'Die Rückkehr' - Seiten 161 - 275

  • Den Abschnitt habe ich etwa zu 2/3 durch. Felix ist mir inzwischen herzlich unsympathisch geworden. Wie kann man als Jurist nur dermaßen naiv und weltfremd sein?! Andererseits, wenn ich mir so manches heutige Gerichtsurteil ansehe, paßt das dann doch wieder. ;-)


    Jedenfalls habe ich das Gefühl, daß er vom richtigen Leben keine Ahnung hat - und davon ziemlich viel.


    Zwischen Viktoria und Anita herrscht ein recht gespanntes Verhältnis. Bis jetzt bin ich mir nicht sicher, inwieweit Anita für oder gegen die Nazis oder gar neutral war. Als Außenstehender wird man in so einer Situation wohl immer Schwierigkeiten haben, einen Sachverhalt zu beurteilen. Vor allem, wie man selbst in der Situation gehandelt hätte.


    S. 179: “... ein Mann in meinem Alter.

    Wurde eigentlich irgendwo erwähnt, wie alt Felix ist? Anscheinend jedenfalls älter, als ich ursprünglich gedacht habe.


    S. 183: „Ich für meine Person jedenfalls betrachte diejenigen als Feinde, die mein Vaterland mit Waffengewalt okkupieren. Ich bin Jurist und Patriot.

    Ähm ja.


    S. 193, ein mir unbekannter Begriff. Wikipedia sagt dazu:
    „Das (oder der) Aplomb (vom lateinischen plumbum 'Blei, Senkblei', im Französischen aplomb oder auch à plomp 'senkrecht') ist ein prägnanter Ausdruck für eine gerade, sichere Haltung, ein selbstsicheres Auftreten, Nachdrücklichkeit in der Rede, Gelassenheit bis hin zur Dreistigkeit.“


    Kurz darauf wird Felix mit einem Schulkind verglichen - je nach dem, welche Schulklasse man ansetzt, paßt der Vergleich auch. :grin


    In den Erklärungen etwa über die Einbürgerung in Amerika (vgl. z. B. S. 198) kommt die Zerrissenheit der Emigranten zum Ausdruck. Allerdings frage ich mich (und ich weiß es wirklich nicht), ob die die amerikanische Staatsbürgerschaft annehmen mußten oder nicht. Wenn nicht - warum hat er es dann getan, wenn er so an Österreich hängt?


    In Bezug auf Gertrud ist Felix auch mehr als blind. Liebe macht blind, gut und schön. Aber dermaßen naiv? Er verschließt die Augen vor allen noch so deutlichen An- und Warnzeichen. Spätestens, als ihn die Nochnazis als einen der Ihren bezeichnet haben, hätte er hellhörig werden müssen. Das kann nur ein böses Erwachen geben.


    Die Auftritte im Hinblick auf den Auftritt von Gertrud als „Carmen“ sind auch vielsagend. Vor dem Theater wie in demselben. Die Nazis sind noch ziemlich stark, alles irgendwie durchsetzt. Und es gibt viele, die unter den Nazis gelitten haben - sich aber anscheinend letztlich nicht durchsetzen können. Den eisernen Besen, der nach dem Krieg ausgekehrt hätte, gab es anscheinend nicht. Ein beängstigender Gedanke. Vor allem: wie konnten nach allem, was passiert war, die Menschen noch dermaßen an Hitler und den Nazis hängen, wie es hier zum Ausdruck kommt?

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ich glaube bisher wurde nicht gesagt, wie alt Felix ist. Ich schätze so um die 35.

    Studium, Arbeit im Wiener Ministerium und mehrere Jahre Amerika - ganz jung kann er nicht sein.


    Welchen Status Felix genau in USA hatte ist mir auch nicht ganz klar. Er durfte jedenfalls ganz legal arbeiten. Vermutlich hatte er durch eine Einbürgerung einige Vorteile, zB das Recht, mit entsprechenden Nachschulungen als Jurist zu arbeiten. Möglicherweise hätte er auch nach Kriegsende als Nicht-US-Bürger ausreisen müssen.


    Ehrlich gesagt schlage ich mittlerweile pausenlos die Hände über dem Kopf zusammen. So blind gegenüber der Wirklichkeit kann doch keiner sein. Ich erkläre es mir mittlerweile so, dass der Autor seine Haltung als Mittel nutzt, die Konflikte zwischen den Geflüchteten und den "Heimischen" deutlicher darzustellen.

