Die Pest von Albert Camus

  • Batcat

    Klingt leider nicht nach nostalgischen Erinnerungen, die Du mit uns auffrischen möchtest. Wobei ich sicher bin, dass die Schule bzw. einige Lehrer dort einem gute Bücher auch verleiden können.

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")

  • Ein wenig Spannung kommt auf als der eine seine Flucht aus der Stadt mit zwielichtigen Gestalten plant. Bist Du schon so weit?

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Virginia Woolf: Orlando

  • Ganz sicher sogar.


    Ich gestehe, ich habe immer noch nicht weiter gelesen. Ich finde es sprachlich nicht schwierig, aber eben furchtbar dröge.

    Mal sehen, wann ich mich zum Weiterlesen aufraffen kann.

    Bei mir fehlt es momentan an der Zeit und Konzentration, weil auf der Arbeit einfach viel zu viel los ist und ich die Abende und Wochenenden mit anderen Dingen verbracht habe, die teilweise leider immer noch mit der Post unterwegs sind. Hoffentlich wird es ab diesem Wochenende etwas ruhiger.

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")

  • So, hier also meine ersten Eindrücke nach Beendigung des Buches. Schwierig, irgendwas zu sagen, aber vielleicht fällt mir ja an der Arbeit noch etwas tiefgreifendes ein.

    Wie gesagt, sprachlich war ich von der französischen Fassung nicht überfordert. Und komischerweise fand ich es auch nicht unbedingt dröge. Aber doch sehr niederschmetternd. Gerade die letzten Kapitel. Gerade, als alle dachten, die Pest sei überstanden, werden uns noch zwei Hauptakteure genommen. Und Madame Rieux überlebt ihre Krankheit (Krebs?) auch nicht. Das hat mich für den Docteur doch traurig gestimmt. Der arme Kerl hat bis zur Erschöpfung gekämpft und ihm wird kein fröhliches Wiedersehen zuteil, so wie es ja vielen anderen beschert wurde. Die philosophischen Ansätze sind da und in einer ruhigen Stunde werde ich vielleicht selbst mal darüber nachdenken.

    Ich kann nicht mal sagen, ob ich das Buch gern gelesen habe, oder nicht. Nur so viel, die letzten ca 150 Seiten waren für mich einfacher und schneller zu bewältigen :wave

  • Ja, das letzte Viertel ließ sich leichter lesen - auch weil ich dann doch wissen wollte, wer die Pandemie übersteht.

    Warum der Arzt so ein Geheimnis daraus macht, dass er der Chronist der Sache ist, hat mich verwundert. Auch dass er nicht sagen will, woran seine Frau leidet, fand ich seltsam. Das hat mich schon am Anfang gestört als er sie zur Kur geschickt hat. Da ist mir auch aufgefallen, dass er ihr keinen Vornamen gönnt. Solange noch nicht klar war, bin ich davon ausgegangen, dass der mysteriöse Chronist den schlichtwegs nicht wusste. Aber als er dann selber sich als Chronist zu erkennen gab, fand ich das ziemlich respektlos. Auch andere Frauen sind nur als Ehefrauen oder Mütter von Männern benannt. Nur diese Jeanne wird persönlich genannt. Aber deren Rolle war doch nicht wichtiger als die anderer Frauen. :gruebel

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Virginia Woolf: Orlando

  • So viel beitragen kann ich jetzt nicht, da ich das Buch mit 15 gelesen habe. Damals fand ich es großartig und habe sogar meine Schulhefte mit Zitaten daraus verziert.


    Allerdings war ich da auch in einer depressiven "Gothic-Phase" :lache Ob mir das Buch heute noch gefallen würde, keine Ahnung.

    Man möchte manchmal Kannibale sein, nicht um den oder jenen aufzufressen, sondern um ihn auszukotzen.


    Johann Nepomuk Nestroy
    (1801 - 1862), österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Bühnenautor

  • Schade, mich würde wirklich interessieren was so großartig an dem Buch ist. Es wird ja wohl auch von anerkannten Litetaturkritikern als hervorragend bezeichnet und soll Camus' bestes Stück sein. Wenn das so ist, brauche ich nichts anderes von ihm lesen.

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    :lesend Virginia Woolf: Orlando

  • Ihr habt mir Lust gemacht zu überprüfen, ob es mir heute immer noch so gut gefällt.

    Ich schieb das dazwischen und werde heute Abend damit beginnen.

    Man möchte manchmal Kannibale sein, nicht um den oder jenen aufzufressen, sondern um ihn auszukotzen.


    Johann Nepomuk Nestroy
    (1801 - 1862), österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Bühnenautor

  • Schade, mich würde wirklich interessieren was so großartig an dem Buch ist. Es wird ja wohl auch von anerkannten Litetaturkritikern als hervorragend bezeichnet und soll Camus' bestes Stück sein. Wenn das so ist, brauche ich nichts anderes von ihm lesen.

    Ich würde dir empfehlen, mehr von Camus zu lesen. Er ist wohl der beeindruckenste Existentialist in der europäischen Litertur.


    Gerade auch


    "Der Mythos des Sisyphos: Ein Versuch über das Absurde

    ASIN/ISBN: 3499227657


    und


    "Der Fremde"


    ASIN/ISBN: 3499221896


    Camus verstand sich selbst auch mehr als Chronist denn als Erzähler.


