Träume aus Samt - Ulrike Renk

  • Produktinformation (Amazon):

    • Taschenbuch : 576 Seiten
    • ISBN-10 : 3746636981
    • ISBN-13 : 978-3746636986
    • Herausgeber : Aufbau Taschenbuch; 1. Auflage (18. August 2020)


    Kurzbeschreibung (Verlag):

    „Die Menschen hinter meinen Figuren existierten wirklich. Sie sollen nie vergessen werden.“ Ulrike Renk.

    August, 1940. Amerika soll für Ruth Meyer und ihre Familie das Land der Freiheit werden. Endlich haben sie es geschafft, aus Europa zu fliehen. Doch wird man sie als deutsche Juden in der Fremde willkommen heißen? Die Zeichen stehen zunächst nicht zum Besten. Kaum am Hafen angekommen fällt Ruths Vater auf Betrüger herein. In Chicago, der vorerst letzten Station ihrer Odyssee, versucht Ruth sich einzurichten und Arbeit zu finden. Immer sind ihre Gedanken bei ihren Verwandten, die in Deutschland zurückbleiben mussten. Bald aber hat sie noch andere Sorgen. Ein junger Mann wirbt um sie – leider ist er Soldat und muss in die Hölle des Krieges, der sie gerade entkommen ist.

    Eine dramatische Familiengeschichte, die von Deutschland über England in die USA führt. Von der Autorin der Bestseller „Die Zeit der Kraniche“ und „Tage des Lichts“

    Zur Autorin (Verlag):

    Ulrike Renk, Jahrgang 1967, studierte Literatur und Medienwissenschaften und lebt mit ihrer Familie in Krefeld. Familiengeschichten haben sie schon immer fasziniert, und so verwebt sie in ihren erfolgreichen Romanen Realität mit Fiktion. Im Aufbau Taschenbuch liegen ihre Australien-Saga, die Ostpreußen-Saga, die ersten drei Bände der Seidenstadt-Saga und zahlreiche historische Romane vor. Mehr Informationen zur Autorin unter http://www.ulrikerenk.de. »Mit jeder Seite spannender, überlegt aufgebaut und mit einem Augenmerk fürs Zwischenmenschliche.«

    Meine Meinung:

    Die Meyers haben es geschafft, sie sind auf dem Weg nach Amerika. Dort angekommen lernen sie erst einmal die nicht so schönen Seiten des Lebens zu kennen, aber in Chicago angekommen geht es bergauf. Die Gompetz haben sich um eine Wohnung gekümmert und was die Meyers aus Deutschland retten konnten, ist auch fast alles schon angekommen. Nun heißt es neu anzufangen und sich in der neuen Heimat, die sich noch nicht so anfühlt, einzuleben.


    Ulrike Renk schließt mit diesem Buch die Geschichte um Ruth Meyer und ihre Familie ab. Die Kernfamilie hat es geschafft und muss sich nun in Amerika ein neues Leben aufbauen. Das fällt vor allem Karl schwer, dessen Leben komplett auf den Kopf gestellt wurde. Die Frauen leben sich schneller ein und gerade Ruth und Ilse werden in ihren Umkreisen gut aufgenommen und die jüdische Gemeinschaft in Chicago hält fest zusammen. Trotzdem bleibt immer die Angst im Hinterkopf, die Angst, noch einmal alles zu verlieren und um die Verwandten, die sie in Deutschland zurück lassen mussten. Auch hier wird der Leser nicht im Unklaren gelassen, auch wenn das natürlich ein schmerzhafter Abschied ist.


    Das Buch war für mich sehr rund, ich war sofort wieder in der Geschichte und habe mit den Meyers mitgelitten und habe mich gefreut, dass sich doch vieles zum Besseren gewendet hat. Trotzdem gelingt es Ulrike Renk auch die negativen Seiten des neuen Lebens zu zeigen. Mit dem Eintritt der USA in den Krieg gelten die Deutschen plötzlich als Feinde, auch wenn sie Juden sind und verfolgt wurden. Aber trotz allen Hindernissen gelingt es der Familie sich ein neues Leben aufzubauen und für Ruth findet auch die Liebe einen Weg in ihr Leben.

    Das Buch ist deutlich positiver als die Bücher davor, was einfach daran liegt, dass das Leben hier ein Happy End geboten hat. Es bildet einen schönen Abschluss und gerade der Epilog zeigt, wie sehr sich das Leben der Familie noch zum Guten gewendet hat.


    Für mich war es ein sehr schöner und runder Abschluss der Geschichte und ich danke Ulrike Renk dafür, dass sie die Geschichte der Familie Meyer so ausführlich erzählt hat. Ein Buch hätte hier definitiv nicht gereicht.


    Von mir gibt es daher eine unbedingte Leseempfehlung nicht nur für dieses Buch, sondern für die ganze Reihe. Solche Geschichten müssen erzählt werden, damit sich Geschichte nicht wiederholt!


    9 von 10 Punkte


    ASIN/ISBN: 3746636981

  • Der vierte Band um das Leben der Familie Meyer führt uns nach Amerika, nach Chicago.

    Im Jahr 1940 kommt sie nach einer aufregenden Reise dort an.

    Liebe Freunde haben für eine Wohnung gesorgt und so ist der Neuanfang doch nicht ganz so schwer.

    Jeder aus der Familie sucht nach seinem Platz in dieser neuen Welt, diesem neuen Leben.

    Der Zusammenhalt in der Familie ist trotz mancher Ereignisse weiterhin groß.

    Das Augenmerk liegt auch in diesem abschließenden Band auf Ruth und ihrer Entwicklung.

    Sie ist eine sehr vernünftige und denkende junge Frau - und lässt sich auch von dem einen oder anderen Schicksalsschlag nicht aus der Bahn werfen. Immer wieder siegt ihr Optimismus und ihre Bereitschaft, Probleme anzugehen und zu lösen.

    Gegen Ende des Buches gibt es einen sehr emotionalen Rückblick zu den verbliebenen Familienmitgliedern und Freunden in Deutschland.

    Ulrike Renk hat mit der Seidenstadt-Saga, die auf wahren Personen und Ereignissen beruht, eine Reihe geschafften, die es sich zu lesen unbedingt lohnt.

    Ich wurde wieder richtig gut unterhalten und vergebe 9 von 10 Punkten.

  • Über die Autorin (Amazon)

    Ulrike Renk, geboren 1967 in Detmold, zog ein paar Jahre später mit Eltern und Bruder nach Dortmund, wo sie auch die Schule besuchte. Studienaufenthalt in den USA, Studium der Anglistik, Literaturwissenschaften und Soziologie an der RWTH Aachen. Sie ist Mutter von vier Kindern. Heute lebt sie mit ihrem Mann, dem jüngsten Sohn, zwei Alaskan Malamute, drei ordinären Hauskatzen und zwei indischen Laufenten, in Krefeld am Niederrhein und arbeitet als freie Autorin.

    2005 erschien ihr erster Krimi "Seidenstadt Leichen" bei einem kleinen lokalen Verlag und hatte einen überraschenden Erfolg. Fünf weitere Krimis um Hauptkommissar Jürgen Fischer aus Krefeld folgten. Die ersten Bänden werden 2017 erneut als Printausgabe im Gmeiner Verlag erscheinen.


    Zudem schreibt Ulrike Renk Sachbücher, Memoirs und Biographien.

    Sie kocht leidenschaftlich gerne, stricken kann sie nicht.




    Produktinformation (Amazon)

    Dateigröße : 1853 KB

    Text-to-Speech (Vorlesemodus) : Nicht aktiviert

    Word Wise : Nicht aktiviert

    Seitenzahl der Print-Ausgabe : 567 Seiten

    Verbesserter Schriftsatz : Aktiviert

    X-Ray : Aktiviert

    Screenreader : Unterstützt

    Herausgeber : Aufbau Digital; 1. Auflage (18. August 2020)

    Sprache: : Deutsch

    ASIN : B07XD5V2H7


    Ein tolles Finale

    Es ist August 1940. Ruth Meyer hat es endlich geschafft, mit ihren Eltern und Schwester Ilse nach Amerika zu auszureisen. Ob man sie als Juden in der Fremde willkommen heißen wird? Zunächst sieht es nicht so gut aus, denn Ruths Vater fällt auf einen Betrüger herein. Sie wollen nach Chicago, denn dort wohnen inzwischen Freund von ihnen. Ruth versucht sich einzurichten doch sie brauchen auch eine Arbeit. Und immer muss sie an die in Deutschland Zurückgebliebenen denken. Doch dann hat sie bald andere sorgen, denn ein junger Mann macht ihr den Hof. Doch leider ist er Soldat und muss in den Krieg ziehen.


    Meine Meinung

    Auch bei diesem vierten Band betone ich, dass er zum einem großen Teil auf Wahrheit beruht. Natürlich ist auch Fiktion dabei, das geht gar nicht anders, wenn der Protagonist das Buch nicht selbst schreibt bzw. geschrieben hat. Ulrike Renk kann sich auf die Tagebücher der Protagonistin Ruth Meyer berufen. Ich war auch hier wieder sehr schnell in der Geschichte drinnen und konnte mich gut in die Protagonistin hineinversetzen. Zwar habe ich in dieser Zeit noch nicht gelebt, weiß also nicht, wie es ist, wenn Bomben fallen, wie es ist, wenn um einen herum Krieg ist und man mittendrin. Aber trotzdem kann ich es mir doch ein bisschen vorstellen. Dass Ruth froh ist, endlich in Amerika angekommen zu sein, kann ich sehr gut verstehen. Leider ist Ruths Vater auf diesen Betrüger hereingefallen, inwiefern, das soll der geneigte Leser selbst lesen. Das Buch war spannend vom Anfang bis zum Ende, auch wenn es zeitweise nur um Alltagsdinge ging. Doch auch das ist wichtig um den Weitergang der Geschichte zu verstehen. Ruth fand Freundinnen, eine besonders. Und sie fand den Mann fürs Leben, wie der Klappentext schon sagt. Das Buch war durch den angenehm unkomplizierten Schreibstil der Autorin auch leicht und flüssig zu lesen. Es gab keinerelei Unklarheiten im Text. Ganz am Anfang konnte ich das Buch noch einmal zur Seite legen, aber plötzlich wurde es so fesselnd, dass ich den ‚Rest‘ in einem Rutsch gelesen habe, ich wollte wissen, wie es ausgeht. Am Ende gab es einen Epilog, was ich sehr befürworte. Denn ein Ende, ohne zu wissen, was letztendlich noch passiert ist, das mag ich gar nicht. Und hier erfahren wir ja sogar die Wahrheit, wenn auch in Ulrike Renks Worten. Mir hat dieses Buch super gefallen, es hat mich wahrlich in seinen Bann gezogen, ich habe es mit Begeisterung gelesen und es hat mich supergut unterhalten. Daher empfehle ich es jedem weiter, vor allem noch denjenigen, die noch nicht so viel über den zweiten Weltkrieg gelesen haben. Aber auch die, die denken, hier schon alles zu wissen, werden mit dieser überwiegend wahren Geschichte überrascht werden. Denn es ist die wahre Geschichte von Ruth Meyer aus Krefeld in Deutschland, ausgeschmückt mit etwas Fiktion. Ich bedanke mich bei der Autorin für dieses Buch und vergebe dafür die volle Bewertungszahl..


    ASIN/ISBN: B07XD5V2H7

  • Ruth und ihre Familie können England Anfang der 1940er Jahre endlich verlassen und hoffen auf ein friedliches Leben, ohne Verfolgung durch die Nazis in den USA. Doch wird ihr Leben dort wirklich so, wie sie es sich erhofft haben?


    Der vierte und letzte Band der Geschichte rund um die jüdische Familie Meyer erzählt die letzte Etappe. Schon die Überfahrt von England nach Amerika bringt einige Tücken mit sich und auch so muss die Familie Meyer noch ein wenig kämpfen, bis sie wirklich ankommen können. Nach dem doch recht tristen dritten Teil merkt man aber deutlich, wie es hier wieder fröhlicher wird. Auch wenn es nicht mehr die unbeschwerte Fröhlichkeit des ersten Teils ist und Ulrike Renk auch nicht die zurückgebliebene Familie in Deutschland vergisst und ihr im Laufe der Geschichte auch noch ein Kapitel widmet.


    Das Besondere an dieser Reihe ist und bleibt der Wahrheitskern, der mehr als nur ein Kern ist. Auch wenn Ulrike Renk sich einiges ausgedacht hat, so ist der Großteil keine Geschichte sondern Realität gewesen.



    Der vierte Band liest sich gut weg und ist unterhaltsam aber recht wenig spannend. Ich habe schon nach dem Lesen des dritten Bandes gedacht, dass man eventuell Band 3 + 4 etwas hätte straffen und zusammenlegen können. Dieser Meinung bin ich immer noch. Auch wenn ich verstehen kann, dass es verlockend ist, so viel wie möglich erzählen zu wollen, haben diese beiden Bänden ihre Längen, die nicht nötig gewesen wären.

    Dennoch würde ich die Reihe jedem empfehlen, der sich für die Thematik interessiert!

  • Ulrike Renk: Träume aus Samt. Das Schicksal einer Familie, Seidenstadt-Saga Band 4, Berlin 2020, Aufbau Verlag, ISBN 978-3-7466-3698-6, Softcover, 575 Seiten, Format: 13,6 x 4,3 x 21 cm, Buch: EUR 12,99 (D), EUR 13,40 (A), Kindle: EUR 9,99, auch als Hörbuch lieferbar.


    August 1940 – Die 19-jährige Krefelder Jüdin Ruth Meyer hat es geschafft: Sie hat nicht nur ihre Eltern und ihre jüngere Schwester Ilse zu sich nach England holen können, sie sind jetzt tatsächlich an Bord der Scythia, die sie von Liverpool in die USA bringen wird! In Chicago warten schon Freunde auf sie – und eine kleine Wohnung. Der Hausrat, den sie haben retten können, wird ihnen aus England nachgeschickt. Das Organisatorische läuft also. Nicht zuletzt deshalb, weil Ruth sich um alles gekümmert hat. Wer hätte es auch sonst tun sollen? Ilse ist erst 15 und die Eltern, Karl und Martha, sind mit Alltagsangelegenheiten ziemlich überfordert. Vielleicht haben sie sich daheim in Krefeld zu sehr auf ihre Bediensteten verlassen und dabei verlernt, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.


    Meyers müssen wieder bei Null anfangen

    Jetzt ist alles weg: das Personal, das Vermögen, das Haus und der gute Name. In den Staaten sind sie niemand und müssen bei Null anfangen. Wie soll das gehen? Der Vater ist über 50, sehbehindert und spricht viel zu schlecht Englisch, als dass er noch einmal in seinem Beruf als Handelsvertreter durchstarten könnte. Mutter Martha ist ein zartes Luxusgeschöpf mit einem Hang zu Oper, Drama und Depressionen. Teenager Ruth ist seit Jahren de facto das Familienoberhaupt.


    Einen Schulabschluss hat Ruth in Deutschland nicht mehr machen dürfen. Den Traum vom Medizinstudium kann sie also knicken. Sie wird Geld verdienen, die Familie über Wasser halten und dafür sorgen müssen, dass wenigstens Ilse die Schule abschließt und studieren kann. Dass sich der Vater im neuen Land schwertun wird, zeigt sich schon daran, dass er gleich zweimal auf Betrüger hereinfällt, noch ehe die Familie überhaupt in Chicago angekommen ist.


    Neue Welt und neue Sorgen

    Doch das erhoffte Gefühl von Erleichterung, jetzt, da sie in Sicherheit sind, will sich bei Ruth nicht einstellen. Zu fremd und ungewohnt ist alles. Werden sie überhaupt Arbeit finden? Gibt’s auch in Amerika Antisemitismus? Werden sie am Ende doppelt angefeindet werden, als Juden und als Deutsche? Und mit Ihrem Englisch aus Essex kommt sie in Chicago auch nicht sehr weit.



    Eddie wirbt um Ruth

    Halt finden Meyers hauptsächlich bei den Mitgliedern der jüdischen Gemeinde. Die nahezu gleichaltrige Rachel Schwartz wird Ruths engste Freundin. Über Rachel lernt Ruth im Frühjahr 1942 den Elektroingenieur Eddie Elcott kennen. Er umwirbt sie, aber sie will zunächst nichts von ihm wissen. Weil er aber ein Freund von Rachels Verlobtem ist, laufen sie sich immer wieder über den Weg, und Ruth stellt bald fest, dass er gar nicht so übel ist. Ein bisschen extrovertiert vielleicht, aber klug, humorvoll und immer ein Gentleman. Warum er nie über seine Familie spricht, wird ihr erst klar, als er ihre kennenlernt: Eddie stammt aus einfachsten, um nicht zu sagen prekären Verhältnissen. Ruth ist längst in ihn verliebt, für sie spielt das keine Rolle, wohl aber für ihn und für ihre Eltern.


    Ruth hat mit ihrer Liebe zu Eddie ein ganz anderes Problem: Er ist Soldat und kann jeden Moment eingezogen werden. Sie weiß, was Krieg bedeutet. Was, wenn er nicht wiederkommt? Einen weiteren Verlust könnte sie nicht ertragen! Nur scheint das niemand zu verstehen. Immer wieder muss Ruth sich für ihre Gefühle, Beweggründe und ihr Handeln rechtfertigen. Den Freunden und Verwandten, die bereits vor dem Krieg in die USA gegangen oder schon dort geboren sind, kommt sie manchmal vor wie eine Frau von einem anderen Stern. Sie können sich nicht ansatzweise vorstellen, was sie erlebt und was sie geprägt hat.


    Ihre Vergangenheit wird Ruth nie wieder los. Wird sie es trotzdem schaffen, die „normale Amerikanerin“ zu werden, die sie so gerne sein möchte?


    Trotz Trauma weitermachen

    Auch ohne die permanente Gefahr für Leib und Leben, wie sie in den ersten drei Bänden für Ruth und ihre Familie bestand, ist dieses Buch mitreißend. Aus dem Kriegs- wird ein Auswandererdrama. Wie schafft man es, mit diesen traumatisierenden Erfahrungen im Gepäck, in der Fremde noch einmal ganz von vorn anzufangen? Die zielstrebige Ruth krempelt die Ärmel hoch und packt die Sache an wie alles im Leben: mit Mut, Energie und Engagement.


    Und jetzt noch ein Kulturschock

    Ich hatte die ganze Zeit über den cleanen Schick aus den amerikanischen Filmen der frühen 50er-Jahre vor Augen und stellte mir vor, wie die Meyers, die ja direkt aus der Hölle kommen, staunend und überwältigt durch diese neue Welt stolpern und wissen, dass sie sich jetzt ganz schnell anpassen müssen, weil der Zug sonst ohne sie abfährt. Zu allem, was sie schon durchgemacht haben, kommt nun auch noch ein Kulturschock. Der aber ist zu verkraften.


    Ein wirklicher Schock für die Leser ist der harte Schnitt zum Leben der Freunde und Angehörigen, die in Krefeld geblieben sind. Deren Schicksal ist so furchtbar, wie es zu erwarten war.


    Eine großartige Frau

    Über Ruth, ihre Familie und ihr Engagement – dass die schrecklichen Ereignisse der N a z i z e i t nie in Vergessenheit geraten mögen, war ihr Zeit ihres Lebens ein wichtiges Anliegen – hätte es bestimmt noch unendlich viel zu erzählen gegeben. Aber irgendwann ist auch die packendste und berührendste Buchreihe zu Ende. Ich unterschreibe auf jeden Fall das, was auf Innenseite des Buchcovers steht: „Ruth war eine großartige Frau, mutig und liebevoll“. Dies ist ihre Geschichte.


    Die Autorin

    Ulrike Renk, Jahrgang 1967, studierte Literatur und Medienwissenschaften und lebt mit ihrer Familie in Krefeld. Familiengeschichten haben sie schon immer fasziniert, und so verwebt sie in ihren erfolgreichen Romanen Realität mit Fiktion.


    ASIN/ISBN: 3746636981

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

  • Als die Lage in Deutschland für die jüdischen Familien immer schlimmer wurde, haben die Meyers so darauf gehofft, dass sie nach Amerika reisen dürfen. Aber Karl hatte zu lange gezögert und dann hing alles von Ruth ab. Nach einem kurzen Aufenthalt in England, sind die Meyers nun auf dem Weg nach Amerika. Die Hoffnung, dass sie dort zur Ruhe kommen können, war groß, doch schon bald stellt sich Ernüchterung ein. Auf der Überfahrt hat sich Karl übers Ohr hauen lassen und es ist auch nicht leicht, in Chicago Fuß zu fassen, obwohl die Freunde der Meyers alles vorbereitet haben. Aber Ruth und Karl finden sehr schnell eine Arbeit, trotzdem müssen sie den Gürtel enger schnallen. Außerdem machen sie sich Sorgen um die Zurückgebliebenen in Deutschland. Zudem kommt auch in Amerika der Krieg wieder näher. Ruth lernt Eddie kennen, der Soldat ist und schon bald eingezogen wird. Werden Ruth und Eddie eine gemeinsame Zukunft haben?

    Seit dem ersten Band habe ich die Familie Meyer begleitet und sie sind mir ans Herz gewachsen. Ich habe mich mit ihnen gesorgt und mit ihnen gehofft. Besonders nahe geht einem diese Geschichte, da sie auf Tatsachen beruht. Im Nachwort erfahren wir, was Realität und was Fiktion ist. Der Epilog verrät zudem, wie es mit den verschiedenen Personen weitergegangen ist. Auch dieses Mal wurde ich wieder von der Geschichte gefesselt.

    Ruth hat so viele Ängste, aber immer wieder muss sie Stärke zeigen, weil ihre Familie so viele Hoffnungen in sie setzt. Ich hätte ihr gewünscht, dass sie ihren Schulabschluss machen kann und ein etwas unbeschwertes Leben in Amerika hat. Doch sie muss Geld verdienen, damit die Familie ihren Lebensunterhalt bestreiten kann, denn Karls Verdienst reicht nicht. Karl trifft zwar viele Entscheidungen, aber er ist kein starker Mann und das belastet ihn. Martha dagegen macht eine unerwartete Entwicklung durch. Von ihrer Depression ist nichts mehr zu spüren. Als Ruth Eddie trifft, ist sie gar nicht so von ihm begeistert. Doch Eddie lässt sich nicht abschütteln. Er kann ganz schön penetrant sein, da bekommen auch Karl und Martha zu spüren. Aber das ist gut, denn Ruth und Eddie sind wohl füreinander bestimmt.

    In Deutschland kümmert sich Aretz weiter um die zurückgebliebenen Familienmitglieder, obwohl es wirklich gefährlich für ihn werden könnte. Er und seine Familie sind wirklich liebe mitfühlende Menschen.

    Dieser Roman um die Familie Meyer ist spannend und sehr emotional. Man kann gar nicht anders, als mitzufühlen bei all dem Schrecklichen, dass der Familie widerfahren ist. Leider müssen wir heute miterleben, dass die Menschen aus der Vergangenheit nichts gelernt haben, denn es gibt einiges, dass ich zurzeit sehr erschreckend finde.

    Nicht nur für dieses Buch, sondern für die komplette Reihe kann ich nur meine absolute Leseempfehlung aussprechen.


    10/10

  • Selbst als erkennbar wurde, das sich die Situation für Juden in Deutschland immer mehr verschlimmerte, haben die Meyers gezögert, sich intensiver um die Ausreise in die USA zu kümmern. Als es dann endlich „Klick“ gemacht hatte, wurde Karl bereits inhaftiert. Das Ruth nach England ausreisen konnte und von dort alles unternehmen musste, um die Familie zu retten, war ein wahrer Kraftakt. Die doch relativ kurze Zeit in England hat, meiner persönlichen Meinung nach, immer noch nicht dazu beigetragen, die Sichtweise auf die Realität zu verändern. Das auf der Überfahrt bzw. kurz vor der Landung in den USA Karl über den Tisch gezogen wurde, war fast zu erwarten. Die Erwartungshaltung die Karl und auf alle Fälle Martha von USA speziell Chicago haben, zeigt immer noch, das sie nicht so ganz in der Realität angekommen sind. Sie versuchen zwar, sich anzupassen bzw. einzuleben, aber trotzdem sind noch Fallstricke zu überwinden. Ruth und Karl finden zwar schnell Arbeit, aber es scheint so, als würde sie das nicht befriedigen weil, ja weil Karl nicht so viel Geld verdient wie bisher und sie auf das Gehalt von Ruth angewiesen sind.


    Für die Familie scheint es nicht leicht zu sein, das Ruth erwachsen wird und einen Soldaten kennen lernt, den sie liebt und heiraten will.


    Ich habe jetzt alle Bände dieser Familiengeschichte gelesen, mir immer wieder ins Gedächtnis gerufen, das es sich um eine wahre Geschichte handelt und an einigen Stellen doch dicke Tränen in den Augen gehabt.


    Das der ehemalige Chauffeur und Familienfreund Aretz sich in Deutschland um das „Zurückgelassene“ kümmert, kann man ihm gar nicht hoch genug anrechnen, er begibt sich selbst damit in Gefahr. Schade ist trotzdem, das dieser Teil der Familie sich nicht entscheiden konnte/wollte, ebenfalls auszureisen. Den Menschen, die in die div. KZ’s verbracht wurden, wurde großes Leid angetan.


    Ich habe die ersten beiden Bücher an eine Freundin verliehen, die in ihrer Familie wohl (sie spricht nicht darüber) ebenfalls KZ Häftlinge hatte. Sie sagte nur ganz kurz, ds sie immer wieder größere Pausen einlegen müsse, um das ganze zu verarbeiten und entsprechend zu realisieren.