    Mir fällt es jedenfalls ein wenig schwer, weiter zu lesen.

  • Ehrlich gesagt schlage ich mittlerweile pausenlos die Hände über dem Kopf zusammen. So blind gegenüber der Wirklichkeit kann doch keiner sein. Ich erkläre es mir mittlerweile so, dass der Autor seine Haltung als Mittel nutzt, die Konflikte zwischen den Geflüchteten und den "Heimischen" deutlicher darzustellen.

    Mir fällt es jedenfalls ein wenig schwer, weiter zu lesen.

    Mir geht es ähnlich. Manchmal hilft es mir, wenn ich das Nachwort lese, die Figuren und ihre Handlungen besser einordnen zu können. Hier ist es ja von dem Schriftsteller Doron Rabinovici geschrieben worden (ich musste erstmal nachsehen, wer das ist). Dieses Mal hilft mir auch das nicht. Ich finde Ernst Lothars Geschichte darin interessanter als die Interpretationen über Felix von Geldern. Ich finde das alles etwas "verklärt", ähnlich wie im Roman auch.

  • S. 236: „Sag mir, bist du das? Der logisch denkende Mann, als den ich dich vor einem Monat kannte, bevor du auf den Dampfer ‘Brazil’ stiegst - ein Mann, der feste, eigensinnige, sogar vorgefasste Meinungen hatte und glatten Verlauf aus seinem Kalkül ausschloss wie das Unwahre an sich?

    Wenn es nicht da stünde, würde ich das auf keinen Fall für eine Beschreibung von Felix halten. Er hat also anscheinend während der Überfahrt mehr oder weniger den Verstand verloren. Das würde so manches erklären.


    Und weiter: „Und die Zeit wird kommen, da er selbst dieser Frager sein wird.

    Das läßt doch immerhin für seinen Geisteszustand hoffen ...


    S. 239. Zum zweiten Mal kommt ein Kind zu Schaden. Ein Menetekel? Ist die Zukunft zerstört?


    Er heiratet tatsächlich Gertrud. Und erst hinterher fängt sein Gehirn so gaaanz langsam wieder an zu arbeiten.


    Dem Autor gelingt es für meine Begriffe außerordentlich gut, die Zustände (fast alles zerstört) sowie die Stimmung in der ersten Nachkriegszeit zu beschreiben. Trotz seiner eher nüchternen Erzählweise habe ich alles sehr bildlich vor Augen. Dabei kommen Erinnerungen an meine Kindheit hoch, in der in meiner Heimatstadt noch nicht alle Kriegsschäden beseitigt waren. Das Schloß Johannisburg habe ich als teilweise noch zerstört in Erinnerung.

    Fast schon gespenstisch mutet die Hochzeitsfeier im Freien auf mich an. Unweigerlich kommt es auch zum Eklat. Beeindruckend und zum Nachdenken die „Rede“ des Herrn Jellinek (S. 252ff). Ob Felix seine Blindheit und Naivität irgendwann verliert?


    Das Finale des Abschnitts ist, wenn man den Begriff in diesem Zusammenhang verwenden darf, beeindruckend - und zugleich bedrückend, wobei ich dieses Ende überhaupt nicht erwartet habe.


    Nach der Hochzeit, alleine in der Wohnung, wird die Vergangenheit übermächtig - jedenfalls bei Gertrud. Die Aufzählung ihrer Vergehen und des Wegschauens (vgl. S. 263f) ist erschütternd und nachhaltiger als jede Beschreibung in einem Sachbuch. Sie zeigt das ganze Nazisystem in seiner Verdorbenheit, wie Lothar es schon im „Engel mit der Posaune“ vortrefflich verstand, in wenigen Sätzen dessen Absurdität darzustellen.


    S. 266: „Er dachte nichts zu Ende in dieser Zeit.

    Manchmal frage ich mich, ob Felix überhaupt denkt?!


