'Blackbird' - Seiten 211 - Ende

  • Wow, den letzten Abschnitt fand ich doch ganz schön heftig. Der Ablenk-Besuch bei dem Lehrer hatte schon was Skurriles und dann die Flucht auf den 10m-Turm. Ich war doch etwas verwundert, dass der Bademeister da so spät abends noch da war, aber die Szene, wo die beiden zusammen oben auf dem Zehner sitzen und über Elvis philosophieren, war mindesten so skurril.

    Tja, und dann der sprichwörtliche Absturz, die Landung im kalten Wasser und die damit einhergehende Ernüchterung und die Erkenntnis, dass Motte nicht weiß, wie er ohne Bogi weiterleben soll - und das Reden nichts bringt, woraufhin er erstmal verstummt. Das hat mich schon überrascht und auch ein bisschen schockiert, dass er da so heftig reagiert.


    Die Trauerfeier war ja wirklich sehr traurig - ich hoffe, ich muss sowas nie, nie miterleben, wie Eltern ihr eigenes Kind zu Grabe tragen müssen. Und doch ist es wieder Steffi, die Motte rettet. Steffi ist für mich die heimliche Heldin des Romans - laufende 1,58m, Schornsteinfeger-Azubi und irgendwie auch ein Glücksbringer für Motte.


    Mir hat das Buch insgesamt sehr gut gefallen - solche Bücher würde ich gern öfter lesen! :-)


    LG, Bella

  • Mir hat das Bild, das der Autor da gewählt hat, mit dem Sprungturm, dem irgendwie völlig unglaublichen und skurrilen Gespräch zwischen dem Bademeister und Motte und endlich dem Sprung ins kalte Wasser, sehr gut gefallen.

    Es ist eine eindringliche Beschreibung, wie diese Realität des Todes in Mottes Leben eindringt und sein Leben umkrempelt.

    Für Jugendliche ist die Vorstellung völlig unglaublich, selber sterben zu können. Noch mehr als für die meisten Erwachsenen.


    Eine Klassenkameradin meiner Tochter ist mit 14 Jahren bei einem Unfall ums Leben gekommen und ich kann nur sagen, diese Beisetzung werde ich nie vergessen. Es war damals sogar so, dass die Eltern des verstorbenen Mädchens eine große Hilfe für die Jugendlichen waren, da sie unglaublich offen waren und es so den Kindern erlaubt haben und sie ermutigt haben, ihre Gefühle zu zeigen.


    Ich schließe mich belladonna an. Auch wenn es kein Buch ist, das zu langen Diskussionen einlädt, ist es ein sehr gelungenes und einfühlsames Buch über die Gefühle eines Jugendlichen.

  • Ich habe das Buch schon vor ein paar Tagen fertig gelesen. Leider hatte ich unter der Woche wirklich keinerlei Zeit mich hier an der Leserunde zu beteiligen. Dafür möchte ich mich schon mal bei Euch entschuldigen.


    Das Buch war für mich insgesamt ein Überraschungs-Higlight. Ich fand es von der ersten bis zur letzten Seite wirklich grandios und absolut glaubwürdig und echt. Ich habe tatsächlich ein paar Tränen vergossen, und zwar bei der Szene bei der Beerdigung, als Steffi nach vorne geht und den Kasettenrekorder anmacht. Da musste ich einfach heulen. Und ich habe schon lange nicht mehr wegen einem Buch weinen müssen.


    Das Buch war für eine Leserunde wohl eher wenig geeignet, zumindest habe ich es so empfunden. Trotzdem bin ich mehr als froh, diesen Roman hier mit Euch zusammen gelesen zu haben. Denn sonst hätte ich das Buch vielleicht gar nicht gelesen und mir wäre wirklich etwas entgangen.:)

