister. Ihre Stimme klingt wie die einer Sterblichen, sie hat einen schwierigen Charakter und ein unabhängiges Temperament; sie ist empfänglich für das Leid der Menschen und fühlt sich in deren Gesellschaft wohler als bei den Göttern. Als sie wegen dieser Eigenschaften auf eine einsame Insel verbannt wird, kämpft sie alleine weiter. Sie studiert die Magie der Pflanzen, lernt wilde Tiere zu zähmen und wird zu einer mächtigen Zauberin. Am Ende muss sie sich als Magierin, liebende Frau und Mutter ein für alle Mal entscheiden, ob sie zu den Göttern gehören will, von denen sie abstammt, oder zu den Menschen – die sie lieben gelernt hat.

    Zur Autorin (Verlag):

    Madeline Miller, 1978 in Boston geboren, wuchs in New York und Philadelphia auf, studierte Altphilologie und unterrichtete in Cambridge Latein und Griechisch. Für ihren Debütroman „Das Lied des Achill” wurde sie 2012 mit dem Orange Prize for Fiction ausgezeichnet; er wurde in 25 Sprachen übersetzt. In „Ich bin Circe”, ihrem zweiten Roman und ebenso wie „Das Lied des Achill” ein internationaler Bestseller, erzählt sie Circes Geschichte aus der Odyssee noch einmal neu – als die einer weiblichen Selbstermächtigung. Madeline Miller lebt in der Nähe von Philadelphia, Pennsylvania

    Meine Meinung:

    Circe, Tochter des Helios und der Perse leidet sehr an der Verachtung, die ihr von ihrer Familie entgegengebracht wird. Sie sei zu hässlich und ihre Stimme zu dünn. In den Augen ihrer Familie, die aus Titanen und Nymphen besteht, ist sie eine Missgeburt.

    Durch Zufall findet Circe jedoch heraus, dass die Wirkstoffe von bestimmten Pflanzen jeden in seine eigentliche, wahre Gestalt verwandeln kann. Erst verwandelt sie damit ihren sterblichen Geliebten, um ihn an sich zu binden. Und später eine Cousine, aus Rache dafür, dass diese ihr eben diesen Geliebten weggenommen hat. So ist sie diejenige, die für das Entstehen des Monsters Scylla verantwortlich ist.


    Als Strafe dafür und aus Angst der Olympier vor dieser neuen erdgebundenen Kraft, der sie nichts entgegensetzen können, wird Circe auf eine Insel verbannt. Hier lebt sie ihr Leben meist alleine, doch gelegentlich treffen Seefahrer bei ihr ein, bis eines Tages auch Odysseus vor ihr steht.

    Dies dürfte der Teil der Geschichte sein, der den meisten bekannt ist, ist dies doch ein Teil aus Homers Odyssee. Doch Circe ist mehr als nur die Hexe, die Odysseus Männer in Schweine verwandelt hat.


    Madeline Miller gelingt es in ihrem Buch, die doch oft etwas trockenen Göttersagen und Heldengeschichten der griechischen Mythologie lebendig werden zu lassen. So begegnen wir nicht nur Odysseus, sondern auch Daidalos und wohnen der Geburt des Minotaurus bei. Indirekt erfahren wir, wie es Ariadne und Theseus erging, was Medea dazu brachte das goldene Vlies zusammen mit Iason von ihrem Vater zu entwenden und wie es am Hof des Titanen Okeanos zuging.

    Circe selbst lernt man sehr gut kennen, ihre Zweifel, ihre Wünsche. Alleine auf ihrer Insel und mit Unsterblichkeit gesegnet (oder vielleicht eher verflucht?) hat sie genügend Zeit sich und ihr Verhalten zu reflektieren. Und zu erkennen, dass sie den Sterblichen doch eher zugeneigt ist, als dem unsterblichen Götterhaufen, aus dem sie entstammt. Die Autorin lässt das Handeln der Götter teilweise wie Kindergartengehabe aussehen, in dem die Sterblichen einzig ein gesichtsloses Spielzeug sind, das man bei Gelegenheit einfach entsorgen kann. Circe hingegen entwickelt früh ein Gewissen, im Gegensatz zu ihrer Familie.


    Die griechische Mythologie wird hier einmal aus der weiblichen Sicht erzählt. Circe interessiert sich eigentlich nicht für Politik, sie ist an den Menschen und ihrer Umgebung interessiert. Dies wird ihr, alleinstehend auf ihrer Insel, aber auch zum Verhängnis. Da sie allein ist und keinen männlichen Beschützer an ihrer Seite hat, ist sie für die schiffbrüchigen Seefahrer Freiwild. Nur mit ihrer Hexenkraft kann sie sich gegen die Übergriffe wehren, daher nennt sie bald eine Menge Schweine ihr Eigen. Erst Odysseus lehrt sie, nicht alle über einen Kamm zu scheren.