    Ich gebe dieser Familiengeschichte ein 10 von 10 möglichen Punkten.

  • Der vierte Band der Geschichte der Familie Meyer konnte mich rundum überzeugen.


    Endlich sind Ruth und ihre Familie in Amerika und auch wenn es Startschwierigkeiten gab, gab es ebenso Menschen, die den Meyers helfen wollten und ihnen zur Seite standen. So schafft Ruth es, in einer Näherei eine Arbeit zu finden, die zwar hart ist, jedoch erheblich zum Familieneinkommen beiträgt und auch ihr Vater, der kaum etwas sieht, kann als Vertreter arbeiten und ist dabei erfolgreich.


    Doch ganz ohne Probleme geht es nicht, denn die Sprachbarrieren und die Einschränkungen, die gerade der Vater der Familie auferlegt, wollen überwunden werden. Ihn hätte ich so manches Mal schütteln mögen mit seiner antiquierten Einstellung. Ruths Mutter dagegen blüht auf und hat ihre Depressionen überwunden und wird schließlich verständiger und pragmatischer.


    Mich hat besonders das Verhältnis zwischen Ruth und ihrer kleinen Schwester Irene gefreut, denn die jüngere wird erwachsen und zeigt das auch. Die Gespräche, die die beiden führen, haben mich sehr berührt, denn nun kann Ruth auch mal schwach sein und zugeben, dass ihr die Situation zu schaffen macht.


    Schön fand ich die Schilderungen des Lebens in Amerika, welche Vergnügungen es gab und wie hart es war, durchzukommen, selbst mit Job. Doch durch die Freundschaften wurde vieles einfacher.


    Als wir einen kurzen Einblick in das Leben in Deutschland bekamen, was immer härter für die jüdischen Verwandten wurde, hatte ich wieder Tränen in den Augen. Unfassbar, was geschehen ist.

    Allerdings ist der vierte Teil überwiegend positiver als die Vorgänger, was einfach am Geschehen liegt, dass Ruth und ihre Familie auswandern konnten.


    Sehr passend als Abschluß fand ich das letzte Kapitel, denn so hat die Geschichte eine Abrundung erhalten, die auch für den Leser zufriedenstellend, wenn nicht gar beglückend war.


    Von mir volle Punktzahl und Leseempfehlung.

  • Die Faszination der Vorgänger fehlt


    Buchmeinung zu Ulrike Renk – Träume aus Samt


    „Träume aus Samt“ ist ein Roman von Ulrike Renk, der 2020 im Aufbau Verlag erschienen ist. Dies ist der vierte Teil der Seidenstadt-Saga.


    Zum Autor:

    Ulrike Renk, Jahrgang 1967, studierte Literatur und Medienwissenschaften und lebt mit ihrer Familie in Krefeld. Familiengeschichten haben sie schon immer fasziniert, und so verwebt sie in ihren erfolgreichen Romanen Realität mit Fiktion.


    Klappentext:

    August, 1940. Amerika soll für Ruth Meyer und ihre Familie das Land der Freiheit werden. Endlich haben sie es geschafft, aus Europa zu fliehen. Doch wird man sie als deutsche Juden in der Fremde willkommen heißen? Die Zeichen stehen zunächst nicht zum Besten. Kaum am Hafen angekommen fällt Ruths Vater auf Betrüger herein. In Chicago, der vorerst letzten Station ihrer Odyssee, versucht Ruth sich einzurichten und Arbeit zu finden. Immer sind ihre Gedanken bei ihren Verwandten, die in Deutschland zurückbleiben mussten. Bald aber hat sie noch andere Sorgen. Ein junger Mann wirbt um sie – leider ist er Soldat und muss in die Hölle des Krieges, der sie gerade entkommen ist.


