'Der Apfelbaum' - Seiten 080 - 163

  • Faszinierend fand ich ja die Erinnerungen der Mutter an die Kommune auf dem Monte Verita. Dass sie sich noch überhaupt an etwas erinnert, ist schon erstaunlich, denn sie war ein ganz kleines Kind, als sie dort weggingen zurück nach Berlin.

    Schon erstaunlich, wie frei Iza und Jean miteinander umgingen, Christians Großeltern, in dieser Zeit. Das war vielleicht nicht immer nur einfach für Sala, in so einem Umfeld groß zu werden, einerseits frei, andererseits aber auch ohne Orientierung, die ein Kind auch braucht, finde ich.


    In jeder Zeile kommt für mich Salas Zerrissenheit rüber, diese fehlende Zugehörigkeit zu einer Seite, zu den Deutschen oder zu den Juden, aber auch das Fehlen so mancher Bindung in der Familie. der Vater lässt ihr freie Bahn, die Mutter ist fort und kommt ihr auch nicht näher, als Sala nach Spanien flieht. Da bleiben Fremdheit, Ironie und Gleichgültigkeit.


    Ich bin gespannt, wie es in Paris weiter geht...Sala überhaupt auch mal an Otto, die große Liebe?

  • Es war schon eine erstaunliche Welt, in der die Anhänger dieser Reformbewegungen lebten. Ich habe schon einige Bücher darüber gelesen und mich auch weiter informiert, es ist aber immer noch ziemlich rätselhaft für mich.

    Für Sala war das wohl eine zweischneidige Geschichte. Vor allem die Mutter, die gar keinen Kontakt zu ihr haben will. Das ist für jedes Kind verletzend.

    Das kann auch ein liebevoller Vater - und so empfinde ich Jean - nicht ersetzen.

  • es ist aber immer noch ziemlich rätselhaft für mich.

    Für mich auch, aber irgendwie auch spannend oder faszinierend.


    Für Sala war das wohl eine zweischneidige Geschichte. Vor allem die Mutter, die gar keinen Kontakt zu ihr haben will. Das ist für jedes Kind verletzend.

    Die ferne Mutter ist mit Sicherheit ein großes Problem für Salas Entwicklung. Diese Ablehnung, wenn es denn wirklich eine Ablehnung ist, ist enorm verletzend für ein Kind.

    Ich glaube nicht, dass Iza das überhaupt so empfindet. Sie meint, denke ich, dass sie ein Recht auf Freiheit und Selbstverwirklichung hat, auch wenn das bedeutet, dass sie ihr Kind zurücklässt bei dessen Vater, frei nach dem Motto: Versorgt ist sie ja.

    Ich will sie nicht verteidigen, weil ich das so nicht akzeptieren kann und mir das sehr fremd ist, aber möglicherweise war es das, was sie antrieb.

  • Mal sehen, warum Iza genau nach Spanien gegangen ist. Sicher spielt eine Rolle, dass sie als Jüdin in Deutschland nicht mehr sicher war. Ihrer Tochter geht es ja genauso.

    Kein Wunder, dass Sala ganz überwältigt ist von den neuen Eindrücken in Madrid.


    Nur ist sie in Spanien auch nicht in Sicherheit. Der Bürgerkrieg hat offensichtlich schon begonnen.


    Mittlerweile habe ich mir einen Stammbaum gemalt, damit ich nicht dauernd alles durcheinanderbringe. Welcher Großvater war denn nur zum Beispiel mit dem Erzähler das Schiff kaufen? Ich hatte das so verstanden, dass beide sich wegen der unliebsamen Verbindung von ihren Kindern abgewandt hatten.

  • Welcher Großvater war denn nur zum Beispiel mit dem Erzähler das Schiff kaufen? Ich hatte das so verstanden, dass beide sich wegen der unliebsamen Verbindung von ihren Kindern abgewandt hatten.

    Das Segelboot hat Jean mit ihm gekauft, und ich mochte diese Szene.

    Die Großeltern mütterlicherseits haben sich von Iza und allem, was nach ihr kam, abgewandt, weil sie einen Goj, einen Nichtjuden, geheiratet hat. Noch ein verlassenes Kind, auch wenn sie schon erwachsen war.

  • Freut mich, wenn ich helfen konnte. Ich gebe zu, ich bin auch immer wieder mal stellenweise verwirrt und musste nochmal lesen,

    Das stört mich am meisten, das ansatzlos zwischen den Zeiten hin und hergestrungen wird. Gefällt mir, ehrlich gesagt nicht, weil es mich ständig durcheinander bringt.


    Mir tut Sala tatsächlich ein bisschen leid. Ihre Eltern lassen sie einfach so nebenher laufen - was damals ja üblich war - und legen selber wert darauf, dass es keine Grenzen gibt. Für ein Kind ist das tatsächlich - erwiesender maßen - schwer einzuordnen und für die Entwicklung eher abträglich. Es bleibt oft eine Unsicherheit, eine Angst, ein Fehlen von Sicherheit. Dazu noch das politische Klima in Deutschland und überhaupt Europa. Da hat es Otto fast leichter. Wie Sala erkennt, dass Ottos Familie trotz allem eilne ist, die für ein Kind Struktur und Sicherheiten bietet, das fand ich sehr prägnant.


    Iza ist keine Mutter, wie man sie im "üblichen Sinne" kennt. Das Kind ist zweitrangig. Wie auch die Männer. Es geht ihr schon um die eigene Lebensvorstellung, für die sie kämpfen will. Nicht um Familie und Nähe. Schwieriger Charater. Spannend aber schwierig.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend

    T.J. KLune - Mr Parnassus Heim für magisch Begabte


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Interessant, wie unterschiedlich wir die Familien so empfinden.

    Für mich ist Ottos Familie der reine Horror. Der Stiefvater ein brutaler Säufer, die Mutter doch von ihm abhängig. Die eine Schwester eine Nazi-Anhängerin, die andere prostituiert sich.

    Hätte Otto nicht bei dem Einbruch gleich "Schiffbruch" erlitten und wäre durch Salas Verhalten der Verhaftung entgangen, wer weiß, wo er geendet wäre.


    Wir wissen bisher nicht, wie Salas frühe Kindheit gewesen ist. Das sind ja bisher eher nur Andeutungen. Und für eine fast erwachsene junge Frau ist ihr Vater zwar ein sehr ungewöhnlicher, aber doch liebevoller Vater.


    Das Problem mit den Zeitebenen verläuft sich im Lauf der Geschichte - für mich ein Glück

  • Ich finde beide Familien fürchterlich. Nähe oder Zuneigung ist die Ausnahme. Aber zumindest hat Otto eine Mutter, die ihn nicht im Stich gelassen hat, um sich selbst zu verwirklichen. Dafür ist der Rest der Bagage schwer zu ertragen.


    Jean ist sicher ein liebevoller Vater, aber gerade dieses Ungewöhnliche macht seiner Tochter in meinen Augen schwer zu schaffen. Ihr fehlt die Sicherheit, der Halt.

  • So wie ich Sala bisher verstehe, ist ihr allergrößtes Problem im Moment der plötzliche Wechsel einer normalen deutschen jungen Frau zu einer von allen abgelehnten (und gefährdeten) Jüdin.

    Ihr ist nie bewusst geworden, dass sie überhaupt Jüdin ist, da beide Eltern mit Religion nichts zu tun haben.

    Und plötzlich wird ihr klar, dass sie für die Nazis Halbjüdin und nach jüdischer Tradition Jüdin ist.


    Ihre gesamte Welt ändert sich dadurch.

  • Das stört mich am meisten, das ansatzlos zwischen den Zeiten hin und hergestrungen wird. Gefällt mir, ehrlich gesagt nicht, weil es mich ständig durcheinander bringt.