    Mir hat das Buch ausgesprochen gut gefallen. Die lebendige Erzählweise macht das Buch gut lesbar und Circe wächst dem Leser schnell ans Herz. Ihre Entwicklung ist gut nachvollziehbar und bringt sie dem Leser nahe, was bei den üblichen Mythologie Geschichten eher selten der Fall ist. Am Ende fällt es schwer das Buch zuzuklappen und sie zu verlassen.


    Vieles wird dem Leser sicher bekannt vorkommen, aber dieses Buch schafft es den vorhandenen, bekannten Rahmen mit Leben zu füllen. Daher kann ich das Buch nicht nur Lesern mit genauen Kenntnissen der griechischen Mythologie empfehlen.


    9 von 10 Punkte


    ASIN/ISBN: 3961610681

  • Circe oder auch Kirke ist bekannt aus der Odyssee von Homer. Bisher habe ich sie nur mit Odysseus in Verbindung gebracht, der mit seinen Männern auf ihrer Insel gelandet ist und dort für einige Zeit blieb, bis er nach Ithaka weiterzog.

    Madeline Miller füllt die Geschichte dieser Göttin mit Leben, begonnen mit ihrer Geburt als Tochter des Sonnengottes Helios und der Najade Perse. Sie wächst sich selbst überlassen in den prunkvollen Hallen ihres Vaters auf, mehr geduldet als geliebt, denn sie scheint keinerlei göttliches Talent zu besitzen und ist gestraft mit der Stimme einer Sterblichen. Sie sagt selbst über sich: „Ich war ein Nichts, ein Stein, ein Nymphenkind unter abertausend anderen.“

    Die Autorin füllt die Welt der Götter mit Leben und macht sie fast menschlich, auch wenn dies das Letzte ist, was sie sein wollen. Circe ist anders. Sie fühlt echte Liebe und empfindet Mitgefühl, wobei ihr auch die niederen Gefühle wie Eifersucht nicht fremd sind, was der Mythos rund um Scylla mehr als deutlich macht.

    Schadenfreude und Sensationsgier sind die Würze eines endlosen Lebens als Gott. Die Götter haben nichts Gütiges oder Weises an sich. Nein, hier wird ein Bild von neidischen und eitlen Wesen gezeichnet, die abfällig auf die Menschen herabschauen. Allerdings wird dies in höchst unterhaltsamer Art und Weise beschrieben.

    Und so verwundert es nicht, dass Circes Familie davon ausgeht, dass es die schlimmste Bestrafung ist, Circe um ihre göttliche Gegenwart zu bringen, indem sie diese auf die Insel Aiaia verbannen. Doch die Götter täuschen sich, denn für Circe beginnt eine Zeit voller Zufriedenheit und Ruhe, bis die Einsamkeit sie einholt.

    Zu großen Teilen wirkt die Handlung wie ein Abenteuerroman, in welchem Circes Geschichte geschickt und mit viel künstlerischer Freiheit mit Figuren aus der Odyssee und der Welt der griechischen Götter verknüpft wird, wie z.B. dem Minotaurus oder auch Daidalos. Dadurch wird die Lektüre sehr kurzweilig und der vergnügliche Schreibstil der Autorin sorgt dafür, dass die Seiten nur so dahinfliegen.

    Sobald jedoch Odysseus in Circes Leben, wird die Handlung ruhiger und bleibt nach meinem Empfinden näher an den bekannten Mythen.

    Für mich gehört „Ich bin Circe“ zu meinen Highlights 2019! Der Schreibstil der Autorin und ihre kreative Fantasie, mit welcher sie die Mythen Griechenlands mit neuem Leben erfüllt, haben mich begeistert.


    10 von 10 Eulen

  • Danke Euch, jetzt wird es vom Wunschzettel in den Warenkorb wandern. Wurde mir im Urlaub mehrmals sehr empfohlen.

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")

  • Auch ich kann euch dieses Buch sehr ans Herz legen. Es ist eine ganz andere Welt, in die man eintaucht, sehr fremd, aber dann durch die bekannten Namen eben auch wieder vertraut. Ein Märchen, aber auch die Geschichte einer Frau, die sich emanzipiert und sich entschlossen und skrupellos behauptet - und schließlich für den Geliebten ihr größtes Opfer bringt (wobei mir dies mit der Liebesgeschichte am Ende etwas zu schnell ging). Ein intelligenter, sensibler Abenteuerroman, wie man ihn sich nicht besser wünschen könnte.


    10 von 10 Eulenpunkte

  • Wer kennt nicht die Zauberin Circe, die Odysseus auf ihrer Insel traf? Dieser Roman erzählt Circes Geschichte von Anfang an, und zwar durch Circe selbst.


    Wer sich ein bisschen in der griechischen Mythologie auskennt, wird hier manches wiedererkennen, aber Madeline Miller hat allem ihren eigenen Stempel aufgedrückt. Schon alleine, dass sie Circe in Ich-Form selbst erzählen lässt, ist perfekt, so bekommt man alle ihre Gedanken und Emotionen hautnah mit. Circe hat es nicht immer leicht, schon innerhalb ihrer Familie ungeliebt, muss sie von Anfang an kämpfen. Sie zeigt aber auch immer wieder, dass sie Herz hat, z. B. wenn sie auf Prometheus trifft. Schließlich landet sie auf einer Insel, Aiaia, die zu ihrer wird.