    Und für das Buch

    "Der Fall"


    ASIN/ISBN: 9783499221910


    erhielt er den Literaturnobelpreis.


    Vielleicht versteht man Camus auch besser, wenn man seine autobiogarphisch Aufzeichnungen gelesen hat.


    "Der erste Mensch"


    ASIN/ISBN: 3499132737


    Wo Sartre sich im Ungefähren verlor - da wurde Camus konkret. Camus hatte einen klaren politischen Standpunkt und redete niemand nach dem Mund.


    Und die Bücher von Camus haben auch heute von ihrer Aktualität nichts verloren.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Wie gesagt, was mich vor allem motiviert hat zum Lesen, war die "einfache" Sprache... Also, wenn ich es sogar im Original verstehe, ohne ständig meinen höchst persönlichen französischen Duden auf zwei Beinen :grin zu bemühen... Das will schon was heissen :wave

  • Camus verstand sich selbst auch mehr als Chronist denn als Erzähler.

    Von einem Chronisten erwarte ich exaktere Informationen als in diesem Buch geliefert werden. Hier fehlen Namen, Daten und Zahlen.

    Politisch hätte mich interessiert wie sich in dieser Stadt die französische Besatzungsmacht zu den unterschiedlichen Machtverhältnisse der arabisch und afrikanischen Bevölkerungsgruppen verhält. Und der zweite Weltkrieg, der zu der Zeit überall präsent war, wird überhaupt nicht erwähnt.


    Und was soll dieses Versteckspiel mit dem Arzt, der sich erst ganz am Schluss als Chronist zu erkennen gibt? Das ist doch eher ein erzählerisches Mittel.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Virginia Woolf: Orlando

  • Von einem Chronisten erwarte ich exaktere Informationen als in diesem Buch geliefert werden. Hier fehlen Namen, Daten und Zahlen.

    Politisch hätte mich interessiert wie sich in dieser Stadt die französische Besatzungsmacht zu den unterschiedlichen Machtverhältnisse der arabisch und afrikanischen Bevölkerungsgruppen verhält. Und der zweite Weltkrieg, der zu der Zeit überall präsent war, wird überhaupt nicht erwähnt.


    Und was soll dieses Versteckspiel mit dem Arzt, der sich erst ganz am Schluss als Chronist zu erkennen gibt? Das ist doch eher ein erzählerisches Mittel.

    Um die Person Albert Camus zu begreifen, empfehle ich diese Biographie von Iris Radisch. Camus war sehr vielschichtig und mir schien es so, als sei er immer auf der Suche gewesen. Sartre hat ihn immer sehr abwertend als "algerischen Gassenjungen" bezeichnet, dabei war es doch Sartre der seine Ansichten wie seine Wäsche gewechselt hat.


    Edit: Der Begriff "Chronist" muss gerade im Fall Camus sehr weit gefasst werden. Gerade in diesem Buch "Die Pest" wird doch sehr deutlich wohin Camus geht. Er beschreibt das was für ihn wichtig ist, Zahlen, Daten sind da eben nicht von großem Interesse.


    So, bin dann mal wieder weg.....


    ASIN/ISBN: 3498057898

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Und der zweite Weltkrieg, der zu der Zeit überall präsent war, wird überhaupt nicht erwähnt.

    Der zweite Weltkrieg - Krieg im allgemeinen - ist doch permanent präsent. Pest und Krieg werden im Buch doch sogar ganz ausdrücklich miteinander gleichgesetzt oder verglichen.


    Man kann die Pest also nicht nur lesen als Roman über das Verhalten der Menschen während einer Epidemie, sondern auch während des Krieges, der Besatzung.


    Bin jetzt erst auf Seite 45,kann aber jetzt schon sagen: ja, auch fast 30 Jahre später fesselt es mich und gefällt mir.

    Man möchte manchmal Kannibale sein, nicht um den oder jenen aufzufressen, sondern um ihn auszukotzen.


    Johann Nepomuk Nestroy
    (1801 - 1862), österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Bühnenautor

  • Von einem Chronisten erwarte ich exaktere Informationen als in diesem Buch geliefert werden. Hier fehlen Namen, Daten und Zahlen.

    Politisch hätte mich interessiert wie sich in dieser Stadt die französische Besatzungsmacht zu den unterschiedlichen Machtverhältnisse der arabisch und afrikanischen Bevölkerungsgruppen verhält. Und der zweite Weltkrieg, der zu der Zeit überall präsent war, wird überhaupt nicht erwähnt.


    Und was soll dieses Versteckspiel mit dem Arzt, der sich erst ganz am Schluss als Chronist zu erkennen gibt? Das ist doch eher ein erzählerisches Mittel.

    Nicht so scharf schießen ;).

    Ich stimme mit Voltaire völlig überein, dass Camus ein Chronist seiner Zeit ist. Er berichtet mehr als er erzählt.

    "Die Pest" liefert dafür meines Erachtens nicht den besten Beweis. Deutlicher wird das z.B. in "Der Fremde"; letztlich wird die Lebensleistung Camus' jedoch erst in einer Gesamtbetrachtung seines Werks deutlich.

    Ähnlich wie Voltaire halte ich seine literarischen Arbeiten auch für zugänglicher als die von Sartre.

    Neben den Biografien über Camus kann ich auch seine Reisetagebücher empfehlen.

  • Nun ja :unverstanden vielleicht verstehe ich die französische Denkweise einfach nicht.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Virginia Woolf: Orlando