'Alte Sorten' - Seiten 001 - 065

  • Ich bin gut in die Geschichte hineingekommen, der Stil ist wohltuend unaufgeregt und ich mag die Sprache (von Sallys Schimpfworten einmal abgesehen ;)).


    Liss tut mir leid, weil sie wegen ihres Vaters eine schlimme Kindheit hatte und Sallys selbstverletzendes Verhalten deutet auch auf große Probleme hin.


    Ich werde gleich weiterlesen, denn ich bin auf einiges gespannt:


    Wie lang es wohl dauert, bis Sally gefunden wird?


    Wer ist oder war Peter?


    Wer ist der Mann, der Bücher von Liss´Hof abgeholt hat?


    Und was ist wohl passiert, dass die meisten DorfbewohnerInnen Liss schneiden?

    Liebe Grüße von Ronja :flowers


    ~Manchmal denke ich, der Himmel besteht aus ununterbrochenem, niemals ermüdendem Lesen.~ (Virginia Woolf)

  • Und was ist wohl passiert, dass die meisten DorfbewohnerInnen Liss schneiden?

    Das ist eine Frage, die mich auch brennend interessiert. Ich finde die bildhafte Sprache einfach wunderbar. Da kann man wirklich wieder in Worten schwelgen. Die Beschreibung der beiden Frauen, ihre Seelenzustände, finde ich auch sehr treffend und was mir gut gefällt, nicht bewertend. Aber ich denke, das ist eines der beiden Dinge, die sie zueinander hinziehen. Beide akzeptieren den andern wie er ist.

  • Mir gefällt das Buch auch sehr gut, die Sprache ist toll, auch Sallys Ausdruckweise mit Schimpfwörtern und allem gefällt nir, es passt einfach zu ihr.


    Die Frage, warum Liss von den meisten im Dorf so gemieden wird, interessiert mich auch sehr, aber auch die Vergangenheit von Sally.


    Sehr schön beschrieben fand ich auch den Umgang der Beiden miteinander und Sallys Gedanken dazu, die siche endlich ehrlich ernst genommen fühlt, ohne Fassade und falsches Lächeln.

  • Ich finde das Buch bisher ganz toll. Ich habe angefangen zu Lesen, und konnte gleich gar nicht mehr aufhören, obwohl ja von der Handlung her gar nicht so viel passiert bisher. Aber mich hat die wunderbare Sprache sofort gefangen genommen. Und auch die unterschiedlichen Persönlichkeiten der zwei Frauen. Beide scheinen eine schwierige Vergangenheit zu haben.

    Bei Sally merkt man so richtig die ganze Wut, die in ihr drinnen steckt und sich immer wieder einen Weg nach außen sucht. Sie fühlt sich von niemanden auf der Welt verstanden und hat anscheinend das Gefühl, ständig gegen jeden und alles kämpfen zu müssen.

    Liss wirkt auf den ersten Blick für mich sehr ruhig und gefestigt. Aber auch sie holt ihre Vergangenheit immer wieder ein. Ich frage mich, warum sie so ganz alleine und abgeschieden auf diesem Hof lebt. Sie scheint ja überhaupt keine sozialen Kontakte zu haben.

    Ich finde die bildhafte Sprache einfach wunderbar. Da kann man wirklich wieder in Worten schwelgen.

    Das geht mir auch so :-]. Ich habe schon ganz viele wunderschöne Sätze in dem Buch gefunden, die ich mir am liebsten alle anstreichen würde. Zum Beispiel im Kapitel "3.September", als es regnet: Ein Tag, an dem man die Welt einfach trinken lassen und sie dabei nicht stören sollte. Einfach so schön, die Sprache des Autors. Ich bin ganz verliebt in sie.


    Für mich ist es übrigens das erste Buch des Autors, das ich lese. hollyhollunder hat mir schon öfter mal von ihm Bücher empfohlen. Ich denke, ich sollte unbedingt noch mehr Bücher von ihm lesen, schon alleine wegen der tollen Sprache.

  • Bei Sally merkt man so richtig die ganze Wut, die in ihr drinnen steckt und sich immer wieder einen Weg nach außen sucht. Sie fühlt sich von niemanden auf der Welt verstanden und hat anscheinend das Gefühl, ständig gegen jeden und alles kämpfen zu müssen.

    Liss wirkt auf den ersten Blick für mich sehr ruhig und gefestigt. Aber auch sie holt ihre Vergangenheit immer wieder ein. Ich frage mich, warum sie so ganz alleine und abgeschieden auf diesem Hof lebt. Sie scheint ja überhaupt keine sozialen Kontakte zu haben.


    Für mich ist es übrigens das erste Buch des Autors, das ich lese. hollyhollunder hat mir schon öfter mal von ihm Bücher empfohlen. Ich denke, ich sollte unbedingt noch mehr Bücher von ihm lesen, schon alleine wegen der tollen Sprache.

    Sally fühlt sich fremd bestimmt. Alle wissen besser, was sie machen, wie sie leben, was sie essen, wie sie sich benehmen soll. So habe ich es verstanden. Ich fand es so toll, wie Liss das mit dem Frühstück gehandhabt hat. Sally, fühlt sich nicht genötigt, sie fühlt sich frei. Sie kann selbst sagen, will ich essen, was will ich essen, aber auch die karge Verständigung, die wenigen Worte, die die beiden brauchen und sich trotzdem näher kommen.


    Für mich ist es auch das erste Buch und ich bin ganz entzückt, ja so kann ich es beschreiben. Und manchmal auch im Verlauf der Geschichte, fühle ich mich ertappt. Aber das später.

  • Der Einstieg ist mir total leicht gefallen. Allerdings finde ich die Erzählweise seltsam. Auf der einen Seite so eine schöne bildliche Sprache des Erzählers und dann Sallys Audrucksweise dazu. Ich finde es so gruselig, wenn jemand „der“ oder „die“ statt „er“ oder „sie“ sagt. Aber ich verstehe, was es in Sallys Fall ausdrücken soll.


    Ich bin echt mal gespannt, wie es sich entwickelt. Sie scheinen ja beide ganz schönen Ballast mit sich rum zu schleppen. Gerade in Sallys Fall finde ich das sehr schlimm, da die Eltern ja scheinbar eine Tochter heran ziehen wollten, die es gar nicht gibt. Liss dagegen musste mit einem Tyrann leben. Was es mit dem ominösen Freund oder Mann wohl auf sich hat!?


    Das Dorfleben erinnert mich an das Leben im Dorf, in dem meine Oma und mein Opa gelebt haben. An beide Beerdigungen habe ich einige traumatische Erfahrungen gemacht wie: Alle Dorfbewohner stehen Spalier, als der Sarg raus getragen wird und dann laufen alle gemeinsam zum Grab, der Tote im Sarg vorneweg, der Priester mit Megafon und Teile aus der Bibel retizierend direkt dahinter. Ich bin froh, dass ich dort nicht mehr hin muss und verstehe Liss, dass sie es hasst.

  • Für mich ist es übrigens das erste Buch des Autors, das ich lese. hollyhollunder hat mir schon öfter mal von ihm Bücher empfohlen. Ich denke, ich sollte unbedingt noch mehr Bücher von ihm lesen, schon alleine wegen der tollen Sprache.

    Es ist auch mein erstes Buch von ihm. Vielleicht sollten wir weitere LR machen mit seinen Büchern. Ich würde nämlich auch gerne mehr von ihm lesen.

  • Es ist auch mein erstes Buch von ihm. Vielleicht sollten wir weitere LR machen mit seinen Büchern. Ich würde nämlich auch gerne mehr von ihm lesen.

    :grin da wäre ich immer mit dabei. Ich liebe diesen Autor. In der Literaturszene ist er übrigens sehr bekannt und geschätzt. Eben auch wegen seiner schönen Sprache. Ich würde zu gerne mal eine Lesung von ihm besuchen. Die müssen auch Klasse sein.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend

    T.J. KLune - Mr Parnassus Heim für magisch Begabte


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Das ist eine Frage, die mich auch brennend interessiert. Ich finde die bildhafte Sprache einfach wunderbar. Da kann man wirklich wieder in Worten schwelgen. Die Beschreibung der beiden Frauen, ihre Seelenzustände, finde ich auch sehr treffend und was mir gut gefällt, nicht bewertend.

    Das ist es auch, was mir so gut gefällt. Er beschreibt wahnsinnig gut - nicht nur die Menschen sondern auch die Landschaft, aber er lässt Raum für eigene Interpretation. So was liebe ich. Mag ich viel lieber als solche Bücher, in denen einem vorgesagt wird, was die Darsteller so empfinden. Viel schöner, wenn man das selber rausfindet. Und auch man kann so auch viel besser nachvollziehen, wie es den zwei Frauen miteinander geht. Sie müssen sich nämlich auch erst kennen und einschätzen lernen.


    Dass Liss die Natur liebt, kommt auch sehr bald sehr gut rüber, kann ich mich erinnern.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend

    T.J. KLune - Mr Parnassus Heim für magisch Begabte


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Er beschreibt wahnsinnig gut - nicht nur die Menschen sondern auch die Landschaft, aber er lässt Raum für eigene Interpretation. So was liebe ich.