    Meine Meinung:

    Die Fortsetzung der Geschichte um die jüdische Familie Meyer spielt fast ausschließlich in den USA. Ereignisse in Krefeld werden nur kurz gestreift. Vielleicht ist das der Grund, warum mir dieser Teil weniger gut wie die Vorgänger gefallen hat. Weitgehend wird die Geschichte aus der Sicht Ruth Meyers erzählt. Sie ist der direkten Bedrohung entkommen und leben sich nun in ihrer neuen Heimat ein. Es wird deutlich, dass sie in Chicago auf niedrigem Niveau durchstarten müssen. Ruth gelingt dies besser als ihren Eltern, die Sicherheit und Anerkennung bei jüdischen Familien finden, die bereits einige Zeit vorher in der neuen Welt angekommen sind. Gerade von Ruth und ihrer Schwestern werden Opfer für die Familie eingefordert. Ruth bewegt sich anfänglich auch in fremden Kulturen, empfindet diese aber als oberflächlich. Dann lernt sie ihren zukünftigen Mann kennen, der als Soldat unterwegs ist. Die Beziehung entwickelt sich sehr zögerlich und zieht sich lange als treibende Kraft durch das Buch. So sehr ich der gebeutelten Ruth diese Liebe gegönnt habe, so sehr ändert diese aber auch den Fokus der Handlung und dies hat mir nicht gefallen. Der Schreibstil passt sich auch in diese Richtung an. War Ruth bisher die treibende Kraft der Familie und hat dafür ohne Kompromisse gekämpft, so wird sie nun zur Getriebenen der Familieninteressen. Auch in Ruths Auftreten und Aussagen wird dies deutlich. Das hat mir weniger gefallen, weil Ruths unbedingter Wille verloren gegangen scheint. So wird aus einer kraftvollen Erzählung eine eher biedere Liebesgeschichte.


    Fazit:

    Die Faszination der ersten Teile hat sich bei mir nicht mehr eingestellt und deshalb bewerte ich das Buch mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten).

    :lesend James Lee Burke - Die Tote im Eisblock

    hörend: Hanna von Feilitzsch - Bittersüße Mandeln

  • Ich hatte eine waschechte Leseflaute! Wie kann das nach diesem grandiosen Lesejahr 2020 sein? Mir helfen dann immer Bücher meiner Lieblingsautoren. Da ich die ersten drei Teile der großen Seidenstadt-Saga bereits verschlungen habe, habe ich es einfach versucht und hatte Erfolg. Ich habe die fast 600 Seiten in zwei Tagen gelesen.


    Es ist 1940 und Ruth und ihre Familie sind unterwegs in die USA um dort ein neues Leben anzufangen. In Deutschland wurden sie von den Nazis vertrieben und konnten nur so gerade eben entkommen. In England kam der Krieg ihnen viel zu nahe, so dass sie wieder flüchten mussten, diesmal in die USA. Aber auch hier greift der Krieg um sich. Ihr Leben in Chicago ist zudem völlig anders als sie es ich vorher ausgemalt hatten.


    Bei jeder Reihe, die ich von Ulrike Renk beginne, denke ich vorher: „Ja, das ist wieder eine Familiengeschichte, was kann daran so spannend sein?“ Drei Seiten weiter komme ich nicht mehr vom Buch weg bis mir die Augen zufallen oder ich irgendwelchen lästigen Verpflichtungen nachkommen muss. Ich weiß nicht, wie sie es macht, aber ihr Schreibstil fesselt mich einfach. Die Bücher fühlen sich an, als wäre die Autorin persönlich bei allen Ereignissen dabei gewesen, was wohl daran liegt, dass sie von der Familie Tagebucheinträge, Briefe und andere Dokumente aus dieser Zeit bekommen hat und daraus diese wundervollen und trotz der oft sehr traurigen Themen sehr heimelige Romane strickt. Es sind die Figuren, von der die Bücher ausschließlich leben und die mich emotional total ansprechen. Sie und ihre Geschichten, die nicht immer angenehm zu lesen sind.


    Viele Themen haben mich speziell in dieser Reihe sehr berührt. Die Judenverfolgung, die Deportierungen und die Angst, in der diese armen Menschen leben mussten, ließen mich nach der Lektüre auch Tage später nicht mehr los. Genauso wie die Ängste, die durch den Krieg geblieben sind und jeden einzelnen der handelnden Personen auf die ein oder andere Art prägen. Es ist aber nicht alles traurig und hoffnungslos, denn es gibt hier auch eine sehr berührende Liebesgeschichte, die mein Herz hat schmelzen lassen.


    Jedem, der noch kein Buch von Ulrike Renk gelesen hat, empfehle ich natürlich „Die große Seidenstadt-Saga“, „Die Ostpreußen-Saga“ und auch „Die Australien-Saga“. Alle drei Reihen beruhen auf wahren Begebenheiten und haben mein Herz gewonnen, so dass ich sie uneingeschränkt empfehlen kann. Ich kaufe mittlerweile alle ihre Romane ohne auf den Klappentext zu achten.