    So kam den Liebenden der Friede. Und wer von ihnen erzählt, der weiß nicht, soll er sie glücklich preisen oder beklagen.“ (Gustav Freytag, „Die Ahnen. Fünfte Abteilung: Die Geschwister“, gegen Ende des ersten Teiles „Der Rittmeister von Alt-Rosen“)

    An diesen Satz mußte ich unwillkürlich denken, auch wenn hier den Liebenden alles andere als der Friede kommt.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Studium, Arbeit im Wiener Ministerium und mehrere Jahre Amerika - ganz jung kann er nicht sein.

    Ich habe ihn auf über 40 geschätzt, aber Mitte dreißig könnte hinkommen.



    Welchen Status Felix genau in USA hatte ist mir auch nicht ganz klar. Er durfte jedenfalls ganz legal arbeiten.

    Damals wurden in Amerika Einwanderer noch anders gesehen als im heutigen Trump-Amerika.



    Ehrlich gesagt schlage ich mittlerweile pausenlos die Hände über dem Kopf zusammen. So blind gegenüber der Wirklichkeit kann doch keiner sein. Ich erkläre es mir mittlerweile so, dass der Autor seine Haltung als Mittel nutzt, die Konflikte zwischen den Geflüchteten und den "Heimischen" deutlicher darzustellen.

    Mir fällt es jedenfalls ein wenig schwer, weiter zu lesen.

    Die Überlegung hatte ich auch schon. Schwer weiterzulesen, fällt es mir allerdings nicht. Ich wußte, daß das keine einfache Literatur wird (wenngleich ich nicht mit so einer unsympathischen Hauptfigur gerechnet habe). Nur der Anfang des nächsten Abschnitts (siehe gleich dort) - der fiel mir unsagbar schwer. Aber über den bin ich drüber.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ich habe jetzt bis zur Seite 200 gelesen und bin an einem Punkt angekommen, dass ich definitiv keine Lust mehr auf dieses Buch habe.:(

    Ich kann mit Felix überhaupt nichts mehr anfangen. Wie kann er denn nur so naiv sein ?

    Er beschuldigt auf der einen Seite seine Mutter Anita, dass sie zu den Nazis gehalten hätte und nicht mit nach Amerika gekommen ist. Und auf der anderen Seite wirft er sich dieser Gertrude an den Hals und will sie sofort heirtaten. Und dabei ist es bei ihr ja augenscheinlich so, dass sie mit den Nazis zusammengearbeitet hat. Aber da stört es ihn plötztlich überhaupt nicht mehr? Das kann ich einfach nicht nachvollziehen.

    In Bezug auf Gertrud ist Felix auch mehr als blind. Liebe macht blind, gut und schön. Aber dermaßen naiv? Er verschließt die Augen vor allen noch so deutlichen An- und Warnzeichen.Spätestens, als ihn die Nochnazis als einen der Ihren bezeichnet haben, hätte er hellhörig werden müssen. Das kann nur ein böses Erwachen geben.

    :writeDas er so vollkommen Blind vor Liebe ist, dass der die Warnzeichen nicht sieht, kann ich einfach nicht glauben.


    Am besten in diesem Abschnitt hat mir noch die Rede von Anita, ziemlich am Anfang gefallen:
    "Was wisst denn ihr! Ihr habt in Sicherheit gelebt. Und jetzt kommt ihr zurück und spielt euch als unsere Richter auf.....Ihr seid nicht so gut, und wir sind nicht so schlecht! Wir haben wahrscheinlich mehr gelitten als ihr!...Und du kommst jetzt zurück und setzt dich in den Richterstuhl"

    Felix und Viktoria führen sich wirklich auf wie Richter. Und dabei haben sie anscheinend überhaupt keine Ahnung, wie es den Leuten in Wien wirklich ergangen ist. Sie urteilen einfach über sie, ohne sich ausreichend zu informieren. Das gefällt mir gar nicht.


    Ich weiß gerade echt nicht, ob ich das Buch noch weiterlesen mag.

  • Ich kann mit Felix überhaupt nichts mehr anfangen. Wie kann er denn nur so naiv sein ?

    Ich habe ja schon ausgelesen, aber das habe ich mich bis zum Ende auch gefragt. Statt "anfangen" muß es bei mir heißen, daß mir die Hauptfigur unsympathisch ist.


    Felix und Viktoria führen sich wirklich auf wie Richter. Und dabei haben sie anscheinend überhaupt keine Ahnung, wie es den Leuten in Wien wirklich ergangen ist. Sie urteilen einfach über sie, ohne sich ausreichend zu informieren. Das gefällt mir gar nicht.