    Ja, genau das gefällt mir auch so gut. Der Leser kann sich selbst seine Gedanken dazu machen, es wird einem nicht alles schon vorgelegt:).


    Sally fühlt sich fremd bestimmt. Alle wissen besser, was sie machen, wie sie leben, was sie essen, wie sie sich benehmen soll. So habe ich es verstanden.

    So habe ich das auch verstanden. Und ich kann mich da auch echt gut in Sally reinversetzten und nachvollziehen, dass sie von diesen ständigen Ermahnungen und Anweisungen genervt ist. Gerade in diesem Alter möchte man doch sein eigenes Leben leben, sich seine eigenen Gedanken machen und selbständig werden.

    Und Liss geht ganz unbefangen und offen mit Sally um und lässt ihr selber die Entscheidung offen, was sie machen möchte und ob sie etwas essen möchte usw. Sie gibt ihr Möglichkeiten vor, aber Sally kann immer noch eigenständig entscheiden.

    Ich bin echt gespannt, ob wir noch mehr aus der Kindheit von Sally erfahren werden und warum sie in diesem Heim gelandet ist.

  • Ich finde es so gruselig, wenn jemand „der“ oder „die“ statt „er“ oder „sie“ sagt. Aber ich verstehe, was es in Sallys Fall ausdrücken soll.

    Normalerweise mag ich so was auch gar nicht. Aber hier passt es einfach zu Sally, zu ihren Gedanken, ihrer Wut und ihrer Ausdrucksweise. Ich finde es sehr authentisch.

  • Normalerweise mag ich so was auch gar nicht. Aber hier passt es einfach zu Sally, zu ihren Gedanken, ihrer Wut und ihrer Ausdrucksweise. Ich finde es sehr authentisch.

    Arenz spielt mit der Sprache. Er setzt sie ein um eine Figur zu kreiren.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend

    T.J. KLune - Mr Parnassus Heim für magisch Begabte


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Die Sprache finde ich ebenfalls wunderschön - gerade den Kontrast zwischen den Landschaftsbeschreibungen und der Sprache von Sally. Und ja, ich bin ebenfalls neugierig auf die Vorgeschichte der beiden Protagonistinnen.


    Ein wenig hin und her gerissen bin ich, was die Handlungsweise von Liss angeht. Sie versteckt eine jugendliche Ausreißerin, von der sie weiß, dass sie aus einer Therapieeinrichtung geflohen ist. Ich bin mir sicher, sie meint es gut - aber ist es auch richtig? Ich könnte nicht beurteilen, welche Probleme Sally wirklich hat. Und da Sally noch minderjährig ist (sonst hätte sie ja gar nicht weglaufen müssen, sondern hätte sich auf eigene Verantwortung entlassen können), könnte das durchaus strafrechtlich bedeutend sein, wenn sie gegen den offenkundigen Willen der Sorgeberechtigten handelt.


    Natürlich ist Sally gegen ihren Willen in Behandlung. Ich kann durchaus verstehen, dass sie wegläuft, dass sie ihre eigenen Entscheidungen treffen will. Aber wir haben hier halt nur ihre Sicht der Dinge. Wie weit müssen Eltern den eigenen Willen der Jugendlichen respektieren, wann müssen sie gegen deren Willen zu ihrem Besten entscheiden? Wie wäre es z.B. bei Magersucht? Borderline? Depressionen? Schizophrenie? Man darf halt auch nicht vergessen, die Abneigung gegen eine Behandlung kann durchaus auch Krankheitssymptom sein.


    Nur ein paar Gedanken, die mir beim Lesen des ersten Teils durch den Kopf gingen.

  • Ich finde die bildhafte Sprache einfach wunderbar. Da kann man wirklich wieder in Worten schwelgen.

    Dem kann ich mich auch nur anschließen! :writeDie Sprache ist einfach toll! Sehr sinnlich! Den Geschmack der Birne, den Geruch des Waldes, die feuchte, dreckige Erde unter den Fingernägeln oder der Staub, der im Sonnenlicht langsam zu Boden schwebt (eine meiner Lieblingsstellen :love:) kann man richtiggehend "fühlen". Dazu passen die knappen, nahezu spröden Dialoge, in denen nur gesagt wird, was wichtig ist.