  • Ich fand es nur ein wenig klischeehaft, dass es natürlich der Sozialkunde-Lehrer war, der so kumpelhaft mit den Schülern umgeht. Ich bin ewas zwiegespalten, ob ich die Szene glaubwürdig finden soll oder nicht. Ich meine, es kann schon sein, dass es damals so super-progressive, links-alternative Lehrer gab, die mit ihren Schülern "auf Augenhöhe" umgehen wollten, was dann vielleicht auch das Duzen einschloss - und die Einladung zum Biertrinken. Als wir über 16 waren, haben unsere Lehrer bei Klassenfesten oder Kursabenden auch mit den Schülern mal ein Bier getrunken und auf Klassenfahrten in den höheren Jahrgängen wurde das auch nicht mehr so streng gehandhabt. Als wir mit unserem LK Ende der 12. ein Wochenende in die Berge gefahren sind, haben die Jungs auch ein Bierfässchen auf die Hütte geschleppt und unser Lehrer hat ihnen fleißig geholfen, es zu leeren... Naja, und der Lehrer hier im Buch war ja dann schon ziemlich blau, ob dem noch so klar war, was er da über seine Affaire mit der Schülerin ausplaudert? :gruebel


    LG, Bella

  • Ich fange eben erst an und lese eure Beiträge lieber noch nicht.

    Motte ist eben bei Meinhardt, dem Sozialkundelehrer...


    Was mir extrem auffällt gerade, ist dass die Erwachsenen im Buch so unheimlich mit sich selbst beschäftigt sind, ihren Problemen und ihrer Selbstbespiegelung.

  • Also mich hat Meinhardt echt an unseren, damals hieß das noch Gemeinschaftskunde, Lehrer erinnert. Der war so ähnlich drauf. So um die 30, immer schnoddrig, erzählte uns, wenn er krank sei trinke er ne Flasche Whiskey und lege sich ins Bett, das hülfe am Besten. Und es kursierten auch Geschichten um Frauen. Und da war ein paar Jahre vor Mottes Geschichte.


    Die Szene im Freibad war wunderbar geschrieben. Auch der sprichwörtliche Absturz Mottes und sein Eingeständnis, wie weh es tut, seinen Freund verloren zu haben.

    Ich weiß noch, wie lange meine Tochter gelitten hat, als ihre beste Freundin mit 18 tödlich verunglückte. Da hilft wirklich nur Nähe und Gespräche. Auch mit den Eltern.

    Ich wusste ja, dass Steffi ihm gut tut. Das hat sich nun bewahrheitet. Ein echt schönes Buch, es macht nachdenklich, bringt mich zum Lachen und lässt Erinnerungen wach werden.

  • Ich fand das Kapitel der Beerdigung wirklich sehr, sehr gelungen. Besser hätte man es aus der Sicht eines Jugendlichen, der auch noch aufgehört hat zu sprechen, wohl nicht schreiben können:anbet

    Jetzt hab ich auch noch einen Ohrwurm, "Horse with no name" von Neil Young 8)


    Ein großartiges Buch!!!

    Mädels, ihr schlägt immer so tolle Bücher vor!:frech

  • Mir hat das Buch auch ausgesprochen gut gefallen.

    Unser großes Fischlein hat in diesem Schuljahr auch schon an zwei Beerdigungen von Klassenkameraden teilgenommen, das ist einfach nur schlimm. Sie ist da ganz alleine durch, ich habe im Auto gewartet, falls sie abbrechen wollte. Aber sie wollte die Trauerfeier mit ihren Freunden durchleben.

    Ich fand das schon sehr echt geschrieben.


    Wir hatten auch so einen SoWi- und Politiklehrer an unserer Schule. Beim Kurstreffen hat seine Frau uns nackt geöffnet, dort habe ich auch meinen ersten Porno gesehen (und auch meinen letzten).

    Bei unserer Abschlussfahrt nach Frankreich hat unsere Deutschlehrerin ihren Lover mitgenommen. Wir haben sie nur im Bus gesehen, einmal auf der Hinfahrt, einmal auf der Rückfahrt.

    Wir fanden das super, so konnten wir Paris in Ruhe unsicher machen. Ich vermute auch mal, dass niemand das seinen Eltern gesteckt hat. Muss ich beim nächsten Klassentreffen mal fragen...

    Lehrer und Schülerinnen, auch das gab es bei uns.

    Ich will das alles nicht bewerten, gab es aber alles.


    EIn trauriges und zugleich sehr humorvolles Buch. :anbet

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Klassenfahrten sind wirklich alles andere als Urlaub, was eine weit verbreitete Meinung unter Eltern ist. Da setze ich mich jetzt schnell auf meine Finger, bevor ich zu sehr aushole. Zu diesem Thema könnte ich Romane schreiben. :grin

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin