'Tage des Lichts' - Seiten 480 - Ende

  • Ich habe heute Nacht bis halb drei gelesen. Konnte das Buch nicht aus der Hand legen so erschütternd waren die Erlebnisse.

    Zum einen die Einquartierungen, mit denen sich Olivia nur schwer anfreunden kann, wobei sie dann doch wieder den Nutzen daraus zieht, indem sie wöchentliche Treffen veranstaltet. Dann, als die Bombardierungen beginnen und Ruth es bei den Sandersons nicht mehr aushält und sie zu ihrer Familie geht.

    Die, wenn auch unnötige Schuld, das viele Juden haben, überlebt zu haben, ich kann das so gut verstehn. Denn sie wissen, sie sind nachgerückt, das heißt, die Plätze die frei wurden, gehörten Familien, Menschen, die jetzt tot sind oder in Lagern, auf jeden Fall in Nazideutschland gefangen.

    Was ich toll fand, dass die Reden Churchills und auch Chamberlains, zitiert wurden. Ich habe den Film "The darkest hour" gesehen und war so beeindruckt davon, wie sicher auch die Briten. Freddy und Jack bringen es ja auf den Punkt, Churchill ist der Mann der Tat und nicht der Worte, obwohl es von ihm ja jede Menge starker Sprüche gibt.


    Das Nachwort, indem Ulrike eindringlich bittet, sowas nie wieder passieren zu lassen ist sicher nötig, wenn auch die Leute, die das möglich machen, dass sowas passiert, ob mit Juden oder Flüchtlingen, das sicher nicht lesen werden und wenn, dann höchstens drüber lachen. Das macht mich sehr traurig.

  • Nun sind die Meyers also auf dem Weg nach Amerika. Theoretisch war es ja klar, Ruth und ihre Schwester sind ja erst vor wenigen Jahren gestorben und haben eine große Familie hinterlassen.

    Trotzdem war ich erleichtert, als alle vier auf dem Schiff waren. Und schön, dass Ruth mit den Soldaten ein wenig Spaß beim Tanzen haben kann, das hat sie sich nach allem auch redlich verdient.


    Ich hoffe sehr, dass wir im nächsten Band noch etwas über die in Krefeld Verbliebenen erfahren werden.


    Mich hat das Buch wieder sehr mitgenommen, in diesem Abschnitt besonders die Szene als Valentin und Aretz bei der Gestapo sind. Weinende alte Männer sind etwas, was mir regelmässig das Herz bricht, ich hab da irgendwie immer meinen Vater im Kopf, ich weiss auch nicht warum.


    Was mich sehr beeindruckt hat war, dass hier so richtig klar wurde, dass die Angst auch die Geflüchteten weiter begleitet hat. Nicht nur die Angst um sich selbst, sondern die um die Zurückgelassenen und um das was kommen wird.


    Wir wissen ja, wie es geendet hat und dass es die NAzis am Schluß nicht geschafft haben. Aber die Menschen damals wussten das ja nicht, das muss man sich immer wieder klar machen.


    Die Sache mit dem Nachwort sehe ich wie Findus , die, die sich das zu Herzen nehmen sollten werden es nicht lesen. Trotzdem ist es wichtig, dass Menschen wie Ruth eine Stimme bekommen. Danke an Ulrike Renk , dass du das getan hast. So wird Ruth nicht nur in den Herzen ihrer Familie weiterleben, sondern auch in denen der Leser dieser Bücher. Ein Sieg mehr über die, die genau das verhindern wollten.

  • Mir bleibt nun auch nach dem Zuklappen die große Vorfreude auf die "Träume aus Samt". Zurück auf die Scythia zu kommen und zu erfahren, wie es den Vieren in Amerika und den Meyers in Krefeld ergeht. Von Freude und Leid werden wir lesen.


    Ich wiederhole mich in jeder Leserunde - Hans Aretz ist ein Held und es ist gut, dass auch diese Geschichte solchen Helden Raum gibt. Ohne diese anpackenden Helfer und stummen Helden hätten viele Menschen nicht überlebt, weiter gekämpft und Hoffnung verloren.


    Furchtbar, wie Valentin Meyer körperlich beim Verhör misshandelt und menschlich behandelt wird. Entsetzlich! Ein Hans Aretz zieht sich nicht zurück aufgrund der Geschehnisse, sondern steht weiter auf der helfenden Seite mit einem noch besseren Konzept, unsichtbar zu helfen/ unterstützen.