    Ich fürchte jedoch, das kommt der Wahrheit recht nahe.


    Ich weiß gerade echt nicht, ob ich das Buch noch weiterlesen mag.

    So verschieden ist der Lesegeschmack: trotz allem (auch wenn das Buch gegenüber dem "Engel mit der Posaune" doch deutlich abfällt) hat mir der Roman recht gut gefallen. Und ich freue mich schon auf das nächste Buch des Autors, auch wenn das erst im März 2020 erscheinen wird.

    ASIN/ISBN: 3552059792

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ich glaube in diesem Abschnitt ist die Zeugenaussage von Felix vor Gericht. Aus der ergibt sich, dass er im Ministerium gearbeitet hat.


    Es stört mich weniger, dass die beiden über Andere urteilen, das tun diese schließlich auch. Es wäre für mich auch nicht so ganz stimmig, wenn die Zurückgekehrten über die Landsleute ein sehr differenziertes Bild hätten, sie sind ja nicht wirklich freiwillig gegangen.

  • Der Abschnitt war so lang, dass ich kaum noch weiß, was alles im Detail darin passiert ist. Mir kommt das Buch aber auch so vor, dass gar nicht der geschriebene Text so sehr zu sezieren ist, sondern eher der Subtext zwischen den Zeilen.


    Wie auch immer. Felix Verhalten ist und bleibt seltsam. Innerlich ist er komplett zerrissen und sehr reflektierend kommt er mir auch nicht gerade vor. Seine seltsame und eher grundlose Liebe zu Gertrud kann ich auch nicht nachvollziehen. Sie scheint auf Äußerlichkeiten zu beruhen und/oder auf irgendwas in der Vergangenheit. Die letzten paar Tage, die hier beschrieben werden, wären zumindest für mich nicht ausreichend.


    Er heiratet erstmal und versucht erst danach Gertrud wieder kennenzulernen. Mit Gertruds Vergangenheit muss das ja schief gehen. Vielleicht müsste es nicht gleich im Suizid enden, aber Gertruds wahres Innenleben und ihre Vergangenheit bleiben ja etwas nebulös, um dies wirklich beurteilen zu können.

  • Ich gestehe, mich macht Felix schlicht und ergreifend wütend. Oder, besser gesagt, nicht unbedingt Felix, sondern die Art, wie er beschrieben ist.

    Er ist für mich völlig unglaubwürdig und der Autor hätte gut daran getan, ihn nicht ganz so arglos, naiv und unüberlegt darzustellen. Wäre er 20, könnte ich das akzeptieren.

    Ich kann diese Figur einfach nicht ernst nehmen.


    Die Absicht und das Anliegen des Autors finde ich äußerst wichtig. Aber die Umsetzung gefällt mir nicht. Ich bin gespannt, ob ich mich aufraffen kann, den Rest noch zu lesen.

  • Die Absicht und das Anliegen des Autors finde ich äußerst wichtig. Aber die Umsetzung gefällt mir nicht. Ich bin gespannt, ob ich mich aufraffen kann, den Rest noch zu lesen.

    Ich weiß ehrlich gar nicht so genau, welches Anliegen der Autor überhaupt hat. Mehrere Themen halte ich zumindest für möglich, richtig deutlich wird es aber für mich nicht.


    Ich habe den nächsten Abschnitt schon halb durch, daher schreibe ich inhaltlich nichts weiter dazu.

  • Ich gestehe, mich macht Felix schlicht und ergreifend wütend. Oder, besser gesagt, nicht unbedingt Felix, sondern die Art, wie er beschrieben ist.

    Er ist für mich völlig unglaubwürdig und der Autor hätte gut daran getan, ihn nicht ganz so arglos, naiv und unüberlegt darzustellen. Wäre er 20, könnte ich das akzeptieren.

    Ich kann diese Figur einfach nicht ernst nehmen.

    Er ist naiv, ja, und mir durchgehend bis zum Ende unsympathisch.


    Andererseits hat der Autor Ähnliches selbst erlebt (also Flucht nach Amerika, Rückkehr nach Österreich und Anfeindungen) - ob er da doch auch eigene Erlebnisse hat einfließen lassen, die wir heutige uns einfach nicht so recht vorstellen können, weil es eben eine andere Zeit und eine ganz andere "Welt" war?