    Die Autorin schreibt sehr packend, manchmal mochte ich das Buch kaum aus der Hand legen. Die bekannten mythologischen Figuren wiederzutreffen hat mir gut gefallen, und die teilweise Neuinterpretation sowie das Ausfüllen der Lücken, die die Mythologie lässt, durch die Autorin finde ich sehr gelungen.


    Die Charaktere, allen voran natürlich Circe, sind der Autorin gut gelungen, man kann sich gut in die Protagonistin hineinversetzen, und auch die anderen werden zu greifbaren Persönlichkeiten. Manche berühren Circes Leben nur kurz, andere hinterlassen Spuren, die lange nachwirken.


    Das Ende erscheint mir besonders gut gelungen, ich habe den Roman zufrieden beendet, er wird mich auch noch ein wenig länger nachdenken lassen, denn die Autorin spricht manches Nachdenkenswerte an.


    Im Anhang findet sich ein Personenregister mit Erklärungen zu den einzelnen Charakteren.


    Als Mythologiefan hat mir der Roman sehr gut gefallen, doch ich denke, man wird auch gut unterhalten, wenn man (noch) nicht viel über die griechische Mythologie weiß. Der Roman ist spannend, die Ich-Perspektive sehr passend, und er bietet Nachdenkenswertes. Ich vergebe volle Punktzahl und eine Leseempfehlung.

  • Griechische Mythologie kann sehr modern und frisch erzählt werden, wie die Autorin mit diesem wunderschönen Buch beweist. Madeline Miller lässt die Zauberin Circe, die die meisten wohl aus den Sagen des Odysseus kennen, in ihrem Buch selbst sprechen und uns ihre Lebensgeschichte erzählen. So stellt sie eine ganz besondere Heldin in den Mittelpunkt: emanzipiert und selbstbewusst findet Circe nach vielen Schwierigkeiten ihren eigenen Weg.


    Mir hat das Buch sehr gut gefallen, es ist anschaulich, mitreißend und lässt sich wunderbar lesen. Madeline Miller erzählt mit vielen Details und Zwischentönen und lässt uns LeserInnen viel Raum für unsere eigenes Urteil. Noch dazu habe ich so einiges über die griechischen Götter und Helden erfahren. Dabei lehnt sich die Autorin an den altbekannten Sagen an, ändert sie aber auch hin und wieder für ihre eigene Geschichte passend ab.


    Fazit: Tolles Buch, sehr empfehlenswert und mit 9 + ganz nah dran an der Traumpunktzahl von 10 Eulenpunkten.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Eines der besten Bücher, die ich bis jetzt in diesem Jahr gelesen habe.


    Ich kam am Anfang nicht ganz so gut rein, aber dann habe ich mich doch schnell eingewöhnt und wollte wie Streifi nicht mehr so recht raus.

    Der Schreib- und Erzählstil ist toll, und bis auf wenige Wörter, die ich für diese Erzählung nicht gewählt hätte, die mir aber leider aufgefallen sind (fair... clever...), habe ich an diesem Buch nichts zu meckern.


    Es ist mir 9 Punkte wert, die ich wirklich nicht oft vergebe.

    Klare Leseempfehlung.


    Und nun bin ich bereit, Percy Jackson zu lesen ^^

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

  • Das ist definitiv eines meiner Jahreshighlights!


    Ich liebe Sagen und Mythen, schon als Jugendliche haben mir aber die griechischen Mythen und Erzählungen ganz besonders gefallen. Nur wäre ich damals wohl im Leben nicht darauf gekommen, dass diese Geschichten auch aus einer weiblichen Sichtweise neu erzählt werden können. Und das ist Madeline Miller so unglaublich gut gelungen. Das ist nicht einfach nur eine Neuerzählung. Den Namen Circe hat man vielleicht schon mal gehört, so richtig geläufig wird er aber nur denjenigen sein, die in der griechischen Mythologie recht sattelfest sind. Miller hat diese Figur ins Rampenlicht gestellt und ihr Leben eingehaucht.


    Die ganze Geschichte entwickelt direkt von Beginn an einen solchen Sog, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Es ist modern, sprachlich unheimlich stark, spannend und mitreißend. Es fesselt auf seine ganz eigene Art. Ich hatte zu keiner Zeit das Gefühl, dass ein Abschnitt in eine zähe Länge abgleitet. Selbst an sich sehr ruhige Passagen, wie ihr Leben auf der kleinen Insel, habe ich nie als langweilig empfunden. Ich hatte immer den Eindruck, dass Circe den Leser an ihrem Wachsen teilhaben lässt.

    Ich kann mich den positiven Stimmen zu diesem Buch also nur vollstens anschließen.