    Ich bin mir nicht sicher, hat Ruth ihr Fahrrad von Krefeld nach England mitgenommen? Ich glaube, es war so, oder? Weil sie dies ganz selbstverständlich nun auch wieder von Freddies Hof mitnimmt? Ist es auch mit auf dem Schiff? Lassen Meyers ihre Möbel in Slough oder wird es in Amerika tatsächlich ein Wiedersehen mit den Krefelder Betten geben?



    Fehlerchen: Seite 495, zehnte Zeile von unten: "Stimmt es, dass Hans Aretz Ihnen Lebensmittel bringt?"



    Bei der Gelegenheit stelle ich Ulrike mal noch eine Frage zu den Buchcovern. Wen stellen die auf den vier Buchdeckeln abgebildeten Damen dar? Die lila gekleidete chice Dame auf "Jahre aus Seide" ist kein junges Mädchen, daher vielleicht Martha? Beim aktuellen Buch "Tage des Lichts" sehe ich eine jüngere Dame, das könnte Ruth sein, wobei ich nicht aufmerksam genug gelesen habe und mich nicht an die Haarfarbe erinnere.


    Bei der Ostpreußensaga hatte ich diese "Verwirrung" nicht - das ist für mich Frederike. Wobei auf den Weihnachts-/ Frühjahrsgeschichten könnte es auch ihre Mutter sein

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Nun ist das Buch durch und ich muss Ulrike recht geben, Ruth Geschichte ist noch nicht zu Ende erzählt. Ich bin schon gespannt auf den nächsten Band.


    Aretz und Opi werden abgeholt und vernommen. Es ist einigermaßen glimpflich abgelaufen, weil Aretz sehr selbstbewusst und mutig aufgetreten ist. Es war aber auch wirklich eine Frechheit, einen alten schwerhörigen Mann zu schlagen. Noch furchtbarer aber ist es, dass man niemandem trauen kann, weil alle zu Denunzianten gemacht werden. Natürlich muss man den Nachbarn, freund oder jemanden aus der Familie nicht anschwärzen, aber es herrscht ein Klima der Angst und man will den Blick der Nazis von sich weghalten.


    Die Lage wird auch in England immer ernster. Als die Männer an der Küste aufgefordert wurden, die Soldaten zu holen und Freddy, Jack und andere sich entschließen, dass sie etwas tun müssen, hält Ruth nichts mehr. Sie muss einfach zu ihrer Familie. Wieder hat Ruth Glück, dass sie einem freundlichen Menschen begegnet ist.


    Sie sind froh wieder zusammen zu sein. Martha ist von einer Unruhe erfasst. Sie packt schon vorausschauend wieder ein. Es dauert auch gar nicht lange, bis Edith mit der guten Nachricht kommt. Aber leider enthält diese gute Nachricht auch eine schreckliche.

    Die Gedanken, die Ruth sich immer macht, sollte eine junge Frau in diesem Alter nicht haben müssen. Aber sie hat so viel Schlimmes erlebt, dass ihr Urvertrauen beschädigt wurde. Ich wünsche ihr, dass es irgendwann wieder zurückkommt, befürchte aber, dass es nicht möglich ist mit den Erfahrungen. Aber auf dem Schiff will sie ein kleines bisschen Leben spüren und sie soll die wenigen Momente der Unbeschwertheit genießen. Das hat sie verdient.


    Es nimmt mich immer ein wenig mit, über Ruth und ihre Familie zu lesen, denn sie in den bisherigen drei Büchern zu Freunden geworden. Aber ich bin auch immer gespannt auf jeden nächsten Band. Man sollte meinen, dass die Menschen aus der Vergangenheit gelernt haben. Leider zeigt die Realität, dass es nicht so ist und das ist erschreckend.

  • Ja, ich bin auch froh, dass die Familie nun auf dem Weg nach Amerika ist.

    Und ich freue mich, Ruth im vierten Teil noch eine Weile auf ihrem Weg begleiten zu dürfen.


    Aretz ist wirklich ein Held. So ein Verhalten war alles andere als selbstverständlich...….


    Man kann sich gar nicht vorstellen, was diese Jahre voller Angst mit einem Menschen machen können.

  • Die Episode aus Krefeld fand ich sehr bewegend. Wie Valentin verhört wurde, war unmöglich. Vor allem ihm Lauschen vorzuwerfen, wo er eindeutig schwerhörig ist, ist der Wahnsinn! Aber da setzt Hans sich für ihn ein. Ich hatte ein wenig Angst, dass er dadurch doch noch "entlarvt" wird, aber selbst die Kollegen haben ein Einsehen und schicken beide wieder nach Hause. Für Valentin kann man sich nur wünschen, dass er bald friedlich einschläft und alles nicht mehr mitbekommt.