    Ich mag die Geschichte weiterhin sehr gerne, aber dieses Gespringe zwischen den Zeiten nervt mich gerade sehr. Da wird ohne Pause oder Absatz einfach mal von der Gegenwart in die Vergangenheit gewechselt und wieder zurück. Ich war da jetzt schon ein paar mal sehr verwirrt, wer denn eigentlich gerade erzählt oder um was es jetzt geht und musste dann wieder ein Stückchen zurückgehen im Hörbuch. Ich hoffe, das geht jetzt nicht bis zum Ende hin so. Das gefällt mir leider gerade gar nicht.:(

  • In jeder Zeile kommt für mich Salas Zerrissenheit rüber, diese fehlende Zugehörigkeit zu einer Seite, zu den Deutschen oder zu den Juden, aber auch das Fehlen so mancher Bindung in der Familie. der Vater lässt ihr freie Bahn, die Mutter ist fort und kommt ihr auch nicht näher, als Sala nach Spanien flieht. Da bleiben Fremdheit, Ironie und Gleichgültigkeit.

    Ich finde auch, dass das sehr gut rüberkommt. Eigentlich ein ähnliches Thema, wie wir es schon bei Elena gelesen haben, nur ganz anders ausgeführt. Und anders gelebt.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Es war schon eine erstaunliche Welt, in der die Anhänger dieser Reformbewegungen lebten. Ich habe schon einige Bücher darüber gelesen und mich auch weiter informiert, es ist aber immer noch ziemlich rätselhaft für mich.

    DIe Kommune ist mir auch schon begegnet, gerade in Artikeln rund um Erich Mühsam. Ich war ja zu meinen Jugendzeiten großer Hesse-Fan und habe vor allem alles rund um Hesse gelesen (weniger seine Bücher, vor allem siene Gedichte und Gemälde bestaunt). Ich finde es immer wieder spannend, wenn mir ein Thema in unterschiedlichen Büchern und in unterschiedlichen Lebensphasen wieder begegnet.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Mal sehen, warum Iza genau nach Spanien gegangen ist. Sicher spielt eine Rolle, dass sie als Jüdin in Deutschland nicht mehr sicher war. Ihrer Tochter geht es ja genauso.

    Das habe ich auch so zwischen den Zeilen gelesen. Umso erstaunlicher, dass Jean als bisexueller Mann nicht mitgeht. :gruebel

    Wie Sala erkennt, dass Ottos Familie trotz allem eilne ist, die für ein Kind Struktur und Sicherheiten bietet, das fand ich sehr prägnant.

    Ich glaube, die Einfachheit hat sie fasziniert. In Ottos Familie herrscht ein einziges Weltbild, eine Meinung und der Kampf ums nackte Überleben. Die Armut und Gewalt dahinter hat sie aber auch gleich gesehen. Die

    Sehnsucht, dazuzugehören, kam in diesem Abschnitt sehr gut rüber. Diese Sehnsucht hatte der kleine Christian ja auch. "Ich will ein ganzer Deutscher sein!"

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Das Gehopse zwischen den Zeiten nervt mich auch. Mir ist das zu gewollt literarisch und zu aufgesetzt.


    In Ottos Familie ist nur die Mutter vorzeigbar, alle anderen sind furchtbar.

    Und Sala wird in ihrer Jugend in die Probleme der Eltern reingerissen, aber bei der Bewältigung völlig alleine gelassen. Der Vater ist selbst noch nicht erwachsen und die Mutter wirkt herzlos.

  • Und Sala wird in ihrer Jugend in die Probleme der Eltern reingerissen, aber bei der Bewältigung völlig alleine gelassen. Der Vater ist selbst noch nicht erwachsen und die Mutter wirkt herzlos.

    Sind Kinder das nicht immer? In die Probleme der Eltern verwickelt?

    Über Salas Mutter möchte ich noch nicht urteilen. Man weiß zu wenig über ihre Gründe, nach Spanien zu gehen.

  • Natürlich sind Kinder das - es wäre illusorisch, zu glauben, man könne seine Probleme vor den Kindern geheimhalten. Und natürlich ist ein Problem der Eltern automatisch auch ein Problem für die Kinder, weil es ihre Welt bedroht. Im Idealfall werden sie damit aber nicht allein gelassen.


    Allerdings war das auch noch eine andere Zeit, in der solche Überlegungen noch keine Rolle gespielt haben.