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Andererseits hat der Autor Ähnliches selbst erlebt (also Flucht nach Amerika, Rückkehr nach Österreich und Anfeindungen) - ob er da doch auch eigene Erlebnisse hat einfließen lassen, die wir heutige uns einfach nicht so recht vorstellen können, weil es eben eine andere Zeit und eine ganz andere "Welt" war?

    Ich erkläre es mir so, dass er einige Ereignisse überspitzt dargestellt hat, weil er die Unbelehrbarkeit eines Teils der Bevölkerung und die Schwierigkeiten des Umgangs von Ausgewanderten damit, berichten wollte. Dabei ist er dann ein wenig über das Ziel hinausgeschossen - jedenfalls für uns "heutige"


    Mich hat im ganzen Kapitel am meisten die Szene vor dem Theater auf S. 201 erschüttert. Es gab noch eine andere Szene, bei dem ehemalige KZ Häftlnge beteiligt waren, die finde ich gerade nicht.

  • Wie kann man als Jurist nur dermaßen naiv und weltfremd sein?!

    Er ist für mich völlig unglaubwürdig und der Autor hätte gut daran getan, ihn nicht ganz so arglos, naiv und unüberlegt darzustellen. Wäre er 20, könnte ich das akzeptieren.

    Er hat also anscheinend während der Überfahrt mehr oder weniger den Verstand verloren. Das würde so manches erklären.

    Ich denke nicht, dass es die Absicht des Autors war, Felix naiv darzustellen.
    Es ging ihm um den Ausnahmezustand, in dem sich Felix befand. Es ist von Wahnsinn, Verwirrung und Seelenrausch die Rede. Und Felix ist sich seines Zustandes bewusst. Aber er kann nicht anders.


    Ich gebe zu, dass es mir nicht möglich ist, mich hier in Felix hineinzuversetzen. Ich schaue ihm nur staunend zu und wundere mich, was alles möglich ist.

  • In den Erklärungen etwa über die Einbürgerung in Amerika (vgl. z. B. S. 198) kommt die Zerrissenheit der Emigranten zum Ausdruck. Allerdings frage ich mich (und ich weißes wirklich nicht), ob die die amerikanische Staatsbürgerschaft annehmen mußten oder nicht. Wenn nicht - warum hat er es dann getan, wenn er so an Österreich hängt?

    Er sagt ja (S. 197), dass er es unter falschen Voraussetzungen getan hat, ebenso wie die Verlobung mit Livia.

    Österreich und Gertrud hat er geliebt, von beiden wollte er sich trennen, weil er fälschlicherweise angekommen hatte, dass sie tot sind. Jetzt, wo er erfährt, dass beide leben, ist es für ihn völlig selbstverständlich sich wieder zu ihnen zu bekennen. Das klingt erst einmal logisch. Doch Felix übersieht, dass sich beide, Heimat und Gertrud, verändert haben.

  • Bis jetzt bin ich mir nicht sicher, inwieweit Anita für oder gegen die Nazis oder gar neutral war.

    Gertruds wahres Innenleben und ihre Vergangenheit bleiben ja etwas nebulös, um dies wirklich beurteilen zu können.

    Das ist etwas, was mich anfangs sehr gestört hat. Aber mittlerweile finde ich das sehr passend. Denn in dieser Zeit haben die Menschen sicher wenig über die Vergangenheit gesprochen. Weil sie sie selbst noch verdrängt haben, weil sie nicht wussten, wo der andere steht, oder genau deshalb, weil sie es wussten,

    misstrauisch waren, etc.


    Erwähnenswert finde ich die kurze Zeitspanne (S. 192/93), in der sogar Viktoria kurz sentimental wird. Wegen der linden Luft in Wien, wie sie denkt.
    „Oder zog die Heimat einem die fremden Kostüme aus und machte einen wieder zu der Person, die man war?“ (Was für ein toller Satz!)

    Aber sie geht gegen diese Gefühle an, im Gegensatz zu Felix.

  • Und Felix ist sich seines Zustandes bewusst. Aber er kann nicht anders.


    Ich gebe zu, dass es mir nicht möglich ist, mich hier in Felix hineinzuversetzen. Ich schaue ihm nur staunend zu und wundere mich, was alles möglich ist.

    Gut ausgedrückt!

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")