    Wie Aretz sich aber auch weiterhin einsetzt, ist toll. Nur zu viele scheinen vergessen zu haben, wie oft jüdische Mitmenschen ihnen vor Hitler geholfen haben. Aretz nicht.


    Dann kann Ruth endlich gehen! Der Abschied kam sehr übereilt und ich hatte schon Angst, dass Freddy Dünkirchen nicht heil übersteht. Aber er kann als kleiner Held zurückkehren! Ist die Geschichte wahr? (Also von Dünkirchen weiß ich, ich meine, ob es verbürgt ist, dass Freddy da mitgefahren ist?)


    Die Zeit auf dem Schiff habe ich als Durchschnaufen erlebt. Aber auch schon im Zug trifft Ruth auf hilfsbereite und nette Menschen. Langsam kann sie wieder zu ihrem alten Ich zurückfinden. Das freut mich sehr für sie, wo sie das doch so vermisst hat. Ich hoffe, dass sie das in Amerika nicht so schnell wieder verliert.

  • Nun bin ich auch durch und die Meyers sind auf dem Weg in die USA. Schön zu lesen, wie Ruth auf dem Schiff neuen Lebensmut tankt. Das Schlimme an den Verfolgungen ist, dass es sich in den Köpfen festsetzt. Eine Schwäche leistete sich Ruth, als sie sich genau dann auf den Weg macht, wenn Freddie mit dem Kutter zur Soldatenrettung aufbricht. Aber er versteht Ruth und die telefonische Nachfrage ist eine schöne Geste.

    Ich bin gespannt, wie es den vier Meyers in den USA ergeht.

    Das Nachwort macht leider Sinn, obwohl ich manchmal finde, dass es mit den Gedenken manchmal schon etwas nervig ist. Aus meiner Sicht entwickelt sich unsere Gesellschaft in eine falsche Richtung, gerade weil sehr viele Menschen das Diskutieren mit Andersdenkenden verlernt haben.

    :lesend James Lee Burke - Die Tote im Eisblock

    hörend: Hanna von Feilitzsch - Bittersüße Mandeln

  • Wir sind noch einmal in Krefeld. Das die Großeltern, da so alt und nicht mehr so fit, das alles nicht so ganz verstehen, ist für mich klar. Wenn ich diese beiden Personen mit den Namen/Gesichtern aus meiner Familie ersetze (zumindest mit denen, die ich noch kennen gelernt habe), kann ich mir vorstellen, das das einfach nur schlimm und sehr anstrengend ist. Hans ist nicht zu beneiden.


    Schlimm finde ich, das auf einmal Aretz denunziert wird. Klar, er macht etwas, was eigentlich strikt verboten ist, aber das hat ihn bisher auch nicht/nur bedingt interessiert. Die Art und Weise, wie dieser Gestapomann sich aufgeführt hat.... ob er sich noch Sporen verdienen wollte? War er so eingenordet oder so von der Idee/der Sache überzeugt? Ich befürchte, das das selbstbewusste Auftreten von Aretz noch Folgen für ihn bzw. seine Familie haben wird.


    Ruth hat es endlich geschafft, sie hat eine Nachfolgerin gefunden. Ob Olivia die allerdings mag bzw. nicht mag, dürfte für Ruth nicht mehr von Belang sein, sie hat ihre Zeit erfüllt und sie wird gehen. Das ist für sie die einzige Chance, was ich auch verstehen kann.


    Klasse finde ich, das auch hier Edith einfach agiert. Sie hatte es versprochen und hat es auch eingehalten, die Passagen zu besorgen. Wie auch immer sie das in Erfahrung gebracht bzw. die Familie auf diese Passagierliste gesetzt hat - egal.


    Ich weiß zwar eine ganze Menge über ausreisen/auswandern (dachte ich zumindest), aber das die Schiffe der "Juden" in Liverpool abgingen, hatte ich nicht auf dem Schirm.


    Ich weiß nicht, wie ich reagieren würde, wenn ich in der Situation dieser Familie wäre und dann auf dem Schiff in die sichere neue Heimat unterwegs wäre. Zuerst vielleicht ruhig, weil ja ein Begleitkonvoi dabei ist, der dann doch auf einmal weg ist, wenig bis keine Informationen, wie es denn weiter geht, ob eine sichere Ankunft möglich ist, was uns dort erwartet


    Jetzt habe ich wieder einige Cliffhanger, jetzt will ich auch wissen, wie die ganze Sache ausgeht.