    Ich merke auch, dass es ein Buch ist, welches mich entschleunigt. Da lese ich automatisch langsamer, bewusster, damit mir ja kein Wort von diesen wunderbaren Wörtern entgeht. Deswegen "reichen" mir auch immer ein, zwei Kapitel, dann bin ich so gesättigt von den vielen Bildern, die ich erstmal einwirken lassen muss. Ich werde also noch länger hier zugegen sein. :grin Es sind immer gute Bücher, die solche Verhaltensweisen in mir auslösen.


    Was mir bei dem Buch auch viel mehr gelingt als bei anderen ist, es so wie es ist anzunehmen. Wahrscheinlich färbt Liss Einstellung da auf mich ab :-], sie beschreibt das ja auf S. 49 sehr schön. Nicht zuviel interpretieren oder nachdenken - einfach die Worte auf mich wirken lassen. Und die Geschichte so nehmen, wie sie kommt.


    Das wäre jetzt natürlich ein guter Schlusssatz für diesen Abschnitt - aber ein paar Gedanken drängen sich halt dann trotzdem durch. ;) Für mich lehnt Liss alles ab, was irgendwie nach einem "Muss" wirkt. Selbst Essen. Umso erstaunlicher, dass sie sich ausgerechnet bei einer Landbeerdigung - einer sehr traditionellen und ritualisierten Veranstaltung - so wohl fühlt. Also doch eine Sehnsucht nach einer Struktur?


    Bei Sally bin ich mir gar nicht so sicher, ob ich überhaupt wissen will, warum sie so ist. Sie ist so, wie sie ist - und das ist gut so. Bei Peter habe ich die Vermutung, es könnte ihr Bruder sein (wegen der sich ihr aufdrängenden Frage nach Geschwistern von Sally). Vielleicht deswegen auch ihr schwieriges Verhältnis zum Vater? Weil sie den Hof übernehmen musste, der eigentlich für Peter gedacht war?


    Sie versteckt eine jugendliche Ausreißerin, von der sie weiß, dass sie aus einer Therapieeinrichtung geflohen ist. Ich bin mir sicher, sie meint es gut - aber ist es auch richtig? I

    Ich habe mich beim Lesen gefragt, ob und warum die beiden denn keine Angst haben, dass jemand aus dem Dorf Sally meldet? Deine Gedanken Ellemir gehen da noch viel weiter und sind durchaus berechtigt. In diesem ganz speziellen Fall ist es wohl "richtig", da Sally gerade diese Freiheit braucht. Ganz grundsätzlich ist es natürlich "falsch", denn wir wissen ja überhaupt nicht, was in Sally alles so vorgeht.


    Liss hat Sally aber aufgenommen, als sie davon noch nichts wusste. Und jetzt - nach ein paar Tagen Zusammenlebens - erkennt sie sich wohl in Sally und ihrem Freiheitsdrang wieder. Und möchte sie deswegen nicht in die Unfreiheit zurückschicken. Sie ermuntert sie ja durchaus, sich zu melden - ohne sie loswerden zu wollen.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Ich merke auch, dass es ein Buch ist, welches mich entschleunigt. Da lese ich automatisch langsamer, bewusster, damit mir ja kein Wort von diesen wunderbaren Wörtern entgeht. Deswegen "reichen" mir auch immer ein, zwei Kapitel, dann bin ich so gesättigt von den vielen Bildern, die ich erstmal einwirken lassen muss. Ich werde also noch länger hier zugegen sein. :grin Es sind immer gute Bücher, die solche Verhaltensweisen in mir auslösen.

    So empfinde ich das auch. Man muss es in sich nachklingen lassen, gerade die Beschreibungen der Natur, oder wie sie auf Sally wirkt, ist es, was Zeit braucht sich zu setzen.


    Ein wenig hin und her gerissen bin ich, was die Handlungsweise von Liss angeht. Sie versteckt eine jugendliche Ausreißerin, von der sie weiß, dass sie aus einer Therapieeinrichtung geflohen ist. Ich bin mir sicher, sie meint es gut - aber ist es auch richtig? Ich könnte nicht beurteilen, welche Probleme Sally wirklich hat. Und da Sally noch minderjährig ist (sonst hätte sie ja gar nicht weglaufen müssen, sondern hätte sich auf eigene Verantwortung entlassen können), könnte das durchaus strafrechtlich bedeutend sein, wenn sie gegen den offenkundigen Willen der Sorgeberechtigten handelt.

    Da muss ich mit Lese-rina gleichziehen. Liss wusste nicht, dass Sally ausgerissen ist und auch ihr Alter wusste sie nicht. Sie hat sie ja gebeten, den Eltern einen Brief zu schreiben. Damit die wissen, dass es ihr gut geht.